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Eifel-Falle
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eBook224 Seiten2 Stunden

Eifel-Falle

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Über dieses E-Book

Eine alte Freundin wird ermordet, die Presse sitzt ihm im Nacken und sein Vorgesetzter fordert Blitzerfolge. Kommissar Laubach ist mehr als genervt von seinem Job. Die fesche junge Kollegin, die seiner Abteilung gerade zugeteilt wurde, könnte sein einziger Lichtblick sein ...
... wenn sie nicht ausgerechnet gegen ihn ermitteln würde.
Wird dieser Fall für Laubach zur Falle?
SpracheDeutsch
HerausgeberMachandel Verlag
Erscheinungsdatum26. Apr. 2019
ISBN9783959591492
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    Buchvorschau

    Eifel-Falle - Peter Splitt

    978-3-95959-149-2

    Kapitel 1

    Paketzusteller Ebi war spät dran, als er mit seinem Lieferwagen endlich in die Seitenstraße einbog. Normalerweise kam er viel früher als der amtliche Bezirksbriefträger. Aber heute hatte er mal wieder im Stau gestanden. Der Verkehr in den Städten wurde von Mal zu Mal unerträglicher, sogar hier in Manderscheid. Ebi stellte sich vor, wie schön es wäre, jetzt irgendwo am Meer einfach in der Sonne zu liegen und es sich gut gehen zu lassen. Er parkte ein, hievte ein großes Paket aus seinem Transporter und stellte es vor die Tür eines schicken Mehrfamilienhauses. Die Haustür öffnete sich. Vor ihm stand ein junges Mädel mit pickeligem Gesicht, schwarzen Stiefeln und einem knappen Minirock. Ebi grüßte freundlich und fragte nach dem Namen, der als Empfänger des Paketes auf seinem Display auftauchte. Das Mädchen hob die Achseln in die Höhe und blickte ihn gelangweilt an. „Oberster Stock", sagte sie dann doch genervt, bevor sie aus der Tür und hinaus auf die Straße trat. Ebi fluchte, besann sich aber eines Besseren und schleppte das Paket in den Hausflur. Hier drinnen war es wenigstens schön kühl. Es roch nach Reinigungsmitteln. Seufzend trug er das Paket vorbei an blitzblanken Briefkästen in Richtung Aufgang. Vor der Treppensäule stellte er seine Last wieder ab und atmete tief durch. Die Ausdünstungen der Putzmittel kitzelten in seiner Nase. Langsam bugsierte er sich und das Paket die Stufen hinauf, immer dem Licht der Sonne entgegen, welches durch die frisch geputzten Scheiben des Fensters im ersten Stock fiel.

    Das Paket wurde immer schwerer. Verdammter Job, dachte er.

    Je höher er kam, desto mehr spürte er das Gewicht. Als er die oberste Etage erreicht hatte, legte er das Paket ab, zog ein Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und trocknete sich die Stirn ab. Elende Plackerei!

    Er faltete das Taschentuch zusammen und steckte es wieder ein. Sein Blick fiel auf ein kleines Namensschild aus Messing neben der Türklingel. „B. Gutmann" war darauf eingraviert. Der Name stimmte mit dem Empfänger überein. Gott sei Dank, hier war er richtig.

    Er streckte seine Finger aus, berührte den Klingelknopf.

    Ein ohrenbetäubender Lärm hallte durch das Haus. Die Explosion riss die Wohnungstür aus den Angeln, begrub Ebis Körper damit und wirbelte eine Mischung aus Staub, Mörtel und Glassplitter durch die Luft. Draußen, auf der Straße, begannen die Menschen wild durcheinander zu schreien.

    Die Nachricht von der Explosion ereilte die Notrufzentrale der Polizei in Daun kurz vor der Mittagspause. Sie wurde umgehend weitergeleitet bis in das Büro von Kriminalrat Schlesinger, der sich gedanklich bereits auf seine wohlverdiente Mahlzeit vorbereitete. Er saß in seinem bequemen Ledersessel, streckte seine Beine aus und kratzte sich am Hinterkopf, als das Telefon klingelte. Mürrisch nahm er den Hörer ab.

    „Ja, bitte?"

    „Es hat eine Explosion gegeben", sagte eine ihm unbekannte Männerstimme.

    Kriminalrat Schlesinger setzte sich gerade in seinen Sessel. „Was denn für eine Explosion?"

    „Die Wohnung …, sie ist einfach in die Luft geflogen, sagte der Mann am anderen Ende aufgeregt. „Der Paketzusteller wollte etwas abliefern und hat auf den Klingelknopf gedrückt. Da hat es einen großen Knall gegeben und die ganze Hütte ist explodiert.

    Schlesinger zuckte zusammen. „Großer Gott! Dann rufen Sie schnell die Feuerwehr!"

    „Ich bin von der Feuerwehr!"

    „Ach so… Aber was wollen Sie dann von der Polizei? Haben Sie nicht genügend Männer vor Ort?"

    Der Mann am anderen Ende machte eine kurze Pause.

    „Das schon, aber es hat Tote gegeben", sagte er dann.

    „Ein Brand mit Todesfolge, ah, ich verstehe …"

    „Nicht so ganz, aber das müssen Sie sich schon selbst ansehen."

    „Na gut, wenn Sie meinen… Wie lautet die Adresse?"

    „Kieselweg 7 in Manderscheid."

    „In Ordnung, ich schicke jemanden vorbei."

    Schlesinger legte auf und überlegte, wer von den Kollegen dafür zuständig sein könnte. Wenn kein Brand die Ursache war … Er wählte die Nummer der Mordkommission. Niemand hob ab. Er fluchte und wartete, bis der Anruf an die Zentrale weitergeleitet wurde.

    „Kommissar Laubach ist noch nicht im Haus und die neue Mitarbeiterin befindet sich mit den Kollegen Sigismund und Hübscher unten in der Kantine", erklärte ihm eine weibliche Stimme.

    Schlesinger war außer sich. „Ja, bin ich denn heute der einzige Depp, der hier arbeitet, verdammt noch mal? Holen Sie mir Frau Brück ans Telefon! Hier spricht Kriminalrat Schlesinger!"

    Er wartete und dachte darüber nach, dass er es selbst gewesen war, der die junge Frau für einen erst kürzlich pensionierten Kollegen eingestellt hatte. Damit wollte er der Presse den Wind aus den Segeln nehmen. Von wegen Gleichberechtigung, Frauenquote und so weiter. Er wollte seine Abteilung modern und zeitgemäß präsentiert wissen. Über Julia Brück hatte er nur Gutes gehört. Der Kölner Kollege Gereon hatte sie in den höchsten Tönen gelobt. Angeblich besaß sie einen ausgeprägten Polizeiinstinkt, was so viel bedeutete, dass sie, wenn sie erst einmal Beute gewittert hatte, alles Störende ausblenden konnte und sich einzig und allein auf den jeweiligen Fall konzentrierte. Außerdem war sie jung und dynamisch. Im Klartext: Sie tat brav, was man ihr auftrug, ohne auf die Anzahl der Überstunden zu achten. Dass sie Motorrad fuhr, störte ihn nur wenig. Ein bisschen Privatleben stand jedem Polizeibeamten zu. Ansonsten wusste er nicht viel über sie.

    „Brück!" Die Stimme, die jetzt zu ihm sprach, klang angenehm weiblich. Schlesinger schluckte seinen Ärger hinunter.

    „Hallo, Frau Brück, Kriminalrat Schlesinger hier. Ich hoffe, ich störe nicht?"

    Julia Brück lachte. „Ach, woher denn? Ich gebe gerade meinen Einstand. Dafür habe ich selbstgebackenen Käsekuchen mitgebracht. Wir sind hier unten in der Kantine. Vielleicht möchten Sie auch ein Stückchen …?"

    „Nein danke, aber dafür habe ich einen anderen Leckerbissen für Sie. In Manderscheid hat es eine Explosion gegeben und wahrscheinlich einen Toten. Da ich Laubach nicht erreichen kann, möchte ich Sie bitten hinauszufahren und nachzusehen, was dort los ist. Die Adresse lautet …" Er hörte Frau Brück tief durchatmen. Der Rest des Käsekuchens musste warten.

    Julia Brück war sich bewusst, dass sie voll die Arschkarte gezogen hatte. Gleich am ersten Tag auf ihrer neuen Dienststelle wurde sie ins kalte Wasser geworfen. Von wegen Einarbeitungszeit und so weiter. In Manderscheid brannte der Busch, beziehungsweise eine Wohnung, und Kriminalrat Schlesinger trieb seine Leute zur Eile an. Die ersten Stunden nach einem Verbrechen waren halt immer die wichtigsten. Dabei hatte sie doch auf einen einigermaßen geruhsamen Arbeitsanfang gehofft.

    Noch am gestrigen Abend hatte sie mit ihrer Lebensgefährtin Antonia auf ihre Versetzung in die Vulkaneifel angestoßen. Es war ein feucht-fröhliches Ereignis gewesen. Sie hatten beide einen über den Durst getrunken und Julia war erst gar nicht zum Schlafen gekommen. Sie hatte sich zwar hingelegt, sich dann aber völlig aufgedreht in ihrem Bett hin und her gewälzt und beinahe die halbe Nacht gegen die Decke ihres Schlafzimmers gestarrt. Am frühen Morgen waren ihre Gedanken dann völlig durcheinander gewesen. Sie hatte versucht sich zu entspannen, stattdessen jedoch eine aufkommende Verkrampfung in Muskeln, Beinen und Rücken gespürt, war dann missmutig aus ihrem Bett gerollt und hatte sich und die Welt verflucht. Der Tag hätte so schön beginnen können, doch die Anspannung über ihre Versetzung nach Daun hatte ihr das verdorben.

    Im Bad hatte sie sich im Spiegel betrachtet. Trotz der schlaflosen Nacht sah sie einigermaßen frisch aus. Fältchen waren nirgends zu sehen, auch keine chronisch tiefen Ränder unter den Augen. Ihre Freundin zog sie jedes Mal auf, wenn sie sie bei dieser Inspektion ertappte. „Kaum mehr als ein Vierteljahrhundert, und schon denkst du, du bist alt? Alt bist du erst, wenn deine Tattoos Falten schlagen." Das konnte noch dauern, die Haut an Rücken, Armen und Beinen war immer noch schön straff. Nichts deutete auf einen Alterungsprozess hin, und doch wusste Julia, dass sie bereits da waren – die Problemzonen. Ob das vom gelegentlichen Rauchen kam? Sie konnte die Glimmstängel einfach nicht ganz weglassen. Aber ein kleines Laster brauchte halt jede Frau.

    Ein Zigarettenstummel in der Toilette, eine halbleere Kaffeetasse auf dem Rand der Badewanne – sie hatte alles stehen und liegen lassen, war auf ihr Motorrad gestiegen und mit einem selbstgebackenen, obligatorischen Käsekuchen im Topcase zu ihrer neuen Dienststelle gebraust. Den wollte sie sich mit ihren neuen Kollegen teilen.

    Allerdings hatte sie sich besagte Kollegen etwas anders vorgestellt. Kriminalrat Schlesinger hatte sie als neue Mitarbeiterin allen vorstellen wollen, aber der leitende Kommissar, Kurt Laubach, war erst gar nicht aufgetaucht. So hatte sie nur dessen Assistenten Sigismund und die Sekretärin Hübscher kennengelernt. Ersterer sah aus wie Arnold Schwarzenegger und schien nicht viel Grips im Kopf zu haben, und die Zweite war eine graue Maus mit einer dicken Hornbrille. Beide gingen ihr jetzt schon auf den Keks. Dieser Sigismund hatte sie die ganze Zeit unverhohlen angestarrt und dabei die Spiegelgläser seiner Sonnenbrille mit einem Hemdsärmel geputzt, während die Hübscher ihren Blick nicht von ihren Tattoos lassen konnte, falls sie überhaupt in der Lage war, etwas durch ihre dicke Brille zu erkennen. Anscheinend hielten die beiden sie für einen Paradiesvogel aus der Großstadt. Das konnte ja heiter werden. Trotzdem war sie mit den beiden hinunter in die Kantine gegangen und hatte ihnen den Kuchen angeboten. Den hatten sie dann mit Genuss verspeist, während sie sich über belangloses Zeug unterhielten.

    „Diese Halbtagskräfte machen mich noch wahnsinnig, Rainer! Ich weiß überhaupt nicht, wo ich die ganzen Namen unterbringen soll", hatte sich Renate Hübscher beklagt.

    „Kein Wunder, bei deinem steinzeitlichen Ablagesystem. Ich dachte, du hättest einen Computerkurs belegt", war die wenig hilfreiche Antwort des Kollegen Sigismund gewesen.

    Wieso Computerkurs?, hatte sich Julia gefragt, doch es ging schon weiter.

    „Das habe ich ja auch!"

    „Na, dann gib die Daten doch einfach in deine Blechkiste ein …"

    Renate Hübscher zuckte hilflos mit den Achseln. „Aber wohin denn?"

    „Na, auf die Festplatte natürlich. Mein Gott, das kann doch nicht so furchtbar schwer sein!"

    „Mein bisheriges System war aber gar nicht so schlecht."

    Sigismund grinste frech. „Schon klar, und deswegen findest du auch nichts wieder!"

    „Ach, lass doch deine schlechte Laune an jemand anderem aus, Rainer. An unserem Chef zum Beispiel."

    Sigismund starrte sie an. „An Laubach? Der glänzt doch durch Abwesenheit!"

    „Ha, das traust du dich wohl nicht, was?"

    „Wieso? Schlechte Laune hat der selber und das schon seit Wochen!"

    Renate schob sich ein weiteres Stück Käsekuchen in den Mund und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Einen Satz verstand Rainer Sigismund allerdings dann doch. „Sag mal, wo steckt der eigentlich schon wieder?"

    „Wahrscheinlich bei seiner Rosa. Die baut doch den Bierstand für den Rummel auf."

    „Das möchte ich sehen. Laubach und Handwerken. Der hat doch zwei linke Hände. Aber kann er das nicht nach Feierabend tun?"

    „Renate, du fragst mich Sachen, die du doch eigentlich viel eher wissen müsstest. Ich bin weder verwandt noch befreundet mit Herrn Laubach. Er ist mein Vorgesetzter, nicht mehr und nicht weniger! Seine Launen nehme ich nur zur Kenntnis. Aber das hat auch bald ein Ende!"

    Renate verzog das Gesicht, während sie weiterkaute. „Warum, hast du etwa um deine Versetzung gebeten?"

    „Das nicht. Ich habe eine Erbschaft gemacht. Das heißt, nicht ich, sondern Nadine. Sie hat Glück gehabt. Ein Verwandter hat ihr eine Tankstelle vermacht. Bei den Spritpreisen heutzutage läuft die Sache ganz von selbst. Man braucht nur noch abkassieren."

    Renate verschluckte sich prompt an einem Krümel und hustete. „Na, wenn das mal gut geht … Aber um ganz sicher zu sein, wirst du die Kleine dann wohl oder übel heiraten müssen."

    Sigismund machte eine herablassende Handbewegung. „Genau das ist das Problem. Aber ich warte noch ab, bis die Erbschaft durch ist, und dann können mich die Herren Laubach und Schlesinger mal kreuzweise …"

    Julia hatte nur verlegen gelächelt und an ihrem Käsekuchen geknabbert. Bei der geistreichen Unterhaltung war sie sich reichlich überflüssig vorgekommen. Gott sei Dank war dann der erlösende Anruf aus der Zentrale eingetroffen, und jetzt musste sie nach Manderscheid. Manderscheid? Wo lag das überhaupt?

    Sigismund erklärte es ihr und Julia erhob sich rasch, froh, diesem langweiligen Palaver aus dem Weg zu gehen.

    Kapitel 2

    Der heilklimatische Kurort Manderscheid liegt im Landkreis Bernkastel-Wittlich, gut 20 Kilometer von Daun entfernt. Julia nahm die L46, passierte die Dauner Maare, sowie das Bleckhausener Wachholderschutzgebiet und parkte ihr Motorrad in der Nähe der angegebenen Adresse. Sie nahm ihren Helm ab, schüttelte kurz den Kopf, um ihre Nackenmuskeln zu entspannen, wobei sie spürte, wie ihr Zopf hinten über die Lederjacke wischte, und sah sich um. Über ihr thronten die beiden Ruinen der Ober- und Niederburg. Ein beeindruckender Anblick. Manderscheid musste einst ein bedeutender Ort gewesen sein.

    Bleierne Müdigkeit pochte hinter ihren Schläfen. Während sie von ihrem Motorrad stieg, spürte sie eine gewisse Trägheit, die von der viel zu kurzen Nacht herrührte.

    Das änderte sich schlagartig mit einem Adrenalinstoß als sie um die nächste Ecke bog und die Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr sowie die aufgebrachte Menschenmenge vor dem Haus am Kieselweg Nr.7 bemerkte. Ein Krankenwagen mit lautem Martinshorn bog gerade um die Ecke.

    Sie zückte ihren Ausweis und schlüpfte durch die provisorische Absperrung hindurch. Ein Passant rief ihr etwas zu, doch sie ignorierte es, befand sich wieder völlig im Dienstmodus.

    Im Inneren des Hauses sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Das Treppenhaus war mit Scherben, Mörtel, Holzresten und diversen undefinierbaren Dingen übersät. Noch immer hatte sich die Staubwolke nicht ganz verzogen. Die Explosion hatte das Treppenfenster im obersten Stockwerk gesprengt und die Treppen mit kleineren Glassplittern übersät. Die größten Stücke lagen unten auf der Straße, über die war sie ja bereits beim Reingehen gestiegen. Der Chef der Feuerwehrleute nahm sie in Empfang und lotste sie weiter. Julia ging vorsichtig hinter dem kräftigen Einsatzleiter über die knirschenden Splitter die Treppe hinauf und bemühte sich, nicht daran zu denken, dass die klebrig roten Flecken, die überall zu sehen waren, von einem Menschen stammten. Der lag unter der am Boden liegenden, demolierten Wohnungstür begraben und war mausetot. In seiner Schläfe steckte ein riesiger Glassplitter.

    „Dem kann niemand mehr helfen, sagte der Feuerwehrmann und schüttelte den Kopf. Julia riss sich zusammen, wollte schnell an dem Toten vorbei und den Flur der offenen Wohnung betreten, doch der Feuerwehrmann versperrte ihr den Weg. „Einen Moment bitte, ich gehe zuerst da rein und sehe nach, ob es von brandtechnischer Seite unbedenklich ist, dass Sie hineingehen. Reine Vorsichtsmaßnahme!

    Aus dem Flur quoll ihnen ein stechend nach Brand stinkender Geruch entgegen. Der Feuerwehrmann gab ihr eine Atemschutzmaske. Julia setzte das Ding auf und wartete. Der Mann betrat vorsichtig das Innere der Wohnung. Sekunden vergingen, sie hörte einen kurzen, durch die Schutzmaske gedämpften Wortwechsel. Offenbar war schon jemand drin. Dann kam er wieder zurück und nickte ihr zu. Es bestand offenbar keine Gefahr mehr. Julia fluchte innerlich, weil die Scheibe der Maske sofort zu beschlagen begann. Sie folgte ihm in die Wohnung. In der Küche hantierte ein weiterer Feuerwehrmann an einem lädierten Herd herum. Er würdigte Julia keines Blickes. Man brauchte kein Fachmann zu sein, um festzustellen, dass die Explosion hier ihren Ursprung gehabt hatte.

    Die Druckwelle hatte Töpfe und Pfannen durch die Luft

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