Mami 1812 – Familienroman: Mit dir zurück ins Leben
Von Gisela Reutling
()
Über dieses E-Book
"O nein, nicht schon wieder, Vicky", seufzte Christian und fuhr sich über das dichte blonde Haar. "Könnten wir nicht einmal einen Abend in aller Ruhe zu Hause verbringen?" Er betonte dieses Einmal, als gäbe es derzeit nichts Erstrebenswerteres für ihn. "Du redest schon wie ein alter Mann", schmollte Vicky. "Wir können doch eine Einladung beim Conte Castellane nicht ausschlagen."
"Warum nicht?" fragte Christian kurz. Seine Frau schüttelte den Kopf ob dieser, wie ihr schien, ungeheuer naiven Frage. "Wie sähe das denn aus, wo er das Fest zu Ehren Carlottas gibt!" entrüstete sie sich. "Und wer ist Carlotta?" Es klang einigermaßen uninteressiert. Da gab es so viele in ihrem riesigen Bekanntenkreis. Wie sollte er sich alle Namen merken. "Du hörst eben nicht richtig zu, wenn ich dir etwas erzähle", warf Vicky ihm vor. "Carlotta Serano, die große Sängerin, verheiratete Gräfin Castellane. Serano ist nur ihr Künstlername. Sie war auf einer Tournée rund um die Welt. Nun endlich ist sie wieder in Rom, und das muß doch gefeiert werden. Wenn du das nicht einsiehst, Christian, ist dir nicht zu helfen."
Mehr von Gisela Reutling lesen
Mami Bestseller
Ähnlich wie Mami 1812 – Familienroman
Titel in dieser Serie (100)
Mami 1735 – Familienroman: Paulas Flug ins Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1736 – Familienroman: Zwei starke Typen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1742 – Familienroman: Eine Hochzeit in Sicht? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1730 – Familienroman: Entführt – zwei Kinder in Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1731 – Familienroman: Gefährliche Freunde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1738 – Familienroman: Unverstanden und allein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1753 – Familienroman: Lisas Unfall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1747 – Familienroman: Für immer ohne Vater? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1737 – Familienroman: Hat Mami nur das Brüderchen lieb? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1762 – Familienroman: Sophies ganz große Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1743 – Familienroman: Hoffnung für ein verlassenes Kind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1732 – Familienroman: Als Baby wurde sie entführt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1768 – Familienroman: Lebe wohl, kleiner Jannis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1734 – Familienroman: Papis Freundin wird vergrault Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1745 – Familienroman: Armes reiches Kind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1748 – Familienroman: Das Opfer war Jonathan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1741 – Familienroman: Papi ist ein Abenteurer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1758 – Familienroman: Doch die Mutterliebe war stärker Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1750 – Familienroman: Drei kleine Detektive Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1754 – Familienroman: Ausgesetzt – und ich fand dich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1733 – Familienroman: Wir zwei sind noch zu haben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1766 – Familienroman: Der geliehene Vater Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1739 – Familienroman: Dich verlassen? Niemals! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1771 – Familienroman: Ich will einen Papi – keinen Onkel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1749 – Familienroman: Hin- und hergestoßen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1751 – Familienroman: Kinder träumen von Geborgenheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1765 – Familienroman: Meine berühmte Mami Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1744 – Familienroman: … und plötzlich war eine Cousine da Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1740 – Familienroman: Gritli, das Kind aus dem Dorf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1764 – Familienroman: Über die Kinder zu deinem Herzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Ich musste dich verlassen: Fürstenkrone 263 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Puzzlemörder von Zons Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Eine Braut für den italienischen Grafen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomm mit mir nach Kreta Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlles im Bild: Viktor von Trutzens erster Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimliches Berlin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLockender Ruf der Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBestsellerautorin: Annie West: eBundle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1790 – Familienroman: Drei kleine Herzen in großer Not Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie verführt man einen König? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLady Christines größter Wunsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErobert auf der griechischen Trauminsel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo weit wie das Meer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönigin für eine Nacht? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBack to Wonderland: Spiegelspiel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJung, schön, blond, sucht … Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrankenwein und eine Leiche (eBook): Paul Flemmings zwölfter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSissy Band 13 - Was bleibt, ist Erinnerung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPalazzo der heimlichen Sehnsucht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Schicksal heißt Nicole: Mami Bestseller 20 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAgave Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine königliche Affäre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpiel mit dem Feuer auf Kreta Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpiel mit dem Feuer auf Sizilien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDass du in Venedig wärst: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGib meiner Sehnsucht ein Zuhause Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBernhard Kellermann: Gesammelte Werke: Der Tunnel; Die Brüder Schellenberg; Der Tor; Yester und Li; Der Krieg im Westen; Das Meer… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter dem Baum der Schmetterlinge: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn einer unmöblierten Nacht: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mann, von dem ich träumte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Romanzen für Sie
Wicked Little Price Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReise zum Mittelpunkt der Erde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZärtlicher Winter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Leiden des jungen Werther Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Nachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWicked Little Princess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWilhelm Meisters Lehrjahre Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLola, Kleine Lola Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg zum eigenen Sklaven: Ein Leitfaden für die dominante Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Herzog und seine geliebte Feindin Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Entzückt von einem Herzog: Sagenhafte Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 2: Unter Feuer, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Erbin und ihr geliebter Verräter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReigen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHistorical Gold Band 251: Im Bann des irischen Kriegers / Eroberung und Verführung / Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHistorical Exklusiv Band 8: Höchster Einsatz: Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJosefine Mutzenbacher - Unzensierte Ausgabe: »Der mit Abstand beste deutschsprachige erotische Roman aller Zeiten« Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke von Christoph Martin Wieland: Romane, Erzählungen, Dramen, Gedichte, Märchen, Essays & Übersetzungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des Arztes: Ein Milliardär-Arzt-Liebesroman: Gerettet von dem Arzt, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerfekter Sex: Wie Sie jeden Mann und jede Frau um den Verstand bringen! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin erster Kuss im Winter: Eine Milliardär Liebesroman: Der Mistelzweig-Vorfall, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Mami 1812 – Familienroman
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Mami 1812 – Familienroman - Gisela Reutling
Mami –1812–
Mit dir zurück ins Leben
Roman von Gisela Reutling
»O nein, nicht schon wieder, Vicky«, seufzte Christian und fuhr sich über das dichte blonde Haar. »Könnten wir nicht einmal einen Abend in aller Ruhe zu Hause verbringen?«
Er betonte dieses Einmal, als gäbe es derzeit nichts Erstrebenswerteres für ihn.
»Du redest schon wie ein alter Mann«, schmollte Vicky. »Wir können doch eine Einladung beim Conte Castellane nicht ausschlagen.«
»Warum nicht?« fragte Christian kurz.
Seine Frau schüttelte den Kopf ob dieser, wie ihr schien, ungeheuer naiven Frage. »Wie sähe das denn aus, wo er das Fest zu Ehren Carlottas gibt!« entrüstete sie sich.
»Und wer ist Carlotta?«
Es klang einigermaßen uninteressiert. Da gab es so viele in ihrem riesigen Bekanntenkreis. Wie sollte er sich alle Namen merken.
»Du hörst eben nicht richtig zu, wenn ich dir etwas erzähle«, warf Vicky ihm vor. »Carlotta Serano, die große Sängerin, verheiratete Gräfin Castellane. Serano ist nur ihr Künstlername. Sie war auf einer Tournée rund um die Welt. Nun endlich ist sie wieder in Rom, und das muß doch gefeiert werden. Wenn du das nicht einsiehst, Christian, ist dir nicht zu helfen.«
Er mußte ein wenig lächeln über den Eifer, mit dem sie die Worte hervorbrachte. Die halbe römische Gesellschaft, Geldadel und Aristokratie, würde wahrscheinlich dort versammelt sein. Was machte es schon, wenn sie dabei fehlten.
Aber für Vicky, geborene Victoria Conti, war das eben undenkbar.
»Schon gut«, lenkte er ein, und er sah sie an. Sie trug noch ihren buntseidenen Hausanzug, das üppige schwarze Haar hing ihr ungeordnet über die Schultern. »Den ›alten Mann‹ kann ich doch nicht auf mir sitzenlassen«, fügte er scherzhaft hinzu. Aber es lag auch ein Anflug von Resignation im Ton seiner Stimme.
Vicky lachte schon wieder. Sie warf ihm eine Kußhand zu und wirbelte hinaus, um unter ihren Abendroben, die mehrere Wandschränke füllten, eine passende auszuwählen. Dazu den Schmuck, die Schuhe, das ganze Zubehör – was gab es nicht noch alles zu tun für sie und ihre Zofe Nellie.
Christian trat ans Fenster. Er blickte in den herbstlich gewordenen, von schmiedeeisernen Laternen erhellten Park hinaus, der ihr Haus umgab. Im Swimmingpool war das Wasser abgelassen, die komfortablen Liegen und Gartenmöbel weggeräumt. Dafür war nun die Zeit der Bälle und Feste gekommen, der Theater und Kabaretts.
Würde er sich jemals daran gewöhnen können, daß nahezu jeder Abend verplant war?
Wie wünschte er sich manchmal ein paar stille Stunden unter der Leselampe, mit einem guten Buch, in das er sich vertiefen konnte. Setzte er sich wirklich einmal dazu hin, dauerte es nicht lange, bis Vicky von hinten auf ihn zutrat, die Arme um seinen Nacken schlang und ihre weiche Wange an die seine schmiegte.
»Liebling, laß uns noch ein bißchen ausgehen, ja«, schmeichelte ihre Stimme an seinem Ohr. »Bei Charly treffen wir bestimmt ein paar nette Leute, mit denen wir Spaß haben werden.«
Charlys Bar war im Moment ›in‹, man amüsierte sich dort bei raffinierten Drinks und Champagner zu horrenden Preisen. Er, Christian, tat seiner schönen jungen Frau zuliebe so, als amüsiere er sich auch.
Aber im tiefsten Innern fühlte er sich hier und dort und überall immer noch wie ein Fremdling.
Dabei lebte er nun schon seit fünf Jahren in Rom, seit drei Jahren war er mit Victoria verheiratet, der Tochter eines der reichsten Männer Italiens. Von dem Junglehrer Christian Boysen, der sich in seiner Heimat vergeblich um eine Anstellung bemüht hatte, war nicht mehr viel übriggeblieben.
Dank seiner italienischen Verwandtschaft mütterlicherseits hatte er hier an einer internationalen Schule Fuß fassen können. Es hatte ihm gefallen, er schrieb eine Doktorarbeit über Kunstgeschichte.
Nebenbei war er durch seine Kusine Anne, die mit dem cleveren Geschäftsmann Mainardi eine glänzende Partie gemacht hatte, in Kreise gekommen, die er früher nicht gekannt hatte.
Und dort war es geschehen, daß ein junges, von Luxus verwöhntes, vielumschwärmtes Mädchen seine Netze nach dem blonden Deutschen ausgeworfen hatte…
Christian bereute diese Formulierung sofort, die ihm da durch den Sinn gegangen war.
Er liebte Vicky doch, und sie liebte ihn, mit ihrem ganzen heißblütigen Temperament. Leidenschaftliche Stunden löschten Trennendes aus.
Verschiedene Wesensarten, gewiß, bedingt auch durch völlig andere Herkunft, ein anderes Weltbild. Aber er gab sich immer wieder Mühe, die Brücke zu ihrer Welt zu suchen. Er sollte sie doch eines Tages finden.
Damit wandte sich Christian vom Fenster ab und ging hinauf, um sich ebenfalls für die Gesellschaft beim Conte Castellane umzukleiden.
*
Es war das Übliche: Viel Glanz und Glamour, Eleganz und Schmuckgefunkel bei den Damen. Strahlendhell erleuchtete Räume, Marmorkamine und hohe, stuckverzierte Decken. Dieser Herrensitz war seit Generationen in der Familie, er besaß einen gewissen altmodischen Charme.
Christian kam es vor, als wechselten nur die Kulissen. Die Personen blieben dieselben. Das ging bis hin zu den Dienern, die auf silbernen Tabletts die Getränke anboten. Leichte Plauderei, Smalltalk nannte man das – wie gut er das alles kannte.
Aber dann war es doch nicht das Übliche.
Für Christian Boysen erhielt dieser Abend schlagartig eine andere Bedeutung, als er der Dame des Hauses vorgestellt wurde. Der Contessa Castellane.
Es war ihm einen Moment, als flöße alles Blut von seinem Herzen…
Ein leichter Schwindel erfaßte ihn, als er sich zum Kuß über ihre Hand neigte. Er sah auf, und er mußte feststellen, daß er sich nicht geirrt hatte. Die Ähnlichkeit mit Andrea war tatsächlich frappierend!
Eine wesentlich ältere Andrea natürlich. Dies war kein junges glattes Gesicht mehr, sondern ein Frauenantlitz, in dem viel Wissen und Erfahrung und gelebtes Leben stand.
Aber diese Wangenlinie von den Schläfen zum Kinn, die Stirnpartie, der Schnitt der Augen – selbst die Farbe war die gleiche. Rauch über herbstlichen Feldern, hatte er manchmal gedacht, wenn er Andrea in die Augen sah.
Ein paar liebenswürdige Worte der Begrüßung, und die Contessa wandte sich dem nächsten Gast zu.
Die Verwirrung des jungen Mannes schien ihr entgangen zu sein. Oder war sie daran gewöhnt, daß man sie hingerissen anstarrte, die auf allen Opernbühnen der Welt Gefeierte, Umjubelte.
Fortan sah Christian alles nur wie durch einen leichten Nebel. Klar und brennend wurde sein Blick nur, wenn er Sie entdeckte in der Menge der Gäste, welche die nach langer Abwesenheit heimgekehrte immer wieder umringten.
Erinnerte sie ihn nicht auch in ihren Bewegungen an Andrea, im Neigen des Kopfes, im leichten heiteren Lächeln, mit dem sie Komplimente entgegennahm.
»Was ist los mit dir«, sagte Vicky, irgendwann, auf ihn zutretend. »Du gehst herum wie eine aufgezogene Marionette. Gefällt es dir hier nicht?«
»Verzeih… ich fühle mich nicht ganz wohl.«
»Oh!« Erschrocken legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Sollen wir lieber schon gehen?«
Sie war plötzlich ganz besorgte Ehefrau, in ihrer feuerroten Taftrobe, mit der Goldkette im tiefen Décolletée. Eine Strähne hatte sich aus ihrer aufgesteckten Abendfrisur gelöst und hing an ihrer Wange herab.
Christian zwang sich zu einem Lächeln. »Du möchtest doch sicher noch bleiben, Vicky. Ich will dir nicht den Abend verderben.« Er zögerte. »Ich kann auch allein das Fest verlassen. Es sind genug Freunde von dir hier. Bruno soll mit dem Wagen auf dich warten.«
Er hatte plötzlich das Bedürfnis, durch die Straßen zu laufen, sich die kühle Abendluft um die Schläfen wehen zu lassen.
Aber damit kam er bei Vicky schlecht an.
»Ohne dich bleibe ich auch nicht«, erklärte sie fest. »Bei diesen vielen Gästen können wir unbemerkt verschwinden.«
In der langen Reihe der Wagen, die an der Auffahrt parkten, stand der Bentley. Der Chauffeur öffnete den Schlag.
»Nach Hause, Bruno.«
Unterwegs nahm Vicky die Hand ihres Mannes.
»Du siehst müde aus«, stellte sie fest. »Ich werde Papa sagen, daß er dich nicht so sehr in Anspruch nehmen