Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Mit bangem Herzen
Mit bangem Herzen
Mit bangem Herzen
eBook255 Seiten3 Stunden

Mit bangem Herzen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Wie wird es sein, ihre Jugendliebe Crispin, Duke of St. Ormond, wiederzusehen? In unruhiger Erwartung reist Lady Tilda zu einer eleganten Party an. Sie weiß, dass er sich bald schon mit einer anderen verloben wird! Einerseits eine schmerzliche Vorstellung: Noch immer sehnt sie sich insgeheim nach ihm. Andererseits: Nach dem Tod ihres älteren Gatten ist sie endlich unabhängig. Nichts will sie weniger als die seidene Fessel einer zweiten Ehe spüren! Doch dann küsst Crispin sie so kühn, dass Tilda alle Bedenken vergisst - wenn auch zunächst nur eine zärtliche Nacht lang …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum25. Aug. 2009
ISBN9783862953769
Mit bangem Herzen
Autor

Elizabeth Rolls

Elizabeth Rolls, Tochter eines Diplomaten, wurde zwar in England geboren, kam aber schon im zarten Alter von 15 Monaten in die australische Heimat ihrer Eltern. In ihrer Jugend, die sie überwiegend in Melbourne verbrachte, interessierte sie sich in erster Linie für Tiere – Hunde, Katzen und Pferde – las viel und schrieb kleine Geschichten. Mit 14 trat sie in den Schulchor ein und entdeckte ihre Leidenschaft für Musik. Sie nahm Klavier- und Gesangsstunden und studierte schließlich Musikwissenschaft an der Universität von Melbourne, um anschließend als Musiklehrerin zu arbeiten. Zwischenzeitlich heiratete sie den Nuklearphysiker Paul, bekam zwei Söhne – und entdeckte ihre Lust am Schreiben neu. Angeregt von ihrer Freundin Meg, verfasste sie ihren ersten historischen Liebesroman, der einen englischen Verleger fand: Mills & Boon. Elizabeth war überglücklich und schwebte wie auf Wolken. Nun verbringt sie ihre gesamte Freizeit damit, weitere Romane zu verfassen. Sie entspannt sich am liebsten bei einer guten Tasse Tee – nicht aus dem Beutel, sondern in einer kleinen Zeremonie auf die traditionelle englische Art zubereitet.

Mehr von Elizabeth Rolls lesen

Ähnlich wie Mit bangem Herzen

Titel in dieser Serie (17)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Romanzen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Mit bangem Herzen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Mit bangem Herzen - Elizabeth Rolls

    Elizabeth Rolls

    Mit bangem Herzen

    IMPRESSUM

    HISTORICAL LORDS & LADIES erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

    20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

    © 2003 by Elizabeth Rolls

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL LORDS & LADIES

    Band 15 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Fotos: Fine Art Photographic Library, Londen / Harlequin Books S.A.

    Veröffentlicht im ePub Format im 01/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 978-3-86295-376-9

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    1. KAPITEL

    Bilder/003_258_cut-Acro_img_0.jpg

    „Nur damit ich sicher sein kann, dass ich dich richtig verstanden habe, Onkel Roger, Lady Winter küsste Lord Pemberton pflichtschuldig auf die Wange und streifte sich ihre eleganten Lederhandschuhe ab, „Tante Pemberton hat mich doch brieflich hierher gebeten, damit ich ihr während ihres bevorstehenden Wochenbettes zur Hand gehen kann. Und nun teilst du mir mit, dass ich Milly als Anstandsdame zu einer Hausparty begleiten soll. Der Unmut darüber, dass auf diese Weise über ihre Zeit verfügt wurde, war Lady Winters Stimme deutlich anzuhören.

    Der anmutige Anblick, den die hochgewachsene Dame in dem eleganten tiefbraunen Reisekleid bot, wurde durch ihre würdevolle Haltung noch unterstrichen. Nichts erinnerte mehr an die linkische, schüchterne Miss Matilda Arnold, die sieben Jahre zuvor Viscount Winter geheiratet hatte. Ihrem Onkel indes entging der Unterschied.

    „Nun hör mir mal gut zu, Miss …", polterte er los.

    Doch Lady Winter ließ ihn nicht aussprechen. „Hat nicht Tante Casterfield Milly während der vergangenen Saison begleitet? Was ist denn aus ihr geworden? Man könnte meinen, dass sie in deinen Augen eine passendere Anstandsdame abgäbe als ich."

    Die Tatsache, dass sie seinen Gedanken so genau Ausdruck verliehen hatte, besänftigte Lord Pemberton keineswegs. Gefährliche Röte stieg ihm in die Wangen. „Ihre Schwiegermutter liegt im Sterben!", bellte er. „Sie kann nicht auf Milly aufpassen."

    Lady Winter legte den Kopf schräg und schien diese Aussage ausführlich zu erwägen. Schließlich äußerte sie nachdenklich: „Dennoch ist mir nicht ganz klar, inwiefern diese Angelegenheit mich betrifft. Und weshalb ich nicht zumindest gefragt wurde."

    Mit beinahe hörbarem Zähneknirschen setzte Lord Pemberton an: „Deine Tanten und ich sind der Auffassung, dass es für dich nicht den geringsten Unterschied macht, wo du dich aufhäl…"

    Fast beiläufig wurde er von seiner pflichtvergessenen Nichte unterbrochen. „Möglich. Allerdings bin ich für euren Mangel an Weitblick keineswegs verantwortlich. Du willst also sagen, dass ihr mich als Chaperone für Milly vorgesehen habt, ohne mich auch nur zu fragen?"

    In dem Versuch, sie gebührend einzuschüchtern, funkelte Lord Pemberton sie drohend an und sagte: „Du bist unsere Nichte und unser Mündel, und du wirst gefälligst deine Pflicht tun!"

    Lady Winter setzte ihr reizendstes Lächeln auf. „Leider unterliegst du da einem gravierenden Irrtum. Ich bin keineswegs noch dein Mündel, sondern vielmehr Jonathans Witwe. Und meine Pflicht ist es, mich um unsere Tochter zu kümmern. Außerdem bin ich fünfundzwanzig und meine eigene Herrin. Nur ich allein entscheide, ob ich Milly auf diese Hausparty begleite oder nicht. Und ich fürchte, dass meine Neigung dazu im Augenblick recht gering ist. Sie lächelte noch strahlender. „Zweifellos wirst du mir irgendwann schon mitteilen, wo es überhaupt hingehen soll, wer die Gastgeberin ist und wer währenddessen auf meine Tochter aufpassen wird. Lass dir ruhig Zeit dabei. Danach kann ich dann eine endgültige Entscheidung treffen. Da ich ein wenig erschöpft bin, ziehe ich mich vor dem Dinner noch ein Weilchen zurück. Wir sprechen dann später weiter darüber.

    Mit einem angedeuteten Knicks schwebte sie aus dem Salon und ließ ihren Onkel wütend und vollkommen entgeistert zurück. Nach ihrem majestätischen Abgang musste sich Seine Lordschaft erst einmal einen großzügigen Schluck Brandy genehmigen.

    Er schäumte vor Wut über das leidige Schicksal, das ihn dazu zwang, seine ungeliebte Nichte aus Leicestershire hierher nach Broughton Place kommen zu lassen. In den Jahren seit ihrer Hochzeit hatte Lord Pemberton sie kaum zu Gesicht bekommen. Nun war seine Tochter Amelia drauf und dran, den Fang des Jahres – wenn nicht gar des Jahrzehnts! – zu machen, und Matilda – nein, Lady Winter – bildete sich offensichtlich ein, sie könne einfach so alle seine Pläne umstürzen. Die Witwenschaft schien ihr zu Kopfe gestiegen zu sein. Da glaubte sie doch tatsächlich, sie könne rücksichtslos ihren Dickschädel durchsetzen! Nur über seine Leiche!

    Während er zornig vor dem Kamin auf und ab schritt, rief er sich die Mittel ins Gedächtnis, mit denen er früher den Gehorsam seiner Nichte erzwungen hatte. Sie würden auch diesmal zum Erfolg führen. Schließlich hatte er damit sogar Matildas Heirat mit Viscount Winter durchgesetzt.

    Es war Lady Winter nicht leichtgefallen, während der Unterredung ihre würdevolle Haltung zu bewahren, statt ihrem Unmut freien Lauf zu lassen. Rasch stieg sie nun die Treppe in den ersten Stock hinauf und strebte dem besten Gästezimmer zu. Es verwunderte sie kaum, dass sie dort weder ihr eigenes Gepäck noch das ihrer Tochter vorfand. Mit einem verhaltenen Lächeln betätigte sie energisch die Klingel.

    Fünf Minuten später tauchte die überraschte Haushälterin auf. „Was zum … oh! Sie sind es, Miss Tilda!"

    Lady Winter nickte bestätigend. „Ganz recht, Mrs. Penny. Sind meine Koffer noch nicht heraufgebracht worden?" Sie verbrämte die Frage mit einem Blick unschuldigster Neugier.

    Die Bedienstete blinzelte verblüfft. „Doch, natürlich, Miss Tilda!" Angesichts des hochmütigen Blickes, der sie traf, verbesserte sie hastig: „Will sagen, Mylady. Die Herrin hat angeordnet, dass sie wie üblich ins Zimmer Ihrer Cousine getragen werden."

    In gespielter Unschuld hob Lady Winter eine Braue und fragte herablassend: „So, und was sollte wohl Miss Amelia mit meinen Sachen anfangen? Sorgen Sie bitte dafür, dass sie umgehend hierher transportiert werden. Und wo steckt Miss Anthea?"

    Die Haushälterin war sprachlos. Was war nur aus dem schüchternen Mädchen geworden, das früher nie gewagt hätte, den Befehlen seiner Tante zu widersprechen? Nachdem Mrs. Penny einige Male den Mund auf- und zugemacht hatte, stammelte sie: „Miss Anthea ist im Kinderzimmer, zusammen mit … mit den anderen Kindern."

    Lady Winter schien sich die Auskunft durch den Kopf gehen zu lassen. „Aha. Sie besucht also ihre Vettern und Cousinen. Nun gut. Aber schlafen kann sie hier im Ankleidezimmer. Bitte kümmern Sie sich darum, Mrs. Penny. Außerdem hätte ich gerne eine Tasse Tee. Vielen Dank."

    Kurz darauf fand sich die Haushälterin auf der anderen Seite der Tür wieder, ohne dass sie zu sagen vermocht hätte, wie sie dorthin gekommen war. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Die Ehe hatte Miss Tilda offensichtlich vollkommen verändert.

    Sobald sich die Tür hinter Mrs. Penny geschlossen hatte, ließ sich Lady Winter, geborene Matilda Arnold, in einen Sessel sinken und seufzte vor Erleichterung. Himmel, es war anstrengend, immerzu selbstbewusst zu tun und sich zu behaupten! Aber es machte auch Spaß. Sie hätte sich nie träumen lassen, wie ungehalten ihr Onkel sein würde! Ganz zu schweigen von der armen Mrs. Penny. Aber noch war es nicht ausgestanden. Sie war Lady Pemberton noch nicht unter die Augen gekommen.

    Ein störrischer Zug erschien um Tildas Mund. Um nichts in der Welt würde sie je wieder nach der Pfeife ihrer Tante tanzen – schon gar nicht, um einen reichen Ehemann für Amelia einzufangen. Nein, sie würde bleiben, um der Wöchnerin zur Hand zu gehen. Und sollte sich herausstellen, dass das nur ein Vorwand gewesen war, um sie herzulocken – nun, sie konnte sich jederzeit wieder auf den Weg nach Leicestershire machen.

    Es dauerte keine Viertelstunde, bis ihre Zofe Sarah im Gästezimmer eintraf, einen Bediensteten im Schlepptau, der die schweren Koffer hereintrug. Der Lakai war kaum wieder zur Tür hinaus, als Sarah ihrer Herrin einen belustigten Blick zuwarf. „Sie haben sich wohl in den Kopf gesetzt, hier das Unterste zuoberst zu kehren, was?"

    Tilda unterdrückte ein schelmisches Lächeln und entgegnete unschuldig: „Wieso nicht? Mit Höflichkeit und Gehorsam habe ich nie auch nur einen Blumentopf gewonnen, also …"

    Die Tür ging erneut auf. Diesmal betrat ein schmales Mädchen von fünf Jahren mit einer Puppe im Arm den Raum.

    „Mama, muss ich im Kinderzimmer schlafen? Großtante Pemberton hat gesagt, dass ich die ganze Zeit dort bleiben muss." Ein flehender Blick aus braunen Augen bat die Mutter, das Unheil abzuwenden.

    Lachend streckte Tilda die Arme aus. „Wenn ich nicht bei dir sein kann, wirst du mit deinen Cousins und Cousinen im Kinderzimmer bleiben. Aber wir werden hier im Ankleideraum ein Bett für dich aufstellen."

    Mit einem Seufzer der Erleichterung warf Anthea sich ihrer Mutter in die Arme. „Ein Glück! Cousine Maria wollte, dass meine Susan in ihrem Bett schläft!"

    „Und was hast du ihr geantwortet?", fragte Tilda und drückte einen Kuss auf die braunen Locken ihres Töchterchens, die so sehr ihren eigenen glichen. Gleichzeitig warf sie Sarah einen warnenden Blick zu.

    Später. Tilda wollte vermeiden, dass Anthea von der Bitterkeit zwischen ihr und den Pembertons etwas mitbekam.

    „Ich habe Nein gesagt, und dann bin ich dich suchen gegangen", berichtete Anthea und schmiegte sich enger in Tildas Arme.

    „Bravo, sagte ihre Mutter. „Wenn wir alles ausgepackt und eingeräumt haben, erzähle ich dir noch eine Geschichte, bevor du zum Abendessen ins Kinderzimmer gehst. Und ich komme zwischen den Gängen hoch und decke dich zu.

    Als Tilda sich zum Dinner nach unten begab, stand ihre Strategie fest. Sie war einfach und würde mit Sicherheit zum Erfolg führen. Abgesehen davon dürfte sie Onkel und Tante bis aufs Blut reizen. Lächelnd sah Tilda in den Spiegel und nickte der fremden Frau zu, die ihr daraus entgegenblickte.

    Ja, sie hatte sich verändert. Abgesehen von Haar- und Augenfarbe bestand kaum noch Ähnlichkeit zwischen dem linkischen, braven Mädchen von vor sieben Jahren und der eleganten Dame im Spiegel. Natürlich war sie immer noch zu groß, aber zumindest stolperte sie nicht mehr über den eigenen Schatten. Statt der streng zurückgebürsteten Frisur, auf der Tante Pemberton bestanden hatte, trug Tilda die glänzenden braunen Locken nun locker hochgesteckt. Unter anmutig geschwungenen Brauen sahen goldbraune Augen zuversichtlich in die Welt.

    Auch wenn man sie vielleicht immer noch nicht als Schönheit bezeichnen konnte – sie hatte sich unzweifelhaft zu ihrem Vorteil verändert. Zumindest hatte sie an den richtigen Stellen Rundungen bekommen. Zutiefst befriedigt bemerkte Tilda, wie sich die dunkelgrüne Satinrobe an ihre schlanke, aber weibliche Gestalt schmiegte. Das Dekolleté war zwar nicht besonders tief ausgeschnitten, aber dennoch wirkte das Kleid keineswegs gesetzt genug für die Chaperone eines jungen Mädchens.

    Ein Umstand, der Lady Pemberton zu einer Bemerkung anstachelte, sobald ihre Nichte einen Fuß über die Schwelle des Salons gesetzt hatte.

    Selbst in eine rötlich braune Kreation gewandet, betrachtete sie Tildas elegante Erscheinung mit unverhohlenem Abscheu. „Grundgütiger, Mädchen! Das ist nun wirklich keine angemessene Kleidung für eine Anstandsdame!"

    In Gedanken trat Tilda in den Hintergrund, um Lady Winter die Bühne zu überlassen. Diese hob eine Augenbraue und entgegnete ausgesucht ruhig: „Nein, natürlich nicht. Sehr richtig bemerkt. Guten Abend, Tante. Ich hoffe, du erfreust dich guter Gesundheit. Onkel Roger sagte mir bei meiner Ankunft, dass du dich ausruhst. Ich wollte dich nicht stören."

    Lady Pemberton überhörte die Begrüßung. „Wie ich höre, hast du dich auch noch im besten Gästezimmer eingerichtet. Nun, für diese eine Nacht kannst du meinetwegen dort bleiben. Aber morgen früh ziehst du wieder zu deiner Cousine. Das Gästezimmer ist Gästen vorbehalten!"

    Graziös ließ sich Lady Winter im bequemsten Lehnstuhl nieder. „Tatsächlich? Ich wusste gar nicht, dass du so kurz vor der Entbindung noch Besuch erwartest. Sie warf einen betont überraschten Blick auf den gerundeten Leib ihrer Tante. Dann lächelte sie gewinnend. „Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Amelia mit ihren beiden Verwandten in einem Raum schlafen will.

    Lady Pemberton runzelte die Stirn. „Was soll der Unsinn? Deine Tochter bleibt im Kinderzimmer, Matilda. Dort gehört sie schließlich hin. Ich dulde nicht, dass sie verzogen wird."

    In Lady Winters Stimme kroch ein Ausdruck von Unnachgiebigkeit. „Entschuldige, aber Antheas Angelegenheiten regele ich so, wie ich es für richtig halte. Selbstverständlich soll sie sich tagsüber bei den anderen Kindern aufhalten. Aber nachts ist sie es gewöhnt, in meiner Nähe zu sein."

    In diesem ungelegenen Moment erschien Seine Lordschaft. Sofort rief Lady Pemberton ihn um Unterstützung an. „Mylord! Also wirklich! Deine Nichte spielt hier die große Dame und besitzt die Unverschämtheit, auf dem besten freien Zimmer zu bestehen!"

    Sofort setzte ihr Gatte zu einer vernichtenden Standpauke an, die Miss Matilda Arnold noch vor sieben Jahren die Tränen in die Augen getrieben hätte. Nachdem er sich lang und breit über ihre Frechheit, Pflichtvergessenheit und Undankbarkeit ausgelassen hatte, schloss er: „Du bist auf dem besten Weg, in die Fußstapfen deiner Mutter zu treten, warte nur ab!"

    Bequem zurückgelehnt, lauschte Lady Winter ihm. Ihre Miene verriet nichts als höfliches Interesse. Sie errötete noch nicht einmal beim krönenden Abschluss der Predigt. Als er geendigt hatte, bemerkte sie lediglich: „In diesem Fall bin ich mehr als erstaunt darüber, dass ihr mich als Anstandsdame für Milly überhaupt in Betracht zieht. Falls ihr euch inzwischen anders entschieden habt, bin ich gerne bereit, euch von meiner unerwünschten Anwesenheit zu erlösen. Ihre Mundwinkel bogen sich leicht nach oben. „Bis die Pferde ausgeruht sind, bleibe ich allerdings, wo ich bin.

    Fassungslos starrte Lord Pemberton sie an. Nur das Eintreten seiner beiden Ältesten verhinderte einen Wutausbruch.

    Man sah Thomas und Amelia auf den ersten Blick an, dass sie Geschwister waren. Beide hatten dunkle Haare, und ihre Augen erstrahlten in demselben Blau, das bei Lady Pemberton im Laufe der Jahre etwas verblasst war. Doch während Amelia mit ihrer zierlichen Gestalt der Mutter nachschlug, hatte Thomas, der inzwischen in Oxford studierte, die beeindruckende Körpergröße seines Vaters geerbt.

    Als Tilda aufstand, um die beiden zu begrüßen, erkannte sie, dass Amelia von einem vielversprechenden Mädchen zu einer hinreißenden Schönheit herangewachsen war. Ihre weichen Locken und die lebhaften blauen Augen boten einen so reizenden Anblick wie eh und je. Ihre Gestalt wies genau die scheinbar zerbrechliche und dennoch wohlgerundete Weiblichkeit auf, die dem Geschmack der meisten Gentlemen zu entsprechen schien.

    Einen Augenblick lang fühlte sich Tilda wieder als der linkische Backfisch, den man beständig mit der viel hübscheren Cousine verglichen hatte. Doch die überraschte Bewunderung, die sich in Toms Zügen malte, als er sie freudig begrüßte, gab ihr die Selbstsicherheit zurück.

    „Tilda! Strahlend umarmte er sie. „Also wirklich, ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt! Er hielt sie ein Stück von sich ab, um sie zu mustern. „Du siehst fantastisch aus. Dieses Grün steht dir einfach großartig. Es ist wahrscheinlich besser, wenn nicht ausgerechnet du die Anstandsdame für Milly spielst, sonst gibt Seine Gnaden dir noch den Vorzug!"

    Tilda ließ ein belustigtes Lachen hören – eines, das außer ihrer Tochter und ihrem ältesten Cousin kaum ein Mensch jemals zu hören bekommen hatte. „Ach Tom, du Schmeichler! Kein Mensch würde mich Milly vorziehen. Damit wandte sie sich an Amelia und sagte: „Du siehst entzückend aus, Milly. Ich brauche gar nicht erst zu fragen, wie es dir geht.

    Pikiert entgegnete die Cousine: „Ich ziehe es vor, Amelia genannt zu werden. Schließlich bin ich inzwischen erwachsen und in die Gesellschaft eingeführt. Milly klingt so kindisch."

    „Ach, hab dich nicht so, Milly, empfahl ihr Tom mit brüderlicher Offenherzigkeit. „Nimm dir ein Beispiel an Tilda: piekfein und von Kopf bis Fuß eine Viscountess. Und macht sie etwa ein Getue um ihren Namen? Dann drehte er sich wieder zu der Cousine um. „Sag mal, gehört dieses famose Gespann in den Ställen etwa dir? Und die graue Stute auch?"

    Heiterkeit sprühte aus Tildas Augen, als sie nickte. „Ja. Allerdings befürchte ich, dass du für Frosty zu schwer bist."

    Tom seufzte. „Jammerschade. Aber diese beiden Braunen! Sie passen wirklich vollendet zusammen."

    Der sehnsuchtsvolle Ton seiner Stimme ließ sie lächeln. „Wenn du willst und Onkel Roger es erlaubt, darfst du sie morgen vor den Phaeton spannen lassen und ausprobieren. Nach einer kleinen Pause setzte sie bedeutungsvoll hinzu: „Sobald ich mich davon überzeugt habe, dass du mit ihnen umgehen kannst.

    Tom wurde rot und grinste schuldbewusst. Sein Vater machte unterdessen große Augen. Empört mischte er sich ein: „Und wer, bitte schön, entscheidet das?"

    Tilda begegnete seinem Blick mit Gleichmut. „Ich dachte, ich hätte mich deutlich genug ausgedrückt. Ich."

    „Oh nein!, widersprach Lord Pemberton heftig. „Ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass irgendein junges Ding eine meiner Sportkutschen zu Schanden fährt! Du lässt Tom die Pferde ausprobieren, und damit Schluss.

    Toms Röte vertiefte sich, und er warf Tilda einen entschuldigenden Blick zu.

    Doch wenn er erwartet hatte, dass seine Cousine klein beigab, dann hatte er sich getäuscht. Sie hob lediglich die Augenbrauen und verkündete ohne Umschweife: „Keineswegs, Sir. Die Pferde gehören mir. Ich konnte mich nicht mehr von Toms Fahrkünsten überzeugen, seit er mich vor acht Jahren in einem Gig umgeworfen hat. Daher kann ich ihm das Gespann erst anvertrauen, wenn ich weiß, dass den Tieren nichts passiert."

    „Grundgütiger! Lady Pemberton war außer sich. „Du willst doch nicht behaupten, dass du das besser beurteilen kannst als dein Onkel!

    „Nein, Madam, gab Tilda zurück. „Allerdings kenne ich meine eigenen Pferde besser als er, und ich habe nicht vor, ihre Beine oder Toms Genick in Gefahr zu bringen. So, und nun sagt mir bitte, was man tun muss, um hier etwas zu trinken angeboten zu bekommen.

    Tom lachte. „Recht hast du! Was kann ich dir bringen? Ratafia?"

    Sie gab vor zu erschauern. „Nein, danke. Jonathan hat äußersten Wert darauf gelegt, meinen Geschmack zu bilden. Ich ziehe Madeira vor."

    Die Zornesfalte auf Lord Pembertons Stirn vertiefte sich. „Zu meiner Zeit haben junge Mädchen …"

    Ein spöttischer Blick aus braunen Augen traf ihn. „Aber mein lieber Onkel, sag doch nicht so etwas! Man könnte sonst noch denken, du wärst alt genug, um … um mein Ehemann zu sein!"

    Auf die betonte Anspielung, dass der verstorbene Lord Winter seiner

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1