Casa Grande - Plantage des Glücks
Von Penny Roberts
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Über dieses E-Book
Als Molly auf der Kaffeeplantage Casa Grande ankommt, erwartet sie eine Überraschung -ein Mann, der zugleich ihr Herz erobert und ihr Misstrauen weckt: Fernando Gomez. Fasziniert von dem feurigen Charme des Kolumbianers, vergisst sie an einem schwülwarmen Sommerabend, alle Bedenken. In sinnlichen Stunden mit Fernando entdeckt sie den Zauber der Liebe. Doch schon am nächsten Tag erwachen neue Zweifel in ihr: Was verschweigt er vor ihr? Als Molly hört, dass Fernando mit der rassigen Maria verlobt sein soll, glaubt sie, sein Geheimnis zu kennen …
Penny Roberts
Hinter Penny Roberts steht eigentlich ein Ehepaar, das eines ganz gewiss gemeinsam hat: die Liebe zum Schreiben. Schon früh hatten beide immer nur Bücher im Kopf, und daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Und auch wenn der Pfad nicht immer ohne Stolpersteine und Hindernisse war – bereut haben beide ihre Entscheidung, das Hobby zum Beruf zu machen, nie. Denn was kann es Schöneres geben, als mit der Kraft der eigenen Fantasie immer wieder neue Geschichten zu erzählen?
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Casa Grande - Plantage des Glücks - Penny Roberts
Penny Roberts
Casa Grande – Plantage des Glücks
IMPRESSUM
ROMANA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2007 by Cora Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1733 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Fotos: Corbis / RJB Photo Library
Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-329-5
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
„Sind wir bald da? Madisons himmelblaue Augen schauten ungeduldig unter langen dunklen Wimpern hervor. „Mir ist furchtbar langweilig!
Sanft strich Molly Riggs der Elfjährigen über das seidig glänzende helle Haar. „Es wird sicher nicht mehr lange dauern, Kleines. Geh und weck deinen Bruder, ja?"
Ein Lächeln huschte über Madisons Lippen, dann lief sie zu Justin, um ihn mit lautem Getöse aus dem Schlaf zu reißen. Trotz der inneren Anspannung, die Molly schon seit Stunden erfüllte, musste sie schmunzeln. Was würde sie dafür geben, die Welt selbst noch einmal auf die einzigartige Weise zu sehen, wie es scheinbar nur Kindern möglich war? Natürlich waren die Geschehnisse der vergangenen Monate auch an Justin und Madison nicht spurlos vorübergegangen, doch sie hatten eine völlig eigene Art, mit ihrem Verlust umzugehen, um die Molly sie beneidete.
Sie dachte an den Anruf, den sie vor nunmehr fast genau einem halben Jahr erhalten hatte. Es war bereits recht spät am Abend, die Zwillinge lagen schon im Bett, als das Telefon klingelte. Mit nüchternen Worten hatte ihr eine fremde Stimme nach dem Abheben mitgeteilt, dass ihre Eltern bei einem Autounfall tödlich verunglückt waren. Dieser Anruf stellte alles völlig auf den Kopf. Gänzlich unvorbereitet war Molly zum Oberhaupt ihrer kleinen Familie geworden, und es lag in ihrer Verantwortung, sich um die Zwillinge zu kümmern.
Mit ihren gerade einmal zweiundzwanzig Jahren hatte sie sich zunächst völlig überfordert gefühlt. Der Tod der Eltern war auch für sie ein furchtbarer Schock gewesen, und sie wusste nicht, wie sie die Kinder und sich allein über die Runden bringen sollte. Doch es gab noch eine weitere Schreckensbotschaft, die auf sie wartete, und diese erreichte sie bei der Testamentseröffnung. Noch immer fiel es ihr schwer, an das zu glauben, was sie dort hatte erfahren müssen. Vielleicht quälte sie auch deshalb der Gedanke so sehr, dass die Entscheidung, die sie aufgrund dieser Nachricht traf, falsch gewesen sein könnte.
Doch jetzt war es längst zu spät, sich anders zu besinnen. Genau genommen war es dafür schon in dem Moment zu spät gewesen, in dem sie mit den Zwillingen in London ins Flugzeug nach Kolumbien gestiegen war. Inzwischen hatten sie den längsten Teil der Reise bereits hinter sich. Nach der Landung auf dem Aeropuerto Internacional El Dorado, dem Flughafen vor den Toren von Santafé de Bogotás, waren sie in ein Privatflugzeug umgestiegen. Die kleine Maschine strahlte, zumindest für Mollys Verhältnisse, puren Luxus aus. Der Boden war mit einem flauschigen, hochflorigen Teppich ausgelegt, und anstelle der üblichen Sitzreihen gab es eine bequeme Sitzgruppe aus weichem, braunem Leder. Auf einem Tisch stand ein Korb mit frischem Obst, daneben eine Karaffe mit Wasser.
Falls dieses Flugzeug Jorge Garcia da Silva gehörte, überlegte Molly, dann waren ihre Sorgen um die Zukunft der Zwillinge vermutlich völlig unnötig. Ein Mann, der nicht nur eine Kaffeeplantage im Herzen Kolumbiens besaß, sondern auch noch eine eigene Privatmaschine sein Eigen nannte, musste nicht nur wohlhabend, sondern richtig reich sein. Und obwohl Molly sich natürlich auch Gedanken darüber machte, wie es mit ihr selbst weitergehen sollte, so war das Wohl der Kinder für sie doch vorrangig.
Nachdenklich schaute sie aus dem Seitenfenster des Flugzeugs auf den Dschungel hinab, den sie gerade überflogen – ein Meer aus Grün, das von einem Band aus glitzerndem Wasser durchzogen wurde. Molly atmete tief durch und machte sich klar, dass nun sämtliche Brücken hinter ihr abgebrochen waren. England war nicht länger ihre Heimat. Sie konnte nicht dorthin zurückkehren, selbst wenn sie es wollte. Schon allein der Kinder wegen.
Der Dschungel unter ihnen wich immer bergigerem Gelände, als sie die ersten Ausläufer der Cordillera Central de los Andes, der mittleren der drei parallel verlaufenden Gebirgsketten der Nordanden, überflogen. Per Lautsprecherdurchsage teilte der Pilot mit, dass sie ihr Ziel in Kürze erreichen würden, und Molly wies die Kinder an, sich wieder auf ihre Plätze zu setzen und sich anzuschnallen.
Dann bereitete sie sich selbst auf die Landung vor.
Sie war noch nicht oft mit einem Flugzeug gereist – und schon gar nicht über solch weite Entfernungen –, doch die wenigen Male hatte sie nicht unbedingt genossen. Molly zog es vor, festen Boden unter den Füßen zu spüren. In diesem Punkt waren sie und ihr Vater sich stets einig gewesen. Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch fliegen kann, hatte er stets zu sagen gepflegt, wenn seine Frau ihn zu einer Fernreise überreden wollte, dann hätte er ihm Flügel gegeben.
Molly schluckte schwer, als ihr klar wurde, dass er niemals wieder etwas Derartiges sagen würde. Matthew Riggs war tot, ebenso wie seine Frau Donna. Molly würde ihre Eltern niemals wiedersehen.
Sanft setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf. Die Zwillinge quietschten vergnügt. Ganz offensichtlich waren die Strapazen der Reise einfach an ihnen vorübergegangen. Für die beiden war das alles ein großes, aufregendes Abenteuer. Molly wünschte fast, sie könnte es ebenso sehen und sich ein wenig entspannen. Aber leider fühlte sie sich, während die Maschine langsam ausrollte, alles andere als gelöst.
Justin und Madison waren schon halb die Gangway hinunter, als Molly den Ausgang erreichte. Mit einem leisen Seufzen trat sie selbst auf die Passagiertreppe hinaus.
Für einen Moment schloss sie die Augen und genoss den kühlen Wind auf ihrem erhitzten Gesicht, dann atmete sie tief durch und ging die schmalen Stufen hinunter. Als sie den Mann erblickte, der am Ende des Rollfelds stand und auf sie wartete, wäre sie beinahe gestolpert.
Er war erstaunlich groß. Über verwaschenen Bluejeans trug er derbe Arbeitsstiefel und ein verblasstes Hemd. Seine Haut war tief gebräunt, das fast schwarze Haar ein wenig zu lang für europäische Maßstäbe. Und dann begegnete sie für den Bruchteil einer Sekunde dem Blick dunkler Augen, die sie voller Misstrauen und mit unverhohlenem Argwohn musterten.
Plötzlich war alles zu viel für sie, und sie wäre am liebsten sofort wieder ins Flugzeug gestürmt, um sich nach Hause bringen zu lassen. Wie sollte sie hierbleiben? Dieser Mann hasste sie! Ein kurzer Blick hatte genügt, um die Wahrheit zu erkennen.
Unsinn, tadelte sie sich selbst. Sie war völlig fremd in diesem Land. Warum sollte ihr irgendjemand ein so intensives Gefühl wie Hass entgegenbringen?
Als die Zwillinge den Mann erreichten, glaubte Molly für einen kurzen Moment, ein Lächeln über sein Gesicht huschen zu sehen. Doch es war längst verschwunden, als er wieder in ihre Richtung blickte.
„Sie müssen Señorita Riggs sein, die Halbschwester der Zwillinge", sagte er auf Englisch mit hartem spanischem Akzent und streckte ihr förmlich die Hand entgegen.
„Schwester, verbesserte Molly ihn hastig. „Die beiden wissen noch nicht …
Er nickte knapp. Sein Händedruck war fest, sein Blick zwingend. „Mein Name ist Fernando Gomez, ich bin Señor da Silvas Schwager und Stellvertreter. Folgen Sie mir", sagte er kühl und deutete in Richtung eines Jeeps, den Molly bisher übersehen hatte. „Vamos. Gehen wir. Ich fahre Sie und die Kinder nach Casa Grande."
Schweigend nahm sie die Zwillinge an den Händen. Die Aura, die diesen Mann umgab, jagte ihr Angst ein, zog sie zugleich aber auf eine gewisse, unerklärliche Art und Weise an. Ihre Knie zitterten leicht, als sie auf den Beifahrersitz des Jeeps kletterte.
Fernando betrachtete Molly verstohlen von der Seite, während er den Motor des Geländewagens anließ. Wider besseres Wissen fühlte er sich von ihr angezogen. Sie war blond, ebenso wie die Zwillinge. In weichen Locken umrahmte ihr Haar das blasse, herzförmige Gesicht. Mit ihrer elfenhaften Gestalt wirkte sie wie ein junges Mädchen, dabei wusste er, dass sie bereits über zwanzig sein musste. Das enge Top und die hochgekrempelte Jeans betonten ihre Jugend noch, ebenso wie die großen grünen Augen.
Lass dich von ihrem zarten Äußeren nicht täuschen, rief Fernando sich zur Ordnung. Molly Riggs war keineswegs die Frau, die sie vorgab zu sein. Das war ihm klar, seit Jorge ihm vor ein paar Wochen ihren Brief gezeigt hatte. Zugegeben, sie verstand es meisterlich, ihr wahres Ich vor der Welt zu verbergen, doch er hatte sie durchschaut.
Ihn würde sie nicht täuschen.
Mit grimmiger Miene lenkte er den Wagen über den steinigen Weg, der nach Casa Grande führte. Er fuhr absichtlich langsam, denn er wollte die Kinder, die ungesichert auf der Ladefläche des Jeeps saßen, nicht gefährden. Doch es fiel ihm schwer. Die Nähe dieser Frau, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, behagte ihm nicht. Er wollte so schnell wie möglich zum Anwesen. Dort konnte er Molly und die Kinder in die Obhut von Conchita entlassen.
„Gehört das alles Señor da Silva?", fragte Molly, als sie die eigentliche Plantage erreichten. Fernando musste zugeben, dass der Anblick beeindruckend war. Die terrassenförmig angelegten Kaffeefelder erstreckten sich so weit das Auge reichte. Trotzdem wollte ihm ihre offenkundige Wissbegierde, was Jorges Besitz anging, nicht gefallen. Warum interessierte sie sich dafür, wenn nicht, um sich bereits vorab einen Überblick über die herrschenden Vermögensverhältnisse zu verschaffen.
„Das alles gehört zu Casa Grande, erwiderte er ausweichend. Er hatte nicht die Absicht, sie genauer darüber aufzuklären. Stattdessen ergriff nun er die Initiative und fragte geradeheraus: „Wie lange gedenken Sie zu bleiben, Señorita Riggs?
Sie musterte ihn verwirrt. „Wie meinen Sie das?"
„Verzeihen Sie, mein Englisch scheint ein wenig eingerostet zu sein. War meine Frage denn so missverständlich? Ich möchte gern von Ihnen wissen, wann Sie planen, nach England zurückzukehren."
Ein Schatten fiel auf Mollys Gesicht. Für einen Moment wirkte sie regelrecht erschrocken. „Ich … Wie kommen Sie darauf, dass … Dann atmete sie tief durch und erwiderte Fernandos Blick ernst. „Ich habe überhaupt nicht vor, in nächster Zukunft irgendwohin zu gehen, Señor Gomez. Mein Platz ist dort, wo die Zwillinge sind.
„Nun, ich nahm an, dass Sie … Die Straße beschrieb eine jähe Kurve, und dahinter kam Casa Grande in Sicht. Er winkte ab. „Lassen wir das für den Augenblick. Wir können uns später darüber unterhalten.
Molly hatte ihm nur halb zugehört. Stattdessen glitt ihr Blick über das riesige Anwesen. Das wuchtige, u-förmige Haupthaus war ganz aus Adobeziegeln gebaut. Es war nicht schön, aber die uralten Mauern strahlten eine gewisse Magie aus, als wäre an ihnen viel Geschichte vorbeigezogen. In der Mitte befand sich ein Innenhof, in dem Blumen und Pflanzen in verschwenderischer Pracht blühten. Leuchtend violette Orchideen wuchsen in großen Blumentöpfen aus Terrakotta neben purpurfarbenen Hibiskussträuchern und Orangenbäumen.
„Schau mal, Molly, rief Madison, die gemeinsam mit ihrem Bruder vom Jeep gesprungen war, kaum dass Fernando angehalten hatte. Sie hielt ihrer Schwester eine leuchtend gelbe, mit roten Sprenkeln versehene Blume hin. „Die habe ich für dich gepflückt. Ist sie nicht schön?
„Das ist lieb von dir, Kleines, aber frag bitte in Zukunft um Erlaubnis, ehe du irgendwo hier auf dem Gelände Blumen pflückst, ja?"
Fernando beugte sich zu Madison hinunter. „Weißt du, was für eine Pflanze das ist?", fragte er lächelnd.
Die Elfjährige schüttelte den Kopf. „Nein, zu Hause in England habe ich so etwas noch nie gesehen."
„Wir nennen sie Pantoffelblume, erklärte er. „Siehst du, wenn du genau hinschaust, dann erkennst du, dass sie ein wenig aussieht wie ein kleiner Schuh.
Bewundernd schaute Madison ihn aus großen Augen an. „Stimmt, du hast recht. Sie lachte. „Das muss ich unbedingt gleich Justin erzählen!
„Sie können wirklich gut mit Kindern umgehen", bemerkte Molly, während Madison zu ihrem Bruder lief.
Fernando zuckte die Achseln. „Das