Die Weihnachts-Marie
Von Valerie le Fiery und Frank Böhm
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Über dieses E-Book
Marie hat Zweifel, ob sie dieser gewaltigen Aufgabe gerecht werden kann, denn immerhin ist sie nur ein ganz normales Mädchen. Ausgerechnet sie soll ein solch imposantes Königreich vor dem Ende bewahren? Wird Weihnachten überhaupt jemals wieder stattfinden können und was meint Jonathan, wenn er sagt, dass sie die Weihnachts-Marie ist?
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Buchvorschau
Die Weihnachts-Marie - Valerie le Fiery
Valerie le Fiery, Frank Böhm
Die Weihnachts-Marie
BookRix GmbH & Co. KG
81371 München
Die Weihnachts-Marie
„Marie! Nun steh endlich auf, es ist schon nach sieben. Du kommst zu spät zur Schule. Jeden Morgen dasselbe mit dir. Ich will dich nicht ewig antreiben müssen. Na los! Aus den Federn, junge Dame."
Strenge Töne drangen an jenem Freitag im Dezember an Maries Ohr und holten sie aus ihrer Traumwelt unsanft in die triste Realität. Müde rieb sie sich die Augen, warf ihre Bettdecke zur Seite und schob gähnend erst den rechten und danach den linken Fuß von der Matratze. Anschließend reckte sie sich noch einmal, zupfte ihr Nachthemd zurecht, schlüpfte in die Hausschuhe und schlurfte langsam aus ihrem Zimmer in Richtung Küche.
„Nun komm schon!, drängelte Maries Mutter weiter. „Dein Kakao wird ja ganz kalt und dann trinkst du ihn nicht mehr. Ich habe dir zwei Brote mit Marmelade gemacht. Du weißt doch, die selbst gemachte nach dem Rezept von Tante Brunhilde.
Kopfschüttelnd setzte sich Marie an ihren Platz auf der Eckbank und stemmte unter Protest ihre Handinnenflächen unter das Kinn.
„Ich habe keinen Hunger!", nuschelte sie mit griesgrämigem Gesichtsausdruck und halb geschlossenen Lippen, während sie genervt mit den Augen rollte.
Für einen Moment hielt Maries Mutter inne, bis sie sich schließlich zu ihr wandte und sie zart am Unterarm berührte.
„Was ist nur mit dir los, Kleines?", fragte sie besorgt nach und man spürte, dass ihre Stimmung von leicht gereizt auf außerordentlich liebevoll umschwang.
„Nix!", keifte Marie knapp und wehrte die Zuwendungen der Mutter durch ein rasches Zucken ab.
„Ich spüre doch, dass irgendwas mit dir nicht stimmt. Nun sag schon, ärgern dich die anderen Kinder? Hast du Probleme im Unterricht?"
Stumm schüttelte Marie den Kopf. Tränen sammelten sich in ihren Augen, sie weinte jedoch nicht, vielmehr versuchte sie, ihre Traurigkeit zu verdrängen, indem sie die Hände vom Kinn nahm, um anschließend nach der Kakaotasse zu greifen.
In kleinen Schlucken trank sie die heiße Schokolade und beobachtete die Reaktion der Mutter, doch die sah ihrer Tochter lediglich dabei zu und versuchte, sie durch ein Lächeln aufzumuntern.
„Du kannst mit mir reden, Marie! Nun komm! Sag mir, was los ist", bohrte ihre Mutter irgendwann nach.
„Es ist … es ist einfach … es ist einfach echt blöd!, stammelte Marie irgendwann los. „Diese Stadt ist wirklich nur doof. Alles ist grau und es schneit nicht. Jeden Tag dieser Regen und wir gehen auch nie zum Weihnachtsmarkt. Überhaupt, wir unternehmen eigentlich gar nichts mehr zu Weihnachten. Das ist richtig, richtig doof!
„Aber, Süße, wir werden doch was zu Weihnachten machen. Papa besorgt den künstlichen Baum von Opa aus Recklinghausen und ein paar Kekse backen wir natürlich auch. Das verspreche ich dir. Und dass es in Duisburg nun mal nicht so häufig schneit, dafür kann niemand etwas."
„Das stimmt!, warf Marie etwas lauter ein. „Aber wir könnten einfach mal wieder zu Heiligabend in die Berge fahren. Dort, wo genug Schnee liegt. Das ist schon so verdammt lange her. Weißt du denn gar nicht mehr, wie sehr ich den Winter mag und wie viel es mir bedeutet, weiße Weihnachten zu haben?
Maries Mutter atmete tief ein. Wie sollte sie ihrer zehnjährigen Tochter beibringen, dass es einfach nicht möglich war, in den Urlaub zu fahren? Die Firma, in der ihr Mann und somit Maries Vater arbeitete, hatte im vergangenen Juli Insolvenz angemeldet und trotz blumiger Versprechungen der Verwalter, dass die Arbeitsplätze sicher wären, war irgendwann doch die Kündigung ins Haus geflattert. Nachdem ihr Mann im September schließlich arbeitslos geworden war, fehlte es an allen Ecken und Enden. Nein schlimmer, es klemmte gewaltig und die Familie musste sparen, wo es nur ging. Marie wusste zwar, dass ihr Vater seinen Job verloren hatte, dennoch versuchten ihre Eltern, sie weitgehend aus der prekären finanziellen Situation