Saskia ist verschwunden: Kinderärztin Dr. Martens Classic 36 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Guten Tag, Fränzi, ist Paps schon zu Hause?« Das schlanke Mädchen mit den langen tiefschwarzen Haaren kam wie ein Wirbelwind in die Küche zu Fränzi Sutter gelaufen. »Saskia, Mädchen, mußt du denn immer so wild sein?« Lächelnd schüttelte die vollschlanke, vierundfünfzigjährige Frau bei diesen Worten den Kopf. Fränzi Sutter war Haushälterin und zugleich der gute Geist im Hause Behring. Der Hausherr, Hans Peter Behring, lebte seit drei Jahren mit seiner dreizehnjährigen Tochter Saskia allein in seinem großen Haus, das am Stadtrand von Lüneburg lag. Kurz zuvor hatte sich Hans Peter Behring nach langen inneren Kämpfen von seiner Frau Sabine getrennt. Fränzi Sutter, die schon lange Jahre im Haus gearbeitet hatte, war selbstverständlich geblieben und kümmerte sich seit dieser Zeit auch liebevoll um die inzwischen Dreizehnjährige. »Ich bin doch überhaupt nicht wild, Fränzi. Sag doch schon, ist Paps daheim oder nicht? Ich hab heute in Mathe eine Zwei geschrieben. Ist das nicht einfach toll?« »Das ist wirklich toll, Saskia. Da wird sich dein Paps ganz bestimmt sehr freuen. Er ist aber noch nicht hier. Hast du vergessen, daß er heute und auch in den nächsten Tagen später kommt? Er muß doch am Montag wieder auf eine längere Geschäftsreise.« »Das habe ich total vergessen, Fränzi. Wenn ich erst aus der Schule komme, lerne ich genau den gleichen Beruf wie Paps. Ich kann ihn dann immer begleiten, wenn er auf seine Geschäftsreisen muß.«
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Kinderärztin Dr. Martens
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Rezensionen für Saskia ist verschwunden
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Buchvorschau
Saskia ist verschwunden - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 36 –
Saskia ist verschwunden
Sie fühlte sich so allein und unverstanden
Britta Frey
»Guten Tag, Fränzi, ist Paps schon zu Hause?«
Das schlanke Mädchen mit den langen tiefschwarzen Haaren kam wie ein Wirbelwind in die Küche zu Fränzi Sutter gelaufen.
»Saskia, Mädchen, mußt du denn immer so wild sein?« Lächelnd schüttelte die vollschlanke, vierundfünfzigjährige Frau bei diesen Worten den Kopf.
Fränzi Sutter war Haushälterin und zugleich der gute Geist im Hause Behring. Der Hausherr, Hans Peter Behring, lebte seit drei Jahren mit seiner dreizehnjährigen Tochter Saskia allein in seinem großen Haus, das am Stadtrand von Lüneburg lag. Kurz zuvor hatte sich Hans Peter Behring nach langen inneren Kämpfen von seiner Frau Sabine getrennt.
Fränzi Sutter, die schon lange Jahre im Haus gearbeitet hatte, war selbstverständlich geblieben und kümmerte sich seit dieser Zeit auch liebevoll um die inzwischen Dreizehnjährige.
»Ich bin doch überhaupt nicht wild, Fränzi. Sag doch schon, ist Paps daheim oder nicht? Ich hab heute in Mathe eine Zwei geschrieben. Ist das nicht einfach toll?«
»Das ist wirklich toll, Saskia. Da wird sich dein Paps ganz bestimmt sehr freuen. Er ist aber noch nicht hier. Hast du vergessen, daß er heute und auch in den nächsten Tagen später kommt? Er muß doch am Montag wieder auf eine längere Geschäftsreise.«
»Das habe ich total vergessen, Fränzi. Wenn ich erst aus der Schule komme, lerne ich genau den gleichen Beruf wie Paps. Ich kann ihn dann immer begleiten, wenn er auf seine Geschäftsreisen muß.«
»Bring du erst einmal deine Schuljahre zu Ende, Mädchen, danach werden wir weitersehen. Geh jetzt in dein Zimmer und zieh dich um, damit wir zu Mittag essen können.«
Saskia griff nach ihrer Schultasche, die sie achtlos abgestellt hatte, und leichtfüßig eilte sie aus der Küche.
Kaum zehn Minuten später kam Saskia wieder herunter.
»Meinetwegen können wir jetzt essen, Fränzi. Vielleicht schaffe ich sogar noch meine Hausaufgaben, bis Paps zurückkommt.«
»Natürlich können wir essen. Hilf mir den Tisch zu decken, dann geht es rascher.«
Saskia ließ es sich schmecken. Fränzi wunderte sich manchmal, wo das Mädchen alles ließ. So schlank und zartgliedrig die Dreizehnjährige auch war, sie konnte soviel essen und trinken, wie sie wollte, und nahm trotzdem kaum etwas zu.
»Den Abwasch mach ich heute, Fränzi, ruh du dich nur etwas aus. Paps sollte ruhig noch eine Hilfe einstellen, damit du nicht so viel arbeiten mußt.«
»Bist ein liebes Mädchen, Saskia. Ich brauche noch keine Hilfe. Ich bin doch noch nicht alt und tüdelig. Ich habe ja dich, wenn ich wirklich Hilfe brauche. Du kannst mir wohl beim Abwasch helfen. Einverstanden?«
»Na gut, einverstanden, Fränzi.«
Während sie gemeinsam den Abwasch erledigten, plauderte Saskia munter drauflos. Sie erzählte von ihren Schulfreundinnen und auch von deren Vätern und Müttern. Auf einmal sagte sie: »Seitdem Mutti nicht mehr bei uns ist, ist es viel schöner geworden. Keiner schimpft mehr, und Paps hat auch immer gute Laune. Paps ist der liebste und beste Paps auf der ganzen Welt. Ich lasse ihn nie mehr allein.«
*
Hans Peter Behring räumte nach einem Blick auf die Uhr seine Unterlagen zusammen. Es war fast sechzehn Uhr, und er wußte, daß seine Tochter ihn schon voller Ungeduld daheim erwarten würde. Er öffnete die Tür zu einem Nebenraum und sagte freundlich zu der jungen Dame, die an einem Schreibtisch saß und arbeitete: »Ich mach für heute Feierabend, Fräulein Koch. Machen Sie auch Schluß. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich bekomme schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich Sie weiter jeden Tag länger arbeiten lasse.«
Gerti Kochs Gesicht überzog sich mit verlegener Röte. Hastig antwortete sie: »Es macht mir überhaupt nichts aus, Herr Behring. Ich arbeite auch gern länger. Ich weiß doch, wie wichtig die Arbeiten sind, die Sie in der nächsten Woche mitnehmen wollen. Ich habe sowieso nichts anderes vor.«
»Na, wie Sie wünschen, Fräulein Koch. Arbeiten Sie aber heute nicht mehr zu lange. Also, bis morgen früh.«
»Einen schönen Tag noch, Herr Behring.«
»Wünsche ich Ihnen auch.«
Eine halbe Stunde später fuhr Hans Peter Behring vor seinem Haus vor und stieg aus. Er überlegte einen Moment, ob er den Wagen nicht sofort in die Garage bringen oder ihn stehen lassen sollte, um mit Saskia noch eine Spazierfahrt zu machen.
Bevor er zu einem Entschluß kam, wurde die Haustür geöffnet, und ein gertenschlankes Mädchen kam mit wehenden schwarzen Haaren auf ihn zugelaufen und rief ihm zu: »Du kommst heute aber spät nach Hause, Paps, ich warte schon seit Stunden auf dich.«
Mit einem Jauchzer fiel Saskia ihrem Vater um den Hals.
»Nicht so stürmisch, kleines Fräulein, du wirfst mich gleich um. Du tust ja gerade so, als ob ich eine Ewigkeit fortgewesen wäre. Wir haben doch heute morgen erst gemeinsam gefrühstückt. Wie lief es denn in der Schule? Hast du deine Hausaufgaben schon fertig?«
»Natürlich, Paps, alles ok. Meine Hausaufgaben sind fertig, und ich habe heute meine Mathearbeit zurückbekommen. Rate mal, was ich für eine Zensur dafür bekommen habe!«
»Raten war nie meine Stärke, Saskia. Du mußt es mir schon sagen. Da du dich darüber freust, scheint diese Arbeit jedoch besser ausgefallen zu sein als die letzte. Nun, habe ich recht?«
»Hast du, Paps, viel besser. Stell dir vor, es ist sogar eine Zwei geworden. Ich hatte dir doch versprochen, daß ich mich ordentlich dahinterklemme.«
»Fein, Saskia, ich bin richtig stolz auf dich. Du bist ein lieber Schatz. Wenn du weiter so fleißig lernst, hast du bei mir einen großen Wunsch offen. Jetzt laß uns ins Haus gehen, ich habe ordentlichen Kaffeedurst.«
»Und danach, Paps? Mußt du daheim noch arbeiten, oder hast du heute wieder Zeit für mich?«
»Ich habe heute Zeit. Was sollen wir machen? Möchtest du, daß wir eine Spazierfahrt machen und irgendwo zu Abend essen?«
»Au ja, Paps, das wäre ganz große Klasse. Du und ich, wir beide ganz allein. Ich habe dich so lieb, ich will immer nur mit dir allein sein.«
Hans Peter Behring sagte dazu nichts, denn er wußte ja, wie sehr seine Tochter an ihm hing. Er hatte nach der Trennung und Scheidung von Sabine, Saskias Mutter, alles getan, um zu erreichen, daß das Mädel die Mutter, die außerdem eine miserable Mutter gewesen war, nicht allzusehr vermißte. Er hatte sein Ziel wohl erreicht, aber er hatte vorher nicht mit einbezogen, wie sehr sich die Dreizehnjährige auf ihn fixierte. Sie wäre am liebsten jede Minute des Tages mit ihm zusammen. Er hoffte darauf, daß sich das mit zunehmendem Alter seiner Tochter ändern würde. Sie konnte, wenn sie es darauf anlegte, wirklich mehr als nur besitzergreifend sein.
Als Hans Peter Behring und Saskia das Haus betraten, kam gerade Fränzi in die kleine Eingangshalle.
»Alles klar, Fränzi?«
»Alles klar, Herr Behring. Wohin darf ich den Kaffee bringen?«
»Ins Wohnzimmer, Fränzi. Ich fahre anschließend mit Saskia noch ein wenig hinaus. Wir essen heute abend auch auswärts. Machen Sie sich einen ruhigen Nachmittag und Abend.«
»Gern, Herr Behring, wie Sie wünschen.«
»Ich hole rasch meine Mathearbeit, Paps.«
Schon war Saskia an der Treppe und lief ins Obergeschoß hinauf.
Lächelnd sah ihr Hans Peter nach und sagte zu Fränzi: »Sie ist schon ein kleiner Irrwisch, nicht wahr? Und ich kann ihr einfach nichts abschlagen.«
»Trotzdem sollten Sie das Mädel nicht allzusehr verwöhnen, Herr Behring. Wenn Sie so weitermachen, haben Sie überhaupt keine Zeit mehr für sich selbst.«
»Lassen Sie nur, Fränzi, ich habe ja nur sie und ich liebe mein großes Mädchen sehr. Die Anregung für die Ausfahrt und das Essen kam heute von mir. Ich bin doch ab Montag wieder für vierzehn Tage unterwegs, da muß Saskia sowieso wieder ohne mich auskommen. Sie sehen, Fränzi, es gleicht sich alles aus.«
Fränzi wollte noch etwas dazu sagen, ließ es aber sein, da in diesem Augenblick Saskia wieder die Treppe herunterkam.
Voller Stolz und mit strahlenden Augen präsentierte die Dreizehnjährige dem Vater die hervorragend ausgefallene Mathematikarbeit. Sie konnte auch stolz darauf sein, denn ausgerechnet Mathematik war ihr schwächstes Fach in der Realschule, die sie besuchte.
*
Schon am Sonntagabend, bevor Saskia schlafen ging, verabschiedete sich Hans Peter Behring von seiner Tochter, da er am kommenden Morgen sehr früh abfahren wollte.
»Bleib schön brav und vernünftig und folge Fränzi, hast du gehört, mein Schatz? Du bist ja ein großes Mädchen, und ich verlasse mich auf dich.«
»Ich höre doch immer auf Fränzi, Paps. Trotzdem ist es schade, daß ich nicht mit dir fahren darf. Vierzehn Tage ist so eine lange Zeit.«
»Mußt nicht traurig sein. Wenn deine nächsten großen Ferien kommen, fliegen wir zwei für drei lange Wochen nach Gran Canaria in den Urlaub. Wir können