Brasilianische Nächte
Von Jennifer Taylor
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Über dieses E-Book
Im exotischen Brasilien beginnt für Gabrielle das Abenteuer ihres Lebens: Nach einer Notlandung muss sie sich zusammen mit dem aufregenden Piloten Doyle durch den Dschungel schlagen. Und wenn er nicht so abweisend wäre, ginge sie mit ihm sogar bis ans Ende der Welt …
Jennifer Taylor
Jennifer Taylor ist Bibliothekarin und nahm nach der Geburt ihres Sohnes eine Halbtagsstelle in einer öffentlichen Bibliothek an, wo sie die Liebesromane von Mills & Boon entdeckte. Bis dato hatte sie noch nie Bücher aus diesem Genre gelesen, wurde aber sofort in ihren Bann gezogen. Je mehr Bücher Sie las, desto mehr wollte Sie selber welche schreiben. So entstand ihr erstes Buch „Bilder einer Liebe“, das prompt im September 1988 veröffentlicht wurde. Daraufhin schrieb sie 20 weitere klassische Liebesromane. Dann entdeckte die Autorin Medical Romances, als sie in der Bücherecke ihres Supermarktes stöberte. Sie war sofort gefesselt von der Mischung aus moderner Medizin und emotionsgeladener Romantik und beschloss selber einen Ärzteroman zu schreiben. 1998 wurde schließlich „War alles Lüge, Dr. Matthew?“ veröffentlicht. Seither hat Jennifer Taylor 40 Medical Romances geschrieben, aber sie verspricht, dass sie noch viele Geschichten im Kopf hat, die nur darauf warten, erzählt zu werden. Jennifer Taylor lebt in einem kleinen Dorf im wunderschönen Nordwesten von England. Ihre Familie ist inzwischen erwachsen und sie und ihr Mann nutzen die Zeit, um Reisen zu unternehmen. Zu Hause verbringen sie Zeit im Garten, gehen mit ihrem Hund „Toby“ spazieren oder genießen es einfach, nach einem netten Essen mit Freunden am Tisch zu sitzen und sich zu unterhalten.
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Buchvorschau
Brasilianische Nächte - Jennifer Taylor
IMPRESSUM
Brasilianische Nächte erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1995 by Jennifer Taylor
Originaltitel: „Jungle Fever"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA
Band 214 - 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: SAS
Umschlagsmotive: PeopleImages / iStock
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733736026
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Die Sonne brannte vom Himmel.
Gabrielle hob die lange kastanienbraune Mähne aus dem Nacken und wischte sich mit einem Spitzentaschentuch die feinen Schweißperlen von der Stirn. Dann zerknüllte sie das Tuch achtlos, stopfte es wieder in die Tasche ihrer eleganten weißen Leinenshorts und sah hinaus über die Lichtung.
Der Mann saß immer noch auf dem verbeulten Ölfass, schon fast seit einer vollen Stunde. Er wirkte völlig gelassen, trotz der Hitze, und auch die feuchten Stellen, die sich auf seinem Kakihemd abzeichneten, änderten nichts an diesem Eindruck. Aus unerfindlichem Grund machte Gabrielle diese absolute Ruhe des Mannes wütend.
Sie erhob sich, lockerte die Seidenbluse, die an ihrer Haut klebte, und schritt energisch die wenigen Meter zu dem Mann hinüber, der mit einem gefährlich aussehenden Buschmesser an einem Stock schnitzte. Sie blieb vor ihm stehen, doch er sah nicht auf – was sie nur noch mehr reizte.
„Wie lange dauert es denn noch?", fragte sie unwirsch.
Erst jetzt sah er sie an, mit diesen seltsamen silbergrauen Augen, die einen starken Kontrast zu der tief sonnengebräunten Haut und dem dunkelbraunen Haar bildeten. Nur kurz und völlig unbeeindruckt von dem Ärger, der auf ihrem Gesicht stand, blickte er auf. „Es dauert so lange, wie es dauert. Warum setzen Sie sich nicht in den Schatten, Miss Marshall? Sie sehen erhitzt aus."
Erhitzt war nicht das richtige Wort, sie kochte geradezu – vor Wut. Sie riss ihm den Stock aus der Hand und schleuderte ihn zu Boden, ihre grauen Augen sprühten Funken. „Mein Großvater hat Sie dazu angeheuert, mich zu ihm zu bringen. Ich schlage vor, Sie tun endlich das, wofür Sie bezahlt werden!"
Er erhob sich langsam, lässig, zu seiner vollen Größe, und Gabrielle verspürte so etwas wie Unsicherheit trotz ihres Ärgers. An diesem Mann war etwas Einschüchterndes, das hatte sie schon bemerkt, als er sie am Flughafen von Mexico City abgeholt hatte, obwohl er nicht viel redete. Er hatte ihr lediglich die handschriftliche Nachricht ihres Großvaters überreicht, die ihn auswies. Dann hatte er sie zu dem ramponierten Jeep geführt, der jetzt im Schatten der Lichtung geparkt stand.
Auf der Fahrt hatte sie ihren schweigsamen Begleiter in Ruhe mustern können: von den ausgetretenen hohen Lederstiefeln, über die muskulösen Beine, die in verwaschenen Kakihosen steckten, über das verschwitzte Hemd, das an seiner Brust klebte und jeden einzelnen Muskel betonte, bis hin zu dem braun gebrannten kantigen Gesicht mit den ungewöhnlich hellen Augen. Dieser Mann entsprach keineswegs der Kategorie „schön", dazu waren seine Züge zu hart, aber er strahlte eine raue, ungeschliffene Männlichkeit aus, bei der Gabrielles Magen sich unwillkürlich zusammenzog und die eine gewisse Unruhe in ihr auslöste. Die Männer aus ihrem Umkreis sahen alle sehr viel besser aus, hatten sehr viel bessere Umgangsformen, waren charmant und auf ihr Erscheinungsbild bedacht, aber bei keinem dieser Männer war sie sich je so bewusst gewesen, dass sie ein weibliches Wesen war. Und dieses Bewusstsein war ihr im Moment alles andere als angenehm.
„Ihr Großvater hat mich beauftragt, eine Frachtladung zu ihm zu bringen. Sie, Miss Marshall, sind lediglich zur Fracht noch hinzugekommen."
Sie konnte nicht glauben, was er da von sich gab! Hatte er denn überhaupt eine Idee, wer sie war? „Was erlauben Sie sich! Wissen Sie eigentlich, was passiert, wenn ich meinem Großvater sage, wie grob und unhöflich Sie sich mir gegenüber benommen haben? Ein Wort, und Sie können Ihr schäbiges kleines Unternehmen dichtmachen! Ihre Augen funkelten wütend. „Niemand wird Ihnen je wieder einen Auftrag geben, wenn Henry Marshall es nicht will.
„Unhöflich? Er sah sie so durchdringend und eisig an, dass sie sich anstrengen musste, seinem Blick standzuhalten. „Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wie es ist, wenn ich unhöflich werde, Lady. Und ich denke, es ist höchste Zeit, dass Ihnen mal jemand sagt, dass Sie nicht alles und jeden herumkommandieren können, nur weil Ihre Familie mehr Geld im Rücken hat, als sie je ausgeben kann.
„Also, das ist doch …!" Ihr Temperament ging mit ihr durch. Sie hob die Hand, ihre Absicht war eindeutig, aber der Mann, der direkt vor ihr stand, machte keine Anstalten, den Schlag abzuwehren. Ein träges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, nahezu genauso langsam, wie sich auch seine Wange rötete, auf der ihre Hand gelandet war.
Plötzlich schämte sie sich für diese Ohrfeige, die sie ihm versetzt hatte. Sie hielt den durchdringenden Blick aus den hellen Augen nicht mehr aus und wandte den Kopf. Aber er griff mit einer Hand nach ihrem Kinn und hielt es erstaunlich sanft, aber unerbittlich fest. Sie sollte sehen, was sie getan hatte.
„Das, Miss Marshall, war das erste und einzige Mal, dass Sie mit so was ungestraft davonkommen. Haben Sie das verstanden?"
Sie wollte ihn nicht ansehen, wollte nicht antworten, aber sie wusste auch, dass sie keine Chance hatte, hätte sie versucht, sich seinem Griff zu entziehen. Sich zu wehren wäre nur ein weiterer Fehler gewesen.
„Ja!", fauchte sie.
„Schön. Ein erster Schritt zu einer besseren Verständigung zwischen uns."
Ein Unterton schien in dieser Bemerkung zu liegen, aber Gabrielle hätte nicht sagen können, welcher. Als er sie losließ, hastete sie zurück über die Lichtung und setzte sich wieder auf den Baumstamm. Sie zitterte am ganzen Körper. Warum nur, zum Teufel, hatte ihr Großvater einen solchen Mann eingestellt? Er konnte doch jeden haben, den er wollte. Und das war nur eines von den vielen unverständlichen Dingen, die Henry Marshall in letzter Zeit getan hatte, einschließlich der Ankündigung, sich zur Ruhe zu setzen und im Dschungel von Brasilien nach Amethysten zu suchen.
Sie lehnte sich an den Baumstamm und schloss die Augen. Sie konnte immer noch nicht verstehen, wie ihr Großvater auf eine solch verrückte Idee gekommen war. Der Mann da hatte recht, ihre Familie verfügte tatsächlich über ein größeres Vermögen, als die nächsten Generationen ausgeben konnten. Ihr Großvater hatte vor über fünfzig Jahren mit einer kleinen Chemiefabrik angefangen, die mittlerweile zu einem weltweiten Konzern angewachsen war. Aber das erklärte noch lange nicht, warum er mit zweiundsiebzig Jahren alldem den Rücken kehrte und in Südamerika nach Edelsteinen graben wollte.
Gabrielle war gerade bei Freunden in New York gewesen, als ihre Mutter ihr am Telefon völlig hysterisch Großvaters Entscheidung mitteilte. Dass Gabrielle jetzt hier war, lag daran, dass sie, um ihre Mutter zu beruhigen, zugesagt hatte, zu ihrem Großvater zu fliegen und zu versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen. Großvater und sie hatten einander immer sehr nahegestanden. Ihr Vater war früh gestorben, und Henry Marshall, der seine Enkelin abgöttisch liebte, hatte eine Art Vaterrolle bei ihr übernommen. Obwohl sie ihn in letzter Zeit nur selten gesehen hatte. Als Angehörige der Oberschicht, die es nicht nötig hatte zu arbeiten, verbrachte sie ihre Zeit ausschließlich mit den angenehmen Dingen des Lebens – Ski fahren in Aspen, Segeln in Südfrankreich, Einkaufen in New York, London und Paris.
Allerdings waren Gabrielle in der letzten Zeit öfter Zweifel gekommen, ob diese Art der Existenz tatsächlich ausfüllend war. Gab es im Leben denn nicht mehr als Müßiggang und Vergnügen? Nur – was war das? Ihr fiel nichts ein, womit sie ihrem Leben eine Richtung geben könnte; nichts, dem sie sich widmen könnte. Diese Reise zu ihrem Großvater war im Grunde genommen auch nur ein Weg, um ihr ständig lauter werdendes Gewissen zu beschwichtigen. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, die Reise in solch unangenehmer Gesellschaft machen zu müssen!
Sie schreckte zusammen und riss die Augen auf, als eine tiefe Stimme neben ihr ertönte.
„Wir können in ein paar Minuten los. Sie sollten Ihre Koffer aus dem Jeep holen."
Für einen so großen Mann bewegte er sich außergewöhnlich leise, sie hatte ihn nicht kommen gehört. Ihr Herz schlug vor Schreck immer noch wie wild, und das verwirrte sie. Warum sollte er sie so nervös machen? Warum war sie sich seiner so bewusst? Es machte einfach keinen Sinn. Sie war bisher immer durchs Leben spaziert, ein wunderbares Leben, in dem Geld und Einfluss sämtliche Wege ebneten, und kaum etwas hatte sie berührt, niemand war an sie herangekommen. Diesem Mann schien das allerdings völlig gleichgültig zu sein, selbst wenn er es wissen musste. Und gerade die Vermutung, dass er darum wusste, weckte in ihr das Bedürfnis, ihn zu provozieren.
„Koffer tragen ist Ihr Job." Sie erhob sich, strich sich die Leinenshorts glatt und ging zum Flugzeug, ohne einen Blick hinter sich zu werfen.
Als sie allerdings in die kleine Maschine kletterte, die auf der Rollbahn wartete, konnte sie es sich nicht verkneifen, sich nach ihm umzuschauen. Und sie verstand auch nicht dieses unsinnige Gefühl von Enttäuschung, als sie ihn zum Jeep gehen sah. Warum ärgerte es sie, dass er so widerspruchslos nachgab? Hatte er sich doch von ihrem Status beeindrucken lassen?
Es dauerte noch eine gute Viertelstunde, bevor sie abhoben. Gabrielle saß im Cockpit und fächelte sich mit einer Zeitschrift Kühlung zu, während er draußen, eine Checkliste in der Hand, das Flugzeug überprüfte. Er hatte ihr gesagt, dass es Schwierigkeiten mit der Benzinzufuhr gegeben hatte, aber das war jetzt wohl behoben. Er war ganz offensichtlich ein erfahrener Pilot, und die Gründlichkeit, mit der er die Checkliste durchging