Ein Granatapfelhaus
Von Oscar Wilde
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Über dieses E-Book
Oscar Wilde
Oscar Wilde (1854–1900) was a Dublin-born poet and playwright who studied at the Portora Royal School, before attending Trinity College and Magdalen College, Oxford. The son of two writers, Wilde grew up in an intellectual environment. As a young man, his poetry appeared in various periodicals including Dublin University Magazine. In 1881, he published his first book Poems, an expansive collection of his earlier works. His only novel, The Picture of Dorian Gray, was released in 1890 followed by the acclaimed plays Lady Windermere’s Fan (1893) and The Importance of Being Earnest (1895).
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Buchvorschau
Ein Granatapfelhaus - Oscar Wilde
Cover
Über den Autor
Über den Autor
Oscar (Fingal O’Flahertie Wills) Wilde (1854 – 1900) wurde als zweiter Sohn des Arztes William R. W. Wilde und der Dichterin Jane Francesca Elgee in Dublin geboren. Er studierte in Oxford klassische Literatur, zog später nach London und gehörte bald zu den stadtbekannten Dandys. 1884 heiratete er Constance Lloyd, mit der er zwei Söhne hatte.
Die Veröffentlichung seines Romans Das Bildnis des Dorian Gray löste 1890/91 einen Skandal aus. Als Dramatiker gelang ihm 1895 der Durchbruch mit Bunbury, aber noch im selben Jahr wurde er wegen seiner Liebesbeziehung zum jungen Lord Alfred Douglas in einen Prozess mit dessen Vater verwickelt, der ihm zum Verhängnis wurde: Sein Besitz wurde zwangsversteigert und Oscar Wilde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Am Tag der Entlassung reiste er unter falschem Namen (Sebastian Melmoth) nach Frankreich und kehrte nie wieder nach Großbritannien zurück.
Er starb am 30. November 1900 an den Folgen einer Mittelohrentzündung.
Zum Buch
Zum Buch
»Ein Granatapfelhaus« ist eine im Jahre 1891 erschienene Märchensammlung Oscar Wildes, der mit seinen romantischen Märchen eine Sammlung schuf, die bis heute zu den beliebtesten und gelungensten ihrer Gattung zählen.
Haupttitel
Oscar Wilde
Ein Granatapfelhaus
Aus dem Englischen übersetzt von
Hedwig Lachmann
Mit einem Nachwort von
Marco Frenschkowski
und Tatjana Frenschkowski
marixverlagImpressum
Inhalt
Über den Autor
Zum Buch
Ein Granatapfelhaus
Der junge König
Der Geburtstag der Infantin
Der Fischer und seine Seele
Das Sternenkind
Nachwort von Marco Frenschkowski und Tatjana Frenschkowski
Anhang
Neuere und grundlegende Literatur zu Oscar Wilde
Kontakt zum Verlag
Ein
Granatapfelhaus
Der junge König
Es war die Nacht vor dem Tag, an dem er gekrönt werden sollte, und der junge König saß allein in seinem schönen Gemach. Seine Höflinge alle hatten mit tiefen Verbeugungen bis zum Fußboden, wie es dem zeremoniösen Brauch der Zeit entsprach, Urlaub von ihm genommen und hatten sich in die große Halle des Palastes zurückgezogen, um ein paar letzte Unterweisungen vom Etikettenmeister zu empfangen; denn es waren etliche unter ihnen, die noch ganz natürliche Manieren hatten, und das ist- ich brauche es kaum zu sagen – bei einem Höfling ein sehr schwerer Verstoß.
Der Knabe – denn er war noch ein Knabe, nicht älter als sechzehn Jahre – war nicht traurig über ihr Fortgehen und hatte sich mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung auf die weichen Kissen seines mit Stickereien gezierten Lagers geworfen. Da lag er nun mit wilden Augen und offenem Mund, wie ein brauner Faun aus den Bergen oder ein junges Tier aus den Wäldern, das von den Jägern vor Kurzem gefangen worden ist.
Und wirklich, Jäger hatten ihn gefunden und waren fast zufällig auf ihn gestoßen, als er, barfüßig und seine Flöte in der Hand, der Herde des armen Ziegenhirten folgte, der ihn aufgezogen und für dessen Sohn er sich immer gehalten hatte. Als Kind der einzigen Tochter des alten Königs aus einer geheimen Ehe mit einem, dessen Stand tief unter ihr war – einem Fremden, sagten einige, der durch den wunderbaren Zauber seines Lautenspiels die Liebe der jungen Prinzessin gewonnen hatte, während andere von einem Künstler aus Rimini sprachen, dem die Prinzessin viel, vielleicht zu viel Ehre erwiesen hatte und der plötzlich sein Werk im Münster unvollendet stehen ließ und aus der Stadt verschwand –, war er, nur eine Woche alt, von der Seite seiner Mutter, während sie schlief, fortgestohlen und einem gemeinen Bauern und seinem Weib in Pflege gegeben worden, die keine eigenen Kinder hatten und in einem entlegenen Teil des Waldes, mehr als einen Tagesritt von der Stadt entfernt, lebten. Kummer oder die Pest, wie der Hofarzt feststellte, oder, wie manche munkelten, ein schnelles italienisches Gift, das ihr in einem Becher Gewürzwein gereicht worden, tötete in der ersten Stunde nach ihrem Erwachen das bleiche Mädchen, das ihn geboren hatte, und als der treue Bote, der das Kind über seinen Sattel gelegt hatte, von seinem müden Gaul stieg und an die rohgezimmerte Tür der Hütte des Ziegenhirten klopfte, da wurde der Leichnam der Prinzessin in ein offenes Grab gelegt, das man auf einem verlassenen Kirchhof hinter den Stadttoren gegraben hatte, und es hieß, dass in diesem Grab noch ein Leichnam lag, der eines jungen Mannes von wundersamer und fremdartiger Schönheit, dessen Hände mit einem Strick auf den Rücken gebunden waren und dessen Brust von vielen roten Wunden durchbohrt war.
Diese Geschichte wenigstens flüsterten die Leute einander zu. Soviel war gewiss, dass der alte König, als er auf seinem Totenbett lag, entweder, weil ihn die Reue über seine große Sünde peinigte, oder nur, weil er wünschte, dass das Königtum bei seiner Linie bliebe, den Knaben hatte holen lassen und ihn in Gegenwart des Großen Rats als seinen Erben anerkannt hatte.
Und es scheint, dass er vom allerersten Augenblick seiner Anerkennung an Zeichen jener seltsamen Leidenschaft für die Schönheit an den Tag gelegt hatte, die auf sein Leben so großen Einfluss üben sollte. Die Männer, die ihn in die Flucht der Gemächer begleiteten, die ausschließlich für seinen Gebrauch bestimmt waren, sprachen oft von dem Schrei der Lust, der sich seinen Lippen entrang, als er das köstliche Gewand und die reichen Kleinodien erblickte, die für ihn zurechtgelegt worden waren, und von dem fast hochmütigen Jubel, mit dem er seine grobe Lederjacke und seinen schlechten Schafpelz zur Seite warf. Er vermisste zwar manchmal die herrliche Freiheit seines Waldlebens und war immer geneigt, auf die langweiligen Hofzeremonien zu schelten, die soviel von seinem Tag wegnahmen; aber der wundervolle Palast – »Joyeuse«, wie man ihn nannte –, als dessen Herrn er sich nun fühlen durfte, schien ihm eine neue Welt zu sein, die zu seinem Entzücken erst geschaffen worden war; und sowie er dem Ratstisch oder dem Audienzsaal entwischen konnte, lief er die große Treppe hinab, mit ihren Löwen aus vergoldeter Bronze und ihren Stufen aus glänzendem Porphyr, und wanderte von Gemach zu Gemach und von Flur zu Flur, gleich einem, der in der Schönheit ein Linderungsmittel gegen das Leid oder eine Art stärkenden Trankes nach schwerem Siechtum suchen will.
Auf diesen Entdeckungsreisen, wie er sie wohl nannte – und wirklich waren es für ihn wahrhafte Wanderungen durch ein Wunderland –, wurde er manchmal von den schlanken, schönlockigen Hofpagen mit ihren fließenden Mänteln und fröhlich flatternden Bändern begleitet; aber öfter war er allein, denn er fühlte in einem sicheren, schnellen Instinkt, der fast eine Eingebung war, dass die Geheimnisse der Kunst am besten in der Stille gelernt werden und dass die Schönheit wie die Weisheit einsame Verehrer begehrt.
Viele seltsame Geschichten wurden in dieser Zeit über ihn berichtet. Man erzählte, ein stattlicher Bürgermeister, der gekommen war, um ihm eine mit vielen Redeblumen geschmückte Adresse im Namen der Bürger der Stadt zu überreichen, hätte ihn zu sehen bekommen, wie er in wahrhafter Anbetung vor einem großen Gemälde kniete, das eben aus Venedig gebracht worden war und das die Verehrung einer Anzahl neuer Götter zu verkünden schien. Bei einer andern Gelegenheit war er etliche Stunden lang vermisst worden und war nach längerem Suchen in einer kleinen Kammer in einem der nördlichen Türme des Palastes entdeckt worden, wie er gleich einem, der in Verzückung ist, auf eine griechische Gemme starrte, in die die Gestalt des Adonis geschnitten war. Man hatte ihn, so ging das Gerücht, gesehen, wie er seine warmen Lippen auf die marmorne Stirne einer antiken Statue gepresst hatte, die bei Gelegenheit des Baues einer steinernen Brücke im Flussbett gefunden worden war und der man den Namen des bithynischen Sklaven Hadrian gegeben hatte. Eine ganze Nacht hatte er dabei verweilt, die Wirkung des Mondscheins auf ein silbernes Bildnis Endymions zu beobachten.
Alle seltenen und kostbaren Stoffe übten ohne Frage großen Zauber auf ihn aus, und in seinem Eifer, sie zu beschaffen, hatte er viele Kaufleute ausgesandt; etliche, um bei dem rauen Fischervolk des Nordmeers Bernstein einzuhandeln, etliche nach Ägypten, um nach dem seltsamen grünen Türkis zu suchen, der nur in den Gräbern der Könige gefunden wird und von dem es heißt, er besitze magische Eigenschaften, etliche nach Persien, um seidene Teppiche und gemalte Töpfereien, und andere nach Indien, um Gaze und geflecktes Elfenbein, Mondsteine und Armreife aus Nephrit, Sandelholz und blaue Emaille und Schals aus reiner Wolle zu holen.
Aber was ihn am meisten beschäftigt hatte, das war das Gewand, das er bei seiner Krönung tragen sollte, das Gewand aus gewobenem Gold und die rubinenbesetzte Krone und das Zepter mit seinen Streifen und Ringen aus Perlen. Wirklich dachte er daran in dieser Nacht, als er auf seinem üppigen Lager hingestreckt lag und auf den großen kienenen Klotz blickte, der in dem offenen Kamin zu Ende brannte. Die Entwürfe, die von den Händen der berühmtesten Künstler jener Zeit stammten, waren ihm schon vor vielen Monaten vorgelegt worden, und er hatte den Befehl erteilt, die Künstler sollten Tag und Nacht arbeiten, um sie auszuführen, und die ganze Welt sollte nach Juwelen durchsucht werden, die köstlich genug für ihr Werk waren. Er sah sich in der Phantasie am Hochaltar des Münsters im schönen Königsgewande stehen, und ein Lächeln spielte um seine Knabenlippen und verweilte darauf und entzündete in schimmerndem Glanze seine waldesdunklen Augen.
Nach einer Weile erhob er sich von seinem Lager und blickte, an den geschnitzten Kaminschirm gelehnt, in dem matt erleuchteten Gemach umher. An den Wänden hingen reiche Tapeten, die den Triumph der Schönheit darstellten. Ein breiter, mit Achat und Lapislazuli ausgelegter Schrank füllte eine Ecke, und dem Fenster gegenüber stand ein seltsam gearbeitetes Kästchen mit lackierten Füllungen aus Goldstaub und Goldmosaik, auf dem einige köstliche Kelche aus venezianischem Glas und ein Pokal aus dunkel geädertem Onyx standen. Bleiche Mohnblumen waren auf die silberne Bettdecke gestickt, als wären sie aus den müden Händen des Schlafgottes gefallen, und starke Pfeiler von geriffeltem Elfenbein trugen den samtenen Baldachin, aus dem große Büsche Straußfedern wie weißer Schaum zu dem matten Silber der mit Gitterwerk gezierten Decke emporragten. Ein lachender Narziss aus grüner Bronze hielt einen blanken Spiegel über seinem Haupt. Auf dem Tisch stand eine flache Schale aus Amethyst.
Draußen konnte er die ungeheure Kuppel des Domes sehen, die wie eine schillernde Blase über die im Schatten liegenden Häuser aufstieg, und die müden Schildwachen, die auf der nebligen Terrasse am Fluss auf und ab schritten. Weit weg, in einem Garten, sang eine Nachtigall. Ein schwacher Duft von Jasmin kam durch das offene Fenster. Er strich seine braunen Locken von der Stirn zurück, nahm eine Laute zur Hand und ließ seine Finger über die Saiten gleiten. Seine schweren Lider sanken, und eine seltsame Sehnsucht kam über ihn. Nie vorher hatte er die Magie und das Geheimnis schöner Dinge so mächtig oder mit so inniger Freude gefühlt.
Als es vom Glockenturm Mitternacht schlug, läutete er, und seine Pagen traten ein und entkleideten ihn mit großem Zeremoniell, sprengten Rosenwasser über seine Hände und streuten Blumen auf sein Kissen. Ein paar Augenblicke nachdem sie das Gemach verlassen hatten, überkam ihn der Schlaf.
Und als er schlief, träumte er einen Traum, und dies war sein Traum.
Ihm war, als stünde er in einer langen, niedrigen Dachkammer, unter dem Schwirren und Klappern vieler Webstühle. Ein kümmerliches Tageslicht drang durch die vergitterten Fenster und zeigte ihm die hageren Gestalten der Weber, die sich über ihre Stühle beugten. Blasse, kränklich aussehende Kinder kauerten auf den riesigen Kreuzbalken. Wenn die Weberschiffchen durch die Kette schlugen, hoben sie die schweren Laden heraus, und wenn die Weberschiffchen anhielten, ließen sie die Laden fallen und drückten die Fäden zusammen. Ihre Gesichter waren schmal