Alle lieben Schwester Dorte: Kinderärztin Dr. Martens Classic 35 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Oh, Mist!« sagte Schwester Dorte, als sie am Eingang der Kinderklinik Birkenhain stand und in das plötzlich einsetzende Schneetreiben schaute. »Bis ich daheim bin, ist mein Haar aufgeweicht, sind meine Schuhe naß und meine Füße eisigkalt.« »Warten Sie doch noch, bis das ärgste Schneetreiben aufgehört hat. Bei diesem Wetter schickt man doch keinen Hund vor die Tür, viel weniger einen Menschen.« »Doch, mich. Ich wollte es mir heute daheim so richtig gemütlich machen, ein bißchen fernsehen und faulenzen. Und das werde ich auch tun, Schnee hin oder her.« »Wenn du willst, kannst du heute nacht bei mir bleiben, Dorte. Es sieht nicht so aus, als würde es aufhören zu schneien. Bei mir können wir es uns auch gemütlich machen.« Aber Dorte blieb standhaft. Wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hatte, dann stand sie auch dazu. Und wenn es sich nur ums Faulenzen in den eigenen vier Wänden handelte. Schließlich hatte sie ihre kleine, hübsche Wohnung erst vor drei Monaten bezogen. Ihre Kolleginnen hatten die Köpfe geschüttelt und sie gefragt, aus welchem Grunde sie Miete bezahlen wollte, wenn sie im Schwesterntrakt der Klinik ganz umsonst in einem der hübschen Zimmer wohnen konnte. »Meine eigene Wohnung gibt mir das Gefühl der Selbständigkeit. Ich liebe meinen Beruf über alles, aber wenn ich dienstfrei habe, möchte ich alles vergessen und mich ruhig entspannen können«, hatte Dorte nur gesagt. Und dabei war sie auch geblieben, hatte das hübsche Appartement gemietet und es noch nicht eine einzige Minute bereut.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Alle lieben Schwester Dorte - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 35 –
Alle lieben Schwester Dorte
Sie ist der Sonnenschein auf der Station
Britta Frey
»Oh, Mist!« sagte Schwester Dorte, als sie am Eingang der Kinderklinik Birkenhain stand und in das plötzlich einsetzende Schneetreiben schaute. »Bis ich daheim bin, ist mein Haar aufgeweicht, sind meine Schuhe naß und meine Füße eisigkalt.«
Martin Schriewers kam hinter dem Tresen in der Aufnahme hervor und schlug voller Mitgefühl vor:
»Warten Sie doch noch, bis das ärgste Schneetreiben aufgehört hat. Bei diesem Wetter schickt man doch keinen Hund vor die Tür, viel weniger einen Menschen.«
»Doch, mich. Ich wollte es mir heute daheim so richtig gemütlich machen, ein bißchen fernsehen und faulenzen. Und das werde ich auch tun, Schnee hin oder her.«
Schwester Trude, die auch gerade dienstfrei hatte, trat zu ihr und meinte:
»Wenn du willst, kannst du heute nacht bei mir bleiben, Dorte. Es sieht nicht so aus, als würde es aufhören zu schneien. Bei mir können wir es uns auch gemütlich machen.«
Aber Dorte blieb standhaft. Wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hatte, dann stand sie auch dazu. Und wenn es sich nur ums Faulenzen in den eigenen vier Wänden handelte. Schließlich hatte sie ihre kleine, hübsche Wohnung erst vor drei Monaten bezogen.
Ihre Kolleginnen hatten die Köpfe geschüttelt und sie gefragt, aus welchem Grunde sie Miete bezahlen wollte, wenn sie im Schwesterntrakt der Klinik ganz umsonst in einem der hübschen Zimmer wohnen konnte.
»Meine eigene Wohnung gibt mir das Gefühl der Selbständigkeit. Ich liebe meinen Beruf über alles, aber wenn ich dienstfrei habe, möchte ich alles vergessen und mich ruhig entspannen können«, hatte Dorte nur gesagt. Und dabei war sie auch geblieben, hatte das hübsche Appartement gemietet und es noch nicht eine einzige Minute bereut.
Nur heute, bei diesem ausgesprochenen Hundewetter, hätte sie viel darum gegeben, wenn sie nicht bis zum anderen Ende Ögelas hätte laufen müssen.
Sie nickte Schwester Trude und Martin Schriewers noch einmal zu, stellte den Mantelkragen hoch und lief in das Schneetreiben hinaus. Schon nach ein paar Schritten konnte man nichts mehr von ihr erkennen. Der Schnee hatte sie sozusagen verschluckt. Die Sicht war bei diesem Wetter ohnehin gleich null.
Schwester Trude wandte sich Martin Schriewers zu. Sie hielt gern ein Schwätzchen mit ihm und seiner Frau Marike. Eben wollte sie kopfschüttelnd sagen, daß Dorte doch eigentlich ziemlich eigensinnig war, als Dr. Frerichs kam und ihnen zuwinkte.
»Sagen Sie nur noch, daß Sie bei diesem Wetter ausfahren wollen, Herr Doktor«, sagte Trude und sah ihn anklagend an. Hartmut Frerichs lachte leise auf und gab zurück:
»Aber ganz bestimmt will ich das. Außerdem ist es doch nicht so schlimm, denn ich fahre ja mit dem Wagen. Ich freue mich schon auf das Forellenessen bei den Wendels.«
Hartmut Frerichs hatte sich mit den Wendels angefreundet. Sie besaßen, etwas außerhalb von Ögela, sehr schön und idyllisch gelegen, eine Forellenzucht, zu dem auch ein Gasthof gehörte. Dr. Frerichs war zwar heute abend nicht mit den Wendels verabredet, aber er wußte, daß er auch so kommen konnte.
»Das bißchen Schneetreiben macht mir nichts aus. Und meinem Wagen auch nicht. Schließlich hat er gut funktionierende Scheibenwischer.«
Dr. Frerichs nickte Trude und Martin noch einmal zu, tippte sich verabschiedend an die Schläfe und verschwand nach draußen.
Gleich darauf konnte man hören, wie der Motor ansprang. Man sah das Licht der Scheinwerfer, als Frerichs den Wagen wendete, und dann waren die Rücklichter auch sehr schnell verschwunden, als er den Klinikhof verließ.
Schwester Trude schüttelte den Kopf.
»Manche Leute sind aber wirklich unbelehrbar, nicht wahr? Mir könnte man sonstwas bieten, ich würde mich dafür bedanken, bei diesem Wetter hinauszugehen.«
*
Es war wirklich nicht viel draußen zu sehen. Dr. Frerichs beugte sich unwillkürlich ein wenig näher zur Windschutzscheibe, als könnte er dann mehr daran erkennen. Der Scheibenwischer surrte leise, aber es schien so, als könne er mit den Schneemassen nur unvollständig fertigwerden.
Der junge Arzt überlegte gerade, ob er sein Verhalten, zu den Wendels zu fahren, nicht lieber verschieben sollte, als die schmale Gestalt vor ihm auftauchte, die ihm irgendwie vertraut war, obwohl man kaum mehr als die Umrisse von ihr erkennen konnte.
Aber diese Leichtfüßigkeit, diese ausgeglichenen, fließenden Bewegungen – das alles war ihm irgendwie vertraut.
Noch ehe er den Wagen neben der Gestalt angehalten hatte, wußte er, daß es sich um Schwester Dorte handelte, für die er – ganz heimlich, versteht sich – schwärmte. Eigentlich war es schon ein bißchen mehr als Schwärmerei – aber das ging schließlich niemanden etwas an.
Dorte sah erst ein bißchen erschreckt drein, als der Wagen so plötzlich neben ihr anhielt. Aber sie lachte erleichtert auf, als sie Dr. Frerichs erkannte, der jetzt die Beifahrertür öffnete und rief:
»Kommen Sie – steigen Sie schnell ein, ehe Sie völlig aufgeweicht sind.«
Das ließ Dorte sich nicht zweimal sagen. Aufseufzend ließ sie sich neben ihn gleiten und sagte erleichtert:
»Sie schickt mir der Himmel, Dr. Frerichs. Ich habe schon heimlich bereut, daß ich Trudes Vorschlag, heute nacht bei ihr zu bleiben, nicht angenommen habe.«
»Sie müssen Ihre neue Wohnung ja geradezu lieben, wenn Sie in diesem Wetter unterwegs sind.«
»Das stimmt.« Dorte lachte ihr frisches Lachen, das ihn jedesmal in heimliches Entzücken versetzte. »Da kann ich so richtig abschalten, faulenzen, gammeln, es mir gemütlich machen.«
»Klingt tatsächlich mächtig verlockend«, stimmte er zu und fuhr fort: »Wenn Sie mir sagen, wo sich Ihre Wohnung befindet, fahre ich Sie schnell hin und rechne damit, daß Sie mich zu einer Tasse Kaffee einladen.«
»Aber natürlich. Ich freue mich, wenn mich jemand besucht. Sie sind übrigens mein erster Besuch in meiner neuen Wohnung.«
»Sie machen mich immer neugieriger.« Hartmut fand es wunderbar, daß Dorte in seinem Wagen neben ihm saß. Und er freute sich noch mehr auf den Kaffee in ihrer Wohnung. Das Forellenessen bei Wendels hatte er schon wieder vergessen. Die Gelegenheit, noch ein wenig länger mit der heimlich angeschwärmten Dorte zusammen sein zu können, kam sicher so schnell nicht wieder.
Es dauerte kaum zehn Minuten, bis sie vor dem hübschen Zweifamilienhaus, in dem sich Dortes Wohnung befand, angekommen waren.
Leichtfüßig sprang Dorte hinaus und zur Haustür empor, öffnete und hielt sie einladend offen, als er ihr nachkam, nachdem er den Wagen abgeschlossen hatte. Das Schneetreiben war eher noch dichter geworden. Man konnte wirklich kaum die Hand vor Augen erkennen. Dorte schloß geschwind hinter ihm die Haustür wieder, lachte ihn erleichtert an und ging vor ihm die Treppe hinauf, schloß ihre Wohnungstür auf und ließ ihn an sich vorüber in die kleine Diele gehen.
Es war angenehm warm, wie er feststellte, als er sich aus dem Mantel geschält hatte. Er hatte erst Dorte geholfen, die sich nun einer der Türen zuwandte und sie aufstieß.
»Willkommen in meinen vier Wänden, Dr. Frerichs«, sagte sie feierlich und sah ihn auffordernd an.
Hartmut Frerichs trat ein und sah sich bewundernd um. Der Raum war groß und hell und mit raffinierter Sparsamkeit eingerichtet. Es paßte alles zusammen. Da war ein breite Couch, ein niedriger Couchtisch mit dicker Marmorplatte, zwei schwere Sessel, die zusammenpaßten, eine Stehlampe, die Dorte gerade anmachte, und ein alter, geschnitzter Schrank mit Butzenscheiben, durch die man die Kristallgläser sehen konnte, die Dorte darin aufgereiht hatte.
»Machen Sie es sich bequem«, sagte Dorte, ging in die kleine Küche und rief von dort zurück: »Der Kaffee ist sofort fertig.«
Es dauerte nur einige Minuten, bis sie zurückkam, die Tassen auf den Tisch stellte und eine Schüssel mit Keksen brachte. »Selbstgebacken«, sagte sie mit unverkennbarem Stolz in der Stimme. »Ich spiele, wenn ich Dienstschluß habe, mit Begeisterung Hausfrau und koche und backe für mein Leben gern.«
»Das ist selten. Ich meine, daß eine junge Frau wie Sie sich gern in der Küche beschäftigt.«
»Oh, haben Sie eine Ahnung!« Sie lachte ihn an, und er sah begeistert die beiden Grübchen, die sich dabei in ihren Wangen bildeten und ihrem Gesicht einen spitzbübischen Ausdruck gaben. »Wäre ich nicht Krankenschwester geworden, dann sicherlich Köchin oder doch etwas Ähnliches.«
Im Nu hatte sie Sahne und Zucker gebracht, der Kaffee war fertig, und sie schenkte ihn ein. Dann nahm sie ihm gegenüber Platz und sah sich lächelnd um.
»Verstehen Sie nun, daß ich mein kleines Reich so