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Mord mit dem Friesenschwert. Ostfrieslandkrimi
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eBook227 Seiten2 Stunden

Mord mit dem Friesenschwert. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

„Er spielte sich auf wie die Numero Uno!“ Die Meinungen über den Kunstsachverständigen Dr. Cornelius Becker gehen auseinander. Fest steht allerdings, dass er nun ermordet im ostfriesischen Gemeinde- und Kulturzentrum Norden liegt, mit dem historischen Schwert eines friesischen Königs in der Brust! Die wenigen Spuren vor Ort weisen auf einen ausgeklügelten Einbruch hin. Hat die Tat mit der aktuellen Ausstellung zu tun? Ist ein berüchtigter Kunstdieb, der international nur unter dem Namen „Der Schemen“ bekannt ist, in den Fall involviert? Und welche Rolle spielt die impulsive Kunsthändlerin Nadine von Hagenberg, die wie besessen von einem der ausgestellten Werke scheint? Im Laufe der Ermittlungen wird Kommissar Axel Groot unverhofft mit seiner Vergangenheit konfrontiert, denn im ostfriesischen Künstlermilieu trifft er ausgerechnet auf den Widersacher aus seiner Schulzeit...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum28. Nov. 2022
ISBN9783965866959
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    Buchvorschau

    Mord mit dem Friesenschwert. Ostfrieslandkrimi - Stefan Albertsen

    Gegenwart

    Axel Groot stieß die Eingangstür zum Norder Polizeipräsidium mit Wucht auf.

    In ihm staute sich die Wut wie Druck in einem Dampfkessel, kurz bevor die Dichtungen nachgeben und die gesamte Konstruk­tion auseinanderfliegt.

    Es war ihm egal, dass er in derselben zerknitterten Kleidung antanzte, in der er am Vortag den Dienst versehen hatte. Man hatte ihn aus dem Bett geklingelt, und es war ihm unwichtig erschienen, sich frische Klamotten aus dem Schrank zusammen­zusuchen. Aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden, bereitete ihm keine Probleme. Das war er gewohnt. Wer den Lebensunterhalt als Polizeibeamter bestritt, hatte damit zu rechnen, dass er von Zeit zu Zeit nachts rausmusste. Es war etwas anderes, das ihm den Puls in die Höhe trieb und seine Laune im gleichen Verhältnis verdarb.

    Er blieb vor dem Tresen stehen, der den Wartebereich der Besu­cher vom Bürobereich der diensttuenden Polizisten abgrenzte. In Anbetracht der Tatsache, dass es wenige Minuten nach drei Uhr in der Früh war, herrschte beachtlicher Betrieb.

    Nicht verwunderlich, wenn man berücksichtigt, was in den letzten beiden Stunden alles passiert ist.

    Einer der Beamten im Raum – der einzige in Zivilkleidung – wandte sich ihm zu und bekam einen hochroten Kopf. Wie so oft in vergleichbaren Situationen.

    »Wo ist sie?«, fragte Groot. Seine Stimme klang rau und krächzend. Die Stimmbänder hatten den Wechsel von Tiefschlaf auf Wachzustand nicht vollständig nachvollzogen. Zudem hatte er sich nach dem unliebsamen Erwachen nicht einmal die Zeit genommen, ein Glas Wasser zu trinken.

    Rainer Dyssen, dessen Gesichtsfarbe langsam wieder einen normalen Ton annahm, trat an den Tresen und hob die Augen­brauen. »Wollen Sie wirklich mit ihr sprechen?« Er zuckte mit den Achseln. »Ich war schon bei ihr, habe mit dem Protokoll begonnen und könnte …«

    »Im Büro?«, zischte Groot. Er empfand Genugtuung, als sein Assistent zusammenzuckte. »Haben Sie sie ins Büro gelassen?«

    Dyssens Blick verwandelte sich in pure Hilflosigkeit. Er sah zum Treppenhaus hinüber, das hinauf in den ersten Stock und somit zu den Räumen der Kripo Norden führte. »Ja, habe ich. Ist das nicht in Ordnung?«

    Die Frage stach Axel förmlich in die Brust. Sie verschaffte dem Schwelbrand seiner Wut neue Nahrung. »Natürlich ist es das nicht«, blaffte er. »Wir haben immerhin einen Raum, in dem wir Verhöre durchführen.«

    Rainer öffnete den Mund, schloss ihn wieder und setzte dann erneut zu einer Erwiderung an. »Sie ist doch keine Verdächtige. Sie ist eine Zeugin.«

    »Wirklich?« Groot wusste nicht wie, aber er brachte die enorme Kraft auf, um seinen Zorn im Zaum zu halten. Am liebsten hätte er Dyssens Kragen gepackt, ihn zu sich herübergezogen und ihm dabei die Faust gegen die Stirn gehämmert, als würde er an einer Tür anklopfen.

    Nein, ermahnte er sich. Er würde mich unter Garantie verkla­gen. Axel presste die Lippen fest aufeinander. Nebenbei bemerkt, mit Recht. Außerdem wäre das ein dämliches Filmklischee. Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich besser«, brummte er.

    »Wie bitte?«, hakte Rainer nach.

    »Nichts«, antwortete der Oberkommissar und holte tief Luft. »Ich habe nur an etwas gedacht, das nicht funktionieren würde.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Sie ist also oben?«

    »Ganz recht.«

    »Haben Sie vielleicht ein Pfefferminzbonbon?«

    »Wie bitte?«, fragte Dyssen.

    »Na ja, ich hatte es so eilig, hierher zu kommen, dass ich mir nicht die Zähne putzen konnte. Ein Pfefferminzbonbon könnte da zumindest ein wenig Abhilfe verschaffen.«

    Rainer Dyssen, seit knapp einem Dreivierteljahr aufstrebender Kommissaranwärter in der Kripo Norden, klopfte die Hosen- und Jackentaschen ab. Dann hielt er seinem Vorgesetzten etwas silb­rig Glänzendes entgegen.

    »Ein Kaugummi?«

    »Was anderes habe ich leider nicht, Chef.«

    Groot seufzte leise. Er konnte diese Dinger zwar nicht ausstehen, weil sie einen wie ein wiederkäuendes Rind aussehen ließen, aber in der Not fraß der Teufel Fledermäuse. Er wickelte den Streifen aus und schob ihn sich zwischen die Zähne. Wenigstens kein Fruchtgeschmack, sondern tatsächlich Pfefferminz.

    »Also«, fragte er kauend. »Wie weit waren Sie, als sie mit … ihr sprachen.« Bei der Verwendung des Possessivpronomens stockte er.

    Dyssen setzte ihn mit wenigen Sätzen in Kenntnis. In den nächsten fünf Minuten erfuhr er alles über den Alarm, der den Einsatz ausgelöst und letztlich die Nachtruhe eines schwer arbeitenden Oberkommissars der Kripo Norden unterbrochen hatte.

    Groot schob die weiche Pfefferminzmasse innerhalb des Mundes von links nach rechts und wieder zurück. Er winkte in Okkas Richtung. »Nehmen Sie mal den Mülleimer hoch.«

    Die Polizeihauptmeisterin mit den dunklen Haaren, den ebenso finsteren wie dichten Augenbrauen und dem knabenhaften Kör­perbau kam der Aufforderung nach. So war es für Axel ein Leichtes, den Kaugummi im hohen Bogen auszuspucken und punktgenau in dem Behältnis zu versenken.

    »Danke«, rief er ihr zu.

    Ein verwundertes »Nicht Ihr Ernst, oder?« war alles, was er als Erwiderung bekam.

    »Okay«, wandte er sich wieder seinem Assistenten zu. »Die weitere Befragung übernehme ich. Sie fahren inzwischen zum Tatort und sehen den Kollegen von der Spurensicherung über die Schultern.« Groot überlegte kurz, ehe er fortfuhr: »Ich hoffe doch, dass Michaelis persönlich vor Ort ist.«

    »Korrekt«, bestätigte Dyssen. »Er ist vor ein paar Tagen aus dem Urlaub zurückgekehrt und leitet seinen Trupp selber.«

    »Ausgezeichnet, dann kann ich davon ausgehen, dass es richtig gemacht wird.« Axel lächelte, wurde aber sofort wieder ernst. »Wie sieht es mit der Rechtsmedizin aus?« Vor dem inneren Auge entstand das Bild von Dr. Mickler, der mit verständnislosem Gesichtsausdruck auf den Tatort zuschlurfte und bereit war, den Arbeitsablauf erheblich zu verlangsamen.

    Als kundiger Assistent, der den Blick seines Chefs zu deuten verstand, wusste Dyssen, was für Gedanken er sich machte. »Keine Sorge«, sagte er lächelnd. »Der neue Rechtsmediziner – Dr. Dammers – ist schon am GeKuNo eingetroffen.«

    Groot atmete auf. Er klopfte ihm auf die Schulter. »Fehlen nur noch Sie, Rainer. Also auf geht’s.« Er schielte zur Decke und somit zum ersten Stock empor. »Sie wissen, worauf zu achten ist. Ich komme nach, sobald ich mein … Gespräch beendet habe.«

    »In Ordnung, ich bin schon auf dem Weg.«

    Dyssen eilte davon. Es wirkte fast so, als sei er froh, wegzukom­men, um das, was unweigerlich folgen würde, nicht persönlich mitzubekommen.

    Axel blieb einen Moment lang am Tresen stehen, sah den übri­gen Kollegen zu, wie sie erste Berichte zu dem, was heute Nacht geschehen war, abfassten oder in gedämpftem Ton miteinander redeten. Der eine und auch andere verstohlene Blick fiel dabei auf ihn.

    Ja, sie wussten Bescheid. Sie wussten, wer oben saß und darauf wartete, seine Aussage zu machen.

    »Mist verdammter«, fluchte Groot leise. Er klopfte mit der flachen Hand auf den Tresen, um so zu wirken, als würde er jetzt voller Selbstvertrauen in den ersten Stock aufbrechen.

    In Wirklichkeit wurde ihm flau im Magen. Es bildeten sich sogar einige Schweißtropfen auf der Stirn und er fühlte sich wie kurz vor einer immens wichtigen Prüfung, die über sein weiteres berufliches und persönliches Leben zu entscheiden hatte.

    Schweigend nahm er die Stufen in den ersten Stock, verharrte vor der Tür, die in den großen Büroraum führte, atmete tief durch und trat dann mit unbewegter Miene ein.

    Das Bild, das sich ihm bot, entsprach dem, das ihm vor ein paar Minuten durch den Kopf gegangen war, und gleichzeitig weckte es einige Erinnerungen an eine Zeit, die Monate – fast anderthalb Jahre – zurücklag.

    An einem der beiden Schreibtische, die den Raum dominierten, saß eine Frau. Sie hatte sich in ihrem Stuhl zurückgelehnt, schnellte aber in die Höhe, wobei sich ein Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete und ein Strahlen in ihre Augen trat … nur um im nächsten Atemzug förmlich in sich zusammenzufallen.

    Ich gehe davon aus, dass sie meinen Gesichtsausdruck richtig deutet, dachte Axel und versuchte, die eigene Miene ein wenig düsterer und starrer wirken zu lassen. Gleichzeitig huschte sein Blick über die schlanke, hochgewachsene Gestalt in der dunklen Lederkombi und registrierte einige Dinge, die sich seit ihrem letzten Treffen verändert hatten. Sehr deutlich sogar.

    Sie hat abgenommen. Nicht, weil sie krank war, sondern weil sie ihr Trainingspensum erhöht hat. Ebenfalls dafür spricht das Veil­chen unter ihrem linken Auge. Ich schätze, das Überbleibsel eines Trainingskampfes. Das Haar ist jetzt schulterlang. Damit es ihr nicht ins Gesicht fällt, trägt sie es als Pferdeschwanz. Keine Abdrücke von Nasenpads. Sie benutzt keine Brille mehr. Ich vermute, sie ist auf Kontaktlinsen umgestiegen.

    »Hallo Axel.« Ihre Begrüßung riss ihn aus den Beobachtungen. Sie schenkte ihm ein schmales Lächeln, in dem unübersehbare Unsicherheit zu erkennen war.

    Sie und unsicher? Der Gedanke war fast lustig und hätte ihm um ein Haar ein Grinsen abgerungen. Seit wann das denn? Ich schätze eher, sie versucht, mir was vorzuspielen und so Sym­pathiepunkte zu erhaschen.

    »Hallo«, erwiderte er und trat näher. Gleichzeitig bedeutete er dem Gast, sich wieder hinzusetzen. »Möchtest du was trinken?«

    »Nein, ich … oder besser, doch ja. Ich bin noch etwas ausge­trocknet. Kein Wunder, nach dem, was so passiert ist.«

    Groot revidierte seine Vermutung von eben. Ihm fiel ein, was Dyssen ihm erzählt hatte. Das Veilchen stammt nicht von einem Trainingskampf. Das ist von heute. Er schritt wortlos zum Kühl­schrank in der kleinen Pantryküche, holte zwei PET-Flaschen mit Mineralwasser hervor und stellte eine vor der Frau ab, die ihn keine Sekunde lang aus den Augen ließ.

    Vielleicht hat sie Angst, dass ich sie packe und übers Knie lege. Er spürte, wie seine Wangenmuskeln zuckten. Nicht, dass sie es nicht verdient hätte, wie ich meine, aber sie würde mir, sollte ich sowas versuchen, die Schulter auskugeln oder mir eine Rippe brechen.

    Axel öffnete die Flasche und nahm einen langen Schluck, durch den er sich etwas Zeit erkaufte, denn im Grunde genommen hatte er keine Ahnung, wie er das Gespräch beginnen sollte. Mit gepfefferten Vorwürfen vielleicht? Davon lagen ihm einige auf der Zunge und damit hätte er problemlos die nächste halbe Stunde überbrückt. Oder war eher allgemein gehaltener Small Talk angebrachter? Nein, befand er, es wird das Beste sein, wenn ich geradewegs auf das zu sprechen komme, weshalb sie hier ist.

    »Also«, sagte er, nachdem er die Flasche wieder zugeschraubt hatte, »erzähl mal, was passiert ist.«

    »Hat Rainer dich nicht schon in Kenntnis gesetzt?«, fragte sie. Sie klang dabei nicht überrascht.

    »Hat er. Er ist ein guter Assistent, der fast immer weiß, worauf es mir ankommt und was für die Arbeit wichtig ist.« Diese Umschreibung war deutlich mehr als nur ein Wink mit dem Zaunpfahl und er sah ihr an, dass sie ihn wahrnahm. Trotzdem setzte er einen drauf. »Wir arbeiten sehr gut zusammen. Sind ein tolles Team geworden.«

    Ja, die Worte zeigten Wirkung bei seinem Gegenüber. Die Lider flackerten für ein oder zwei Sekunden und das Schlucken war nicht zu übersehen. Er hatte einen Volltreffer gelandet. Einen der unangenehmen Sorte.

    Gut so, dachte er, doch eigentlich war ihm nicht wohl zumute. Das flaue Gefühl im Magen, das ihn vorhin auf dem Weg über die Treppe begleitet hatte, kehrte zurück und setzte sich in der Speiseröhre fest. Der Mund wurde trocken.

    Er bereute das, was er vom Stapel gelassen hatte, auch wenn der Zorn, den er seiner Gesprächspartnerin gegenüber empfand, dadurch nicht verrauchte. Das war nicht fair, entschuldige dich, du Esel.

    Er setzte zu einigen beschwichtigenden Worten an, als sie ihm zuvorkam.

    Mit regungslosem Gesicht begann sie ihren Bericht über das, was in dieser Nacht passiert war.

    Die Rollen schienen vertauscht. Sie ahmte sein unzugängliches Verhalten von vorhin nach und er rieb sich an der Hose die schweißnasse Rechte trocken.

    Verdammt, ich habe es vergeigt, dachte er und fühlte eine heiße Woge der Beklemmung in sich aufsteigen. Wie soll ich das nur wieder geradebiegen?

    Ihm blieb nicht die Zeit, sich etwas einfallen zu lassen, denn sie sprach mit gleichbleibendem Tonfall weiter und berichtete von ihren Erlebnissen.

    Der Oberkommissar entschied sich für das Naheliegendste. Er lehnte sich gegen einen der Aktenschränke, kreuzte die Arme vor der Brust und lauschte den Worten der Zeugin, die zugleich seine ehemalige Kollegin war.

    Kommissarin Hilka Martens wusste eine Menge zu berichten …

    1. Kapitel

    Hilkas Bericht

    Am Abend besuchte ich das ›Frisian Cauldrone‹, das schon zu der Zeit, als ich in Norden lebte und arbeitete, für mich ein Ankerplatz gewesen war. Und das, obwohl es in dem Laden ständig nach Zigaretten und schalem Bier stinkt und die Musik einem die Hirnwindungen rauszuwummern versucht.

    Ich war am späten Vormittag in Hannover aufgebrochen und hatte meine Hütte am See in den Nachmittagsstunden erreicht.

    Warum gedachte ich ausgerechnet hier, in Norden, den Urlaub zu verbringen? Nun, ich …

    Unterbrechung

    »Entschuldige, aber das interessiert mich nicht«, sagte Groot mit unüberhörbarer Gereiztheit in der Stimme.

    Hilka stutzte. Sie schätzte es nicht sonderlich, unterbrochen zu werden, wenn sie angefangen hatte zu berichten, doch ihr war klar, dass sie sich in der schwächeren Position befand. Sie wurde als Zeugin befragt. Ihre Motivation, die sie nach Norden geführt hatte, stand im Augenblick nicht zur Diskussion. »Okay, ver­stehe … ich beschränke mich auf das Wesentliche. Tut mir leid.«

    »Schon gut.« Wenn es einer schaffte, zwei an sich harmlose Worte unterkühlt rüberkommen zu lassen, dann war es Groot. »Also du warst im ›Cauldrone‹. Wann bist du da aufgebrochen?«

    Hilkas Bericht

    Gegen ein Uhr. Ich hatte Kopfschmerzen, obwohl ich mir nur zwei Bier genehmigt hatte. Ich war wohl dieses pausenlose Wum­mern nicht mehr gewohnt und den ganzen Qualm und die anderen Ausdünstungen … aber ich schweife schon wieder ab.

    Ich beschloss, mir ein wenig die Beine zu vertreten. Der ›Cauldrone‹ liegt etwas außerhalb, zwischen Norden und Osteel, was mir genügend Raum und Ruhe verschaffte. Und so schlen­derte ich circa eine halbe Stunde durch die Gegend, bis ich keine Lust mehr hatte und mir ein Taxi rief.

    Lange dauerte es nicht, bis der georderte Wagen kam. Ich stieg ein, nannte die Adresse und lehnte mich zurück, um zu entspan­nen. Doch da beging ich den entscheidenden Fehler. Ich schaltete meine Polizeifunk-App auf dem Handy ein.

    Unterbrechung

    »Was für eine App?«

    Hilka seufzte. Schon wieder war sie in ihren Ausführungen unterbrochen worden. Allmählich verrauchte das schlechte Gewissen, das sie bislang ihrem ehemaligen Chef gegenüber empfunden hatte, und wich vor aufkeimendem Groll zurück.

    »Dyssen hat sie irgendwann einmal entwickelt und sie auf mein Smartphone überspielt. Ich kann damit den Dienstfunk abhören, auch wenn ich kein Funkgerät bei mir trage.«

    Groots Augenbrauen stießen oberhalb der Nasenwurzel zusammen. »Dyssen hat was entwickelt? Warum weiß ich nichts davon?«

    Die Kommissarin zuckte mit den Achseln. »Es ist wohl so, dass er sie dem LKA anbot, aber die haben abgelehnt, und so instal­lierte er sie auf seinem eigenen Handy.« Sie wiegte den Kopf und lächelte schief. »Irgendwann einmal hat er mir davon erzählt und ich bat ihn, sie auch auf meinem Telefon anzubringen, und … voilà, er tat mir den Gefallen.«

    »Und so war es dir möglich, den Polizeifunk abzuhören?«, hakte der Oberkommissar nach.

    »Ja«, entgegnete Hilka und versuchte gar nicht, den genervten Unterton zu verschleiern. »Wenn du mich einfach mal erzählen lassen würdest, würde ich dir das alles von mir aus berichten.«

    Groot

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