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Rafe: Tattoo Bruderschaft, #5
Rafe: Tattoo Bruderschaft, #5
Rafe: Tattoo Bruderschaft, #5
eBook397 Seiten5 Stunden

Rafe: Tattoo Bruderschaft, #5

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Über dieses E-Book

Sein Name ist Rafaele Vestri, Rafe für seine Freunde.

Er ist groß, stark, attraktiv. Distanziert. Oft kommt er zu dem Café, in dem ich arbeite, aber wir reden nicht viel. Allerdings sieht er mich an. Starrt mich an, mit feurigem Blick, und ich kann nicht anders, als zurückzustarren. Ich will ihn, das kann ich nicht leugnen. Ich habe in meinem ganzen Leben nie jemand Attraktiveren gesehen, jemand so Starken.

Aber mit jedem Tag zieht er sich mehr zurück. Etwas stimmt nicht und er sagt mir nicht was. Ich habe von seiner Vergangenheit gehört – weiß, dass seine Familie ermordet wurde, als er gerade einmal fünfzehn war. Ich kann mir vorstellen, was für ein Verlust das für ihn sein muss.

So viel konzentrierte Gewalt schlummert in seinem Körper, wartet nur darauf entfesselt zu werden. Was ist es, das ihn antreibt? Wofür trainiert er so hart? Warum sieht er mich an, als würde er sich danach verzehren, mich zu berühren, es aber nicht wagen?

Selbst wenn ich versuche, nicht mehr an ihn zu denken, mich für andere Jungs zu interessieren, ich kann es nicht. Ich bin gefangen, mit Körper und Seele.

Und ich sage zu mir selbst, Megan … In was für einen Schlamassel hast du dich diesmal wieder reingeritten?

SpracheDeutsch
HerausgeberJo Raven
Erscheinungsdatum11. Dez. 2018
ISBN9781386568971
Rafe: Tattoo Bruderschaft, #5
Autor

Jo Raven

Jo Raven is a New York Times and USA Today bestselling author, best known for her series Inked Brotherhood and Damage Control. She writes edgy, contemporary New Adult romance with sexy bad boys and strong-willed heroines. She writes about MMA fighters and tattoo artists, dark pasts that bleed into the present, loyalty and raw emotion. Add to that breathtaking suspense, super-hot sex scenes and a happy ending, and you have a Jo Raven original story. Meet Jo Raven online – on Facebook (https://www.facebook.com/AuthorJoRaven), chat with her on Twitter (@AuthorJoRaven) and join her readers group for sneak previews of her covers and stories (http://on.fb.me/1K2LvzO). Be the first to get your hands on Jo Raven’s new releases & offers, giveaways, previews, and more by signing up here ▶ http://bit.ly/1CTNTHM

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    Buchvorschau

    Rafe - Jo Raven

    Teil Eins

    Gefängnis – du fällst hinein

    Gift – Lügen ersticken dich

    Bauch der Bestie, du kämpfst ums Leben

    Niemals frei, niemals frei


    Du gehst durch die dunkle Nacht

    Hand in Hand mit deiner Angst

    Vor Schuld du nicht weinen kannst

    Du gehst durch die dunkle Nacht


    Glasscheibe – ich sehe durch dich hindurch

    Spiegelsplitter – ich bin du

    Du bist der Feind, dem du nie entrinnst

    Niemals frei, niemals frei


    Du watest durch Blut

    Bist in den Brunnen gefallen

    Die Vergangenheit ein endloses Widerhallen

    Du watest durch Blut


    ‚Der Feind in mir‘ von Rafe Vestri

    Kapitel Eins

    Megan

    Es ist Freitagabend, ich stehe draußen vor Ashers und Audreys Wohnung und halte mich an dem Geschenk, das ich mitgebracht habe, wie an einem Rettungsring fest.

    Heute ist Audreys Babyparty. Sie und Tessa haben mich eingeladen, und ich sollte froh darüber sein, endlich in die Mädchengruppe aufgenommen zu werden, nachdem ich in dem einen Jahr, seit ich in dieser Stadt bin, nie dazugehört habe.

    Ehrlich, ich bin froh. Seit ich vor eineinhalb Jahren nach Madison gezogen bin, habe ich kaum neue Freunde finden können. Ich habe nicht viel Zeit und Energie, die ich mit sozialen Aktivitäten verbringen kann, und ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich wenigstens Zane habe, der mir ein guter Freund geworden ist. Und natürlich Greg, aber Greg … Ja, er ist weg vom Fenster.

    Also, fassen wir zusammen. Ich bin froh, hier zu sein. Zane ist toll, aber ein paar Freundinnen zu haben wäre klasse.

    Aber ich bin auch unruhig. Audrey ist schwanger und Schwangerschaften … machen mich nervös. Sehr nervös. Allein der Gedanke daran lässt in Rot getauchte Bilder in meinem Kopf aufflackern. Erinnerungen an Blut, das auf dem Boden zu einer Pfütze zusammenläuft, pures Grauen und eiskalte Furcht. Mein Herz schlägt viel zu schnell. Schweiß läuft mir den Rücken runter und ich fröstle.

    Mehr als ein Jahr ist vergangen und ich kann die Bilder immer noch nicht abschütteln. Kann den Schrecken dieses Tages nicht loswerden und damit auch nicht die Angst, dass Carson Ames, der Ex-Freund meiner Mutter, mich eines Tages finden und kaltmachen wird.

    Oh Gott … Hör auf.

    Vielleicht ist das doch keine so gute Idee. Auch wenn ich die anderen Mädchen im Laufe des vergangenen Jahres gut tausend Mal getroffen habe, wir haben uns nie richtig unterhalten. Außer das eine Mal mit Tessa, vor einigen Monaten, als sie versuchte, aus Dylan schlau zu werden, und Junge, war das ein Desaster. Ich wette, sie hat mich heute nur wegen ihres schlechten Gewissens eingeladen, weil sie sich daran erinnert hat, dass ich jemandem hinterher schmachte, den ich wahrscheinlich nie haben werde.

    Rafe Vestri.

    Nicht, dass ich ihn jemals hätte haben können. Das ist lächerlich. Es ist nur, dass er so umwerfend ist, dass ein Mädchen halt nicht anders kann, als hinzuschauen, oder?

    So umwerfend attraktiv und so innerlich zerbrochen. Und wenn es sein Schmerz ist, der mich zu ihm hinzieht, da er mich an meinen eigenen erinnert, mehr noch als dieses schöne Gesicht und dieser wie aus Stein gemeißelte Körper, nun ja … Das ist etwas, über das ich nicht näher nachdenken will – und überhaupt, warum denke ich gerade an ihn?

    Ich verschwinde. Das hier war ein Fehler.

    Nach einem Moment des Zögerns lege ich mein eingepacktes Geschenk – Babykleidung, und selbst das Kaufen hatte mir schon beinahe eine Panikattacke eingebracht – auf die Fußmatte und wende mich zur Treppe, mit der vollen Absicht, in letzter Sekunde die Flucht zu ergreifen.

    Das Schicksal hat heute Abend jedoch andere Pläne für mich. Eine vertraute, schlanke Gestalt kommt die Treppen empor, blockiert meinen Weg.

    „Megan!, ruft Dakota breit grinsend. Sie hält ein riesiges Paket in den Armen. Ihr dunkles Haar ist mit pinken Strähnen durchzogen und sie hat einen Nasenring, von dem ich mir ziemlich sicher bin, dass er neu sein muss. „Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest.

    „Ich würde es mir um nichts in der Welt entgehen lassen", sage ich, meine Lippen fühlen sich taub an. Ich zwinge mich zu einem Lächeln.

    Ihre großen blauen Augen verengen sich. „Megan, alles okay? Du siehst nicht wirklich gut aus."

    „Alles gut." Ich rücke von ihr ab, lasse sie vorbei und trete auf das Paket, das ich auf der Fußmatte zurückgelassen habe. Verdammt.

    „Megan …"

    Ich habe gesagt, alles ist gut. Ich hebe mein Paket hoch. Das Geschenkpapier ist eingerissen, gibt den Blick auf graublaue Babykleider frei.

    „Du hast ihr was Blaues gekauft? Dakotas Augenbrauen heben sich überrascht. „Was, wenn es ein Mädchen wird?

    Audrey hatte sich geweigert, das Geschlecht ihres Babys herauszufinden. Sie will, dass es eine Überraschung für alle ist, sie miteingeschlossen.

    „Ich glaube, es ist ein Junge", sage ich.

    „Das kannst du nicht wissen."

    „Ich habe so ein Gefühl."

    Sie sieht nicht überzeugt aus. Warum sollte sie das auch sein? Sie kennt mich kaum und selbst ich weiß nicht, warum ich auf mein Bauchgefühl höre. Ich weiß einfach, dass es sich oft als richtig herausstellt. Intuition, sechster Sinn oder wie auch immer man es nennen will. Großmutter Anouk ist schuld, zumindest laut meiner Mutter. Es ist New Orleans Magie.

    Oh Gott, ich hätte Audrey eine Babyrassel kaufen sollen, oder etwas anderes Neutrales.

    „Komm schon." Dakota schenkt mir ein unsicheres Lächeln und drückt auf die Türklingel. Während wir warten, schaut sie unter ihren Wimpern zu mir. Ich frage mich, was sie sieht und was sie von mir denkt.

    Ich bin schwer einzuordnen. Lange dunkle Haare, die sich an den Spitzen locken, dunkle Augen, Haut wie die Farbe von Milchkaffee. Meine Nase ist zierlich, meine Lippen schmal, meine Wangenknochen hoch. Meine Gesichtszüge lassen sich keiner Nationalität zuordnen. Ich gehöre nirgendwo hin.

    Dieser Umstand wurde mir, als ich in Philly lebte, nur allzu deutlich klargemacht. Damals dachte ich, dass ich mich selbst, meinen Platz in der Welt, finden könnte, wenn ich fortginge. Aber ich bin immer noch auf der Suche nach beidem. Immer noch ohne Wurzeln. Treibe immer noch umher, ziellos wie eh und je.

    Die Tür öffnet sich mit einem Klicken, und Tessa kommt hinter ihr zum Vorschein. Sie kreischt wie ein kleines Mädchen, als sie uns erblickt, und klatscht in die Hände. „Du hast es geschafft!"

    Ich lasse mich von ihr in die Wohnung hineinziehen.

    Tessa hat sich in den letzten Monaten stark verändert, und ich meine nicht nur ihren Kleiderstil. Sicher, sie neigt jetzt zu zerrissenen Jeans mit Cowboystiefeln und roten Pullovern, die ihr Gesicht zum Strahlen bringen. Sie hat ein paar dunkle Strähnen in ihr blondes Haar gefärbt und betont ihre blauen Augen mit schwarzem Lidschatten. Heute hängen große Silberringe an ihren Ohrläppchen und sie hat ihr Haar zu einem unordentlichen Dutt hochgebunden.

    Sie hat nie schöner ausgesehen.

    Aber die größte Veränderung ist das glückliche Licht, das ihre Augen aufleuchten lässt, ein himmelweiter Unterschied zu dem Kummer, den ich in der Vergangenheit in ihnen ausmachen konnte. Mit Dylan zusammen zu sein, der Liebe ihres Lebens, hat sie vollkommen transformiert, ihr einen Heiligenschein purer Freude geschenkt, der so hell strahlt, dass ich einfach auch selbst lächeln muss, als sie uns weiter in die Wohnung hineinführt.

    Sanfte keltische Musik dringt aus den Lautsprechern in den Ecken des kleinen Wohnzimmers. Dieser kleine Raum ist mit um die zwölf Mädchen brechend voll, die dort gemütlich sitzen und sich unterhalten. Die einzigen vertrauten Gesichter, abgesehen von Dakota und Tessa, sind Erin und Audrey, die auf dem Sofa sitzen, über einen Katalog gebeugt, der – was auch sonst? – Babysachen zeigt.

    Wir stellen unsere Geschenke auf dem Tisch ab, der bereits mit zahlreichen Paketen beladen ist, und ich lächle weiter, während ich schnurstracks auf das Sofa zugehe.

    Ich beuge mich vor, um Audrey einen Kuss auf die Wange zu geben. Sie strahlt förmlich von innen heraus, und wow, sie ist so in die Breite gegangen, dass ich innerlich vor Mitgefühl seufze. Kann nicht einfach sein, sich so zu bewegen. Aber sie ist offensichtlich zufrieden und ich freue mich für sie – also warum spielt mein Kopf dann immer wieder die Bilder von Blut ab, bei denen sich mein Magen vor lauter Furcht verkrampft?

    Verfluchtes Gehirn, das meine Erinnerungen mit dem Hier und Jetzt vermischt. Ich unterdrücke ein Erschaudern.

    „Alles okay, Megan?" Audrey streckt eine Hand nach mir aus, Sorge liegt in ihren Augen, und ich zucke zurück.

    Mir vollauf bewusst, dass mein Gesicht wie ein offenes Buch ist und ich sicherlich aussehe wie ein Reh im Scheinwerferlicht, murmle ich etwas davon, durstig zu sein und trete hastig meinen Rückzug an, bevor mich noch jemand genauer ansehen kann. Ich habe das Gefühl, zu ersticken.

    Es ist der Sauerstoffmangel hier drinnen, sage ich mir selbst, während ich mir mit den Ellenbogen meinen Weg durch die kichernden Mädchen bahne und nach der Küche suche. Zu viele Leute. Die Tatsache, dass ich jeden Tag an Orten mit zahlreichen Menschen arbeite, ohne einen Nervenzusammenbruch zu bekommen, sollte mir sagen, was für eine lahme Ausrede das ist, aber ich halte daran fest.

    Ich kann mir selbst nicht erlauben, dass ich jedes Mal ausflippe, wenn ich eine schwangere Frau sehe, oder Blut, oder … Nein, ich bin stärker als das. Die Vergangenheit liegt hinter mir und ist nicht der Grund, warum ich erleichtert seufze, als ich endlich die kleine Küche finde und mich gegen die Küchentheke lehne, immer noch in meinem Mantel und immer noch meine Handtasche wie eine Waffe umklammernd.

    Wie einen Schutzschild gegen die Welt.

    Nachdem mein rasender Herzschlag sich etwas beruhigt und mein Magen sich entkrampft hat, schaue ich auf der Suche nach einem Glas in die Schränke. Wasser klingt nach einer guten Idee, und außerdem, es würde komisch aussehen, wenn jemand hereinkäme und mich dort stehen sieht, wie ich nichts tue.

    Ich muss wenigstens den äußeren Schein wahren.

    Stirnrunzelnd fülle ich das Glas mit Leitungswasser. Mir geht es gut. Ich brauche nur ein paar Minuten, um mich zu sammeln, und dann werde ich mich nicht mehr verstellen müssen. Ich werde Spaß haben, andere Leute treffen, und mich nicht länger verstecken. Lasst mir nur einen kurzen Moment, um zu atmen und mich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung ist.

    Aber nichts da. Murphys Gesetz in voller Aktion. Jemand betritt den kleinen Raum und ich kann mich nirgendwo mehr verstecken.

    Ich drehe mich um und finde mich Tessa gegenüber.

    „Was ist los?", fragt sie, das Licht ist aus ihren Augen verschwunden, einem besorgten Blick gewichen.

    Mist, ich habe ihr auch Sorgen gemacht. Das hier ist eine Party, um etwas Wundervolles und Freudiges zu feiern, und hier bin ich, verderbe ihnen die Freude. Sie haben mich eingeladen, sich die Mühe gemacht, mir das Gefühl zu geben, willkommen zu sein, und ich verstecke mich in der Küche, Herrgott noch mal.

    „Es ist nichts. Ich suche tief in mir nach guten Erinnerungen – und ich finde ein Bild von Rafe vor einiger Zeit, als er zu mir aufgeschaut hat, mit einem Feuer in seinen Augen, als ich sein Getränk vor ihm auf dem Tisch abstellte. Ein wohliger Schauer fährt durch mich hindurch und ich schaffe es, ein aufrichtiges Lächeln zustande zu bringen. „Ich war nur durstig.

    Ich werde nachher über den Umstand nachdenken, dass Rafe das Erste war, was mir in den Sinn kam, das mich zum Lächeln bringen würde. Oder vielleicht werde ich es schaffen, gar nicht darüber – oder über ihn – nachzudenken.

    Wunschdenken, natürlich. Selbst als Tessa anfängt, von dem Geschenk zu plappern, das sie Audrey gekauft hat, und wie sehr sie sich für Audrey und auf das Baby freut, kann ich einzig und allein an ihn denken. Seine bernsteinfarbenen, katzenähnlichen Augen, das zottelige blonde Haar, die umwerfenden Grübchen, die er in den seltenen Augenblicken zeigt, in denen ich ihn lächeln gesehen habe, die kraftvollen Schultern und seinen verführerischen Körper.

    Sein Schmerz. Seine blutige Vergangenheit.

    „Und danach wollen wir vielleicht was trinken gehen", schließt Tessa ab, was auch immer sie bisher erzählt hat, und strahlt mich an.

    Ich blinzle. „Heute Abend? Ich habe offensichtlich einen großen Teil von dem verpasst, was sie gesagt hat. „Aber …

    „Nicht heute Abend. Nächsten Samstag, nach dem Konzert. Du bist eingeladen. Du hast es nicht vergessen, oder?"

    „Konzert?" Ich bemühe mich, mich auf das zu konzentrieren, was Tessa gerade sagt. Ich mag sie wirklich und es ist nicht ihre Schuld, dass meine Gedanken gerade ganz woanders sind.

    „Deathmoth wird im Halo auftreten. Du weißt schon, Deathmoth, die Band von Dakota und Rafe?"

    Sein Name bringt mich ruckartig wieder auf die Erde zurück. „Richtig. Deathmoth."

    „Halo ist nicht weit von deinem Arbeitsplatz. Sag, dass du kommen wirst, bitte, bitte, bitte?" Sie klimpert mit ihren langen Wimpern und ich kann nicht anders, ich muss lachen. Sie ist so süß.

    „Ich weiß nicht, ob ich kann", fange ich an, aber sie hebt eine Hand, um mich zu unterbrechen.

    „Doch, du kannst. Ich gebe dir eine Woche Vorwarnung. Was in der Welt kann dich davon abhalten, an einem Samstagabend wegzugehen?"

    Ich verdrehe die Augen. „Wie wäre es mit meiner Arbeit?"

    „Tausche deine Schicht mit jemandem."

    Ich beiße mir auf die Unterlippe, bevor ich Tessa sagen kann, dass sie nichts von der echten Welt weiß. Ich meine, ich habe den Job gerade erst bekommen. Das Café ist nobler, das Gehalt besser, aber mein Chef ist dafür auch strenger.

    Das sage ich allerdings nicht, denn es wäre nicht fair. Ihr Leben hat sich geändert. Sie ist nicht mehr von dem Geld ihrer Eltern abhängig. Sie nimmt sich eine Auszeit von der Uni, hat einen Job und hilft Dylan dabei, auf seine zwei kleinen Brüder aufzupassen. Sie arbeitet hart, wie ich.

    Ich seufze. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Dann sinken ihre Worte richtig ein und mir dämmert die Erkenntnis. „Rafe wird spielen?

    „Er ist der Schlagzeuger. Ohne Schlagzeuger kann man kein Punkrock-Konzert geben, oder? Ah, ich schätze, ich hätte von Anfang an sagen sollen, dass er nächsten Samstag im Halo sein wird, dann hättest du sofort Ja gesagt. Sie zwinkert, durchschaut mich völlig, und greift nach dem immer noch vollen Glas Wasser in meiner Hand. „An Rafe zu denken, macht einen durstig, oder?

    Ich schnaube, als sie mit wackelnden Augenbrauen am Wasser nippt. Meine Wangen werden heiß. „Ach halt doch die Klappe."

    „Stell ihn dir ganz verschwitzt und ohne Shirt vor, wie er auf die Trommeln hämmert. Du weißt, wie er sich selbst im Rhythmus verliert, schneller und schneller wird, und … Sie hält sich eine Hand vor den Mund, aber trotzdem entkommt ihr ein Kichern. „Oh Gott, das hat sich in meinem Kopf noch anders angehört.

    „Ja, sicher hat es das." Gott, wenn ich mir jetzt kaltes Wasser ins Gesicht spritzen würde, würde es sicherlich an meiner Haut verdampfen, weil das geistige Bild, das sie da gemalt hat, ausreicht, um mein Blut in Wallung zu bringen.

    Reiß dich zusammen, Megan Durant.

    „Was ist falsch daran, sich einen umwerfenden Kerl vorzustellen, der aufs Schlagzeug haut? Du bist single, er ist single. Du willst ihn, er will dich."

    „Also was das angeht … bin ich mir nicht so sicher."

    „Er starrt dich immer an."

    „Tut er das?" Ich habe ihn ein paar Mal dabei erwischt, wie er mich angesehen hat, aber ich dachte, ich würde mir das nur einbilden.

    „Ja. Er hält immer Ausschau nach dir. Und wenn er dich nicht sofort sieht, fragt er, wo du bist."

    Das ist neu für mich. Trotzdem … „Vielleicht schaut er nur. Er hat in der ganzen Zeit kaum mehr als ein paar Worte mit mir gewechselt. Ich fahre mit einer Hand durch meine vorderen Haarsträhnen. „Das ändert nichts.

    „Warum nicht?"

    „Ich bin mit Greg zusammen," platzt es aus mir heraus.

    Natürlich eine Lüge, aber vielleicht wird das dafür sorgen, dass mich alle für eine Weile in Ruhe lassen. Sie scheinen mich und Rafe unbedingt zusammenbringen zu wollen, und egal, wie heiß die Blicke auch sein mögen, die Rafe mir zuwirft, es bedeutet nicht, dass er irgendetwas von mir will.

    Oder ich von ihm, sage ich mir selbst. Denn egal, wie gut er aussieht, wie sehr sein Schmerz auch zu mir spricht, mich dazu bringt, ihm helfen, ihn retten zu wollen – das wäre eine schlechte Idee. Ich habe versucht, meine Mutter zu retten, und wohin hat das geführt?

    „Greg, wiederholt Tessa mit ausdruckslosem Gesicht. „Der Kerl, der immer in der Café-Bar abgehangen hat, wo du über den Sommer gearbeitet hast?

    „Ja. Genau der."

    „Oh. Sie verzieht das Gesicht, setzt aber schnell wieder eine neutrale Miene auf. „Nun, es würde trotzdem keinem wehtun, wenn du kommst und dir Rafe anschaust. Jede Menge Mädchen werden genau das tun. Nur zu gucken wird ja wohl noch erlaubt sein.

    Ein fast schon physischer Schmerz zerreißt mich innerlich. Andere Mädchen haben auch ein Auge auf ihn geworfen. Natürlich gibt es andere. Wie kann ich eifersüchtig sein, wenn nichts zwischen uns ist?

    „Ich werde kommen, höre ich mich selbst, wie aus weiter Entfernung, sagen. „Um wie viel Uhr?

    Um neun. Ich werde sie anrufen, wenn ich ankomme, sodass wir uns in der Menschenmenge finden können. Ich höre das alles durch das Rauschen in meinen Ohren.

    Verdammt, was habe ich mir da wieder eingebrockt?

    Der Rest des Abends verläuft überraschend gut, wenn man bedenkt, dass ich Audrey, die das Zentrum der Aufmerksamkeit ist, möglichst selten anschaue. Und als mein Geschenk ausgepackt wird, fangen alle an zu murmeln. Anscheinend steht es mir nicht zu, das Geschlecht des Babys zu beschließen.

    Aber nach meinem zweiten Glas Rotwein unterhalte ich mich nett mit einem rothaarigen Mädchen, die sich mir als Evie vorstellt und meint, sie würde Zane und die Jungs vom Damage kennen. Sie arbeitet mit von zu Hause ausgerissenen Jugendlichen und Obdachlosen, und wie sich herausstellt, ist sie bis über beide Ohren in einen von Zanes Tätowier-Kollegen, Micah, verknallt.

    In letzter Zeit scheinen alle verliebt zu sein. Es muss etwas in der Luft liegen. Aber dann wiederum, die Jungs der Tattoo Bruderschaft sind alle umwerfend, und Gleich und Gleich gesellt sich gern, wie es scheint. Denn die Jungs vom Damage sind auch zum Hinknien und alle kennen sich untereinander oder sind befreundet.

    Klingt lächerlich, aber so ist es. Diese Jungs haben eine Gefolgschaft. Sie sind heiß und verwegen, totale Frauenmagneten. So sehen die Tatsachen aus. Weswegen nächsten Samstag auch zahlreiche Mädchen auf ihre Chance warten werden, Rafe zu beäugen und ihn anzubaggern.

    Wieder diese stechende Eifersucht.

    Verflucht. Ich habe mich nicht in Rafe verliebt. Das kann nicht sein. Es ist unmöglich. Wir haben nicht mal richtig miteinander gesprochen, Herrgott noch mal. Ich weiß nichts über ihn, außer das, was ich über Gerüchte und Tratsch mitbekommen habe. Tratsch über seine Vergangenheit – die grauenvolle Ermordung seiner Familie, als er gerade einmal fünfzehn war – und die Gerüchte über seine Gutherzigkeit, wenn es um andere geht.

    Also habe ich kein Recht, mich aufzuregen. Warum überlege ich dann, wen ich fragen könnte, meine Abendschicht am Samstag zu übernehmen, und was ich zum Konzert anziehen könnte?

    Heilige Scheiße, ich versuche nicht einmal, mich davor zu drücken. Ich habe mich allen Ernstes entschlossen hinzugehen.

    Was ist schon groß dabei?, wispert eine klitzekleine Stimme in meinem Kopf. Schau ihm einfach beim Spielen zu. Sieh noch einmal sein wunderschönes Gesicht, seinen starken Körper. Sieh, wie er sich selbst im Rhythmus verliert, wie Tessa gesagt hat. Versuche zu verstehen, was ihn antreibt, was ihn zu dem macht, der er ist.

    Auch wenn er nicht an mir interessiert sein sollte. Nichts ist zwischen uns gewesen, ich erwarte nichts und kann deswegen auch nicht verletzt werden. Richtig?

    Mensch, bin ich eine schlechte Lügnerin. Ich kann nicht einmal mich selbst überzeugen.

    Kapitel Zwei

    Rafe

    Nach und nach füllt sich die Kneipe langsam mit Menschen. Halo ist für die Bruderschaft momentan der beliebteste Treffpunkt und mein Blick gleitet über die vertraute, kitschige Wanddekoration mit Engeln und Flügeln.

    Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf mein Schlagzeug, baue es auf, während Luke und Quinn den Soundcheck für ihre Gitarren machen. Sogar Riley ist hier, packt seinen Bass aus – mehr als pünktlich, was ein Wunder ist. Koko – Dakota – redet in einer Ecke mit Zane.

    Wenigstens hat sie gesagt, dass sie mit ihm reden würde. Sieht für mich mehr nach einer Mund-zu-Mund-Unterhaltung aus, aber hey, das geht mich absolut nichts an. Gut für die beiden.

    Das hier ist ein vertrauter Ort, mit vertrauten Gesichtern. Eine vertraute Situation, ich bereite mich auf ein Konzert vor, bewege mich fast schon automatisch. Meine Freunde haben ihre anderen Hälften gefunden und es geht ihnen zum ersten Mal seit Ewigkeiten gut.

    Warum bin ich dann so angespannt?

    Mit geschlossenen Augen ziehe ich meine Drumsticks über die Becken des Schlagzeugs, trommle dann sachte auf die kleine Trommel, spüre die Vibrationen meine Arme hinaufwandern. Ich versuche in die richtige Stimmung zu kommen. Lärm bringt mich immer aus dem Konzept, aber der beständige Rhythmus der Trommeln, der Umstand, dass ich es bin, der diese lauten Schläge, Trommelwirbel und das Scheppern produziert, gibt mir meistens eine Art inneren Halt.

    Doch nicht heute Abend.

    Scheiße. Irgendetwas ist der Trigger. Man hat mir beigebracht, diese Trigger zu identifizieren, bevor es zu schlimm wird, aber im Moment kann ich nicht ausmachen, was mich stört. Ein Geruch? Ein Geräusch? Der Aufbau?

    Ich lege die Sticks ab und lausche. Nur das Geplapper der Menschenmenge, das Spiel der Gitarren. Rileys Bass gesellt sich dazu. Dann atme ich tief ein. Ein Gemisch aus Parfüm, Stylingprodukten und dem Geruch von heißem Kabel.

    Nichts. Alles nur in meinem Kopf. Verdammt noch mal.

    Ich will gerade aufstehen, zur Toilette gehen und mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzen, als mir klar wird, dass ich den Flatscreen-Fernseher anstarre, der hoch oben an der Wand montiert ist. Er läuft schon die ganze Zeit auf stumm geschaltet. Das Halo ist streng genommen keine Sportkneipe, aber viele Kerle hängen hier ab und schauen gern Football und Basketball.

    Eine Fernsehmoderatorin spricht gerade, eine hübsche Brünette, ihr Haar ist zurückgebunden, eine Brille mit dunklem Rahmen sitzt auf ihrer Nase. Ihr Gesichtsausdruck ist ernst, als sie auf ein Haus hinter sich zeigt. Die Nachbarschaft sieht irgendwie vertraut aus.

    Der Schriftzug auf dem unteren Bildschirmrand fällt mir ins Auge – oder vielleicht habe ich ihn schon die ganze Zeit über gelesen. Eilmeldung, steht da. Mann in Madison ermordet.

    Die Haare in meinem Nacken stellen sich auf. Das ist die einzige Warnung, die ich bekomme, bevor ich mich im Haus meiner Eltern vor vier Jahren wiederfinde, in einer Zimmerecke zusammengekauert. Die Wände sind mit Blut bespritzt, der Kupfergeschmack so stark, dass ich ihn bis in meinem Rachen schmecken kann. Ich muss würgen. Mir wird schwindelig vor Panik. Ein heftiges Schaudern schüttelt mich.

    Nicht real, sage ich zu mir selbst. Nicht real. Du weißt das. Es ist eine Erinnerung. Ein Flashback, ausgelöst durch die Nachrichten über den Mord. Ein Trigger.

    Ich muss mich erden. Ich bin immer noch im Haus, kann immer noch das Blut riechen. Ich brauche etwas, um mich abzulenken, mich in die Gegenwart zurückzuholen. Blind strecke ich meine Hände nach vorne aus und stoße gegen etwas. Mein Schlagzeug, wird mir klar, als die Becken erklingen. Das misstönende Geräusch reißt mich aus der Erinnerung und ich blinzle benommen.

    Die Kneipe. Die Bühne. Mein Schlagzeug, das immer noch von meinem Stoß wackelt, die Becken scheppern. Ich schaue auf meine Hände runter. Sie zittern. Mein Herz hämmert so heftig, dass es gegen meine Rippen schlägt.

    Dann spüre ich es – die Stille, die sich in Kreisen ausbreitet. Ich schaue auf und sehe, dass mich die Leute mit geweiteten Augen anstarren. Die Menschenmenge drängelt sich näher zur Bühne, um zu sehen, was passiert ist.

    Verdammt.

    Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Koko wie ein kleiner dunkler Wirbelwind auf mich zukommt, die Leute mit ihren Ellenbogen aus dem Weg schiebt, und ich bin mir nicht sicher, ob ich damit klarkomme. Nicht sicher, ob ich im Moment überhaupt ertragen könnte, berührt zu werden.

    Also springe ich auf, schnappe mir meine Jacke von der Stuhllehne und laufe in die andere Richtung, suche nach der Hintertür. Ich muss raus. Brauche frische Luft.

    Brauche einen Moment, um die Bruchstücke meiner selbst wieder zusammenzusetzen.

    Ich bin nicht allzu freundlich, während ich mir meinen Weg durch die Menge bahne, halte in meiner Eile hier rauszukommen nicht einmal an, um meine Jacke anzuziehen.

    Ich schiebe die Leute beiseite und die Menschenmasse drängt zurück. Desorientiert drehe ich mich im Kreis, versuche mich wieder zurechtzufinden, und das Zeichen des Notausgangs flackert vor mir auf. Ich kämpfe mich dahin durch, drücke gegen die Metallstange und stolpere auf eine leere Seitengasse hinaus.

    Kühle Luft trifft auf mein Gesicht. Ich gehe ein paar Schritte und beuge mich nach vorne, stütze mich mit den Händen an meinen Oberschenkeln ab, nehme einen zittrigen Atemzug nach dem anderen.

    Verdammte Scheiße.

    In letzter Zeit bin ich nicht ganz auf der Höhe. Nicht seit ich dachte … diesen Kerl gesehen zu haben. Den Kerl mit dem Tattoo, das sich zusammen mit dem Blut und dem Feuer in mein Gedächtnis eingebrannt hat.

    Aber es kann nicht sein. Mein Kopf spielt mir wahrscheinlich einen Streich. So was kommt bei mir halt schon mal vor, oder?

    Ich bin es leid zu kämpfen. Einen Krieg gegen mich selbst zu führen und zu verlieren. Einen Krieg gegen meinen eigenen Kopf. Ich trainiere, um bereit zu sein – wofür? Was kann ein starker Körper gegen eine Pistole ausrichten? Gegen ein Messer? Gegen irgendwas?

    Dennoch kann ich nicht anders. Ich kann nicht aufhören. Es ist alles zu viel.

    Der Jahrestag ist nicht mehr weit, ich kann es in meinen Knochen spüren, und die Neuigkeiten über das Tattoostudio, die ich vor einigen Monaten von meinem Onkel gehört habe, lassen mich nicht los. Ich muss eine Lösung finden, aber ich weiß immer noch nicht wie.

    Und was den Mann angeht, den ich gesehen habe …

    Was, wenn er es war? Vor fast fünf Jahren ist der Mörder meiner Familie ungestraft davongekommen. Die Polizei hat ihn nie gefunden. Ich bin der einzige Zeuge. Keine Fingerabdrücke, keine DNA-Spuren, nichts. Nichts außer mein kurzer Blick auf sein Gesicht und ein Tattoo, von dem ich nicht einmal sicher bin, es gesehen zu haben.

    Und dennoch … Und dennoch, was wenn ich letzten Sommer, gleich draußen vor dem Gebäude, wo Ash in illegale Untergrundkämpfe verwickelt war, den Mörder meiner Familie gesehen habe?

    Als ich zurück ins Halo gehe, ist mein Gesicht gefasst, meine Maske zuverlässig aufgesetzt, und meine Hände zittern nicht mehr. Meine Wangenknochen schmerzen von der Kälte, und der warme Luftzug, der mir entgegenkommt, als ich eintrete, ist mehr als willkommen.

    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich draußen war, aber als ich mich der kleinen Bühne nähere, sehe ich nicht nur die Mitglieder unserer Gruppe, sondern auch Zane und Dylan, die sich über etwas streiten und in Richtung der brechend vollen Kneipe gestikulieren.

    Als ich die Bühne betrete, drehen sie sich zu mir um und erstarren mitten in ihren Bewegungen. Zanes Augenbrauen senken sich und er öffnet den Mund, um etwas zu sagen.

    Dakota eilt auf mich zu, greift nach meinem Arm und zieht mich zu meinem Schlagzeug. „Da bist du ja. Ich meinte gerade zu den Jungs, dass du für eine Minute rausgegangen bist, um zu telefonieren, aber sie haben sich Sorgen gemacht. Komm schon, Zeit loszulegen."

    Während ich mich von ihr über die Bühne schleifen lasse, nehme ich die Situation in mich auf. Koko hat für mich gelogen. Sie wusste, dass ich rausgegangen war, aber es war offensichtlich, dass ich nicht mit jemandem telefonieren wollte. Hatten Zane und Dylan sich wegen mir gestritten?

    Fühlt sich komisch an, im Fokus dieses kleinen Theaterstücks zu stehen.

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