Die Rückkehr des Lord Percival: Der aufstrebende Fürst 6 – Familienroman
Von Betsy Collins
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Das ist die spannende, prekäre Situation, wie sie sich zu Beginn dieser großherrschaftlichen Familiensaga um einen herausragenden, außergewöhnlichen Lord darstellt.
Lauter als nötig blätterte Lady Mildred eine Seite des neuen Lady's Magazine um. Lord Vincent sollte nicht glauben, sie würde sich für die Post interessieren, die er gerade las. Obwohl das Briefpapier genau den cremefarbenen Farbton von Percys letztem Brief aus Irland hatte. Die Vorstellung, ihr geliebter jüngerer Sohn könnte nicht ihr, wohl aber seinem älteren Bruder geschrieben haben … Lady Mildred unterdrückte einen Seufzer. Wie lange sehnte sie sich schon nach ein paar Zeilen von Percy! Warum ließ der Junge bloß nichts von sich hören? Jede Wette, sein irischer Chef überhäufte ihn mit Arbeit. Die Iren verfügten bekanntlich über eine recht derbe Konstitution. Anders als Percy, der schon als Kind zart gewesen war. Gewiss fiel er abends todmüde ins Bett und kam einfach nicht dazu, seiner Mutter zu schreiben. Falls er wegen der Strapazen einen Zusammenbruch erleiden sollte, wäre es Vincents Schuld. Der hatte Percy schließlich heimtückisch auf ein Schiff nach Irland verfrachtet. Diesen Verrat würde sie ihm niemals verzeihen. Der junge Fürst ließ den Brief sinken. "Percival möchte kurz vor Weihnachten nach Renwood Hall kommen. "Oh! ", stieß Lady Mildred hervor. Sie brauchte einen Moment, um die Nachricht sacken zu lassen. Nicht nur gab es endlich ein Lebenszeichen von Percy. Nein, sie durfte ihn sogar bald wieder in die Arme schließen!
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Die Rückkehr des Lord Percival - Betsy Collins
Der aufstrebende Fürst
– 6 –
Die Rückkehr des Lord Percival
Betsy Collins
Lauter als nötig blätterte Lady Mildred eine Seite des neuen Lady’s Magazine um. Lord Vincent sollte nicht glauben, sie würde sich für die Post interessieren, die er gerade las. Obwohl das Briefpapier genau den cremefarbenen Farbton von Percys letztem Brief aus Irland hatte.
Die Vorstellung, ihr geliebter jüngerer Sohn könnte nicht ihr, wohl aber seinem älteren Bruder geschrieben haben … Lady Mildred unterdrückte einen Seufzer. Wie lange sehnte sie sich schon nach ein paar Zeilen von Percy! Warum ließ der Junge bloß nichts von sich hören?
Jede Wette, sein irischer Chef überhäufte ihn mit Arbeit. Die Iren verfügten bekanntlich über eine recht derbe Konstitution. Anders als Percy, der schon als Kind zart gewesen war. Gewiss fiel er abends todmüde ins Bett und kam einfach nicht dazu, seiner Mutter zu schreiben.
Falls er wegen der Strapazen einen Zusammenbruch erleiden sollte, wäre es Vincents Schuld. Der hatte Percy schließlich heimtückisch auf ein Schiff nach Irland verfrachtet. Diesen Verrat würde sie ihm niemals verzeihen.
Der junge Fürst ließ den Brief sinken. „Percival möchte kurz vor Weihnachten nach Renwood Hall kommen."
„Oh!", stieß Lady Mildred hervor. Sie brauchte einen Moment, um die Nachricht sacken zu lassen. Nicht nur gab es endlich ein Lebenszeichen von Percy. Nein, sie durfte ihn sogar bald wieder in die Arme schließen!
„Wirst du es ihm erlauben, Vincent?", fragte Lady Florence.
Die Marchioness of Meadowby schnappte nach Luft. Ungehalten schaute sie ihre neunzehnjährige Tochter an, die neben ihr auf dem Sofa saß. „Ich muss mich doch sehr wundern, Florence. Was ist denn das für eine Frage? Selbstverständlich erlaubt er es. Alles andere wäre ja …"
Sie stockte. Lord Vincent verbot seinem Bruder doch gewiss nicht, nach Hause zu kommen? Das Recht dazu besaß er leider. Nach dem Tod seines Vaters war er jetzt nämlich der Marquess of Meadowby, das Familienoberhaupt. Hausherr von Renwood Hall. Er hatte Percy nach Irland geschickt, damit der seine Neigung zum Glücksspiel ablegte. War es möglich, dass er Percy die Sache mit den Spielschulden noch immer verübelte? So sehr, dass er ihm die Heimkehr untersagte?
Ihr Blick wanderte von der Tochter zum Sohn. Sie hoffte, dass Lord Vincent in ihren Augen nicht die bodenlose Abneigung las, die sie empfand. Schon gar nicht die Furcht vor seiner Antwort.
Und sie hatte Glück, denn er sah gar nicht sie, sondern Lady Florence an. „Ja, das werde ich. Percival ist im Frühling nach Irland gereist, und bald haben wir Weihnachten. Ich lasse mich gern davon überzeugen, dass er in der Zwischenzeit hinzugelernt hat."
Lady Mildred presste die Lippen fest aufeinander. Percy war nicht nach Irland ‚gereist‘! Das klang ja geradezu, als hätte er das Schiff aus freien Stücken betreten. Dabei hatte Lord Vincent den Ahnungslosen mir nichts, dir nichts an Bord gezwungen.
„Schön, meinte Lady Florence. „Nach allem, was wir aus Tipperary hören, bewährt er sich ja als Lehrer. Ich wäre so erleichtert, wenn er wirklich nicht mehr auf Pferde oder Karten wettet.
„Und ich erst. Andernfalls muss ich ihm die Tür weisen. Das werde ich ihm auch unmissverständlich schreiben. Er ist in Renwood Hall willkommen, solange er die Finger vom Glücksspiel lässt. Ich will kein zweites Mal erleben, dass er die Familie fast in den Ruin treibt."
Lady Florence nickte ernst. „Wir werden ein wachsames Auge auf ihn haben müssen."
„So ist es."
„Entschuldigt mich." Abrupt schlug Lady Mildred ihre Zeitschrift zusammen und stand auf. Sie ertrug nicht länger, wie die Geschwister über Percy redeten. Ja, er hatte aus jugendlichem Leichtsinn einen Fehler gemacht. Mehrere Fehler, wenn man denn päpstlicher als der Papst sein wollte. Aber Ruin … Gewiss übertrieb Lord Vincent. Er war halt eifersüchtig auf seinen jüngeren Bruder, dem die Herzen nur so zuflogen.
„Übrigens kommt er nicht allein", ergänzte der Marquess of Meadowby.
Lady Mildred war schon fast an der Tür des Chinazimmers angekommen. Jetzt blieb sie stehen und drehte sich langsam um. Wen um alles in der Welt konnte Percy mitbringen wollen? Einen Kollegen aus dem Internat? Hoffentlich keinen gut aussehenden, leichtfertigen irischen Habenichts, der ihrer Tochter den Kopf verdrehte!
„So? Wen denn?", fragte Lady Florence interessiert.
„Den Direktor des Internats. Mr. Fergal O’Sullivan."
Die Marchioness rümpfte die Nase. Fergal. Was für ein zutiefst gewöhnlicher Name.
„Und dessen Tochter. Miss Shannon O’Sullivan."
„Wie der längste irische Fluss also." Lady Mildred konnte es sich nicht verkneifen, mit ihrem Wissen zu glänzen. Ihre Kenntnisse über Irland waren sehr begrenzt, doch diesen Namen hatte ihr vor Jahrzehnten eine der Privatlehrerinnen eingetrichtert. Welch unnütze Information, hatte die junge Lady Mildred damals gedacht. Heute kam sie ihr gelegen.
Ein Kind nach einem Fluss zu benennen – das wurde ja immer besser! Man stelle sich vor, englische Eltern würden ihre Sprösslinge Themse, Mersey oder gar Great Ouse nennen! Lachhaft. Sie schickte einen stummen Dank an ihre Eltern, die bei der Namensgebung mehr Voraussicht an den Tag gelegt hatten. Mildred. Die Sanfte und zugleich Starke. Ein Name, den man mit Stolz tragen konnte, statt sich dafür schämen zu müssen.
„Wie nett, meinte Lady Florence. „Ich platze regelrecht vor Neugierde auf die beiden. Immerhin haben sie Percy unter recht … nun, ungewöhnlichen Umständen kennengelernt. Ich meine, er wollte ja gar nicht nach Irland. Als du mir erzähltest, dass er als Reit- und Fechtlehrer in einem Internat arbeiten soll, war ich sehr skeptisch.
„Hast du befürchtet, er würde bei der erstbesten Gelegenheit die Flucht ergreifen?", fragte Lord Vincent.
„Ja. Oder sich nicht anstrengen. Es drauf anlegen, dass der Direktor ihm kündigt."
Nachdenklich strich sich der 23-jährige Marquess mit einer Hand durch die kurzen dunkelbraunen Haare. „Den Gedanken fand auch ich ziemlich naheliegend. Zum Glück hat Percival uns überrascht. Mr. O’Sullivan äußert sich in seinen Briefen anerkennend über ihn. Nur aus dem Grund bin ich bereit, ihn hier willkommen zu heißen."
„Wann treffen Percy und die O’Sullivans denn bei uns ein?", meldete sich Lady Mildred ungeduldig zu Wort. Sie hatte genug davon, in dieser Unterhaltung keine Rolle zu spielen. Sollte sie etwa wie ein Ölgötze dastehen? Wie einer der Reiher, der zusammen mit Pagoden und Kirschblütenzweigen die kostbare Tapete im Chinazimmer zierte?
Sie war die Marchioness of Meadowby! Jedenfalls noch. Bis der Marquess im Frühling seine Verlobte heiratete. Danach würde Lady Helena den Titel führen. Vorläufig allerdings fiel es in Lady Mildreds Verantwortung, dass Gäste Renwood Hall von seiner besten Seite erlebten. Und sie gedachte, ihre Pflichten in den verbleibenden Monaten noch umsichtiger als sonst auszuüben. Die südenglische Aristokratie sollte sich voller Hochachtung an sie als Hausherrin erinnern.
Lord Vincent senkte den Blick auf den Brief. „Am 19. Dezember, schreibt Percival."
„Ausgezeichnet. Zwei Tage später findet das Weihnachtssingen in Axbury Manor statt. Unsere Gäste werden entzückt sein. Womöglich gibt es so etwas in Irland gar nicht. Und was ist mit Mrs. O’Sullivan? Erweist sie uns ebenfalls die Ehre?"
Ihr Sohn schüttelte den Kopf. „Mr. O’Sullivan ist schon seit rund dreißig Jahren Witwer. Er hat nie wieder geheiratet."
„Seit rund dreißig Jahren? Dann ist Miss Shannon also kein Kind, sondern eine erwachsene Frau."
„Ganz recht. Sie leitet die Verwaltung des Internats."
Lady Mildred zog die Brauen hoch. „Tatsächlich? Wie überaus – bemerkenswert."
„Ich glaube, Miss O’Sullivan und ich werden uns prächtig verstehen, sagte Lady Florence hoffnungsvoll. „Endlich habe ich Gelegenheit, mich mit einer anderen berufstätigen Frau auszutauschen.
„Nun, ich schätze, ihr Vater hat sich für sie eingesetzt", sagte die Marchioness säuerlich. Sie hielt nach wie vor nichts davon, dass der Marquess seine Schwester in die Leitung von Renwood Hall einbezog. Eine junge Dame, die sich mit Ackerbau und Viehzucht