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Mein Papi soll kommen: Mami 1911 – Familienroman
Mein Papi soll kommen: Mami 1911 – Familienroman
Mein Papi soll kommen: Mami 1911 – Familienroman
eBook109 Seiten1 Stunde

Mein Papi soll kommen: Mami 1911 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami.

»Du sollst nicht so viel Teig naschen, Hanna. Du willst dir wohl den Magen verderben.«


»Nee, Mami, das will ich nicht. Mein Magen verträgt nämlich alles.« Blitzschnell fuhren zwei Finger noch einmal in den Teig, genußvoll leckte Hanna die Finger ab.


Frau Dormann, die von ihrer kecken kleinen Tochter oft Pat oder Patricia genannt wurde, pustete eine Locke aus ihrer Stirn und schüttelte gleichzeitig tadelnd den Kopf.


»Es gibt heute mittag Erbsensuppe.« Es klang fast wie eine Drohung. »Und dann sitzt du mit langem Gesicht vor dem Teller und behauptest, keinen Hunger zu haben.«


»Warum mußt du denn auch Erbsensuppe kochen«, jammerte Hanna. »Wo es doch so viele andere Sachen gibt, die du toll hinkriegst.«


Patricia knetete den Teig auf der mehlbestäubten Arbeitsfläche. Ihre blauen Augen blitzten belustigt.


»Zum Beispiel Kaiserschmarren oder ein Omelett oder noch lieber Marillenklöße mit ausgelassener Butter. Wenn man auf dich nicht aufpaßt, ernährst du dich nur von Süßigkeiten. Erzähl mir lieber, was es heute in der Schule gegeben hat.«


»Gegeben hat mir niemand was.« Wie ein Lausbub zwinkerte Hanna mit ihren blauen Augen. Im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte sie krause pechschwarze Haare, nur die veilchenblauen Augen hatte sie mit Patricia gemeinsam.


Hannas bester Freund Josef hatte einmal tiefsinnig erklärt: du siehst aus wie ein Zigeunerkind. So krause schwarze Haare, wie du hast, haben die Zigeuner. Vielleicht haben deine Eltern dich von den Zigeunern geklaut, oder sie haben dich denen abgekauft.« Und dann hatten sie herrlich »Rauben« gespielt. Aber das war vor langer Zeit, damals hatte Hanna noch nicht ihre Liebe für das
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum6. Feb. 2018
ISBN9783740925659
Mein Papi soll kommen: Mami 1911 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Mein Papi soll kommen - Eva-Maria Horn

    Mami – 1911 – Mein Papi soll kommen

    Mami

    – 1911–

    Mein Papi soll kommen

    Eine schwere Zeit für die kleine Hanna

    Eva-Maria Horn

    »Du sollst nicht so viel Teig naschen, Hanna. Du willst dir wohl den Magen verderben.«

    »Nee, Mami, das will ich nicht. Mein Magen verträgt nämlich alles.« Blitzschnell fuhren zwei Finger noch einmal in den Teig, genußvoll leckte Hanna die Finger ab.

    Frau Dormann, die von ihrer kecken kleinen Tochter oft Pat oder Patricia genannt wurde, pustete eine Locke aus ihrer Stirn und schüttelte gleichzeitig tadelnd den Kopf.

    »Es gibt heute mittag Erbsensuppe.« Es klang fast wie eine Drohung. »Und dann sitzt du mit langem Gesicht vor dem Teller und behauptest, keinen Hunger zu haben.«

    »Warum mußt du denn auch Erbsensuppe kochen«, jammerte Hanna. »Wo es doch so viele andere Sachen gibt, die du toll hinkriegst.«

    Patricia knetete den Teig auf der mehlbestäubten Arbeitsfläche. Ihre blauen Augen blitzten belustigt.

    »Zum Beispiel Kaiserschmarren oder ein Omelett oder noch lieber Marillenklöße mit ausgelassener Butter. Wenn man auf dich nicht aufpaßt, ernährst du dich nur von Süßigkeiten. Erzähl mir lieber, was es heute in der Schule gegeben hat.«

    »Gegeben hat mir niemand was.« Wie ein Lausbub zwinkerte Hanna mit ihren blauen Augen. Im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte sie krause pechschwarze Haare, nur die veilchenblauen Augen hatte sie mit Patricia gemeinsam.

    Hannas bester Freund Josef hatte einmal tiefsinnig erklärt: du siehst aus wie ein Zigeunerkind. So krause schwarze Haare, wie du hast, haben die Zigeuner. Vielleicht haben deine Eltern dich von den Zigeunern geklaut, oder sie haben dich denen abgekauft.« Und dann hatten sie herrlich »Rauben« gespielt. Aber das war vor langer Zeit, damals hatte Hanna noch nicht ihre Liebe für das Fußballspiel entdeckt.

    Frau Dormann drehte den Kopf und sah auf die altmodische Küchenuhr, die herrlich in diese nostalgische Küche paßte. Diesen Augenblick nutzte Hanna natürlich blitzschnell aus. Ihre Finger fuhren in den Teig und dann in den Mund.

    »Die Sauer ist ja so was von ­doof, Mami. Richtig dämlich ist sie.« Hannas Zungenspitze fuhr über ihre Lippen, um auch das letzte Krümchen zu genießen.

    »Hanna, ich will nicht, daß du in diesem Ton von Fräulein Sauer sprichst.«

    »Ja, ja. Sie ist eine sehr gewissenhafte Lehrerin, sie meint es gut mit euch. Ihr lernt nicht für sie, ihr lernt für euch«, leierte Hanna herunter. »Mami, das kenn’ ich alles schon auswendig. Trotzdem ist sie doof. Sie behandelt uns, als wären wir Babys, die noch in den Windeln liegen. Schließlich sind wir schon beinahe sieben Jahre. Warum sagt sie immer so was Dämliches? Jetzt nehmen wir die Hefte heraus… jetzt sehen wir alle auf die Tafel… jetzt gehen wir auf den Schulhof… immer wir, wir.

    Sie geht überhaupt nicht auf den Schulhof, und sie nimmt auch nicht die Hefte raus. Das machen nur wir. Wirklich, Mami, so ein dummes Gequatsche kann dich krank machen.«

    Frau Dormann setzte gerade zu einer energischen Antwort an, als die Türglocke mißtönend ihre Zweisamkeit unterbrach.

    Entsetzt sah Patricia ihre Tochter an, die Hände walkten noch den Teig. Patricia trug eine vergammelte dreiviertellange Jeans und ein mehlverstaubtes Oberhemd, weiß der Kuckuck, wem es einmal gehört hatte.

    »Nein, nur kein Besuch. Das wäre mehr, als ich heute morgen verkraften kann. Mich hat Frau Müller schon endlos aufgehalten. Über eine Stunde hat sie hier bei mir in der Küche gesesssen.«

    »Selbst schuld. Warum bist du auch zum seelischen Mülleimer des ganzen Viertels geworden? Alle kommen zu dir, und du leihst ihnen dein mitleidiges Ohr. Ich mache schon auf. Mach du nur den Kuchen fertig, sonst können wir ihn erst Weihnachten essen.«

    »Zum Glück ist es bis Weihnachten noch lange. Wir haben erst August, du dummes Gör. Du kannst die Tür öffnen, aber nur einen Spalt. Komme nicht auf die Idee, jemanden hereinzubitten.«

    Hanna sprang von dem Hocker herunter.

    Den mußte sie leider benutzen, wenn sie bequem über den Tisch greifen wollte.

    »Und da predigst du mir ständig, höflich zu sein. Ihr Erwachsenen. Es ist verdammt schwer, es euch recht zu machen. Ja, ja, Mami, ich weiß, ich soll nicht verdammt sagen. Aber verdammt paßt so schön.«

    Auf einem Bein hüpfte sie pfeifend zur Tür, während die Klingel noch einmal durchs Haus schrillte.

    »Da hat es jemand aber eilig«, murmelte Patricia nervös. Sie wollte sich auf ihren Kuchenteig konzentrieren, aber es gelang ihr nicht. Sie ärgerte sich über sich selbst, aber sie horchte ins Treppenhaus, sie hörte eine Stimme, die deutlichen Ärger verriet. Und während sie rasch hinausging, den Türgriff mit dem Ellbogen hinunterdrückte, dachte sie seufzend: vermutlich wieder jemand, der sich über den Lärm, den die Kinder im Garten machen, beschweren will. Sie hatte zwar nur eine Tochter, aber wo Hanna war, tobten meistens viele Kinder.

    Hanna zieht Kinder an wie das Licht die Motten, hatte sie oft lachend festgestellt.

    Patricia war sich ihrer mehlverschmierten Hände, des zerzausten Haars, und ihrer saloppen Aufmachung sehr bewußt, als sie die Dame vor der Tür stehen sah.

    Zum Glück hatte Hanna sie nicht hereingebeten. Die hagere Frau, die das graue Haar zu einem Knoten gebunden auf dem Hinterkopf trug, hatte die Hände in die Seiten gestemmt. Patricia überlegte angestrengt, wo sie dieser Person schon einmal begegnet war. Aber der Junge, der für sein Alter viel zu dick war und verlegen neben ihr stand, war ihr bekannt.

    Patricia hob nur eine Winzigkeit die feingezeichneten Brauen.

    »Guten Tag«, grüßte sie höflich. Aber die eisige Miene der Besucherin veränderte sich nicht. Im Gegenteil, sie richtete ihre hagere Gestalt noch höher auf, warf den Kopf in den Nacken und funkelte Patricia an.

    »Sehen Sie sich den Jungen an. So hat Ihre Tochter ihn zugerichtet. Einfach so. Alexander ist kein Kind, das einen Streit anfängt. Aber was kann man schon von einem Mädchen, das Fußball spielt, erwarten? Sie sollten Ihre Tochter besser erziehen, Frau Dormann. Sie haben mein ungeteiltes Mitleid. Ein Kind wie Hanna ohne Vater zu erziehen, muß eine Sträflingsarbeit sein.«

    Diese Frau mit dem selbstbewußten Gesicht und der Kälte in den Augen hatte Hanna an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen.

    Sie beherrschte sich wundervoll, aber was diese Ruhe sie kostete, das wußte nur Gott allein.

    Sie sah auf die gerötete Wange des Jungen, deutlich waren Kratzspuren darauf zu sehen.

    Die Miene des Jungen wechselte von Trotz zu Verlegenheit.

    »Ja, sehen Sie sich das nur an, das ist das Werk Ihrer Tochter. Ich hielt es einfach für meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen. Ihre Tochter tyrannisiert die Kinder, die nichts weiter wollen als in Frieden zu spielen.«

    Hannas Gesicht sprach Bände, und zu jeder anderen Zeit hätte Patricia es mit Genuß studiert. Sie konnte in Hannas Mimik lesen wie in einem Buch.

    Jetzt kräuselte das Mädchen nur spöttisch die Lippen, und für alle deutlich zu hören zischte sie: »Du alte Petze. Und lügen tust du auch.«

    »Jetzt langt es aber, du ungezogenes Ding.« Die kreischende Stimme war bestimmt meilenweit zu hören. Brutal packte die Frau Hannas Arm, aber bevor Patricia energisch einschreiten konnte, stand ein Mann neben ihnen.

    Niemand hatte ihn kommen gehört.

    »Papa«, flüsterte der Junge. Er sah aus, als würde er am liebsten im Boden versinken. Sein Gesicht glühte, und er scharrte mit den Füßen wie ein Huhn über die Steine.

    »Wollen Sie bitte den Arm des Mädchens loslassen.« Seine Stimme klirrte wie Eis, er warf der Frau einen ungeduldigen Blick zu. Den Jungen beachtete er gar nicht.

    »Herr Moosbauer, lassen Sie sich erklären.« Die Frau reckte sich zu ihrer imponierenden Größe auf.

    Der Mann beachtete sie nicht weiter. Er wandte sich Patricia zu, sein entwaffnendes Lächeln half ihrem Selbstbewußtsein wieder auf die Beine. Der Mann war hochgewachsen, mit seinem braunen Haar, dem markanten Gesicht, seiner sportlichen Figur sah er prächtig aus. Sie erinnerte sich, ihn bei der Einschulung der Erstkläßler gesehen zu

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