Das Wort eines Gentlemans
Von Lyn Stone
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Miss Clarissa Fortesque hat ein Vermögen geerbt - nun will ihr geldgieriger Vormund sie zur Heirat zwingen. Um der Zwangsehe zu entgehen, fasst Clarissa einen kühnen Plan: Sie bietet dem verarmten Ehrenmann Hugh Richfield 10.000 Pfund an, wenn er sie zum Schein heiratet! Überraschend stimmt der ehrenwerte Gentleman zu, mit ihr durchzubrennen. Auf dem Weg ins schottische Gretna Green kommen die beiden sich näher als gedacht … Doch Clarissas Vormund ist jedes Mittel recht, um die Hochzeit zu verhindern!
Lyn Stone
Lyns Ausflug in die Romanliteratur begann in den 90-ern. Am Valentinstag des Jahres 1996 unterschrieb sie ihren ersten Vertrag mit dem kanadischen Verlag Harlequin. “Blumen, Süßigkeiten, Küsse und auch noch ein Buchverkauf! Es wird nie wieder so einen Tag wie diesen geben!“sagt sie begeistert! Lyn studierte Kunst und arbeitete in Europa, wo sie viele der Schauplätze aufsuchte, die heute in ihren historischen Romanen auftauchen. Zu der Zeit malte sie die historischen Sehenswürdigkeiten, die sie auf ihren Reisen besichtigte, und verkaufte die Gemälde. Zeitweise verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Designerin von Buchcovern, bis sie die Seiten wechselte und nicht mehr die Cover gestaltete, sondern die Romane verfasste, da sie förmlich süchtig nach den Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln war... „Selbst zu schreiben war definitiv eine meiner besten Entscheidungen“, bekennt sie. Heute leben sie und ihr Mann in North Alabama in der Nähe ihrer beiden Kinder und vier Enkel, die einen großen Beitrag zu ihrer Arbeit leisten, indem sie sich z. B. an der Recherche für ihre Romane beteiligen, und außerdem eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für die Personen in ihren Romane sind.
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Das Wort eines Gentlemans - Lyn Stone
IMPRESSUM
Das Wort eines Gentlemans erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2013 by Lynda Stone
Originaltitel: Word of a Gentleman
© Deutsche Erstausgabe 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Charlotte Gatow
Umschlagsmotive: The Killion Group / Hot Damn Designs
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733778392
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
London, September 1815
„Gib auf!, sagte er höhnisch und lachte sie aus. „Oder schrei das ganze Haus zusammen! So oder so gehörst du mir.
Er packte sie bei den Oberarmen. Sein keuchender, nach Zigarren stinkender Atem streifte ihr Gesicht, während sie sich wehrte. „Aber du lässt dir lieber zeigen, wer das Sagen hat, was?", knurrte er.
Clarissa schlug gegen seine breite Brust, wand sich heftig, damit er sie nicht küssen konnte, und biss die Zähne zusammen, um nicht um Hilfe zu rufen. Niemand durfte sie hören. Niemand durfte nach draußen kommen, andernfalls war sie verloren. Und genau das wollte er natürlich.
Verzweifelt trat sie ihm gegen die Schienbeine, erreichte damit aber nur, dass ihr die Zehen wehtaten. Durch den weichen Stoff ihres Rockes hindurch spürte sie, dass er hart war. Instinktiv riss sie das Knie hoch und traf seine empfindlichste Stelle.
Trenton jaulte auf, ließ sie los und krümmte sich, wobei er erbärmlich stöhnte.
Clarissa rannte den schmalen Gehweg entlang und betete, dass sie es ins Haus schaffte, ohne dabei gesehen zu werden.
Mit verrutschter Frisur und unordentlicher Kleidung floh sie durch die geöffneten Türen, die von den kleineren Ballsälen nach draußen führten, und hoffte inständig, dass niemand in ihre Richtung sah. Es war noch früh. Noch waren nicht alle Gäste da, und vielleicht konzentrierten sich die Angekommenen darauf, die anderen am Eingang zu begrüßen. Wie um alles in der Welt war sie nur auf die Idee gekommen, draußen auf der Terrasse auf Richfield zu warten?
Sie erreichte eine kleine Tür, die zur Dienstbotentreppe führte, ging rasch hindurch und wagte es nicht, ihre Schritte zu verlangsamen noch über die Schulter zu blicken. Keuchend und außer Atem rannte sie zum Schlafzimmer, das ihr die Dicksons freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatten, ging hinein und drehte den Schlüssel um.
Lange blieb sie – den Rücken gegen die Tür gelehnt, die Handflächen dagegen gedrückt – dort stehen. Ihre Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg. Aber sie konnte nicht lange bleiben. Sie konnte sich nicht den ganzen Abend verstecken. Man würde sie vermissen.
Clarissa nahm sich rasch zusammen und trat von der Tür weg. Mit zitternden Händen ordnete sie hastig Kleidung und Haar und atmete tief durch, um sich – so gut es eben ging – zu beruhigen. Wenn sie gleich hinunterging und am Fest teilnahm, würde Trenton hoffentlich gegangen sein. Niemand würde von dem Zwischenfall erfahren. Und wenn der Plan funktionierte, den sie sich am Tag zuvor ausgedacht hatte, und die Verbindung mit ihrem niederträchtigen Cousin nicht zustande kam, würde es auch so bleiben.
Es klopfte an der Tür. Verzweifelt sah sich Clarissa nach einem Fluchtweg um. Das Fenster lag zu weit oben, um herausspringen zu können. Zum Nebenzimmer gab es keine Verbindungstür. Sie saß in der Falle. Der Türknopf wurde gedreht und dann wie wild gerüttelt.
„Clarissa Fortesque, öffne sofort die Tür! Warum ist sie verschlossen? Bist du krank?"
Phyllis. Gott sei Dank! Clarissa legte eine Hand auf ihr klopfendes Herz und atmete erleichtert aus. Phyllis Dickson war zwar die beste Freundin auf der ganzen Welt, aber nicht einmal sie durfte wissen, was gerade beinahe passiert war. Beinahe konnte genügen, um den gesamten Plan scheitern zu lassen.
„Einen Augenblick bitte", rief Clarissa ihrer Freundin zu, sah ein letztes Mal in den Spiegel und ging, um die Tür zu öffnen.
„Wo warst du?, wollte Phyllis wissen. „Ich habe dich überall gesucht und konnte dich nirgendwo finden. Genauso wenig habe ich deinen Cousin Trenton irgendwo gesehen. Mutter hätte ihn für heute Abend nicht einladen dürfen. Ich will gar nicht davon reden, wie er dich bei deinem Onkel erschreckt hat. Er ist ein überheblicher Langweiler.
Schlimmer als ein Langweiler, dachte Clarissa. Und ja, er hätte niemals eine Einladung erhalten dürfen. Doch Lady Dickson hatte darauf bestanden, den einzigen Verwandten Clarissas einzuladen, der in der Lage war, am diesem Fest teilzunehmen. Clarissa steckte eine Haarnadel ordentlich fest, zog ihre Handschuhe zurecht und durchwühlte das Durcheinander auf ihrem Ankleidetisch nach ihrem Fächer.
„Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist, Liebes? Du siehst ziemlich blass aus." Während sie durch den oberen Korridor gingen, der zur großen Treppe führte, hakte sich Phyllis bei Clarissa unter.
Clarissa rang sich ein Lächeln ab.
„Mit mir ist alles in Ordnung. Ich bin nur nach oben gegangen, um andere Schuhe anzuziehen. Die blauen sind mir vorne zu eng. Könnten wir meinen flegelhaften Verwandten für einen Moment vergessen und zu den anderen gehen?, fragte sie fröhlich und lächelte Phyllis zu, als sei nichts Ungehöriges geschehen. „Du weißt ja, dass ich mich um wichtige Dinge kümmern muss.
Ihre Knie zitterten so sehr, dass sie sich ausschließlich auf die Treppenstufen konzentrierte und sich sogar mit einer Hand am Geländer festhielt.
„Sag die Wahrheit, Clarissa! Hat dein Cousin heute Abend mit dir gesprochen?, drängte Phyllis. Noch immer lag ein Ausdruck von Besorgnis auf ihrem hübschen Gesicht. „Hat er dir gedroht oder etwas anderes zu dir gesagt? Wir könnten es Vater erzählen.
Clarissa ließ sich mit ihrer Antwort Zeit, während sie sich der Tür zum Ballsaal näherten, in dem sich die Gäste versammelt hatten.
„Das ist nicht nötig. Trenton hat nur darauf gedrängt, ich solle meine Ansicht über seinen Antrag ändern."
„Aber das wirst du nicht, oder?"
Clarissa lachte und warf Phyllis einen schiefen Blick zu.
„Das habe ich mir gedacht. Trotzdem hättest du in Sichtweite bleiben und ihm nicht die Möglichkeit geben sollen, mit dir allein zu sein. Der Himmel weiß, was er sich erlauben könnte!"
„Ist Richfield schon da?", fragte Clarissa und lenkte vom Thema ab, um sich ihrer Freundin am Ende nicht doch anzuvertrauen und um ihren Trost zu bitten.
„Ja. Dort drüben! Er hat Harry und die Jungen dabei. Aber ich wünschte, er wäre nicht gekommen. Du kannst doch nicht ernsthaft daran denken, ihm einen Heiratsantrag zu machen, Clarissa. So etwas Ungeheuerliches zu tun passt nicht zu dir."
„Ich habe beschlossen, lieber der Hammer zu sein als der Nagel."
Oh Gott, und da war er also! Sie hatte ihn seit Jahren nicht gesehen. Ihre Schuld, dachte sie mit einem reuevollen Lächeln, während sie auf ihn zuging.
Er stand auf der anderen Seite des Saals und unterhielt sich mit seinen Freunden, die in ihrer Abendgarderobe einfach blendend aussahen. Allesamt waren sie attraktiv wie die Sünde – und hatten die ein oder andere sicher auch schon begangen.
„Sicher eine gute Idee, aber selbst für dich ein zu wagemutiger Schachzug", erklärte Phyllis mit einem deutlichen Kopfschütteln.
„Ich muss gestehen, dass es mir lieber wäre, keine solch drastischen Maßnahmen ergreifen zu müssen. Aber mir bleibt keine andere Wahl. In dem Augenblick, indem Onkel James den Geist aufgibt, werde ich unter Trentons Vormundschaft gestellt. Das könnte inzwischen jeden Tag geschehen, und ich muss etwas tun, bevor diese Situation eintritt."
Das klang nicht besonders mitfühlend, fiel Clarissa auf, und sie bereute ihre Unverblümtheit schon. Doch sie kannte ihren Onkel nicht besonders gut. Die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens hatte er abgeschieden verbracht. Sie hatte ihn nur zwei Mal getroffen und das auch nur ganz kurz. Sie war ihm dennoch außerordentlich dankbar, dass er die Macht, die er über sie besaß, in den zehn Jahren, in denen sie Waise war, nicht ausgeübt hatte, obwohl sie rechtmäßig unter seiner Aufsicht stand.
Wenn er es gewollt hätte, hätte er ihr Leben so einrichten können, wie es ihm behagte, solange sie zu jung war, um sich dagegen aufzulehnen. Doch er hatte nichts dergleichen getan. Stattdessen hatte er sie weiter zur Schule gehen lassen. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass Onkel James total vergessen hatte, dass sie überhaupt existierte. Gott