Mein Lebensretter: Kinderärztin Dr. Martens Classic 31 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Kann ich jetzt gehen, Mami?« fragte der achtjährige Florian ungeduldig und fügte noch hinzu: »Ich bin mit den Hausaufgaben fertig. Wenn du willst, kannst du meinen Hausaufsatz heute abend durchlesen und mir sagen, ob er dir gefällt.« »Fein.« Daniela Redlich strich sich über das dichte blonde Haar, das noch nie eine Dauerwelle gesehen hatte, weil das nicht notwendig war. Es bauschte sich in Wellen und Löckchen um das schmale Gesicht der jungen Frau, die vormittags in der Gemeindeverwaltung Ögelas arbeitete, weil die Witwenrente, die sie nach dem Unfalltod ihres Mannes bezog, naturgemäß recht gering war. So gering, daß sie gezwungen war, sich etwas dazuzuverdienen. Aber das ging sehr gut, denn morgens, wenn Florian zur Schule mußte, verließen sie gemeinsam die Wohnung, und mittags holte Florian seine Mutter am Gemeindehaus ab, und sie gingen gemeinsam wieder heim. Sie hatten ihr Leben ganz aufeinander eingestellt, ohne sich einzuengen. Und da sie beide fabelhaft organisieren konnten, kamen sie auch sehr gut zurecht. Daniela strich Florian über das Haar, das etwas dunkler, aber ebenso lockig wie ihres war. »Lauf nur, aber vorher versprichst du mir, nicht leichtsinnig zu sein. Laß dir nicht etwa einfallen, auf den Baggersee zu laufen. Die Eisschicht ist noch nicht dick genug. Sie wird unter dir brechen – und ich brauche dir wohl kaum zu erzählen, wie gefährlich das ist.« »Du kennst mich doch, Mami«, sagte Florian treuherzig. Daniela lachte leise und gab ihm einen liebevollen Klaps auf die Schulter. »Eben, mein Sohn«, sagte sie neckend.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Rezensionen für Mein Lebensretter
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Buchvorschau
Mein Lebensretter - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 31 –
Mein Lebensretter
Er zog einen Jungen aus dem Wasser – und verliebte sich in dessen Mama
Britta Frey
»Kann ich jetzt gehen, Mami?« fragte der achtjährige Florian ungeduldig und fügte noch hinzu: »Ich bin mit den Hausaufgaben fertig. Wenn du willst, kannst du meinen Hausaufsatz heute abend durchlesen und mir sagen, ob er dir gefällt.«
»Fein.« Daniela Redlich strich sich über das dichte blonde Haar, das noch nie eine Dauerwelle gesehen hatte, weil das nicht notwendig war. Es bauschte sich in Wellen und Löckchen um das schmale Gesicht der jungen Frau, die vormittags in der Gemeindeverwaltung Ögelas arbeitete, weil die Witwenrente, die sie nach dem Unfalltod ihres Mannes bezog, naturgemäß recht gering war. So gering, daß sie gezwungen war, sich etwas dazuzuverdienen. Aber das ging sehr gut, denn morgens, wenn Florian zur Schule mußte, verließen sie gemeinsam die Wohnung, und mittags holte Florian seine Mutter am Gemeindehaus ab, und sie gingen gemeinsam wieder heim.
Sie hatten ihr Leben ganz aufeinander eingestellt, ohne sich einzuengen. Und da sie beide fabelhaft organisieren konnten, kamen sie auch sehr gut zurecht.
Daniela strich Florian über das Haar, das etwas dunkler, aber ebenso lockig wie ihres war.
»Lauf nur, aber vorher versprichst du mir, nicht leichtsinnig zu sein. Laß dir nicht etwa einfallen, auf den Baggersee zu laufen. Die Eisschicht ist noch nicht dick genug. Sie wird unter dir brechen – und ich brauche dir wohl kaum zu erzählen, wie gefährlich das ist.«
»Du kennst mich doch, Mami«, sagte Florian treuherzig. Daniela lachte leise und gab ihm einen liebevollen Klaps auf die Schulter.
»Eben, mein Sohn«, sagte sie neckend. »Und deshalb sage ich dir ja auch, daß du vorsichtig sein sollst.«
»Keine Sorge, Mami. Du kannst dich auf mich verlassen«, beteuerte Florian, wand sich den von Daniela gestrickten bunten Schal um den Hals und lief schon davon, ehe sie noch etwas sagen konnte. Lächelnd schaute sie hinter ihm drein. Ihr Junge! Er war alles, was sie hatte, alles, wofür es sich zu leben lohnte.
Damals, vor etwas mehr als zwei Jahren, als Hans ihr die Nachricht gebracht hatte, daß Günther tödlich verunglückt sei, hatte sie zuerst geglaubt, das Leben müsse nun auch für sie aufhören. Aber sie hatte sich ihrem schrecklichen Schmerz nur einige Tage überlassen. Dann hatte sie sich daran erinnert, daß da Florian war. Florian, der damals Sechsjährige, der sie brauchte und auf sie angewiesen war.
Tapfer hatte Daniela Redlich ihr Leben selbst in die Hand genommen, war glücklich gewesen, als sie die Stelle bei der Gemeindeverwaltung angeboten bekam, und hatte einsehen müssen, daß die Welt sich weiterdrehte, wenn man auch persönlichen Kummer zu tragen hatte, der fast zu schwer erscheinen wollte.
Langsam, aber sicher, hatte sie ihr Leben und damit auch das Florians, wieder in den Griff bekommen. Sie hatte den Traum vom eigenen Häuschen im Grünen begraben müssen, denn dazu würde sie nie das Geld aufbringen können. Sie hatte sich mit Florian das gemietete Häuschen sehr gemütlich eingerichtet und wünschte sich nur eines – daß es so bleiben möge.
Florian kam in der Schule gut mit. Er war nicht der Klassenbeste, aber das erwartete Daniela auch nicht von ihrem Buben. Er war aufgeschlossen und lernte gut, war ordentlicher als alle seine Freunde zusammen, wie Daniela von den anderen Müttern erfuhr, und dachte stets daran, daß er seiner Mutter so wenig Arbeit wie möglich machte. Manchmal, so dachte Daniela oft, benahm er sich schon wie ein kleiner Erwachsener.
Im Augenblick jedoch war Florian alles andere als erwachsen. Er lief über die dünne Schneedecke, die sich in den letzten Tagen gebildet hatte, hinüber zum Schulhof, wo er sich mit den anderen Buben verabredet hatte. Sie beschlossen, eine Schlittenbahn anzulegen, möglichst lang und breit. Aber schon bald mußten sie einsehen, daß das noch nicht möglich war. Es war einfach noch nicht genug Schnee gefallen. Zwar fing es wieder an zu schneien, aber es würde noch dauern, bis genug Schnee gefallen war, um eine richtige, zünftige Bahn anlegen zu können.
»Was tun wir jetzt?« fragte Klaus Lange, dessen Vater eine Autoreparaturwerkstatt hatte, in der man herrlich spielen konnte. Leider wurde das nur äußerst selten erlaubt, und wenn, dann standen nicht mehr allzu viele Autos da, in denen man die herrlichsten Spiele aushecken konnte.
»Laß uns mal nachsehen, ob bei deinem Vater viel zu tun ist«, schlug Florian vor. Die anderen, Berthold Wieland und Heiner Mander, die mit Florian in eine Klasse gingen, nickten begeistert.
Im Schnee draußen war es sehr schön, und sie waren auch froh, daß endlich mehr Schnee fiel, aber in der Werkstatt war die Heizung an. Und das war auch nicht zu verachten. Unterwegs trafen sie noch drei andere Klassenkameraden, die sich ihnen anschlossen, als sie hörten, daß man zur Werkstatt wollte.
Aber dort wartete eine große Enttäuschung auf sie. Man konnte sie in der Werkstatt nicht gebrauchen, weil ungewöhnlich viel zu tun war. Die meisten Autofahrer erinnerten sich in letzter Sekunde daran, daß man bei diesem Wetter besser Winterreifen aufziehen sollte. Und wieder andere wollten ihr Auto winterfest machen. Jedenfalls war für die nunmehr sechs Buben kein Platz vorhanden. Und so beschlossen sie, weil sie unbedingt zusammenbleiben wollten, daß sie sich etwas anderes einfallen lassen mußten.
Wie immer war Klaus Lange der Wortführer. Und er schlug vor: »Kommt mit! Wir schauen auf das große Thermometer an der Werkstattwand draußen. Und wenn es unter drei Grad ist, sollten wir die Eisdecke auf dem Baggersee kontrollieren. Wäre doch einsame Spitze, wenn wir endlich Schlittschuh laufen könnten, was?«
Florian dachte an das Versprechen, das er seiner Mutter gegeben hatte. Aber dann sagte er sich, daß sie ja nicht auf den Baggersee wollten, sondern nur nachschauen, ob das Eis bald dick genug war, daß man sich hinauswagen konnte.
Kinder haben es immer eilig. Es war beinahe, als ging es ihnen nicht schnell genug, zum See zu kommen. Sie rannten, schrien durcheinander, hoben die Arme hoch, als wollten sie den fallenden Schnee einfangen. Sie stürmten voran. Ja, Kinder haben es wirklich immer eilig.
So mochten auch einige Einwohner von Ögela denken, denen sie begegneten. Es waren bei diesem Wetter nicht viele Leute unterwegs. Die meisten verschoben die Einkäufe, die sie sich eigentlich vorgenommen hatten, auf den nächsten Tag und blieben lieber daheim in ihren warmen Wohnungen.
Diejenigen aber, denen die Buben begegneten, schauten ihnen kopfschüttelnd nach und mochten sich wohl fragen, was in aller Welt diese Buben dazu brachte, sich bei diesem Wetter draußen aufzuhalten und dazu auch noch die beste Laune zu haben, die man sich nur vorstellen konnte.
Ein paar Leute lächelten mehr oder weniger wehmütig, wohl, weil sie sich an ihre eigene Kindheit erinnerten und daran, daß sie um keinen Deut anders gewesen waren als diese sechs.
Das Ziel der Jungen, der Baggersee, lag am anderen Ende von Ögela, dort, wo es in die Heide ging, wo noch Wacholderbüsche standen und wo die Welt noch in Ordnung war.
Aber jetzt, bei diesem Wetter, war die Heide uninteressant und öde. Keiner der Jungen hätte auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, hinauszulaufen. Außer ein paar aufgeschreckten Kaninchen, die in wildem Zickzack-Kurs davonsprangen, oder einem kreischend davonflatternden Vogel würden sie nichts zu sehen bekommen. Und das war wahrlich nicht das, was sie sich an einem solchen Nachmittag vorstellten. Der Baggersee war tief, aber glasklar im Sommer. Es gab sogar Fische darin, und einige der Männer aus Ögela hatten auch einen Angelschein und eine Angelerlaubnis. Aber auch das interessierte die Jungen heute nicht. Sie wollten die Eisdecke in Augenschein nehmen und entscheiden, ob sie dick genug war oder nicht.
Vor der Baracke, in der das kleine Büro der Kiesgrube untergebracht war, stand ein Laster. Wahrscheinlich sollte Kies oder Sand aufgeladen werden. So stark war der Frost noch nicht, daß man sämtliche Bauarbeiten einstellen mußte. Und Ögela war ein aufstrebender Ort, wo viel gebaut wurde. Man wollte es weiterbringen in Ögela, und möglichst bald Stadt sein. Vielleicht bekam man dann auch eine eigene Autobahnzufahrt, und dann konnte man sicher sein, daß auch bald Fremde kommen würden. Ja, die Einwohner von Ögela hatten nichts dagegen, Marktlücken zu entdecken, die sie dann ganz schnell ausfüllen wollten.
Die Buben schlichen sich an der großen Baracke vorbei. Aus dem Schornstein kam Rauch. Bestimmt war es drinnen gemütlich warm. Aber darum kümmerten sich die Kinder nicht. Sie stiegen vorsichtig, um nicht ins Rutschen zu kommen, hinab bis zum Rand des Sees, der niedrig lag, und hockten sich, der Kälte nicht achtend, auf die großen Steine, die am Ufer verstreut lagen.
Endlich nahm Berthold Wieland einen größeren Stein auf und warf ihn schwungvoll auf die Eisfläche, die sich mehr und mehr