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Nordseepirat. Ostfrieslandkrimi
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eBook169 Seiten2 Stunden

Nordseepirat. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

Tod eines Sensationsreporters auf Borkum! Finn Remmers, der Star-Moderator und Chefreporter von Radio Sandbank, lädt die Borkumer Kommissarin Mona Sander zum Interview in seine Sendung ein. Etwas widerwillig und nicht zuletzt, um ihrem Chef einen Gefallen zu tun, sagt die Kommissarin zu. Beim Vorgespräch im Radiosender nimmt Mona wahr, dass Remmers offenbar massiv telefonisch bedroht wird. Der Moderator bittet Mona daraufhin um ein Treffen, um ihr angeblich brisante Informationen zu übermitteln. Was könnte der Reporter, der eher für unseriöse Sensationsgeschichten bekannt ist, ihr geben wollen? Und warum sollte er der Polizei die Unterlagen überreichen, anstatt selbst eine explosive Geschichte daraus zu machen? Doch all dies werden die Borkumer Kommissare zunächst nicht erfahren. Denn als Mona und ihr Kollege Enno Moll am vereinbarten Treffpunkt erscheinen, liegt der Radiomoderator erschossen am Boden...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum26. Aug. 2023
ISBN9783965868342
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    Buchvorschau

    Nordseepirat. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

    1

    »Sie wollen also von einem geplanten Mord erfahren haben?«

    Kommissar Torsten Köhler von der Polizei Norden schaute seinen Besucher skeptisch an, während er diese Frage stellte. Der junge Mann hatte auf dem Besucherstuhl Platz genommen, der sich in Köhlers Büro befand. Vom Fenster aus hatte man einen schönen Blick auf den Markt mit seinem alten Baumbestand und den typisch friesischen Backsteingebäuden. Der dunkelhaarige Ermittler konzentrierte sich momentan ganz auf Hanno Aukes. So hatte sich der Melder vorgestellt und auch bereitwillig seinen Personalausweis gezeigt. Köhler hatte es von Berufs wegen mit den unterschiedlichsten Menschen aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zu tun. Vorurteile waren ihm fremd. Dennoch machte der Kommissar sich keine Illusionen darüber, dass Aukes’ Aussehen auf manche Menschen abschreckend wirken konnte – reichlich Tätowierungen auf beiden Armen und dem Hals, rasierte Schläfen, schwarze Kleidung und ein Piercing in der Unterlippe. Aukes nickte ernsthaft: »Ja, und ich weiß leider nicht, wann die Tat stattfinden soll. Darum bin ich so schnell wie möglich gekommen. Gestern Abend habe ich es nicht mehr geschafft, da musste ich bis ein Uhr früh arbeiten.«

    »Sie sagten vorhin, dass Sie momentan beim Strandfestival jobben?«

    »Richtig. Und dort habe ich jene Bemerkung aufgeschnappt, die mich hellhörig werden ließ. Daher hielt ich es für geboten, umgehend die Behörden in Kenntnis zu setzen«, sagte Aukes.

    »Sie drücken sich sehr gewählt aus, wenn man bedenkt ...«

    Köhler verstummte. Der Kommissar wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte, ohne Aukes zu kränken. Doch der Besucher schien zu ahnen, worauf der Kommissar hinauswollte. Er lächelte und sagte: »Ich habe ein Studium der Philosophie abgebrochen, weil mein Freiheitsdrang zu übermächtig wurde. Aber gelernt ist gelernt, wie es so schön heißt. Von daher bin ich immer noch in der Lage, meine Gedanken in möglichst präzise Sätze umzumünzen. Und ich hoffe, dass meine äußere Erscheinung den Wert der Ausführungen nicht schmälert.«

    Köhler kam sich ertappt vor. Er hatte nämlich bei Aukes’ Auftauchen ernsthaft überlegt, ob der junge Mann ihn einfach nur verschaukeln wollte. Es gab leider mehr als genug Zeitgenossen, die aus Langeweile oder Böswilligkeit den Notruf missbrauchten oder die Polizei auf andere Weise veräppelten. Doch Köhlers Lebens- und Berufserfahrung sagte ihm, dass der Melder es ernst meinte. In diesem Moment betrat ein unscheinbar wirkender Mann in mittleren Jahren den Raum. Es war Gerrit Wolter, Köhlers Kollege. Er schaute Aukes fragend an und sagte: »Moin, wir kennen uns doch. Bist du nicht Hinderks Enkel?«

    Aukes stand auf und gab dem ostfriesischen Kommissar die Hand: »Ja, richtig. - Gerrit, nicht wahr? Mir war bekannt, dass du bei der Polizei arbeitest. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass du mit der Aufklärung von Mordfällen betraut bist.«

    »Torsten und ich haben gemeinsam schon so manche kriminalistische Nuss geknackt«, versicherte Wolter, während er an seinem Schreibtisch Platz nahm. Dieser stand gegenüber von Köhlers. Er fügte hinzu: »Du willst also ein Tötungsdelikt melden?«

    »Eigentlich hatte ich gehofft, dass ihr die Tat verhindern könntet«, berichtigte Aukes. Er drehte seinen Stuhl ein wenig, so dass er sowohl Köhler als auch Wolter direkt anschauen konnte. Köhler sagte: »Es wäre am besten, wenn du … wenn Sie ...«

    Aukes entgegnete lächelnd: »Wenn es Ihnen recht ist, können wir die Förmlichkeiten beiseite lassen und uns duzen. Gerrits und meine Familie kennen einander schon seit mindestens hundert Jahren.«

    Köhler wusste, dass sein Kollege ein alteingesessener Norder war. Daher wunderte ihn diese Information nicht. Er selbst bevorzugte ohnehin einen eher lockeren zwischenmenschlichen Umgang. Der Kommissar sagte: »Damit bin ich einverstanden. - Was genau hast du denn beobachtet oder gehört?«

    Aukes holte tief Luft und begann: »Wie schon erwähnt, bin ich momentan beim Strandfestival in Norddeich beschäftigt. Dort stehe ich in den Abendstunden größtenteils hinter einer der mobilen Theken und verkaufe Getränke. Da wir aber zu wenig Mitarbeiter haben, muss ich zwischendurch auch Nachschub aus dem Vorratscontainer holen oder leere Flaschen und Gläser im Sand einsammeln. Manche Gäste lassen diese einfach zurück, wenn sie sich auf den Heimweg machen. Jedenfalls war es gestern um kurz vor zweiundzwanzig Uhr, als ich wieder einmal nach Leergut Ausschau hielt. Da bemerkte ich diese beiden Männer.«

    Köhler hob die Hand und stellte eine Zwischenfrage: »Und du bist sicher, dass es sich um Männer handelte? Um diese Uhrzeit ist es am Strand dunkel, wenn die Personen nicht gerade unter dem Lichtkegel einer Laterne sitzen.«

    »Das ist korrekt«, antwortete Aukes, »aber ihre Stimmen waren eindeutig nicht weiblich. Wenn ich die Flaschen und Gläser einsammle, benutze ich so eine Stirnlampe, wie manche Jogger sie haben. Aber als ich mich dem Duo näherte, schaltete ich sie aus. Das habe ich ganz instinktiv getan. Ich hoffe also, dass sie mich nicht bemerkt haben.«

    »Was genau hast du denn nun belauschen können?«, erkundigte Wolter sich.

    »‚Der Pirat wird Yvonne killen‘. - Diesen Satz sagte der eine Mann. Daraufhin erwiderte sein Kumpan: ‚Sie hat es nicht besser verdient. Hauptsache, dass die Bullen uns nicht mit ihrem Tod in Verbindung bringen können‘. Der andere behauptete, dafür gesorgt zu haben. Dann lachten die Kerle. Und mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich weiß nicht, wie weit ich von den Männern entfernt war. Ich trat den Rückzug an, wobei ich hoffentlich keine Geräusche verursacht habe. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, das könnt ihr mir glauben.«

    Aukes wirkte nun sehr nervös. Köhler vermutete, dass er die nächtliche Begegnung in Gedanken noch einmal durchlebte. In diesem Moment kam es dem Kommissar unwahrscheinlich vor, dass er den Kriminalisten einen Bären aufbinden wollte. Außerdem war Wolter mit dem jungen Mann persönlich bekannt. Der Ostfriese verfügte über eine ausgezeichnete Menschenkenntnis. Falls Wolter Aukes für einen Aufschneider oder Wichtigtuer hielt, würde er Köhler dies mitteilen, sobald die beiden wieder unter sich waren. Doch ein Blick in Richtung seines Kollegen bewies dem Kommissar, dass Wolter die Aussage ernst nahm.

    »Konntest du die verdächtigen Personen später sehen, Hanno?«, fragte der Ostfriese. Aukes schüttelte den Kopf: »Ich weiß es nicht. Es war ja am Strand zu finster, um Einzelheiten erkennen zu können. Nachdem ich Leergut eingesammelt hatte, war ich wieder mit meinem Thekendienst beschäftigt. Meine Kollegen und ich haben bis nach Mitternacht gearbeitet, aber die Stimmen dieser beiden Männer habe ich nicht noch einmal gehört. Dabei achtete ich bei jeder Getränkebestellung sorgfältig darauf, ob mir die Stimme des Gastes bekannt vorkam. Aber die laute Musik machte dies nicht gerade einfach.«

    »Würdest du die Stimmen denn wiedererkennen?«, hakte Köhler nach.

    »Grundsätzlich traue ich es mir zu«, beteuerte Aukes.

    »Sind dir Besonderheiten aufgefallen? Klangen sie alt oder jung? Sprachen sie mit Akzent?«, fragte Wolter.

    »Beide Männer benutzten die hochdeutsche Sprache mit einer nördlichen Klangfärbung«, lautete die Antwort. »Wenn ich eine Einschätzung abgeben sollte, dann würde ich vermuten, dass sie irgendwo an der Küste geboren und aufgewachsen sind.«

    Das grenzt die Suche nicht gerade ein, dachte Köhler. Er sagte: »Wir werden deinem Hinweis nachgehen. Gib mir bitte deine Mobilnummer, falls sich noch weitere Fragen ergeben.«

    »Dazu bin ich gern bereit«, erwiderte Aukes, »aber das Strandfestival endet heute, wie euch zweifellos bekannt sein wird. Damit habe ich meinen aktuellen Arbeitsvertrag erfüllt. Übermorgen fahre ich mit einem Freund nach Hamburg, um eine Band live im Stadtpark zu sehen.«

    Er nannte den Gruppennamen, den der Kommissar noch nie gehört hatte. Aber Köhler wunderte sich nicht darüber, dass Aukes einen anderen Musikgeschmack hatte als er selbst. Nachdem der junge Mann seine Telefonnummer genannt hatte, verabschiedete er sich.

    »Ich hoffe, dass ihr den Mord verhindern könnt.«

    Mit diesen Worten verließ er das Dienstzimmer. Wenig später schaute Köhler aus dem Fenster und sah, wie Aukes den Marktplatz Richtung Mühlenstraße überquerte.

    »Du kennst ja den jungen Mann, Gerrit. Was hältst du von ihm?«, wollte der Kommissar von seinem Kollegen wissen. Wolter antwortete: »Man sollte sich von Hannos abenteuerlichem Aussehen nicht irritieren lassen. Hat er dir erzählt, dass er mal ein Studium begonnen hat? Das geschah nur auf Wunsch seines Vaters. Dumm ist der junge Aukes nicht, nur unstet. Ich glaube, die Zeit auf der Uni war eine Quälerei für ihn. Nachdem sein Papa verstorben ist, hat er die Brocken hingeworfen und schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durchs Leben. Du fragst dich wahrscheinlich, ob seine Angaben glaubwürdig sind. Ich halte ihn nicht für jemanden, der hobbymäßig die Polizei ärgern möchte. Wäre das der Fall, hätte er sich wahrscheinlich eine überzeugendere Geschichte ausgedacht.«

    »Aukes sagt also die Wahrheit, weil seine Angaben so unwahrscheinlich sind?«, vergewisserte Köhler sich und fügte hinzu: »Meine Überlegungen gehen in dieselbe Richtung. Wenn er plausibel hätte klingen wollen, dann wäre nicht von einem Piraten die Rede gewesen. Dann hätte er besser einen Allerweltsnamen wie Müller oder Schulze genannt.«

    »Das sehe ich auch so«, meinte Wolter, »Seeräuber gibt es heutzutage am Horn von Afrika, aber nicht im ostfriesischen Wattenmeer. Und Klaus Störtebeker ist bekanntlich schon seit Jahrhunderten tot.«

    »Natürlich kann ein Krimineller in Unterweltkreisen den Spitznamen Pirat benutzen«, dachte der Kommissar laut nach, »wir sollten die Datenbanken danach durchforsten.«

    Köhler schaltete seinen PC ein und startete eine schnelle Online-Recherche, musste aber bald aufgeben. Es gab offensichtlich zahlreiche Straftäter, die von ihresgleichen als Pirat angeredet werden wollten.

    »Hier ist tatsächlich ein Auftragsmörder dokumentiert, der diesen Kampfnamen führte, Gerrit. Als Täter können wir ihn ausschließen, er wurde vor drei Monaten bei einer Messerstecherei getötet.«

    »… denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen, das steht schon in der Bibel«, erinnerte Wolter lächelnd, wurde aber gleich darauf wieder ernst: »Wir sollten besser bei dem potentiellen Opfer ansetzen, oder? Yvonne ist ein nicht allzu häufiger Name, jedenfalls hier an der Küste. Mir fällt auf Anhieb nur eine in Norddeich ansässige Frau ein, die so heißt. Yvonne Nagel betreibt einen sehr erfolgreichen Frisörsalon am Dörper Weg. Wir sollten sie fragen, ob sie bedroht wird oder mit jemandem Schwierigkeiten hat. Natürlich könnte auch eine Touristin mit diesem Namen in der Klemme stecken, aber irgendwo müssen wir ja anfangen.«

    Damit war Köhler einverstanden. Die Kommissare verließen die Wache und stiegen in ihren Dienstwagen. Obwohl noch Hochsommer herrschte, waren die Temperaturen hier in Küstennähe durchaus erträglich. Dank des stetigen Windes wurde es fast nie so heiß wie in Gegenden mit Kontinentalklima. Und wer seine Ferien an der Nordseeküste verbrachte, erwartete sowieso nicht, auf seinem Strandlaken gegrillt zu werden. Auf dem Weg zum Ortsteil Norddeich kamen die Ermittler nur langsam voran, denn zahlreiche Autos mit auswärtigen Nummernschildern waren auf dem Weg zur Küste. Nicht nur Norddeich selbst lockte mit vielen Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel, vom dortigen Fährhafen aus konnte man sich auch nach Juist und Norderney einschiffen.

    »Yvonne Nagel ist geschieden«, berichtete Wolter, »und ihr Ex-Mann Paul hat die Trennung nicht gut verkraftet. FF mussten mal anrücken und Yvonne vor ihm beschützen.«

    Auf der Norder Polizeiwache wurden die uniformierten Kollegen Fenja Tonken und Fiete Brodersen nur FF genannt. Sie waren meist gemeinsam im Dienst.

    »Daran erinnere ich mich gar nicht«, erwiderte Köhler.

    »Das geschah während deines Urlaubs, es ist schon ein halbes Jahr her, Torsten. Seitdem gab es keine Einsätze mehr wegen Paul Nagel. Yvonne hat gegen ihn ein Kontaktverbot erwirkt, gegen das er bisher nicht verstoßen hat.«

    »Yvonne behielt also den Namen Ihres Ex-Mannes«, stellte Köhler fest. Wolter lächelte

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