Mami 1790 – Familienroman: Drei kleine Herzen in großer Not
Von Diana Laurent
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Als der Wecker klingelte, schlief Lisa Winkler tief und fest und träumte süß. Aber das unbarmherzige Piepsen machte diesem angenehmen Zustand nachhaltig ein Ende. Lisa stellte den Quälgeist mit einer automatischen Bewegung ab, drehte sich auf den Rükken und gab sich Mühe, wenigstens einigermaßen wach zu werden. Ihr Freund Christian hatte sich von dem Weckalarm nicht stören lassen, er schlummerte noch friedlich.
Sie hatten am Vorabend die Geburtstagsparty eines Freundes besucht und waren eigentlich viel zu spät ins Bett gekommen. Christian Bergmann war Journalist, arbeitete für eine überregionale Tageszeitung und hatte einen großen Bekanntenkreis. Da gab es fast an jedem Wochenende etwas zu feiern. Und wenn Lisa ihn nicht noch mal daran erinnert hätte, daß es auch noch so etwas wie traute Zweisamkeit gab, wäre er wohl ständig nur herumgeflattert. Jetzt schüttelte sie ihn leicht an der Schulter und murmelte: "Chris, aufstehen." Er gab nur einen unverständlichen Brummlaut von sich und drehte sich auf die andere Seite. Lisa erhob sich mit einem Seufzer, schwang die langen, schlanken Beine aus dem Bett und ging ins Bad, wo sie unter der Dusche langsam wieder frisch wurde. Draußen schien bereits eine wärmende Sonne vom launischen Aprilhimmel und ließ die Regentropfen, die eben gefallen waren, wie Diamanten funkeln. Lisa kehrte im Morgenmantel ins Schlafzimmer zurück und stellte fest, daß ihr Liebster noch immer im Reich der Träume weilte. Mitleidlos öffnete sie die Gardinen, ließ das helle Morgenlicht herein und verkündete: "Wenn du nicht gleich aufstehst, mußt du allein frühstücken."
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Buchvorschau
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Diana Laurent
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Jetzt schüttelte sie ihn leicht an der Schulter und murmelte: »Chris, aufstehen.«
Er gab nur einen unverständlichen Brummlaut von sich und drehte sich auf die andere Seite. Lisa erhob sich mit einem Seufzer, schwang die langen, schlanken Beine aus dem Bett und ging ins Bad, wo sie unter der Dusche langsam wieder frisch wurde. Draußen schien bereits eine wärmende Sonne vom launischen Aprilhimmel und ließ die Regentropfen, die eben gefallen waren, wie Diamanten funkeln.
Lisa kehrte im Morgenmantel ins Schlafzimmer zurück und stellte fest, daß ihr Liebster noch immer im Reich der Träume weilte. Mitleidlos öffnete sie die Gardinen, ließ das helle Morgenlicht herein und verkündete: »Wenn du nicht gleich aufstehst, mußt du allein frühstücken.«
Sie wußte genau, wie sehr er das haßte, ihre Drohung zeigte rasch die erwünschte Wirkung.
Christian streckte sich, gähnte herzhaft und murmelte: »Ich bin schon fast auf.«
»Das sehe ich.« Lisa hatte sich bereits angekleidet. Sie trug einen hellen Baumwollpulli, dazu eine naturfarbene Jeans. Beides ließ sie mädchenhaft und beinahe überschlank wirken. Die weizenblonden Locken hatte sie zu einem Pferdeschweif gebunden, der das Bild des jungen, unbeschwerten Mädchens vervollkommnete. Dabei war die junge Erzieherin keineswegs mehr ein Mädchen, sondern eine Frau Mitte der Zwanzig, die wußte, was sie wollte.
Ihr Freund hatte sich mittlerweile aus den Federn gewälzt. Und als Lisa bereits Kaffee in zwei Becher füllte und sich ein Brötchen aufschnitt, kam Christian auf nackten Füßen in seinem Morgenmantel in die kleine Küche gepatscht und gähnte noch immer.
»Ich bin nur dir zuliebe aufgestanden«, ließ er sie wissen. »Ich muß erst um neun in der Redaktion sein.«
Sie setzte sich ihm gegenüber und lächelte verschmitzt, wobei sich zwei kleine Grübchen in ihren Wangen zeigten. »Du Armer, dafür verleihe ich dir die Verdienstmedaille.«
»Und dann auch noch spotten«, murrte er, nahm das Brötchen, das sie ihm gestrichen hatte, und griff nach der Morgenzeitung.
»Hast du heute was Interessantes vor?« fragte sie während des Frühstücks. Der kleine Raum, der nach Osten hinausging, war mit dem hellen Licht der Morgensonne erfüllt, das sich in Lisas blondem Haar fing und es golden erscheinen ließ. Christian betrachtete dieses Phänomen fasziniert.
»Nur eine Pressekonferenz wegen des Hafenausbaus«, erklärte er abwesend. »Du siehst wunderschön aus in diesem Licht, wie ein Engel.«
Sie schmunzelte. »Solche Komplimente am frühen Morgen? Wirkt vielleicht noch der Champagner von gestern nach?«
Er grinste frech und jungenhaft. »Gib mir einen Kuß, dann wirst du es wissen.«
»O nein, das ist mir zu gefährlich. Du hast wieder diesen gewissen Blick!« Sie schüttelte amüsiert den Kopf, aber Christian stahl sich doch einen Kuß und noch einen zweiten. Als er sie so zärtlich in den Armen hielt, vergaß Lisa für eine Weile alles andere. Auch, daß es nicht immer so harmonisch zwischen ihnen war wie an diesem Morgen.
Einige Zeit später verließ die junge Frau die Wohnung und machte sich auf den Weg zur U-Bahn-Station. Der kirchliche Kindergarten, in dem sie seit zwei Jahren arbeitete, lag nicht sehr weit entfernt, weshalb Lisa auf ein eigenes Auto verzichtete. In Hamburg konnte man das guten Gewissens, die öffentlichen Verkehrsmittel reichten aus, und im Notfall konnte sie auf Christians Wagen zurückgreifen.
Der Vormittag verging rasch. Lisa ging ganz in ihrer Arbeit auf und war bei den Kindern sehr beliebt. Sie wünschte sich im stillen eine eigene Familie. Doch Christian hatte andere Vorstellungen von ihrem Zusammenleben…
Der junge Journalist ging den Tag ruhig an. Er erreichte die Redaktion erst kurz nach zehn Uhr und achtete darauf, seinem Chef nicht vor die Füße zu laufen. Der war nach Christians Meinung nämlich ein wenig zu spießig auf die Einhaltung der Arbeitszeiten bedacht.
Hajo Zilk, mit dem sich Christian das Büro teilte, und der am Vorabend die Party gegeben hatte, saß reichlich blaß hinter seinem PC und hielt sich an einer Tasse schwarzen Kaffees fest.
»Auch schon da?« murrte er Christian an.
»Na hör mal, du klingst schon wie der Alte«, erwiderte dieser. »Vielleicht sollte ich dich daran erinnern, daß du gestern eine Party gegeben hast, und die endete nicht gerade um zehn Uhr.«
»Ist mir nicht entgangen«, giftete Hajo. »Trotzdem habe ich es geschafft, heute pünktlich zu sein. Ganz im Gegensatz zu dir.«
»Jetzt schalt erst mal einen Gang runter, Alter. Ich gehe auch zu der Pressekonferenz und nehme dir den langweiligen Termin ab. Okay?«
Hajos Miene hellte sich ein wenig auf. »Hört sich nicht schlecht an. Übrigens kann ich dich zu Lisa nur beglückwünschen«, wechselte er dann das Thema. »Sie ist eine Superfrau. Wenn du nicht mein Freund wärst…«
Christian winkte lässig ab. »Keine Chance. Lisa liebt nur mich. Dich würde sie kalt abblitzen lassen.«
*
Lisa packte summend ein paar Kleidungsstücke in eine Reisetasc, zog den Reißverschluß zu und stellte das gute Stück in die Diele. Es war Freitagnachmittag, und ein Wochenende mit Christian lag vor ihr. Sie hatten beschlossen, ins Marschland außerhalb der Stadt zu fahren. In eine kleine Pension, wo sie schon öfter gewesen waren. Romantisch und verschwiegen war es dort, der richtige Platz für zwei Verliebte.
Die junge Frau ging in die Küche, warf dabei einen flüchtigen Blick auf die Uhr. Es war bereits nach fünf, und Christian hatte
ihr versprochen, nicht zu spät heimzukommen. Hoffentlich war ihm nichts dazwischengekommen. Aber dann hätte er sicher angerufen. Sie setzte sich an den Tisch und trank einen Kaffee. Das Wetter war in den letzten Tagen schön gewesen, ganz untypisch für den April. Außer ein paar unvorhergesehenen Regengüssen hatte der launische April in diesem Jahr keine unliebsamen Überraschungen im Gepäck.
Nach einer Stunde wurde Lisa unruhig. Sie lief im Wohnraum auf und ab und überlegte, was sie tun sollte. Schließlich entschied sie, in der Redaktion anzurufen. Sie wußte, daß Christian das nicht schätzte, aber es war schließlich eine Ausnahme.
Es klingelte einige Male, bis sich Hajo Zilk meldete. Er wirkte angeheitert und begrüßte Lisa überschwenglich, nachdem sie Christian verlangt hatte.
Dieser war auch nicht mehr ganz nüchtern. »Liebes, ich komme bald. Du, der Chef hat einen ausgegeben, weil wir…«
»Das interessiert mich herzlich wenig«, unterbrach sie ihn erbost. »Hast du vielleicht vergessen, daß wir ins Marschland fahren wollten?« Ihre Stimme klang weniger wütend als traurig.
Eine kurze Stille am anderen Ende der Leitung wies darauf hin, daß er es tatsächlich vergessen hate. Warum war Christian nur manchmal so schrecklich unzuverlässig?
»Ich komme sofort, es ist ja noch nicht sehr spät«, sagte er schuldbewußt.
»Von mir aus kannst du die Nacht durchfeiern«, erwiderte sie mißmutig. »Mir ist die Freude auf den Ausflug jedenfalls gründlich vergangen.« Damit legte sie einfach auf.
Lisa ging ins Schlafzimmer und packte ihre Reisetasche wieder aus. Sie konnte nicht verhindern, daß ein paar Tränen auf die Bettdecke fielen. Die Enttäuschung schnürte ihr die