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Rynestig: Hexenkraut und Flammenhaupt
Rynestig: Hexenkraut und Flammenhaupt
Rynestig: Hexenkraut und Flammenhaupt
eBook261 Seiten2 Stunden

Rynestig: Hexenkraut und Flammenhaupt

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Über dieses E-Book

HEXENKRAUT:
Der 6. Band der Rynestig-Reihe wirft ein eher turbulentes Kapitel von Margarethes elfentastischem Leben auf. Nach wie vor sehnt sie sich danach, in ihrem eigenen Bett zu schlafen, ausgeruht zu erwachen und dass dieser ganze sagenhafte Elfenkram nur einem Albtraum entsprungen sei. Leider war das alles nur ein Wuschtraum, denn ...
... Manchmal träumt sich die mutigste Halbelfe in ein normales, menschliches Leben zurück. Dann würde sie sie sich um Haus und Hof kümmern, schmutzige Kindernäschen abwischen und am Abend ein deftiges Mahl auf den Tisch bringen. Ja, das wäre schön gewesen. Aber leider ist das Leben nun einmal kein Wunschkonzert. Die Gilde der Hexenschaft hatte sich auf ihrem Tanzplatz versammelt und suchte nach Möglichkeiten, der Verfolgung durch machtbesessene Kirchenleute und wandernde Hexenjäger zu entkommen. Und dass, wo doch eine Hexe der eigenen Gilde sich auf schwarzen Pfaden bewegte und Mord sowie Totschlag drohten. Als wäre das nicht schon schlimm genug, stellte sich schnell heraus, dass es auch auf der sonst so sicheren Wallenburg einen Verräter geben musste.
Oder so.
FLAMMENHAUPT:
Was geschieht, wenn flammende Dämonen ein Turnier veranstalten und etwas schief läuft?
Oder wie verschwinden Hühner aus fest verschlossenen Ställen?
Fragen über Fragen, mit denen sich die beiden rein wissenschaftlichen Abhandlungen in diesem Büchlein auseinandersetzen. Als Halbelfe habe ich da ja so meine Verantwortung den Bewohnern unserer Wälder und der umliegenden Dörfer gegenüber. Und der komme ich immer nach. Na gut, meistens. Obwohl hier letztens irgendjemand doch glatt behauptet hat, das wären einfach nur zwei Gruselgeschichten.
Verleumdung!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum12. März 2018
ISBN9783746027333
Rynestig: Hexenkraut und Flammenhaupt
Autor

Margarethe Alb

Margarethe Alb ist das Pseudonym einer Südthüringer Autorin aus Floh-Seligenthal. Sie ist verheirtatet, hat zwei erwachsene Kinder und nennt jede menge Zierfische ihr eigen. Außerdem kümmert sie sich um die in der Nähe lebenden Feen und andere magische Wesen.

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    Buchvorschau

    Rynestig - Margarethe Alb

    1.

    Der Maibaum war in diesem Jahr ein absolutes Prachtstück. Nicht, dass wir vorher schon einmal einen solchen auf der Wallenburg gehabt hätten, aber Leif hatte sich dieses Fest so sehr gewünscht.

    Unser Nordwölfchen war dem Forstmeister der Ländereien des Grafen so lange auf die Nerven gefallen, bis dieser losgezogen und extra für die Maifeier die allerschönste Birke im gesamten Revier gefällt hatte.

    Mit aller Macht hatte das Rudel Leif dann daran hindern müssen, den Stamm als sein Eigentum zu markieren. Am liebsten hätte unser Ziehsohn stündlich an der Birke das Beinchen gehoben, so sehr freute der Bursche sich auf das Fest. Einmal erwischte die Wache ihn, als er es in seiner menschlichen Form versuchte und hetzte Leif daraufhin die gesamte Mägdeschar auf den Hals.

    Die Frauen hatten ihm seinen Fehler allerdings gnädig verziehen und die wirklich prächtige Birke mit jeder Menge bunten Bändern herausgeputzt. Danach war der Stamm aufrecht an einen der steinernen Pfeiler im Hof gebunden worden.

    Einzig die doch recht eigenartig anmutenden Tänze, welche Leif den Burgbewohnern beizubringen gedachte, wurden von den Weibsbildern rigoros abgelehnt. Wäre ja noch schöner, um eine Birke herumzuspringen wie junge Kätzchen um den Milchkrug.

    Das dazugehörige Gelage planten die Wallenburger und ihre geladenen Gäste allerdings mit Leib und Seele zu genießen. Als wenn sich irgendjemand ein gepflegtes Besäufnis entgehen lassen würde.

    ***

    Die Köche kochten und brutzelten, was die Lager hergaben, die Wölfe schleppten frisch gerissenes Wild an und der Mundschenk rollte diverse Fässer aus den Kellern nach draußen.

    Und das Ganze immer in der Hoffnung, dass diese ganz besondere Nacht nicht irgendwelche bösen Überraschungen auf Lager haben würde. Immerhin handelte es sich nicht ausschließlich um ein Fest, das Leben des Frühjahrs zu feiern, sondern um die Freinacht.

    Und diese fiel ausgerechnet mit Beltane, der Nacht der Hexentänze, zusammen.

    Wie jedes Jahr.

    Eigentlich zogen die Magischen traditionell erst während dieser Nacht zu ihren geheimen Sammlungsorten, um zu feiern und ihre geheimnisvollen Rituale zu pflegen.

    Oder einfach nur den neuesten Hexentratsch auszutauschen.

    Oder so.

    Bloß dieses Mal war alles anders.

    Sie waren bereits seit Wochen dort oben versammelt und es war regelrecht unheimlich, wie ruhig die Lage bislang geblieben war.

    Hätte man doch erwarten müssen, dass die Frauengestalten überall und nirgends auftauchen würden und sich der ein oder andere Streit entwickelte.

    Ein nicht unbeträchtlicher Teil der in der Gegend heimischen Hexengilde schaute normalerweise außerdem regelmäßig auf der Wallenburg vorbei und sei es nur, um sich mit Magdalena über die neuesten Kräutlein auszutauschen.

    Aber weit gefehlt.

    Die einzige Hexe, die wir in letzter Zeit vor Augen bekommen hatten, war Kunigunde. Allerdings lebte die schöne, rothaarige Fränkin auch derzeit im selben Flügel der Wallenburg wie wir.

    Da sich ihr Bauch mehr und mehr rundete, wagte es niemand, sie hoch zum Ketzersrasen zu senden, um Klarheit über das Hexenvolk zu erlangen. Allerdings schaute sie heimlich doch immer wieder da oben vorbei. Gerade war Gunde von einem solchen Ausflug wieder zurück gekehrt und hatte sich absolut knapp, bevor ihr Gemahl sie zu erwischen drohte, auf die Burg geschlichen. Nur verraten, was auf dem Ketzersrasen vor sich ging, wollte sie nie.

    Einzig die Hüterin des heiligen Ortes, Sybilla, sendete hin und wieder eine Botschaft von den Abhängen des Inselsberges herunter.

    ***

    Die bunten Stoffstreifen des festlich aufgeputzten Baumes winkten in der schwachen, angenehm milden Brise von der Birke herab, als die Frauen endlich die von den zahlreichen Leckereien überquellenden Platten und Teller aus den Küchen herausbrachten.

    So, wie es in dieser Gegend üblich war wenn ein Fest anstand, waren sie alle erschienen.

    Ausnahmslos.

    Obwohl, wenn frau es recht betrachtete, erschienen sie immer, wenn es etwas zu futtern gab und ausreichend Bier oder Wein ausgeschenkt werden sollten.

    Der längst nicht mehr so geheime Geheimgang, der die Wallenburg mit der Schmiede in der Weidebrunner Gasse zu Schmalkalden verband, war stark frequentiert worden, da nicht einmal der schlangenzüngige Gastwirt sich dieses Gelage entgehen lassen wollte.

    Da dieser ein nicht unbedeutendes Mitglied der magischen Gemeinschaft war, war es keine Kunst gewesen, um Herrn Cernun mitsamt seinem otternzüngigen Gefolge anzulocken.

    Unter anderem.

    Allerdings waren allerdings einige der begehrten Plätze auf den langen Bretterbänken scheinbar frei geblieben.

    Erst bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass es die feinen, im hellen Licht der Sonne durchscheinenden, Silhouetten der Gespenster waren, welche sich unter das bunte Durcheinander der vielfältigen Gästeschar gemischt hatten.

    ***

    „Drei-Viertel- wenn ich doch -für-ein- das Fleisch probieren - Pfund- könnte."

    Der grauen Osanna tropfte schimmernder Geisterspeichel vom Kinn. Es war ja auch zu gemein, denn direkt neben ihr biss Matthes, der Zwergengemahl der Anführerin des unter uns ansässigen Clans der kleinen Leute, gerade kräftig in eine gebratene Wildschweinkeule gewaltigen Ausmaßes.

    Im Gegensatz zu der grummeligen Osanna lief dem Zwerg der duftende Fleischsaft in kleinen Bächen über das Kinn und versickerte in seinem ehemals weißen Hemd. Seine Angetraute Viola stand ihm dabei in Nichts nach. Sie hielt gerade eine komplette Schweinelende über ihren Kopf und schob sich diese fast am Stück in den Rachen.

    Wie sie es dabei hin bekam, nicht zu ersticken, würde wohl für immer ein Mysterium für mich bleiben. Und vor Allem stellte sich immer wieder die Frage, wo die Zwerge all die leckeren Sachen hin futterten. Immerhin waren sie ja nur gut halb so hoch wie wir.

    Ich ließ den Blick schweifen. Fast alle der Anwesenden waren gut gelaunt in ihr Mahl vertieft. Fröhliche Trinksprüche wurden hier und da über die Köpfe der Feiernden ausgerufen.

    Weiter unten an der Tafel schoben die Ottern eine Platte gerösteter Mäuse untereinander umher, bevor sie sich diese in die weit aufgerissenen Münder warfen.

    Bäh.

    Da lobte ich mir doch das zarte Hühnerfleisch, welches auf meinem eigenen Teller vor mir lag.

    Leif, auf dem Platz neben mir sitzend, hatte die Zähne gerade in eine der herrlich knusprig gebratenen Hühnerkeulen geschlagen, dass der Saft nur so spritzte und knurrte völlig zufrieden mit sich und der Welt vor sich hin.

    Dann geschah es.

    Die Elfe zuckte so sehr zusammen, dass ihr der wein auf den Schoß rann. Eine ziemlich heftig schnaufende Person stand urplötzlich hinter mir und tippte mir mit einem spitzen Finger auf die Schulter. Ich fuhr herum, mein Herz schlug vor lauter Schreck wie das Trappeln der Wolfspfoten beim Wettlauf des Rudels.

    Anna.

    Meine beste menschliche Freundin wirkte vollkommen aufgelöst. Ihre Haare hatten sich aus der völlig zerknautschten Haube gemogelt, ihr Kleid war schmutzig und an einigen Stellen zerrissen. Annas hübsches Gesicht war von leuchtend roten Flecken übersät. Das geschah eigentlich nur, wenn meine Freundin sich furchtbar aufgeregt hatte oder totunglücklich war.

    Sie sah wahrhaft schlecht aus.

    Und vollkommen verängstigt.

    „Grethe, es ist einfach nur schrecklich. Ich kann es immer noch nicht glauben, aber es geschehen fürchterliche Dinge. Die Leute wissen nicht mehr ein noch aus. Die alten Weiber jammern und heulen." Sie holte zittrig Luft. Die ganze Sache schien sie ganz gewaltig mitzunehmen.

    „Frau Catharina vom Stadthauptmann schickt mich und lässt ausrichten, sie richten großes Unheil an. Bislang waren es nur Gerüchte, aber heute Vormittag ist es beinahe passiert. Niemand hat die Dinger ernst genommen, die Mägde haben sie einfach in den Unrat geworfen.

    Aber die sind wirklich ganz fürchterlich gefährlich.

    Wir haben es alle nicht gewusst und können von Glück reden, dass es nicht geschehen ist." Anna wrang die Hände.

    „Stell dir vor, die Hanna vom Glöckner hat es beinahe getan und ist dem Schwarzen gerade so von der Schippe gesprungen. Wenn Frau Catharina ihn ihr nicht aus der Hand geschlagen hätte… Oh mein Gott, ich will es mir nicht vorstellen. Und die Dinger liegen in den Fenstern bei allen, die geboren haben. Katharina weiß nicht mehr, wie sie der Sache Herrin werden soll. Sie braucht Hilfe."

    Alle, die nahe genug gesessen hatten, um den ziemlich konfus erscheinenden Bericht der Metzgersgattin zu verstehen, waren aufgesprungen. Ein hektisches Getuschel setzte ein.

    Anna hingegen, schien so langsam zur Besinnung zu kommen, als sie sich von diesen ganzen eindrucksvollen Wesen umringt sah. Allerdings war der Anblick für sie wohl ein wenig zu überwältigend, denn Anna begann, sich mit großen Augen immer wieder um sich selber zu drehen. Immerhin war dieser Teil der Welt für sie längst nicht so selbstverständlich, wie er es für mich geworden war. Für Anna musste es ein wenig verstörend sein, so plötzlich von Zwergen, Hexen, Wolfsrittern und sogar echten, durchscheinenden Gespenstern umgeben zu sein.

    Ich stieg über die Bank und nahm sie erst einmal wortlos in die Arme. Während ich ihr eine Strähne Haar hinter das Ohr strich, murmelte ich ihr beruhigende Worte zu.

    Wenn Anna verängstigt, überwältigt oder erst einmal in einen Redefluss eingetaucht war, stoppte sie so schnell nichts und niemand. Nicht einmal ein drohend knurrender Mondwolfsritter.

    ***

    Wobei, zum Verstummen hatten sie die sonst so selbstbewusste Frau ja schon gebracht.

    Nun war es nur noch von Nöten, sie wieder zum Reden zu bringen, allerdings dieses Mal so, dass wir auch in der Lage waren, ihr zu folgen. Ich bezweifelte, dass es einem der Anwesenden gelungen sein konnte, ihr Kauderwelsch zu verstehen und einzuordnen.

    Irgendwann gelang es mir, sie unter dem Protest des ungeduldigen Rudels neben mich auf die Bank zu ziehen und ihr einen Schluck Bier einzuflößen. Ich strich ihr immer wieder beruhigend über den stocksteifen Rücken.

    Wenn sie nicht langsam wieder zu sich kam, würde sie noch durchbrechen.

    Mit einem lauten Knacken.

    Vermutlich.

    Während die Wölfe immer unruhiger hinter uns herumtänzelten, nahm ich Anna den Bierkrug aus der Hand. Es war an der Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen.

    „Also, nun sprich. Aber dieses Mal bitte so, dass wir dich auch verstehen können. Wir haben zwar deine Worte vernommen, aber keinerlei Ahnung, was du uns zu sagen versuchst."

    Anna holte tief Luft.

    „Catharina, des Hans Stadthauptmanns Gemahlin, schickt mich, um die magische Gemeinschaft um Hilfe zu bitten."

    So viel hatten wir auch vorher verstanden. Der Graf knurrte ungeduldig. Er jaulte förmlich.

    Es war für jeden Nichtmondheuler immer wieder befremdlich, wenn die menschlichen Mondwandler sich der wölfischen Sprache bedienten. Zumindest wenn sie sich in menschlicher Form bewegten.

    Anna zuckte ob des Geräusches zusammen und fuhr fort:

    „Sie lässt ausrichten, dass mindestens eine schwarze Magierin unten in der Stadt ihr Unwesen treibt."

    Dieser Satz ließ die Feiernden aller Rassen aufspringen. Es dauerte eine Weile, bis sich Anna wieder Gehör verschafft hatte, da sie alle begonnen hatten, wild durcheinander zu reden. Erst Conrads lautes Knurren ließ sie inne halten. Der Graf nickte Anna zu, fortzufahren.

    „Es hat eine ziemliche Zeit gedauert, bis es auffiel, da sich normalerweise niemand Gedanken über die Sperlinge auf den Gassen macht."

    Was absolut verständlich schien, waren die Piepmätze ja eigentlich mehr eine allgegenwärtige Last denn eine Zierde. Man verscheuchte diese einfach. Und das Katzenvolk sorgte ebenfalls dafür, dass sich die Vögel nicht zu häuslich vor den Haustüren einrichteten.

    „Aber schon seit einer ganzen Weile haben wir in der gesamten Stadt ein unerklärliches Vogelsterben zu beklagen." Anna zuckte mit den Schultern.

    „Es fing harmlos an. Ein Spatz hier, eine Amsel dort. Das fiel nicht weiter auf. Immerhin kommt es ja immer wieder einmal vor, dass morgens ein toter Vogel auf der Gasse liegt. Aber dann war es eben nicht mehr nur ein Tier. Vor manchem Fenster lagen im Morgengrauen ganze Gruppen verendeter Spatzen. Allein dieses ist schon verflucht gruselig anzusehen gewesen. Anfangs hat allerdings niemand die richtigen Schlüsse gezogen. Warum sollten sie auch. Jeder dachte, ein Unheilstifter hätte es auf Katzen und Hunde, oder eben einfach nur auf die Sperlinge abgesehen." Anna hob die Hände und ließ diese dann in ihren Schoß sinken.

    „Jedenfalls lagen in den vergangenen Wochen immer häufiger des Morgens zahlreiche tote Vögel vor den Stubenfenstern auf den Straßen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Katzen oder Hunde außerdem den vergifteten Vögeln zum Opfer gefallen sind." Anna zog sich mit zittrigen Händen die Haube vom Kopf und versuchte, den halb aufgelösten Zopf so weit zu retten, dass sie ihn wieder unter dem weißen Leinen verbergen konnte. Offensichtlich rang sie um Fassung und musste sich irgendwie ablenken, um weiterreden zu können.

    Sie sank mit dem Kopf auf den Tisch, die Stimme kaum mehr als ein Krächzen.

    „Ich hätte ebenfalls sterben sollen."

    Im gesamten Burghof wurde es so still, dass man das Gefühl hatte, sogar der Wind hielte die Luft an.

    „Es waren einfache Äpfel, welche die Vögel gemeuchelt haben. Stellt euch vor, sie haben nichts weiter als simple, süß duftende Äpfel genommen, um uns zu töten. Und niemand hat der Sache Bedeutung beigemessen." Anna schaute auf und ließ den Blick über die anwesenden Frauen streifen, welche vor Spannung allerdings bald zu platzen schienen. Zahlreiche Hände winkten ihr zu, um Anna zum Weiterreden zu bringen.

    „Als unser Kind auf die Welt gekommen war, hat auch mir eine alte Frau, wie sie allzu oft vor den Küchentüren erscheinen, eben jenes Obst feilgeboten. Es schien, dass sie einfach eine dieser wandernden Bettelfrauen war, die so häufig um Essbares bitten und als Gegenleistung Früchte anbieten, die sie vorher irgendwo gesammelt haben. Sie stand in der Tür und hielt mir einen dieser späten, gut zu lagernden Äpfel mit den roten Backen vor die Nase. Die Alte versuchte mir zu erklären, dass ich mich bald besser fühlen würde, wenn ich das Obst nur zu mir nähme."

    Anna verdrehte die Augen.

    „Wir haben allerdings jederzeit ausreichend Äpfel im Keller, immerhin haben meine Eltern diese riesige Obstwiese, also lehnte ich ab. Im Nachhinein wurde uns erst bewusst, dass am Folgetag die toten Vögel auch vor unserem Fenster gelegen haben. Nachdem, was ich heute weiß,…"

    Anna schüttelte sich. Sie war totenbleich geworden.

    „..bin ich wohl ganz knapp an der hölzernen Kiste vorbeigeschrammt. Die Gerüchteküche kochte immer weiter auf, je häufiger Vögel tot auf den Straßen lagen, aber so wahrhaftig konnte sich niemand einen Reim darauf machen. Es war auch zu eigenartig, lagen die wilden Vögel doch am Boden und die Finken in den Käfigen neben den Fenstern erfreuten sich bester Gesundheit. Bis gestern Morgen."

    Brigid, die Tochter des spitzzüngigen Otternherrschers und Gastwirtes am Markt, sprang entsetzt auf.

    „Was ist geschehen?"

    Anna sah ihr fest in die Augen, ihre Hände zitterten aber, als wollten sie sich davonmachen.

    „Die alte, sogenannte Händlerin schellte die Türglocke bei der Schmiedeelse."

    Brigids Augen wurden rund wie Tassen.

    „Nein."

    Anna nickte traurig. Jeder in der Stadt wusste, dass Elses Familie um jede Gabe dankbar war. Nachdem ein Feuer die Werkstatt des Schmiedes zerstört hatte, nagte die vielköpfige Kinderschar nur zu oft am Hungertuch.

    „Doch, Frau Brigid, sie hat es getan, aber mach dir keine Sorgen, sie lebt. Die Frucht hatte durch den Fluch offensichtlich einen bitteren Beigeschmack gewonnen und Else hat den Bissen in hohem Bogen wieder ausgespien. Dadurch lebt sie zumindest. Wie es mit ihr weitergeht, wird die Zeit zeigen."

    Ich sah ratlos in die Runde. Was war denn nun mit der hübschen Schmiedetochter? Lag diese auf dem Sterbebett oder hatte sie sich nur den Magen verdorben? Einzig Kunigunde schien zu verstehen, hatte sie doch beide Hände vor den Mund geschlagen.

    „Das ist eine ausgewachsene Katastrophe. Ihr muss schnellstens Einhalt geboten werden." Gunde schluckte.

    „Osanna, könntest du…?"

    Das Gespenst nickte, war aber bereits dabei, sich aufzulösen. Die Stimme der schimmernden betrügerischen Metzgerin klang hohl, als

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