Der entführte Amor: Fürstenkinder 48 – Adelsroman
Von Regine König
()
Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
»Daß wir diesen Tag noch erleben dürfen!« Zwei alte Mütterchen mit großen Kopftüchtern weinten. »Ein Märchenprinzeßchen heiratet einen Märchenprinzen!« »Eine richtige Märchenhochzeit!« stimmte ein blutjunges Mädchen ein und faltete die Hände, als sich jetzt hoch oben über dem blaugrünen Luganer See das Portal der Kapelle öffnete. Für einen Moment fiel die Sonne auf die wie ein Goldgespinst leuchtenden, schulterlangen Locken der fast noch kindlichen Braut, die den Blick genauso sittsam gesenkt hielt, wie es sich die beiden alten Mütterchen in Erinnerung an die eigene Jugendzeit vorstellten. Dann aber schlugen sich diese Augen groß auf zu dem schlanken dunkelhaarigen Mann an ihrer Seite. Ganz dunkelgrau waren diese Augen, ließen eher an den Norden mit Meer und Klippen denken als an den sich in Duft und Farbe verschwendenden Maitag im Süden. Seltsame und ganz außergewöhnliche Augen! durchfuhr es den hochgewachsenen Mann mit den breiten Schultern und dem festen, ein wenig gedrungenen Nacken, der an Bilder römischer Imperatoren erinnerte. Mario Marchese di Vanelli schaute über die neugierige Menge hinweg, die sich vor der Kapelle Santa Anna, einer Familienkapelle der Grafen Rossi, angesammelt hatte. Jeder wollte das Märchenbrautpaar des Jahres sehen, jeder dieses blondlockige blutjunge Geschöpf neben einem Mann, dessen Schläfen schon ein wenig grau waren, wie man es oft bei südländischen Typen schon in jungen Jahren findet. Mario di Vanelli aber schürzte spöttisch den Mund. Graue Haare, blonde Locken –, eine abgeschmackte Zusammenstellung! Aber diese alten Geschlechter waren arrogant und überheblich. Sie fügten meist Reichtum zu bereits vorhandenem Reichtum. In diesem Fall allerdings war es anders. Die blutjunge Komteß Pia Stampa war Vollwaise, völlig verarmt, bei einem schrulligen Onkel aufgewachsen, der froh sein mochte, das Mündel beizeiten unter die Haube gebracht zu haben. »Eine Liebesheirat!« flüsterte neben Mario di Vanelli jetzt eine junge Frau mit einem Säugling auf dem Arm.
Mehr von Regine König lesen
Fürstenkinder
Ähnlich wie Der entführte Amor
Titel in dieser Serie (100)
Immer bin ich allein: Fürstenkinder 19 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFürstenkinder 1 – Adelsroman: Der kleine Prinz von Degencamp Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Mutti für Alexis: Fürstenkinder 10 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie in einem goldenen Käfig: Fürstenkinder 7 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Kind ohne Lächeln: Fürstenkinder 12 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwei Fürstenkinder brauchen Liebe: Fürstenkinder 4 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Schwesterchen für Andy: Fürstenkinder 28 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Kind von Schloss Friesenholm: Fürstenkinder 14 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin kleiner Prinz kehrt heim: Fürstenkinder 6 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Erbe von Schloss Kreuth: Fürstenkinder 13 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Mutti für Alexis: Fürstenkinder 9 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine liebe Mutti: Fürstenkinder 61 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Stammhalter von Falkenried: Fürstenkinder 11 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFürstenkinder 2 – Adelsroman: Bleib bei uns, zärtliche Jasmine Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Kind sehnt sich nach Liebe: Fürstenkinder 38 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBezaubernde neue Mutti: Fürstenkinder 8 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Liebling von Schloss Hornburg: Fürstenkinder 5 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd sie wird doch meine Mutti: Fürstenkinder 24 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Kinderherz braucht Liebe: Fürstenkinder 22 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerwirrung um den Erben von Trewitz: Fürstenkinder 17 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAndy von Argo: Fürstenkinder 30 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Frau für Onkel Thomas: Fürstenkinder 34 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Spatzennest von Schloss Goldenes: Fürstenkinder 36 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFürstenkinder 3 – Adelsroman: Das trotzige Prinzesschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer hat dich lieb, Martina?: Fürstenkinder 15 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinsames Kind im Grafenschloss: Fürstenkinder 21 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerlass uns nicht, geliebte Mutti!: Fürstenkinder 23 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Erzieherin von Schloß Tyllmond: Fürstenkinder 42 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeliebtes Glückskind Florian: Fürstenkinder 20 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Schlossherr von Benrath-Wehr: Fürstenkinder 26 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Traumhochzeit am Mittelmeer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPater-Brown-Geschichten: Krimis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Paradies der Diebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Paradies der Diebe (German) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Spielmann: Roman aus der Gegenwart Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Spielmann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Mann: Zwischen den Rassen: Entwicklungsroman einer jungen Deutsch-Brasilianerin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Liebe des Ulanen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen den Rassen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Rote Lilie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJockele und seine Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPater Brown - Das Paradies der Diebe: nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlanz und Elend der Kurtisanen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJanowitz: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSandburgen & Luftschlösser - Teil 2: Lustige Tragödie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHinter dem Schleier: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPaul Heyses Meisternovellen und Autobiographisches: L'Arrabbiata, Andrea Delfin, Die Einsamen, Der letzte Zentaur, Jugenderinnerungen und Bekenntnisse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlasscherbeninsel: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Offenbarung des Frühlings: Eine Chronik der Katzenmenschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Vermächtnis des Esslinger Mädchens: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlutworschtblues: 22 Krimis und Rezepte aus der Pfalz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaria Schnee: Historischer Kriminalroman – Die Geschichte eines Rätsels Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlanz und Untergang der Familie Napoleons Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeihnachtsball mit dem Duke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeliebtes Glückskind Florian: Fürstenkinder 20 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönigin Donau und ihre Kinder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSymphonie für Jazz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Familie des Wurdalaken: Eine alte Vampirgeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Dem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesspiele auf Schloss Nymphenburg: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Finnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie griechische Überraschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Hot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Nanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 6 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Versprochene Braut des Scheichs: Die Almasi Scheich, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir kommt das Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführt von dem griechischen Tycoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomm zu mir nach Italien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Billionaire's Agreement: Ein Weihnachtliche Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin besonderes Praktikum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Der entführte Amor
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Der entführte Amor - Regine König
Fürstenkinder
– 48 –
Der entführte Amor
Zwei Kinder lenkten seine Liebespfeile
Regine König
»Daß wir diesen Tag noch erleben dürfen!«
Zwei alte Mütterchen mit großen Kopftüchtern weinten.
»Ein Märchenprinzeßchen heiratet einen Märchenprinzen!«
»Eine richtige Märchenhochzeit!« stimmte ein blutjunges Mädchen ein und faltete die Hände, als sich jetzt hoch oben über dem blaugrünen Luganer See das Portal der Kapelle öffnete.
Für einen Moment fiel die Sonne auf die wie ein Goldgespinst leuchtenden, schulterlangen Locken der fast noch kindlichen Braut, die den Blick genauso sittsam gesenkt hielt, wie es sich die beiden alten Mütterchen in Erinnerung an die eigene Jugendzeit vorstellten. Dann aber schlugen sich diese Augen groß auf zu dem schlanken dunkelhaarigen Mann an ihrer Seite.
Ganz dunkelgrau waren diese Augen, ließen eher an den Norden mit Meer und Klippen denken als an den sich in Duft und Farbe verschwendenden Maitag im Süden.
Seltsame und ganz außergewöhnliche Augen! durchfuhr es den hochgewachsenen Mann mit den breiten Schultern und dem festen, ein wenig gedrungenen Nacken, der an Bilder römischer Imperatoren erinnerte.
Mario Marchese di Vanelli schaute über die neugierige Menge hinweg, die sich vor der Kapelle Santa Anna, einer Familienkapelle der Grafen Rossi, angesammelt hatte.
Jeder wollte das Märchenbrautpaar des Jahres sehen, jeder dieses blondlockige blutjunge Geschöpf neben einem Mann, dessen Schläfen schon ein wenig grau waren, wie man es oft bei südländischen Typen schon in jungen Jahren findet.
Mario di Vanelli aber schürzte spöttisch den Mund. Graue Haare, blonde Locken –, eine abgeschmackte Zusammenstellung!
Aber diese alten Geschlechter waren arrogant und überheblich. Sie fügten meist Reichtum zu bereits vorhandenem Reichtum.
In diesem Fall allerdings war es anders.
Die blutjunge Komteß Pia Stampa war Vollwaise, völlig verarmt, bei einem schrulligen Onkel aufgewachsen, der froh sein mochte, das Mündel beizeiten unter die Haube gebracht zu haben.
»Eine Liebesheirat!« flüsterte neben Mario di Vanelli jetzt eine junge Frau mit einem Säugling auf dem Arm. »Daß es so etwas noch gibt! Oh, welche Partien hätte Marchese Rossi machen können! Das hat ja immer in den Illustrierten gestanden.«
Ja, in denen hat gestanden, daß er ein Playboy ist, ein Tagedieb, der sich gern mit ausgezogenen und fragwürdigen Mädchen fotografieren läßt! fügte Vanelli innerlich zu. Und daher rühren auch seine grauen Schläfen.
»Der Marchese aber liebt die kleine Komteß!«
Die junge Frau hatte ausreichend Zuhörer, die sie anstarrten. »Eine arme, aber ach so schöne Komteß!« betonte sie.
Dem Mann war, als überliefe ihn eine Gänsehaut.
Mario di Vanelli kannte sich aus im Gesellschaftsleben der großen Welt.
Er wußte auch Bescheid um diese in der Kapelle geschlossene Ehe.
Ja, der junge Marchese sollte die kleine blondlockige Komteß Pia leidenschaftlich lieben, durchfuhr es den Mann, der jetzt langsam seine Kamera hob. Man munkelte, daß Lorenzo Rossi fraglos für Pia entflammt war, die Heirat aber mehr aus Trotz seiner Mutter gegenüber durchgesetzt hatte.
Ah, jetzt stand sie auch auf der Treppe, die vom Portal der Hauskapelle in das den Abhang hinab wogende bunte Blütenmeer führte: Marchesa Francesca di Rossi, klein, zierlich, aber mit einem energischen Gesicht, aus dem kühn die Nase vorsprang.
Unbesehen glaubte man ihr, daß sie die ganze Familie beherrschte, gewiß jedoch den einzigen Sohn.
In dieser Stunde aber schien das Antlitz der Marchesa wie verschlossen.
»Sie billigt die Heirat nicht!« flüsterte eine Stimme neben Vanelli. »Die kleine Komteß ist ihr nicht recht genug.«
Vanellis Kamera hielt die Gestalt der weißhaarigen Fürstin, die sich jetzt vor das Brautpaar schob, im Bild fest.
Francesca Marchesa Rossi! Sie hätte der Mann in der Familie sein müssen! durchfuhr es Vanelli.
Vielleicht hatte diese Frau nicht einmal so ganz unrecht, wenn sie die Wahl des einzigen Sohnes und Erben nicht billigte; denn diese Märchenprinzessin, deren grazile Gestalt fast zu zart schien, die schwere Schleppe des durch einen goldenen Gürtel gehaltenen Spitzenkleides zu tragen, war gewiß einem Mann wie dem Marchese Lorenzo nicht gewachsen. Playboy in St. Tropez, Playboy auf Hochseejachten, Gefährte flimmernder Filmstarlets…
Ja, das war er, der junge Ehemann dieser kindlichen Märchenprinzessin.
Vanelli stieß einen Ton des Mißbehagens aus. Und dies nicht nur, weil die Masse der Neugierigen sich jetzt nicht mehr zurückhalten ließ, die Treppenstufen völlig zu blockieren, und ihm den Blick versperrte.
Vanelli kannte die Welt, die große wie die kleine. Er kannte Wüsten und Weltmeere, Bergriesen und Dschungel.
Er prüfte langsam seine erhobene Kamera, die ihn seit Jahren überall dorthin begleitete, wo er seine Aktivität einsetzen konnte, die sich nicht damit begnügen mochte, seine unermeßlichen Besitzungen in Italien, der Schweiz und als Erbe einer deutschen Mutter auch in Deutschland zu verwalten. Dafür hatte er tüchtige und zuverlässige Angestellte, vor allem einen Jugendfreund.
»Nun, eines Tages wirst du dich doch mit der Verwaltung beschäftigen!« hatte Graf Edmondo geäußert. »Eine Frau macht es nicht mit, in der Tropenhitze zu schmoren oder sich in die Gefahren des Dschungels zu begeben.«
»Vorab gibt’s sowieso keine Frau!« hatte Vanelli behauptet.
Er liebte es, auf Safari zu gehen, er liebte jegliches Abenteuer, dem man keine Frau aussetzen konnte.
Er war ein Mann, von dem man überall sprach. Gewiß gab es auch ein paar Frauengeschichten. Mehr aber noch erzählte man sich von tollkühnen Bergbesteigungen, von seiner Fahrt mit einem Segelboot über den Ozean.
Archäologen suchten seine Gesellschaft als Fachmann. Keiner verstand sich auf die Elefanten wie er.
Und heute werde ich mir meine Sporen als Pressemitarbeiter verdienen!
Vanelli lachte plötzlich. Seine dunkelbraunen, beinahe schwarzen Augen konnten spöttisch dreinschauen, abweisend, interessiert. Aber sie besaßen auch den Ausdruck jener Großzügigkeit den Dingen des Lebens gegenüber, die sich nur Weltenbummler aneignen können.
»Hallo!« Er bahnte sich jetzt einen Weg durch die Menge. »Platz bitte!«
Er hatte den Auftrag, für ein internationales Herrenmagazin Fotos von dieser Märchenhochzeit des Jahres zu machen. Auf der Redaktion hatte man gelacht.
»Scherz beiseite, Vanelli!« hatte der mit ihm befreundete Redakteur gesagt. »So etwas eignet sich doch nicht für dich. Das ist etwas für Illustrierte. Schön in Farbe alles. Das herzige Bräutchen eingerahmt von duftenden Rosen. Süßer Kitsch.«
»Na und?« hatte Vanelli beinahe etwas gereizt gefragt. »Weshalb soll ich mich nicht auch mal an kitschiger Gesellschaftsreportage versuchen.«
»Hansdampf in allen Gassen!« hatte der Redakteur geknurrt, dem Freund dann aber den Auftrag gegeben, die Märchenhochzeit des Jahres zu fotografieren.
Und jetzt werden mir die Leute von Film und Tagespresse noch die Schau stehlen! dachte der Mann, während er sich kräftig durch die Menge der Neugierigen durchboxte.
Die Konkurrenz hatte fraglos eine bessere Ausgangsstellung gleich in der ersten Reihe. Etlichen war es sogar gelungen, die an sich gesperrten Stufen zum Eingang der Kapelle zu besetzen. Unmittelbar vor dem Brautpaar klickten die Auslöser.
Leute von der Wochenschau hatten sogar das Dach der Kapelle erstiegen, um neue Blickpunkte zu gewinnen.
Natürlich hatten sie vorher die berühmte Kapelle selber ins Bild gebannt. Sie gehörte zu den wenigen Kirchen im Tessin, die nicht katholisch waren, trotz ihrer künstlerischen Barockausgestaltung in einem Rausch aus Weiß und Gold und des berühmten pastellfarbenen Deckengemäldes, das den Himmel darstellte.
Die Rossis gehörten zu den wenigen großen Familien im Tessin, die durch verschiedene Einheiraten zur Reformationszeit sich noch heute zur reformierten Kirche bekannten.
»Hallo!«
Nun erhob sich Mario Vanellis Stimme so laut, daß er alles andere übertönte.
Ohne Widerstand zu finden, schob er sich jetzt an den günstigsten Platz, jenes Stück halb zerbrochener grauer Mauer auf halber Höhe der Eingangstreppen.
Er hob die Kamera, um das kindliche Gesicht der erst 17jährigen jungen Braut einzufangen, als ihre jetzt wieder erhobenen tiefgrauen Augen für die Länge eines Herzschlages den seinen begegneten.
In diesen grauen Augen stand trotz ihrer noch so unerfahrenen Jugend eine ganze Welt. Ja, mehr noch…
Mario Vanellis Hände mit der Kamera sanken herab. Liebe stand in diesen Augen, die große, einmalige Liebe, der ein Mann nur ein einziges Mal im Leben begegnet.
Liebe – zu wem?
Des Mannes Hände zitterten plötzlich. Eine ganz unmögliche Story! dachte er dann, während er sich bereits wieder mit der Kamera beschäftigte.
Armes