Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Friesenduell. Ostfrieslandkrimi
Friesenduell. Ostfrieslandkrimi
Friesenduell. Ostfrieslandkrimi
eBook205 Seiten2 Stunden

Friesenduell. Ostfrieslandkrimi

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Ich habe gerade einen Menschen erschossen." Kommissarin Mona Sander von der Polizei Borkum glaubt im ersten Moment an einen schlechten Scherz, als sie diese Worte hört. Doch Gisbert Wolke, der sich ganz offensichtlich in einer psychischen Ausnahmesituation befindet, hat eine Waffe bei sich - und die wurde auch vor kurzem abgefeuert, wie sich unschwer feststellen lässt. Seine Geschichte hört sich unglaublich an: Ein Duell in den Dünen soll es gegeben haben und sein bester Freund sei tot. Mona und ihr Kollege Enno Moll begleiten den jungen Mann zum vermeintlichen Tatort, wo sie jedoch weder eine Leiche noch irgendwelche Hinweise auf ein Verbrechen finden. Als sie ihn dann zu seiner Ferienunterkunft bringen, treffen sie dort auf den Freund Franz Liebig, der jedoch quietschfidel ist und nichts von einem Duell weiß. Auch Gisberts Bruder Bodo und Franz’ Freundin Larissa sind völlig überrascht. Sie erklären das Ganze mit Gisberts Weltfremdheit und seiner Trauer um den kürzlich verstorbenen Vater. Doch das Misstrauen der Kommissare ist geweckt. Da stimmt etwas nicht! Sie ermitteln weiter und stoßen auf immer mehr Ungereimtheiten. Als es dann doch einen Toten gibt, wird endgültig klar, dass da jemand ein ganz falsches Spiel treibt …

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum28. Apr. 2023
ISBN9783965867659
Friesenduell. Ostfrieslandkrimi

Mehr von Sina Jorritsma lesen

Ähnlich wie Friesenduell. Ostfrieslandkrimi

Titel in dieser Serie (21)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Mord für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Friesenduell. Ostfrieslandkrimi

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Friesenduell. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

    Kapitel 1

    »Ich habe gerade einen Menschen erschossen.«

    Kommissarin Mona Sander von der Polizei Borkum glaubte im ersten Moment an einen schlechten Scherz, als sie diese Worte hörte. Sie stand im Wachlokal der Inseldienststelle und plauderte mit ihrer Kollegin Grietje Smit. Doch dieser Satz kam nicht von der sommersprossigen Polizeimeisterin, bei der man stets mit mehr oder weniger amüsanten Bemerkungen rechnen musste. Er war von einem jungen Mann ausgesprochen worden, der soeben das Gebäude an der Strandstraße betreten hatte. Auf den ersten Blick machte er einen harmlosen Eindruck. Der Dunkelblonde war mit einer weiten weißen Leinenhose sowie einem T-Shirt von der gleichen Farbe bekleidet. Er trug keine Schuhe, was an einem schönen Sommertag Anfang Juni auf der Nordseeinsel absolut nicht ungewöhnlich war. An ihm wirkte nichts beunruhigend – abgesehen von der Pistole in seiner Hand.

    Mona presste die Lippen aufeinander. Instinktiv zuckte ihre rechte Hand Richtung Hüfte, denn normalerweise trug sie ihre Dienstwaffe in einem Clipholster am Gürtel ihrer Jeans – aber nur, wenn die Ermittlerin sich gerade im Außeneinsatz befand. Aktuell nützte ihr die Pistole gar nichts, da diese noch im Schließfach war.

    »Hallo, geht’s noch?! Weg mit der Knarre, aber etwas plötzlich!«, rief Grietje. Sie hatte ihre Schrecksekunde schneller überwunden als Mona. Trotzdem schien sie mit einem Gewaltausbruch zu rechnen, denn sie benutzte ihren Schreibtisch als Deckung. Der Mann kam langsam näher, den rechten Arm hatte er vom Körper abgespreizt. Er hielt die Pistole am Lauf, so dass er sie gar nicht auf die Polizistinnen richten konnte.

    »Darum bin ich hier«, erklärte er, »ich will dieses Mordinstrument loswerden und mich stellen. Ich habe schwere Schuld auf mich geladen.«

    Mona registrierte nun mehrere Dinge gleichzeitig. Die Stimme des Mannes zitterte, Tränen liefen über seine Wangen. Er machte keinen aggressiven Eindruck. Doch selbst wenn er die Beamtinnen hätte angreifen wollen, wäre seine Waffe dafür denkbar ungeeignet gewesen. Es handelte sich nämlich um eine alte Duellpistole, wie man sie aus Mantel-und-Degen-Filmen kannte. Diese Waffe konnte nur eine Kugel verschießen, danach musste sie aufwändig nachgeladen werden. Und um abgefeuert werden zu können, hätte der Hahn gespannt sein müssen. Und das war nicht der Fall. Trotzdem atmete Mona erst auf, als der Mann die Pistole auf den Empfangstresen gelegt hatte. Die Kommissarin zog Latexhandschuhe über, die sie stets in ihrer Gesäßtasche bei sich trug, nahm die Waffe an sich und roch an der Mündung.

    »Die Pistole wurde tatsächlich vor kurzem abgefeuert«, stellte sie fest.

    »Ja, leider«, erwiderte der Fremde mit tonloser Stimme, »ich wünschte, es wäre nicht passiert und ich könnte die Zeit zurückdrehen.«

    Grietje kam hinter dem Tresen hervor.

    »Ich werde Sie jetzt durchsuchen«, kündigte sie an. »Haben Sie weitere Waffen oder Gegenstände bei sich, an denen ich mich verletzen könnte?«

    Die Antwort des jungen Mannes bestand aus einem Kopfschütteln. Sein Gesicht war bleich, was nicht zu der tiefen Bräune seiner nackten Unterarme und Füße passte. Er befand sich ganz offenbar in einem Schockzustand.

    Die Polizeimeisterin hatte die Leibesvisitation beendet und verkündete: »Der Herr hat nichts bei sich, noch nicht mal ein benutztes Papiertaschentuch.«

    Mona nickte und fragte den Dunkelblonden: »Wie heißen Sie?«

    »Gisbert Wolke. Ich ...«

    Er unterbrach sich selbst, als er begann zu taumeln. Grietje und Mona waren geistesgegenwärtig genug, ihn schnell zu der Holzbank im Eingangsbereich zu bugsieren. Er plumpste auf die Sitzfläche und rang nach Luft, als ob er einen Marathonlauf hinter sich gebracht hätte.

    »Der macht gleich einen Klappmann«, vermutete die Polizeimeisterin. Die Kommissarin nickte. Sie fühlte Wolkes Puls, das Ergebnis gefiel ihr überhaupt nicht.

    »Grietje, holst du bitte eine Cola aus dem Kühlschrank? - Ich rufe einen Notarzt.«

    Die junge Kollegin nickte und verschwand. Normalerweise musste man bei ihr stets auf einen kessen Spruch gefasst sein. Aber sie war angesichts der kritischen Situation taktvoll genug, ihre Kommentare zu unterlassen.

    Auch Mona verkniff sich die Fragen nach dem Opfer des angeblichen Tötungsdelikts und dem Tatort. Bevor Wolke nicht medizinisch durchgecheckt worden war, konnte sie von ihm wahrscheinlich sowieso keine brauchbare Antwort erwarten.

    Die Tür des Wachlokals öffnete sich erneut. Ihr lag die Bemerkung auf der Zunge, dass der Arzt sich diesmal aber ganz besonders beeilt hätte. Doch anstelle eines Notfallmediziners betrat Enno Moll die Polizeistation. Die Kommissarin verspürte starke Erleichterung, denn der hünenhafte Ostfriese war nicht nur ihr Kollege, sondern auch ihr bester Freund. Gemeinsam hatten die beiden schon so manchen kniffligen Kriminalfall gelöst. Und Mona hatte das unbestimmte Gefühl, dass auch Wolke der Inselpolizei eine harte Nuss zum Knacken überlassen würde.

    »Was ist denn hier los?«, fragte der Oberkommissar, während er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Er fügte hinzu: »Was hast du wieder angestellt, Grietje?«

    »Als ob ich jemals Unsinn machen würde!«, rief die Polizeimeisterin empört. Sie war soeben aus der Teeküche zurückgekehrt und überreichte Wolke ein großes Glas Cola. Er zitterte so stark, dass er es mit beiden Händen greifen musste.

    »Grietje ist diesmal unschuldig«, erklärte die Ermittlerin und berichtete kurz, was sich in den letzten Minuten ereignet hatte. Dann fügte sie hinzu: »Ich freue mich, dich zu sehen, Enno – aber wolltest du nicht erst morgen aus Emden zurückkehren?«

    »Der Gerichtstermin musste verschoben werden, weil der Richter plötzlich von der Sommergrippe niedergestreckt wurde. Ich bekomme Bescheid, wann ich meine Zeugenaussage nachholen soll. - Ihnen gehört also diese Duellpistole?«

    Mit dem letzten Satz wandte Enno sich an Wolke, der inzwischen das Glas gänzlich geleert hatte. Die koffein- und zuckerhaltige Limonade schien seinem Kreislauf gutgetan zu haben, jedenfalls hatten seine Wangen nun etwas Farbe bekommen. Er blickte aus seiner sitzenden Position furchtsam zu dem massigen Kriminalbeamten auf. Mona konnte verstehen, dass Ennos äußere Erscheinung auf Fremde einschüchternd wirken musste. Doch wer – wie sie – tagtäglich mit ihm zu tun hatte, erkannte sehr schnell sein sanftmütiges Wesen.

    »Nein, sie gehört mir nicht, Herr, äh ...«

    »Ich bin Oberkommissar Moll, das ist Kommissarin Sander.«

    Enno zeigte auf Mona und präsentierte außerdem seinen Dienstausweis. Grietje vorzustellen war nicht nötig, da an ihrer Uniformbluse das Namensschild SMIT deutlich erkannt werden konnte. Wolke stammelte: »Ich bekam diese Waffe, weil wir ein Duell nachstellen wollten, und wir ...«

    Bevor er den Satz beenden konnte, stürmten Dr. Siemers und zwei Sanitäter ins Wachlokal. Grietje zeigte auf Wolke: »Das ist euer Patient, ich spiele mal wieder das Servierfräulein.«

    Mit diesen Worten räumte sie das leere Glas weg und machte für das medizinische Personal Platz. Auch Mona und Enno traten zur Seite. Während der Notarzt den jungen Mann zu untersuchen begann, berieten sich die Ermittler.

    »Wie ist dein erster Eindruck?«, wollte der Ostfriese wissen.

    »Die Pistole wurde auf jeden Fall kürzlich abgefeuert – und dass dieser Mann dort sich in einem seelischen Ausnahmezustand befindet, kann man auch ohne ein abgeschlossenes Medizinstudium erkennen. Wir müssen herausfinden, wo die Bluttat stattgefunden haben soll. Immerhin kommt es höchst selten vor, dass ein Täter sich freiwillig stellt und uns die Mordwaffe frei Haus liefert.«

    »Das klingt so, als ob du seine Geschichte nicht unbedingt glauben würdest, Mona.«

    »Sagen wir so: Ich hätte nichts dagegen, wenn es kein Todesopfer geben würde«, erwiderte sie. Noch konnte die Kommissarin nicht einschätzen, ob Wolke ein Spinner war oder tatsächlich ein Menschenleben ausgelöscht hatte. Es gab auch keinen Beweis dafür, dass dieser Mann wirklich Gisbert Wolke hieß. Je länger sie über den seltsamen Besuch auf der Wache nachdachte, desto mehr Fragen fielen ihr ein. Der kahlköpfige Notarzt kam zu den Ermittlern herüber: »Dem Patienten fehlt körperlich nichts, sein Stress ist offensichtlich seelischer Natur. Die Kreislaufprobleme sind auf Flüssigkeitsmangel zurückzuführen. Ich habe gerade erfahren, dass er vor meiner Ankunft etwas Cola zu sich genommen hat. Geben Sie ihm mehr Wasser oder Tee, dann wird sich sein Zustand bald stabilisieren.«

    Mona bedankte sich bei Dr. Siemers, dann wandte sie sich an Grietje: »Während wir gleich fort sind, überprüfst du bitte die Identität des Herrn. Handelt es sich bei ihm wirklich um Gisbert Wolke? Wo wohnt er, wer sind seine Angehörigen? Du weißt schon, das volle Programm.«

    »Sehr wohl, gnädige Frau«, bestätigte die Polizeimeisterin auf ihre übliche kesse Art.

    Die Ermittlerin verkniff sich einen Kommentar und ging zu dem jungen Mann hinüber.

    »Wie geht es Ihnen, Herr Wolke? Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, machen wir mit Ihnen einen kleinen Ausflug. Oberkommissar Moll und ich möchten einen Blick auf die Person werfen, die laut Ihrer Aussage von Ihnen erschossen wurde.«

    Wolke wischte sich mit den Handflächen über das Gesicht, dann murmelte er: »Ja, das wird sich wohl nicht vermeiden lassen … der arme Franz, wie konnte ich ihm das nur antun … aber es war wirklich keine Absicht!«

    »Demnach kannten Sie den Mann, der ums Leben gekommen ist?«

    »Ja, Frau Sander. Franz Liebig ist … war mein bester Freund!«

    Die Kommissare ließen diese Aussage unkommentiert. Sie gingen mit dem Verdächtigen zu ihrem Dienstwagen ohne Polizeimarkierung, der auf dem Hof hinter der Wache geparkt war. Mona setzte sich ans Lenkrad, während Enno zusammen mit Wolke hinten im Auto Platz nahm. Falls der junge Mann während der Fahrt auf dumme Ideen kommen sollte, würde der wuchtige Ostfriese ihn im Handumdrehen unter Kontrolle kriegen können. Die Kommissarin legte den Sicherheitsgurt an, drehte sich halb um und schaute Wolke an: »Wohin soll die Reise nun gehen?«

    »Ich weiß nicht … ich kenne mich auf Norderney nicht so gut aus«, antwortete er.

    »Das ist auch nicht notwendig, da wir hier auf Borkum sind«, stellte Enno klar. Der Dunkelblonde wirkte verlegen: »Entschuldigen Sie bitte, ich bin immer noch verwirrt.«

    Mona fragte sich, ob er nur eine Show abzog. Aber zu welchem Zweck? Würden hinter der nächsten Ecke Jugendliche auftauchen, die mit ihren Handykameras filmten und im Internet zeigen wollten, wie sie die Polizei veralberten? Solche Fälle gab es immer wieder, wenn auch nicht auf der friedlichen Nordseeinsel. Doch es kam der Kommissarin nicht sehr wahrscheinlich vor, dass Wolke seine Kreislaufschwäche überzeugend hätte simulieren können. Sie hatte seinen Puls gefühlt, und der war kaum wahrnehmbar gewesen.

    »Wie sind Sie denn zur Polizeistation gekommen?«, fragte Enno freundlich.

    »Zu Fuß, immer am Meeressaum entlang.«

    »Und wo hat sich die Tat ereignet?«, hakte der Ostfriese nach.

    »Zwischen den Dünen.«

    »Davon haben wir hier auf Borkum ziemlich viele«, sagte Mona, wobei sie den Namen der Insel betonte, »Sie müssten schon etwas genauer werden.«

    »Lassen Sie mich nachdenken … wir sind mit dem Auto bis zu einem Parkplatz gefahren, in der Nähe waren so eine Art Militär-Grabsteine.«

    »Sie meinen wahrscheinlich das Denkmal für General Emmich«, erklärte der Oberkommissar, »das befindet sich an der Ostfriesenstraße. Nicht weit davon gibt es eine Parkmöglichkeit.«

    Mona startete den Motor und fuhr Richtung Ostland. Borkum gehörte zu den Inseln, die nicht komplett autofrei waren. Allerdings hatte man die weitläufigen Naturschutzgebiete für den Durchgangsverkehr gesperrt. Sie fragte: »Warum sind Sie denn nicht mit dem Wagen in den Ort zurückgekehrt? Es ist doch eine ziemlich weite Strecke vom Emmich-Denkmal bis zur Polizeiwache.«

    »Ich habe überhaupt nicht nachgedacht, Frau Sander. Als ich Franz tot im Sand liegen sah, bekam ich Panik. Ich rannte davon, bis ich am Strand war. Und dort ging ich immer weiter, bis ich bewohntes Gebiet erreichte. Dort fragte ich mich zur Polizeistation durch.«

    »Sollen wir das glauben?«, erwiderte die Kommissarin und fügte hinzu: »Wir haben Juni, und obwohl es noch nicht Mittag ist, sind schon viele Menschen am Strand. Wäre den Badegästen nicht aufgefallen, dass Sie eine Pistole in der Hand halten? Ich bin sicher, dass zumindest einige Zeugen bei uns angerufen hätten.«

    »Ich wollte die Menschen nicht erschrecken, darum habe ich die Waffe unter meinem T-Shirt versteckt«, behauptete Wolke, »es ist schon schlimm genug, dass ich Franz umgebracht habe!«

    Diese Aussage blieb so erst mal unkommentiert stehen. Schweigend fuhren sie weiter. Auf der Ostfriesenstraße herrschte wenig Verkehr. Als die Kommissarin den Dienstwagen auf den Parkplatz lenkte, standen dort nur drei PKWs.

    »Bodos Auto ist fort«, sagte Wolke.

    »Wer ist Bodo?«

    »So heißt mein Bruder, Frau Sander. Er fungierte bei diesem Duell auch als mein Sekundant.«

    »Sekundant? Was habe ich mir darunter vorzustellen?«

    »Ein Sekundant berät den Duellanten bei einem Zweikampf, er dient auch als Zeuge«, erklärte der junge Mann.

    Mona nahm sich vor, mit diesem Bodo ausführlich zu sprechen – falls er nicht nur in Wolkes Fantasie existierte. Sie sagte: »Vorhin behaupteten Sie, das Opfer nicht absichtlich getötet zu haben. Wie ist das gemeint?«

    »Wir hatten die Schnapsidee, ein Duell möglichst authentisch nachzustellen – so, wie es vor ein paar hundert Jahren wirklich stattgefunden hat. Bodo entdeckte die beiden Duellpistolen im Nachlass unserer Familie, und sie waren nach wie vor funktionstüchtig. Natürlich war es nicht ganz einfach, das Schwarzpulver und die Kugeln zu beschaffen, aber Franz hatte da so seine Verbindungen. - Aber beim eigentlichen Duell sollten die Waffen nicht richtig geladen werden.«

    »Und wozu dann die Kugeln?«, wollte Enno wissen.

    »Wir haben ein paar Schüsse auf ein Warnschild abgefeuert, um die Pistolen auszuprobieren«, beichtete Wolke.

    Mona lag die Bemerkung auf der Zunge, dass es ziemlich daneben war, in der Gegend herumzuballern. Aber sie verkniff sich den Hinweis. Erstens machte der junge Mann ohnehin schon einen zerknirschten Eindruck, und zweitens war sie nach wie vor nicht davon überzeugt, dass überhaupt ein Verbrechen oder ein Unglück stattgefunden hatte. Sie zog die Handbremse an und stieg aus. Eine frische Brise fuhr sofort in ihr schulterlanges rotblondes Haar, und Mona bändigte ihre Mähne mithilfe eines Gummis. Auch Wolke und Enno verließen das Fahrzeug.

    »Nun zeigen Sie uns mal, wo das Duell stattgefunden hat!«, forderte sie. Wolke drehte den Kopf langsam von links nach rechts. Dabei erinnerte er sie an einen Jagdhund, der Witterung aufnimmt.

    »Hier entlang sind wir gegangen!«, verkündete er und schlug den Weg nach Osten ein. Enno warf seiner Kollegin einen Blick zu, der so viel bedeuten konnte wie: Weißt du eigentlich, was wir hier machen?

    Doch sie folgten dem jungen Mann auf dem schmalen Pfad zwischen den Dünen. Sie mussten nicht lange gehen, bis Wolke abrupt stoppte. Er rief: »Hier ist es gewesen, hier hat

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1