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Gaslicht 9: Reise an den Abgrund
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eBook125 Seiten1 Stunde

Gaslicht 9: Reise an den Abgrund

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Über dieses E-Book

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!

»Nach Venedig?« fragte Victoria Dryer irritiert. »Wir fliegen nach Venedig? Aber wie kommen Sie denn jetzt ausgerechnet auf Venedig, Mylady? Wollten Sie nicht Ihre Verwandten in Irland besuchen? Man erwartet Sie doch sicher in Sligo.«


Die junge bildhübsche Privatsekretärin von Lady Beatrice Emerson schüttelte den Kopf. Sie war daran gewöhnt, daß die alte Dame sie mit seltsamen Einfällen konfrontierte – ein Essen in einem Fast-food-Restaurant, der Besuch eines Flohmarktes oder die Besichtigung einer Schokoladenfabrik waren nur einige der Schrullen, denen Lady Beatrice mit Vergnügen nachging. Nun ja, sie verfügte über Unabhängigkeit und ein beachtliches Vermögen, und sie war nach dem Tod ihres geliebten Ehemannes allein, denn sie hatte keine Kinder.


Ihre Verwandten in Sligo, Brüder, Schwägerinnen, Neffen und Nichten, gaben sich redliche Mühe, sie dazu zu bewegen, sich wie ein anständiges Mitglied des Hochadels zu benehmen, aber die alte Dame ignorierte diese guten Ratschläge.


»Es ist mein Leben, und ich habe nicht vor, in meinem Schloß zu versauern, mich mit nichtsnutzigen, arroganten, aufgeblasenen Lords und Ladies abzugeben, die sich selbst für wichtiger als den lieben Gott halten. Es gibt so viel auf der Welt zu entdecken, und einiges davon will ich noch mitnehmen, bevor ich sterbe.« So antwortete sie stets, wenn jemand ihr Vorhaltungen zu machen versuchte. Die einzige, die Lady Beatrice in ihrer Meinung unterstützte, war ausgerechnet ihre Schwägerin Patricia, verheiratet mit Lord Gregory, dem absolut humorlosen Bruder von Beatrice, der seine Schwester schon mehr als einmal für verrückt erklärt hatte. Aber auch darüber ging die Lady mit einem feinen Lächeln hinweg.


Und
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum7. Juni 2016
ISBN9783740904333
Gaslicht 9: Reise an den Abgrund

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    Buchvorschau

    Gaslicht 9 - Vanessa Crawford

    Gaslicht

    – 9 –

    Reise an den Abgrund

    Lady Beatrice hat eine verhängnisvolle Idee

    Vanessa Crawford

    »Nach Venedig?« fragte Victoria Dryer irritiert. »Wir fliegen nach Venedig? Aber wie kommen Sie denn jetzt ausgerechnet auf Venedig, Mylady? Wollten Sie nicht Ihre Verwandten in Irland besuchen? Man erwartet Sie doch sicher in Sligo.«

    Die junge bildhübsche Privatsekretärin von Lady Beatrice Emerson schüttelte den Kopf. Sie war daran gewöhnt, daß die alte Dame sie mit seltsamen Einfällen konfrontierte – ein Essen in einem Fast-food-Restaurant, der Besuch eines Flohmarktes oder die Besichtigung einer Schokoladenfabrik waren nur einige der Schrullen, denen Lady Beatrice mit Vergnügen nachging. Nun ja, sie verfügte über Unabhängigkeit und ein beachtliches Vermögen, und sie war nach dem Tod ihres geliebten Ehemannes allein, denn sie hatte keine Kinder.

    Ihre Verwandten in Sligo, Brüder, Schwägerinnen, Neffen und Nichten, gaben sich redliche Mühe, sie dazu zu bewegen, sich wie ein anständiges Mitglied des Hochadels zu benehmen, aber die alte Dame ignorierte diese guten Ratschläge.

    »Es ist mein Leben, und ich habe nicht vor, in meinem Schloß zu versauern, mich mit nichtsnutzigen, arroganten, aufgeblasenen Lords und Ladies abzugeben, die sich selbst für wichtiger als den lieben Gott halten. Es gibt so viel auf der Welt zu entdecken, und einiges davon will ich noch mitnehmen, bevor ich sterbe.« So antwortete sie stets, wenn jemand ihr Vorhaltungen zu machen versuchte. Die einzige, die Lady Beatrice in ihrer Meinung unterstützte, war ausgerechnet ihre Schwägerin Patricia, verheiratet mit Lord Gregory, dem absolut humorlosen Bruder von Beatrice, der seine Schwester schon mehr als einmal für verrückt erklärt hatte. Aber auch darüber ging die Lady mit einem feinen Lächeln hinweg.

    Und jetzt Venedig? Victoria, die seit rund fünf Jahren in den Diensten der etwas schrulligen Frau stand, wunderte sich nicht lange. Zu oft schon war Lady Emerson einem Impuls gefolgt. Eines konnte man von der Arbeit für die Lady auf jeden Fall sagen: Sie wurde nie langweilig.

    »Warum sollte ich nicht auf Venedig kommen, mein Kind? Haben Sie heute früh nicht in der Post den Brief des Marchese di Conti gesehen?«

    »Selbstverständlich, Mylady. Aber er war als privat gekennzeichnet, ich habe ihn natürlich nicht gelesen.«

    »Das war ein Fehler«, erklärte Beatrice süffisant. »Es ist schon seltsam. In all den Jahren haben Sie nicht einmal den Versuch unternommen indiskret zu werden. Ich frage mich manchmal, ob Sie wirklich eine richtige Frau sind, Victoria. Keinerlei Neugier bei Ihnen vorhanden?«

    »Mylady«, rief Vicky, wie sie von ihren wenigen Freunden genannt wurde, empört.

    »Ja, schon gut, ich weiß, daß ich mich auf Sie verlassen kann. Etwas, das ich bislang nicht von allen meinen Sekretärinnen behaupten konnte.«

    Die junge Frau lächelte. Es gab keine klare Stellenbeschreibung für diese Arbeit. Als Sekretärin war sie natürlich hauptsächlich, aber nicht nur für die Korrespondenz zuständig, sie war auch eine Art Gesellschafterin, Vertraute, schon fast Freundin für die Lady, die ihrerseits Vicky fest ins Herz geschlossen hatte. Sie ersetzte ihr die Tochter, die sie nie bekommen hatte.

    Beatrice Emerson hatte weitgehende Pläne mit ihrer Angestellten, die davon aber jetzt noch nichts zu wissen brauchte.

    »Der Marchese hat mich eingeladen, im Palazzo Cortese zu wohnen und den Karneval dort zu verbringen; in angemessener Begleitung selbstverständlich, was Sie demnach mit einschließt. Das halte ich für eine gute Idee. Und das Wetter wird allemal besser sein als in Irland. Im übrigen bewahrt mich das davor, meinem Bruder den Kopf waschen zu müssen, oder seine ständigen Vorhaltungen überhören zu müssen.«

    Vicky lachte auf. »Ist es nicht eher so, daß Ihr Bruder Ihnen den Kopf wäscht, Lady Beatrice, weil Sie sich nicht seinen Ansichten anpassen?«

    »Papperlapapp. Wie dem auch sei, wir fliegen nach Venedig.«

    »Wir? Sollte ich denn nicht hierbleiben und mich um…«

    »Auf gar keinen Fall! Was sollte ich denn ohne Sie tun? Nein, Sie begleiten mich selbstverständlich. Geben Sie Claire Anweisung unsere Koffer zu packen, ich möchte morgen abreisen.«

    »Morgen schon? Aber das geht nicht. Sie haben zugesagt, die Schirmherrschaft bei der Versteigerung der Weihnachtsraritäten bei Lord Percy zu übernehmen.«

    »Mein liebes Kind, diese sogenannten Weihnachtsraritäten, die der gute Percy jeden Februar versteigern läßt, sind in der Regel nichts weiter als geschmacklose, überteuerte Schmuckstücke, die sein Versteigerungshaus gewinnbringend an den Mann, beziehungsweise die Frau bringen will, um einen Teil des Erlöses als Kostenaufwand in die eigene Tasche zu stecken. Schreiben Sie eine Grußbotschaft, die er verlesen kann, wir sind verhindert.«

    Dazu gab es nichts weiter zu sagen.

    »Kennen Sie den Marchese eigentlich?«

    »Nein, ganz und gar nicht. Aber wir können ihn ja kennenlernen.«

    Vicky hatte noch viel zu tun, bevor die Reise losgehen konnte. Claire, die Hauswirtschafterin, sorgte dafür, daß das übrige Personal die Koffer packte. Die junge Sekretärin hingegen mußte darauf achten, daß die Post nachgeschickt wurde, Termine mußten verschoben werden, und in Venedig mußte auch all das zur Verfügung stehen, was Lady Beatrice besonders liebte. Dazu gehörten unter anderem deutsche Schokolade und ägyptische Zigaretten.

    Es mochte noch so ungesund sein, Lady Emerson liebte ab und zu den Genuß von aromatischem Tabak. Außerdem trank sie gern mal einen guten schottischen Whisky.

    Doch alles in Maßen, Übermäßigkeit, in welcher Form auch immer, war ihr ein Greuel.

    Es wurde spät, bis Vicky alles erledigt hatte, denn Lady Beatrice beanspruchte ihre Sekretärin natürlich auch, um die umfangreiche Korrespondenz zu erledigen. Aber Vicky fühlte sich wohl dabei. Die Arbeit machte ihr Freude, und die Bezahlung war großzügig. Im Laufe der Zeit hatte sie gelernt, die Lady so zu nehmen, wie sie war. Die beiden kamen großartig miteinander aus.

    Und jetzt ging es auf nach Venedig.

    *

    Der Palazzo Cortese entpuppte sich als ein traditionsreiches Gebäude ganz in der Nähe des Canale Grande. Generationen Adliger hatten hier schon gewohnt, bis der jetzige Besitzer, der Marchese di Conti, das Anwesen gekauft hatte. Der Palazzo besaß drei Stockwerke, von denen jedoch nur eines, nämlich das Erdgeschoß, dauerhaft bewohnt wurde. Auf der einen Seite gab es einen langgestreckten Kai, an dem neben einer typischen Gondel auch zwei schnelle Motorboote vertäut waren. Auf der anderen Seite des Palazzo gab es allerdings auch eine Haustür an einer Straße, die geradewegs zum Markusplatz führte. Die zentrale Lage des Palazzo sorgte dafür, daß das Gebäude mit zu den Sehenswürdigkeiten gehörte, die allgemein bestaunt wurden. Unzählige Touristen flanierten täglich auf der einen, wie auch auf der anderen Seite vorbei, und Victoria fragte sich, woher die wohl alle kamen.

    Sie selbst fand die Stadt bislang nicht so beeindruckend. Hier war ihr alles zu eng, zu laut und zu teuer. Sie hatte auf dem Markusplatz genüßlich einen Espresso trinken und einen Kuchen essen wollen, war aber angesichts der unglaublichen Preise davon abgegangen. Sie fragte sich, warum die Touristen sich derart ausnehmen ließen.

    Lady Emerson hatte sich über ihre Empörung amüsiert. »Liebes Kind, die Italiener leben hier in erster Linie vom Tourismus. Was haben Sie denn erwartet? Sonderangebote? Nein, um das wirkliche Venedig zu erfahren, müssen Sie schon weggehen von den Orten, die häufig von Touristen aufgesucht werden. Aber ich denke, wir werden morgen einen Ausflug unternehmen und Kostüme für den Maskenball kaufen. Mein Neffe Frederick wird ebenfalls bald hier eintreffen, und ich möchte gern, daß ihr jungen Leute euch ein bißchen amüsiert.«

    »Wie Sie wünschen, Mylady. Frederick ist Ihr Neffe aus Irland?«

    »Ja, Sie haben ihn bisher noch nicht kennengelernt, weil er in Amerika studiert hat. Doch jetzt ist er zurück, und ich denke, ihr werdet euch gut verstehen.«

    Genau diesen Moment nutzte der Marchese Alfonso di Conti, um fast unbemerkt aufzutauchen. Victoria mochte den Mann schon auf den ersten Blick nicht, und sie hätte nicht einmal sagen können, warum das so war. Es handelte sich um eine instinktive Abneigung, die man nicht erklären konnte.

    Di Conti war Ende dreißig, besaß einen schlanken durchtrainierten Körper, ein klassisches Profil mit einer vorspringenden Nase, dunkle glutvolle Augen und schwarze Haare. Er zeigte die besten Manieren, verfügte über viel Geld und eine reichliche Menge Charme, und er verschlang die junge Frau mit seinen Blicken.

    Obwohl Vicky nur eine Angestellte und nicht von adliger Herkunft war, schien er einen Narren an ihr gefressen zu haben. Er bemühte sich so auffällig um sie, daß auch Lady Emerson die Stirn runzelte, sobald er anwesend war. Doch diesen Mann umgab auch ein Geheimnis, denn obwohl der Marchese und die Lady auf verschlungenen Wegen miteinander verwandt waren, gab es nicht viel, was sie über ihn berichten konnte. Am meisten machte sie stutzig, daß er keinen vernünftigen Grund für die Einladung angegeben hatte. Vielleicht war das der Grund, warum Beatrice die Einladung überhaupt angenommen hatte. Sie wollte wissen, was dieser unbekannte Cousin im Schilde führte.

    Alfonso di Conti beugte sich mit einem strahlenden Lächeln zur Lady herab und küßte ihr die Hand.

    »Was höre ich da? Ihr wollt Kostüme für den Maskenball bei Prizzi und für den Karneval kaufen? Kaufen! Welch eine Verschwendung, wo doch hier im Palazzo mehr als genug vorhanden ist. Laßt uns die alten Truhen öffnen und nachsehen. Ich bin sicher, daß sich noch originale Kleidung aus der Zeit der Dogenherrschaft

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