Liebe gibt es nicht umsonst: Dr. Norden Extra 167 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Ich werde nicht mitkommen, Marc!« Carmens schwarze Augen blitzten herausfordernd, als sie ihm ihren Entschluß in aller Deutlichkeit mitteilte. Doch Marc Trede konnte den Worten seiner spanischen Ehefrau nicht folgen. »Natürlich wirst du nicht gleich mit nach München fliegen. Die Firma kümmert sich zwar um ein schönes Haus für uns drei, aber ich möchte alles vorbereiten, damit ihr euch auch richtig wohl fühlt«, erklärte er versonnen und nippte an seinem Sherry. Dem heißen Tag in Madrid war ein warmer stickiger Abend gefolgt, und die Balkontüren der großzügigen Wohnung waren weit geöffnet, um wenigstens einen erfrischenden Lufthauch einzufangen. Das Rauschen des Verkehrs drang gedämpft zu ihnen herauf. »Marc, ich werde überhaupt nicht kommen! Nicht heute, nicht morgen, niemals!« bekräftigte sie ihre Worte und leerte ihr Glas in einem Zug, um sich Mut zu machen. Endlich hatte Marc begriffen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er seine Frau an und das gleichmäßige Geräusch der vorbeifahrenden Autos wurde in seinen Ohren zum Dröhnen. Fast wäre Carmen weich geworden, wie sie ihn so sitzen sah in fassungsloser Erstarrung, doch sie hatte sich vorgenommen, dieses eine Mal hart zu bleiben. Allzu oft hatte sie sich schon den Wünschen ihres deutschen Ehemannes gefügt, obwohl er sie niemals zu irgend etwas gezwungen hatte. »Es ist nicht deine Schuld, daß wir nicht glücklich geworden sind miteinander.« Sie setzte sich neben ihn und wollte ihm tröstend eine Hand auf den Arm legen, doch er schob ihn unsanft zur Seite. »Wessen Schuld ist es denn?« »Ach Marc, laß uns doch nicht immer und immer wieder über dasselbe diskutieren. Habe ich dir nicht schon hundert Mal gesagt, daß ich neben dir nie mein Leben gelebt habe?
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Buchvorschau
Liebe gibt es nicht umsonst - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 167 –
Liebe gibt es nicht umsonst
Patricia Vandenberg
»Ich werde nicht mitkommen, Marc!« Carmens schwarze Augen blitzten herausfordernd, als sie ihm ihren Entschluß in aller Deutlichkeit mitteilte. Doch Marc Trede konnte den Worten seiner spanischen Ehefrau nicht folgen.
»Natürlich wirst du nicht gleich mit nach München fliegen. Die Firma kümmert sich zwar um ein schönes Haus für uns drei, aber ich möchte alles vorbereiten, damit ihr euch auch richtig wohl fühlt«, erklärte er versonnen und nippte an seinem Sherry. Dem heißen Tag in Madrid war ein warmer stickiger Abend gefolgt, und die Balkontüren der großzügigen Wohnung waren weit geöffnet, um wenigstens einen erfrischenden Lufthauch einzufangen. Das Rauschen des Verkehrs drang gedämpft zu ihnen herauf.
»Marc, ich werde überhaupt nicht kommen! Nicht heute, nicht morgen, niemals!« bekräftigte sie ihre Worte und leerte ihr Glas in einem Zug, um sich Mut zu machen.
Endlich hatte Marc begriffen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er seine Frau an und das gleichmäßige Geräusch der vorbeifahrenden Autos wurde in seinen Ohren zum Dröhnen. Er fand keine Worte, um das maßlose Entsetzen zu beschreiben, das ihn erfaßt hatte
Fast wäre Carmen weich geworden, wie sie ihn so sitzen sah in fassungsloser Erstarrung, doch sie hatte sich vorgenommen, dieses eine Mal hart zu bleiben. Allzu oft hatte sie sich schon den Wünschen ihres deutschen Ehemannes gefügt, obwohl er sie niemals zu irgend etwas gezwungen hatte.
»Es ist nicht deine Schuld, daß wir nicht glücklich geworden sind miteinander.« Sie setzte sich neben ihn und wollte ihm tröstend eine Hand auf den Arm legen, doch er schob ihn unsanft zur Seite.
»Wessen Schuld ist es denn?«
»Ach Marc, laß uns doch nicht immer und immer wieder über dasselbe diskutieren. Habe ich dir nicht schon hundert Mal gesagt, daß ich neben dir nie mein Leben gelebt habe? Ich bin nicht zur Ehefrau und Mutter geboren, ich wollte das Kind nicht, und habe mich dennoch von dir überzeugen lassen. Deshalb werde ich nicht mit dir nach Deutschland gehen. Hier ist meine Heimat, und hier werde ich ein neues Leben anfangen. Allein und ungebunden!«
»Ich soll Dolores mitnehmen?«
»Du bist es doch, an dem sie mit abgöttischer Liebe hängt. Und an Maya. Von mir hat sie doch noch nie etwas wissen wollen.« Mit zitternden Fingern holte Carmen eine Zigarette aus dem Etui. Trotz allem hatte Marc seine guten Manieren nicht vergessen und gab ihr Feuer, obwohl er diese schlechte Angewohnheit an ihr haßte. Doch jetzt ging es um mehr als nur um schlechte Angewohnheiten. Es ging um sein Leben, um seine Liebe. All die Jahre, die er mit Carmen hier in Madrid verbracht hatte, waren ein Wechselbad der Gefühle gewesen. Sie war leidenschaftlich, temperamentvoll und unberechenbar, doch gerade das liebte er an ihr. Für ihn war es das Salz in ihrer Beziehung gewesen. Niemals hatte er damit gerechnet, daß sie tatsächlich so unglücklich war, wie sie es gern darstellte.
Sie hatte alle Freiheiten gehabt, und es war ihm natürlich nicht entgangen, daß sie sich um die Verantwortung für Dolores nur allzu gern drückte und sie dem Kindermädchen Maya überließ. Doch er hatte es für Unreife gehalten und sich immer wieder eingeredet, daß sich die mütterlichen Gefühle mit der Zeit einstellten, wenn sich Carmen nur erst einmal ausgetobt hatte.
Seine Miene verhärtete sich.
»Es war dumm von mir, dir so viele Freiheiten zu lassen. Vielleicht hätte dich ein wenig mehr Härte zur Vernunft gebracht. Und was das Kind angeht, es ist kein Wunder, daß es dich nicht liebt. Es sieht dich ja kaum!« Zornesröte war ihm ins Gesicht gestiegen, doch während er diese Worte aussprach, wurde ihm bewußt, daß er alles verspielt hatte.
»Ich habe einen Deutschen geheiratet, weil ich dachte, das wäre besser, als bei einem spanischen Macho gefangen zu sein. Offenbar habe ich mich getäuscht. Du zwingst mir genauso deinen Willen auf, wenn auch auf subtilere Weise. Doch damit ist jetzt Schluß!«
Wutentbrannt sprang Carmen auf und stieß dabei an den Couchtisch. Die beiden Sherrygläser fielen um und zersprangen klirrend auf dem Marmorboden. Davon ließ sie sich jedoch nicht aufhalten. Ihre hohen Absätze klapperten hin und her, während sie ihre Handtasche und ein Jäckchen holte. Grußlos verließ sie die Wohnung.
Zusammengesunken saß Marc auf dem weißen Rattansofa und versuchte zu verstehen, was er falsch gemacht hatte. Mitten in seine Überlegungen hinein ließ sich eine zarte Mädchenstimme vernehmen.
»Wo ist Mami hingegangen?«
Er zuckte erschrocken zusammen und blickte auf. »Ach du bist es, Dolly. Komm her!« Er streckte den Arm aus und lächelte das Kind aufmunternd an, als es sich an ihn schmiegte. »Mami ist ausgegangen. Ich weiß nicht, wohin.«
»Hattet ihr Streit?«
»Ja!« Marc nickte und warf seiner achtjährigen Tochter einen betrübten Blick zu. Ich kann Carmen verstehen, daß sie dieses Kind nicht liebt, schoß es ihm durch den Kopf. Augenblicklich schämte er sich dieses Gedankens. Wenn Dolly auch nicht die Schönheit ihrer Mutter geerbt hatte, so war sie doch ein kluges, aufgewecktes Kind, das bereits zwei Sprachen in Schrift und Wort perfekt beherrschte.
»Warum habt ihr euch denn gestritten?« Dolores zog die langen Beine hoch und strich sich eine hellbraune dünne Haarsträhne aus der Stirn.
»Du weißt doch, daß ich zurück nach Deutschland versetzt werde. Meine Firma braucht mich in München. Aber Mami will nicht mitkommen. Sie sagt, hier ist ihre Heimat.«
»Muß ich dann mit Mami hierbleiben?« Die großen blauen Kinderaugen, um die tiefe Schatten lagen, weiteten sich angstvoll.
»Wäre das denn so schlimm?«
»Willst du mich nicht mitnehmen?« fragte Dolly leise. Ihrem Blick sah Marc an, daß sie sich vor der Antwort fürchtete.
»Aber natürlich will ich das. Und Maya auch. Ich dachte nur, daß du vielleicht lieber mit Mami hierbleiben willst, im Süden, wo es immer schön warm ist«, flüchtete er sich in eine Ausrede.
»Bei Mami ist es nicht warm. Bei ihr ist es immer kalt, weil sie mich nicht liebhat. Ich bin ihr nur lästig, das weiß ich ganz genau«, flüsterte die Kleine.
Marc erschrak über die ernsten Worte seiner Tochter. Sie war nie ausgelassen gewesen wie andere Kinder, sondern hatte sich lieber still in einer Ecke beschäftigt. Seit sie in die Schule ging, lernte sie mit großem Eifer alles, was die Bücher ihrem hungrigen Geist boten. Zuerst hatte Marc diese Entwicklung mit Stolz beobachtet, dann mit leiser Sorge. Doch jetzt war er zutiefst bestürzt.
»Was bist du nur für ein außergewöhnliches Kind, Dolly!« entfuhr es ihm und sie betrachtete ihn erstaunt.
»Warum denn, Papi?«
»Weil du dir so viele Gedanken machst. Das ist nicht gut, und ich hoffe sehr, daß das in München anders wird. Es wird Zeit, daß du Freunde findest, mit denen du spielen kannst.«
»Ich will gar nicht spielen, Papi. Davon werde ich immer so schnell müde. Aber ich verspreche dir, daß ich dir keinen Kummer machen werde, wenn ich nur bei dir sein darf.«
»Mein kleiner Sandfloh!« Gerührt drückte Marc seine kleine Tochter an sich. Doch schon bald sollten beide mit schmerzlicher Deutlichkeit erfahren, daß Dolores ihr Versprechen nicht halten konnte.
*
Am nächsten Morgen brach für Daniel ein aufregender Tag an. Schon früh war er aufgestanden und konnte gar nicht schnell genug in die Praxis kommen.
»Auf Wiedersehen, Schatz«, verabschiedete er sich von Fee und gab ihr einen flüchtigen Kuß auf die Wange, als sie gerade die Treppe herunterkam.
»Dan, was um alles in der Welt ist heute mit dir los?« erkundigte sie sich verwirrt und warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist doch erst zehn vor sieben. Frühstückst du heute nicht mit uns?«
»Das geht nicht, Feelein. Gestern abend wurde das neue Ultraschallgerät angeliefert. Ich möchte es unbedingt ausprobieren und mich damit beschäftigen, bevor die ersten Patienten kommen.«
»Entschuldige, Liebling, das hatte ich ganz vergessen!« Fee schüttelte über ihre eigene Vergeßlichkeit den Kopf, wußte sie doch, wie wichtig das moderne Gerät für Daniel war, das ihm zu Probezwecken zur Verfügung gestellt wurde. Schon seit Tagen hatte er kein anderes Thema mehr gekannt, als die Vorzüge der weiterentwickelten Technik zu schildern, so daß sogar die fünf Norden-Kinder mit ihrem Vater ungeduldig geworden waren.
»Gehst du zu deinem neuen Spielzeug?« erkundigte sich auf einmal eine verschlafene Stimme aus dem Hintergrund. Sie gehörte zu Danny,