Tanja sucht den Regenbogen: Kinderärztin Dr. Martens Classic 15 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Bäckerei Eggert«, stand in großen Buchstaben über der Tür des kleinen Geschäftes, der einzigen Bäckerei in Wismor, einem kleinen Ort in der Heide. Über der Backstube und dem Verkaufsraum befand sich die geräumige Wohnung der Familie Eggert. Hier wohnten Gerrit Eggert, seine Frau Ariane und deren vierjähriges Töchterchen Tanja. Mit im Haushalt lebten Arianes Mutter Rosa Bertram und deren Mutter, Oma Henny, eine alte Dame von sechsundsiebzig Jahren. Der Geselle Hans und der sechzehnjährige Lehrjunge Peter wohnten im Ort bei ihren Familien. Ariane Eggert war eine sehr hübsche Frau von sechsundzwanzig Jahren. Das leichtgewellte, haselnußbraune Haar trug sie in der Mitte gescheitelt, und es ließ sie noch wesentlich jünger wirken. Viel Zeit konnte Ariane ihrer kleinen Tochter Tanja nicht widmen, weil sie die Verantwortung für den Verkauf im Geschäft hatte. Tanja war ein niedliches Mädelchen von vier Jahren. Auch sie hatte haselnußbraunes, aber naturkrauses Haar, ein wirres Wuschelköpfchen. Sie war ein zierliches, kleines Mädchen, manchmal zärtlich Schnuffelchen genannt. Arianes Mutter half im Geschäft mit aus. So blieb die Vierjährige vor allem zu den Stoßzeiten hauptsächlich unter der Obhut ihrer Uroma, an der sie mit zärtlicher Liebe hing. Die Oma Henny wußte so wunderschöne Geschichten zu erzählen, und das war für die Kleine immer etwas ganz besonderes. Es war ein herrlicher Sommertag, ein Freitag. Wie immer gab es an diesem Tag sehr viel unten im Geschäft zu tun, und Ariane rief nach ihrer Mutter, die sofort bereitwillig half. »Was macht die Kleine, Mutter?« wollte Ariane wissen und sah ihre Mutter fragen an. »Was wohl, Ariane?
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Kinderärztin Dr. Martens
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Tanja sucht den Regenbogen - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 15 –
Tanja sucht den Regenbogen
Wenn Eltern keine Zeit haben
Britta Frey
»Bäckerei Eggert«, stand in großen Buchstaben über der Tür des kleinen Geschäftes, der einzigen Bäckerei in Wismor, einem kleinen Ort in der Heide.
Über der Backstube und dem Verkaufsraum befand sich die geräumige Wohnung der Familie Eggert. Hier wohnten Gerrit Eggert, seine Frau Ariane und deren vierjähriges Töchterchen Tanja. Mit im Haushalt lebten Arianes Mutter Rosa Bertram und deren Mutter, Oma Henny, eine alte Dame von sechsundsiebzig Jahren. Der Geselle Hans und der sechzehnjährige Lehrjunge Peter wohnten im Ort bei ihren Familien.
Ariane Eggert war eine sehr hübsche Frau von sechsundzwanzig Jahren. Das leichtgewellte, haselnußbraune Haar trug sie in der Mitte gescheitelt, und es ließ sie noch wesentlich jünger wirken.
Viel Zeit konnte Ariane ihrer kleinen Tochter Tanja nicht widmen, weil sie die Verantwortung für den Verkauf im Geschäft hatte. Tanja war ein niedliches Mädelchen von vier Jahren. Auch sie hatte haselnußbraunes, aber naturkrauses Haar, ein wirres Wuschelköpfchen. Sie war ein zierliches, kleines Mädchen, manchmal zärtlich Schnuffelchen genannt.
Arianes Mutter half im Geschäft mit aus. So blieb die Vierjährige vor allem zu den Stoßzeiten hauptsächlich unter der Obhut ihrer Uroma, an der sie mit zärtlicher Liebe hing. Die Oma Henny wußte so wunderschöne Geschichten zu erzählen, und das war für die Kleine immer etwas ganz besonderes.
Es war ein herrlicher Sommertag, ein Freitag. Wie immer gab es an diesem Tag sehr viel unten im Geschäft zu tun, und Ariane rief nach ihrer Mutter, die sofort bereitwillig half.
»Was macht die Kleine, Mutter?« wollte Ariane wissen und sah ihre Mutter fragen an.
»Was wohl, Ariane? Natürlich ist sie wie immer nicht von der Oma fortzubekommen. Wenn wir das nicht bald bremsen, sitzt sie noch den ganzen Tag auf ihrem Schemelchen und läßt sich Geschichten erzählen. Du müßtest dir mehr Zeit für unser Schätzchen nehmen, oder wenigstens endlich dafür sorgen, daß sie in den Kindergarten kommt, damit sie mehr Kontakt zu gleichaltrigen Kindern bekommt.«
»Ach was, Mutter, ich werde mein Kind nie zu etwas zwingen, was es nicht will. Gerrit ist da ganz meiner Meinung. Aber laß uns am Abend darüber reden. Du siehst ja, was heute wieder los ist. Ich gehe rasch in die Backstube, damit wir Nachschub bekommen. Bediene du bitte inzwischen weiter.«
Während Rosa Bertram die nächste Kundin bediente, mußte sie weiter an die letzten Worte Arianes denken. Sicher, es stimmte zwar, daß die Kleine bei ihrer Uroma gut aufgehoben war, aber gerade darin bestand auch eine gewisse Gefahr für das Mädel. Märchen und Wirklichkeit. In seiner kindlichen Vorstellungskraft hielt es schon viel zuviel für Wirklichkeit, was doch im Grunde nur einem phantasievollen Gehirn entsprungen war.
Bis kurz vor der Mittagszeit bediente sie, dann ging sie wieder hinauf in die Privatwohnung, um das Mittagessen zuzubereiten.
Wie sie es erwartet hatte, saß die kleine Tanja auf einem kleinen Lederschemelchen zu Füßen von Oma Henny und ließ keinen Blick von deren Lippen. Die Kleine hatte sogar ihr Eintreten überhört.
Rosa Bertram trat zu ihrer Mutter und der Kleinen und sagte energisch: »Ich denke, daß es für heute langsam genug ist, Mutter. Unser Pummelchen braucht mehr Bewegung. Es wird auf die Dauer auch für dich zu anstrengend.«
»Wenn sie es doch so gern mag, Rosa, laß mir doch die Freude. Mit meinen kranken Beinen bin ich ja doch zu nichts anderem mehr nütze. Mir macht es wirklich nichts aus, und es strengt mich auch nicht an.«
»Trotzdem, Mutter. Wie ist es, Schätzchen, willst du mir nicht etwas in der Küche helfen, damit wir alle pünktlich zu Mittag essen können?« versuchte sie, die Kleine etwas abzulenken.
»Will nicht, Oma. Oma Henny hat noch nicht fertig erzählt. Nachher komm ich helfen.«
»Gut, Schätzchen. Oma wartet dann in der Küche auf dich. Du muß mir doch helfen, die leckeren Erdbeeren zu putzen, die wir für die Nachspeise brauchen. Du magst doch Erdbeeren so gern, oder?«
»Erdbeeren? Hast du ganz viele?« Jetzt war das Interesse der Kleinen geweckt. Sie erhob sich von ihrem Schemelchen und sagte treuherzig: »Erzählst du mir nachher weiter, Oma Henny? Jetzt habe ich keine Zeit mehr.«
Rasch folgte sie der erleichtert lächelnden Oma in die Küche und half eifrig, die Erdbeeren zu säubern, wobei natürlich etliche den Weg in ihr kleines Naschmäulchen nahmen.
Als Ariane am Abend mit Gerrit die Tagesabrechnung machte, sagte sie plötzlich: »Mutter hat mich heute schon wieder gedrängt, unser Schnuffelchen doch in einen Kindergarten zu geben. Ich versteh Mutter nicht. Ich sehe nicht ein, warum wir unser Kind dazu zwingen sollten. Sag du doch auch mal etwas dazu. Ich denke, daß sie nirgends besser aufgehoben sein kann als bei Oma Henny.«
Gerrit Eggert, ein mittelgroßer, untersetzter Mann mit dunkelblondem Haar, sah von seinen Zahlenkolonnen hoch und entgegnete ungeduldig: »Hast du keine anderen Sorgen, Ariane? Drei Frauen sollten doch wohl mit einem vierjährigen Kind klarkommen. Oma Henny ist gut für das Kind. Wenn Tanja erst die Schule besucht, wird sich schon von allein alles ändern. Jetzt laß uns mit der Rechnerei fertig werden, damit ich schlafen gehen kann. Ich bin hundemüde, und für mich ist ja um drei Uhr, wenn die Backstube ruft, die Nacht auch schon wieder zu Ende. Komm, hilf mir lieber, diesen Posten noch einmal durchzugehen.«
Für Gerrit war das Thema wieder einmal mehr rasch abgeschlossen. Für ihn war alles gut und richtig, so wie es im Augenblick lief.
Eine halbe Stunde später verlöschte auch das letzte Licht in der Wohnung über der Bäckerei.
*
Gerrit und seine Frau waren meistens so beschäftigt, daß ihnen im Gegensatz zu Rosa Bertram nicht auffiel, daß sich ihr kleines Mädchen durch die Erzählungen von Oma Henny wirklich immer mehr in eine Traumwelt zurückzog. Es kannte ja im Grunde nichts anderes, und so verschob sich für die Kleine das Verhältnis zur realen Wirklichkeit.
Am Samstagvormittag waren die Erwachsenen bis auf Oma Henny unten in der Bäckerei. Ariane war im Laden und Rosa Bertram erledigte Büroarbeiten. Die kleine Tanja spielte im Kinderzimmer, und Oma Henny saß am Fenster im Lehnstuhl und machte ein Nickerchen. Doch wie immer wurde es der Kleinen beim Spielen bald langweilig. Einige Minuten sah die Kleine durch die Fensterscheiben zum Himmel hinauf. Hinter der Kinderstirn arbeiteten die Gedanken. Plötzlich nahm sie ihr Schemelchen und verließ das Kinderzimmer, um hinüber zu ihrer Oma Henny zu gehen. Vor der geliebten Oma stellte sie das Schemelchen ab und zupfte so lange am Rock der alten Dame, bis diese erwachte und ihr mit einem liebevollen Lächeln über das Kraushaar strich.
»Nun, mein kleines Schnuffelchen, was möchtest du denn? Hast du keine Lust mehr, mit deinen Puppen zu spielen?«
»Nein, will nicht, Oma Henny. Du sollst mir doch eine Geschichte erzählen. Bitte, bitte, Oma Henny, erzähl mir vom Zwerg Wutschi und der lieben Fee Träumelieschen. Ich bleib auch ganz brav hier bei dir sitzen.«
»Wieder vom Träumelieschen. Die Geschichte habe ich dir doch erst gestern erzählt. Oma Henny weiß noch eine andere, sehr schöne Geschichte. Soll ich dir die erzählen?«
»Nein, erst von Milli, wie sie mit Wutschi auf den Regenbogen kommt. Bitte, bitte, Oma Henny.«
»Na gut, du kleiner Quälgeist. Du läßt mir ja sowieso sonst keine Ruhe. Also, hör fein zu.«
Langsam, mit etwas zittriger Stimme, begann die alte Dame: »Die kleine Milli war ein liebes Mädchen. Sie wohnte mit ihrem Vati und ihrer Mutti in einem kleinen Häuschen am Waldrand. Millis liebste Beschäftigung war im Sommer das Beerensuchen im Wald, in dem sie sich schon sehr gut auskannte. Einmal, als sie wieder mit ihrem Körbchen losging, um es mit den leckeren, süßen Beeren zu füllen, stand auf einmal ein winziges Männchen vor ihr. Zuerst erschrak Milli heftig und wollte davonlaufen, heim zu ihrer Mutti. Da hörte sie mit einem Mal das kleine Männchen sagen: »Lauf nicht fort, kleine Milli, ich tu dir doch nichts zuleide.«
Erstaunt darüber, daß das Männchen richtig sprechen konnte, fragte Milli zaghaft: »Ja, wer bist du denn und wo kommst du her? Dich habe ich noch nie gesehen. Warum bist du denn so winzig?«
»Ich bin der Zwerg Wutschi, kleine Milli. Ich wohne ganz tief im Wald, aber ich kann nicht eher heim, bis ich ihn gefunden habe.«
»Was hast du denn verloren, Wutschi, und warum sagst du es so traurig?«
»Ich habe meinen Traum verloren. Ich muß hinauf auf den Regenbogen. Auf dem Regenbogen wohnt die gute Fee Träumelieschen, und nur sie kann mir meinen Traum zurückgeben. Jetzt muß ich warten, bis der Regenbogen seine Stufen vom Himmel auf die Erde herabsenkt. Dazu muß ich viele Regentropfen auffangen.«
»Die gute Fee Träumelieschen, Wutschi? Kannst du mich nicht mitnehmen? Ich helfe dir auch, viele Regentropfen aufzufangen, wenn es regnet. Ich möchte auch einen Traum von der Fee Träumelieschen. Und auf dem Regenbogen war ich auch noch nie.«