Mein Freund, der Onkel Doktor: Kinderärztin Dr. Martens Classic 22 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
Die junge Frau mit den tizianroten Haaren und den grünen Augen ging unruhig in dem großen Wohnraum des hübschen Bungalows auf und ab. Immer öfter sah sie mit gerunzelten Augenbrauen auf die Uhr. Es war schon neunzehn Uhr, und Nils war immer noch nicht nach Hause gekommen. Dabei hatte sie ihm am Mittag befohlen, spätestens um siebzehn Uhr daheim zu sein. Überhaupt, seit sie sich von ihrem Mann Guido getrennt hatte, wurde der Junge von Tag zu Tag schwieriger. Manchmal war er sogar aggressiv und aufsässig. Seit vor drei Monaten die endgültige Scheidung von Guido ausgesprochen worden war, war es besonders schlimm geworden. Doch es gab auch Augenblicke, in denen Nils ihr nicht von der Seite wich. Madlon van Enken war zweiunddreißig Jahre alt. Sehr früh schon hatte sie ihre erste große Liebe geheiratet. Kaum achtzehn Jahre alt war sie damals gewesen. Ihrer beider Glück schien vollkommen, als sehr bald Nils geboren wurde. Doch das war alles schon lange her, lag schon so weit in der Vergangenheit. Für Madlon zählte jetzt nur ihr Jungey, für den sie das Sorgerecht erhalten hatte. Ja, das Sorgerecht hatte sie zwar, doch Nils verzehrte sich selbst nach diesen langen Monaten der Trennung noch immer nach seinem Vater. Heute war ihr, wie schon so oft, wieder einmal der Verdacht gekommen, daß Nils Geheimnisse vor ihr hatte. Vielleicht traf er sich heimlich mit seinem Vater. Wenn es tatsächlich so war, mußte sie umgehend dafür sorgen, daß diese Zusammenkünfte ein für allemal aufhörten. Würde sie jetzt nicht eingreifen, käme Nils niemals zur Ruhe. Er mußte endlich akzeptieren, daß sie keine Familie mehr waren.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Mein Freund, der Onkel Doktor - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 22 –
Mein Freund, der Onkel Doktor
Warum kann er nicht mein Papi sein?
Britta Frey
Die junge Frau mit den tizianroten Haaren und den grünen Augen ging unruhig in dem großen Wohnraum des hübschen Bungalows auf und ab. Immer öfter sah sie mit gerunzelten Augenbrauen auf die Uhr. Es war schon neunzehn Uhr, und Nils war immer noch nicht nach Hause gekommen. Dabei hatte sie ihm am Mittag befohlen, spätestens um siebzehn Uhr daheim zu sein. Überhaupt, seit sie sich von ihrem Mann Guido getrennt hatte, wurde der Junge von Tag zu Tag schwieriger. Manchmal war er sogar aggressiv und aufsässig. Seit vor drei Monaten die endgültige Scheidung von Guido ausgesprochen worden war, war es besonders schlimm geworden. Doch es gab auch Augenblicke, in denen Nils ihr nicht von der Seite wich.
Madlon van Enken war zweiunddreißig Jahre alt. Sehr früh schon hatte sie ihre erste große Liebe geheiratet. Kaum achtzehn Jahre alt war sie damals gewesen. Ihrer beider Glück schien vollkommen, als sehr bald Nils geboren wurde.
Doch das war alles schon lange her, lag schon so weit in der Vergangenheit. Für Madlon zählte jetzt nur ihr Jungey, für den sie das Sorgerecht erhalten hatte.
Ja, das Sorgerecht hatte sie zwar, doch Nils verzehrte sich selbst nach diesen langen Monaten der Trennung noch immer nach seinem Vater.
Heute war ihr, wie schon so oft, wieder einmal der Verdacht gekommen, daß Nils Geheimnisse vor ihr hatte. Vielleicht traf er sich heimlich mit seinem Vater. Wenn es tatsächlich so war, mußte sie umgehend dafür sorgen, daß diese Zusammenkünfte ein für allemal aufhörten. Würde sie jetzt nicht eingreifen, käme Nils niemals zur Ruhe. Er mußte endlich akzeptieren, daß sie keine Familie mehr waren.
Madlon warf unwillig den Kopf in den Nacken, denn allein der Gedanke schmerzte schon. Auch der Gedanke an ihr verlorenes Glück schmerzte mehr, als sie sich eingestehen wollte.
Erneut zog die Uhr ihre Blicke an, und ihr Ärger steigerte sich. Wenn Nils heute nach Hause kam, wollte sie ihm einmal gehörig den Kopf zurechtrücken.
Ihr kam plötzlich eine Idee, wie sie es am besten fertigbringen konnte, Nils seinen Vater endlich vergessen zu lassen. Ja, das war es: Sie würde mit ihm verreisen, irgendwohin, weit weg von dieser Stadt, wo sie einen schönen Urlaub mit Nils verbringen würde. Sie war unabhängig, und gerade hatten die Ferien begonnen. Also war der Zeitpunkt günstig.
Um halb acht kam Nils endlich heim. Er murmelte eine knappe Entschuldigung und wollte sich an ihr vorbeidrücken. Doch sie hielt ihn fest.
»Wo warst du, Nils? Ich möchte eine ehrliche Antwort haben. Rede, laß mich nicht so lange auf eine Antwort waren.«
»Ich habe heute zufällig Vati getroffen, Mutti. Ich war mit Vati zusammen. Ich habe ihn lieb und ich will, daß er wieder zu uns zurückkommt. So, nun weißt du es endlich.«
Nils, mit seinen dreizehn Jahren ein kluger und aufgeweckter Junge, stand mit trotzigem Blick vor seiner Mutter, deren Augen ihn traurig ansahen.
»Das geht doch nicht, Junge. Du bist schon alt genug, um das zu verstehen. Das muß doch endlich in deinen Kopf hineingehen.«
Mit einer mütterlichen Geste strich Madlon ihrem Sohn über das tizianrote, leicht gewellte Haar.
Doch mit einer hastigen Bewegung schüttelte er ihre Hand ab und sagte aufbrausend: »Laß mich, Mutti. Ich will und kann es nicht verstehen. Wenn Vati nicht zu uns zurückkommt, will ich auch nicht hierbleiben.«
Als Madlon ihm kurze Zeit später beim Abendessen gegenübersaß, gab Nils während der ganzen Zeit nicht ein einziges Wort von sich. Nach dem Essen ging er sofort in sein Zimmer.
Madlon wartete, bis das Hausmädchen den Tisch abgeräumt hatte, dann ging sie in Nils’ Zimmer, wo sie ihn schon in seinem Bett vorfand.
Sie setzte sich zu Nils auf die Bettkante und sagte weich:
»Kannst du denn nicht verstehen, daß es mir weh tut, wenn du heimlich mit Vati zusammentriffst? Ich bin deine Mutti, und ich habe dich sehr lieb. Es ist nun mal nicht zu ändern, daß wir keine Familie mehr sind. Und wenn es dich glücklich macht, werde ich mich auch nicht dagegen sträuben, dich für immer zu Vati zu lassen. Ich will nicht, daß du traurig und unglücklich bist.«
»Und du, Mutti, kommst du dann auch mit zu Vati?« fragte Nils sie hoffnungsvoll. »Ich habe dich doch auch lieb. Ich will, daß wir alle zusammen sein können.«
»Das geht nicht mehr, Junge. Entweder Vati oder ich. Beides kannst du nicht haben. Du weißt, daß Vati und ich uns getrennt haben, weil wir uns nur noch gestritten haben. Aber ich mache dir einen Vorschlag. Wir zwei fahren in den nächsten Tagen in die Ferien. Wenn wir zurückkommen, reden wir noch einmal darüber. Einverstanden?«
»Ja, Mutti, wenn du es gern möchtest. Wohin fahren wir denn?«
»Ich habe mir überlegt, daß wir nach Österreich an den Millstätter See fahren. Ich kenne da einen kleinen hübschen Ort. Es wird dir dort gut gefallen. Du kannst im Millstätter See baden, soviel du willst. Glaube mir, es wird bestimmt eine schöne Zeit werden. So, mein Junge, jetzt schlaf schön. Denk immer daran, daß ich dich sehr lieb habe.«
Liebevoll fuhr Madlon über den roten Schopf und hauchte einen sanften Kuß auf seine Stirn.
»Gute Nacht, Mutti, ich habe dich sehr lieb«, entgegnete Nils und kuschelte sich in die Kissen.
*
»So nachdenklich am frühen Morgen, Frau Doktor?«
Schmunzelnd sah Jolande Rilla auf Hanna, die nun schon einige Minuten gedankenverloren in ihrer Kaffeetasse rührte, obwohl sie überhaupt keinen Zucker hineingegeben hatte.
»Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken nicht bei der Sache. Ich muß an meine Mutter denken, die nun schon fast drei Wochen oben in Süddeutschland ist. Sie fehlt mir sehr. Ab morgen früh wird es noch stiller um mich, wenn mein Bruder auch nicht mehr hier ist. Es ist nur gut, daß ich dich um mich habe.«
»Wann fährt dein Bruder denn in Urlaub?«
»Noch heute im Laufe des Tages.«
»Dann liegt ja die ganze Verantwortung für die Kinderklinik bei dir.«
»Das stimmt, aber davor ist mir nicht bange. In der Klinik drüben wird es immer viel zu tun geben, das kenne ich ja. Mir geht es nur darum, daß es privat ein wenig einsam um mich sein wird. Diese Zeit wird auch vergehen. Ich werde jetzt die trübsinnigen Gedanken an die Seite schieben. Ich glaube, es wird heute wieder ein herrlicher Sommertag.«
»Es sieht ganz danach aus. Möchtest du noch eine Tasse Kaffee?«
»Nein, danke. Ich muß jetzt in die Klinik zur Frühbesprechung. Zum Mittagessen komme ich aber wieder ins Doktorhaus zurück. Mein Bruder wird wohl mitkommen, da seine Hausperle ja schon seit gestern im Urlaub ist. Koch uns mal etwas Ausgefallenes, wenn es dir nicht zuviel Mühe macht. Es soll für meinen Bruder ein kleines Abschiedsessen sein.«
»Das mache ich doch gern. Was ißt dein Bruder denn besonders gern?«
»Oh, da gibt es so einiges. Ich würde vorschlagen, daß du Putenmedaillons mit Dillkräutersoße sowie Butterböhnchen und Kroketten kochst. Als Abschluß vielleicht ein Himbeersorbet mit Vanillesoße. Wird das wohl möglich sein?«
Lächelnd sah Hanna Jolande an.
»Na, sicher, Hanna. Ich würde dazu einen trockenen Weißwein vorschlagen.«
»Fein, ich denke, daß wir da eine Auswahl im Keller haben. Du wirst schon den richtigen Wein auftischen. Jetzt möchte ich aber gehen, ich will niemanden unnötig auf mich warten lassen. Bis nachher.«
Noch ein letztes Lächeln, und schon verließ Hanna mit eiligen Schritten das Doktorhaus.
Schon um diese frühe Morgenstunde spannte sich ein wolkenloser Himmel über der Landschaft. Es hob Hannas Laune noch um einiges mehr. Lächelnd betrat sie Augenblicke später das Klinikgebäude und steuerte direkt auf den Konferenzraum zu, in dem üblicherweise die Frühbesprechungen stattfanden. Wie sie schon geahnt hatte, waren alle da und warteten nur noch auf sie.
Nachdem ihr fröhlicher Morgengruß erwidert worden war, kam Kay gleich auf die anliegenden Dinge zu sprechen. An diesem Morgen dauerte die Besprechung länger als gewöhnlich, da Kay ja am nächsten Morgen nicht mehr da sein würde.
Nach der ausführlichen Besprechung sagte Kay:
»Also, meine Damen und Herren, es bleibt so, wie wir es heute besprochen haben. Für die nächsten vierzehn Tage wenden Sie sich bitte in allem an meine Schwester. Falls jemand Fragen haben sollte, noch bin ich hier.«
Abwartend sah Kay Martens in die Runde seiner Mitarbeiter in der Kinderklinik Birkenhain. Es war für ihn die letzte Frühbesprechung vor Antritt seines Urlaubs.
»Alles klar, Chef. Und im Namen aller möchte ich Ihnen einen angenehmen und erholsamen Urlaub wünschen.«
Malte Dornbach wandte sich mit diesen Worten mit einem offenen Lächeln an seinen Vorgesetzten. Er war Herzspezialist im Kreise seiner Anwesenden. Seine Kollegen bekräftigten seine Worte mit einem zustimmenden Kopfnicken.
Hanna gönnte ihrem Bruder den wohlverdienten Urlaub