Ein Kind sehnt sich nach Wärme: Kinderärztin Dr. Martens Classic 14 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
Regina Storm sah auf die Uhr. Sie konnte nicht verhindern, daß sie laut seufzte. Ihr Blick fiel auf den sorgfältig gedeckten Tisch. Ihre Brust hob und senkte sich erneut. »Mami«, meldete sich da ihr vierjähriger Sohn zu Wort: »Mami! Ich habe Hunger.« Er kam herangesprungen und streckte ihr, die Hände entgegen. Regina hob ihren Sohn hoch und setzte ihn auf ihren Schoß. Gedankenverloren strich sie ihm durch, das dunkle Haar. Wo blieb Claus nur schon wieder? Heute hatte er mit ihnen zu Abend essen wollen. Ihre Lippen preßten sich aufeinander. Benno bekam seinen Vater kaum noch zu Gesicht. Und auch sie fühlte sich vernachlässigt. Wenn Claus endlich nach Hause kam, dann war er abgespannt und brachte seinen Mund kaum noch auf. »Mami, bekomme ich ein Stück Wurst?« Ehe seine Mutter antworten konnte, hatte er sich nach vorn gebeugt und sich eine Scheibe Wurst vom Tablett gezogen. »Ich habe solchen Hunger«, sagte er und schob sie sich blitzschnell in den Mund.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Ein Kind sehnt sich nach Wärme - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 14 –
Ein Kind sehnt sich nach Wärme
Ich brauche euch beide!
Britta Frey
Regina Storm sah auf die Uhr. Sie konnte nicht verhindern, daß sie laut seufzte. Ihr Blick fiel auf den sorgfältig gedeckten Tisch. Ihre Brust hob und senkte sich erneut. »Mami«, meldete sich da ihr vierjähriger Sohn zu Wort: »Mami! Ich habe Hunger.« Er kam herangesprungen und streckte ihr, die Hände entgegen. Regina hob ihren Sohn hoch und setzte ihn auf ihren Schoß. Gedankenverloren strich sie ihm durch, das dunkle Haar.
Wo blieb Claus nur schon wieder? Heute hatte er mit ihnen zu Abend essen wollen. Ihre Lippen preßten sich aufeinander. Benno bekam seinen Vater kaum noch zu Gesicht. Und auch sie fühlte sich vernachlässigt. Wenn Claus endlich nach Hause kam, dann war er abgespannt und brachte seinen Mund kaum noch auf.
»Mami, bekomme ich ein Stück Wurst?« Ehe seine Mutter antworten konnte, hatte er sich nach vorn gebeugt und sich eine Scheibe Wurst vom Tablett gezogen. »Ich habe solchen Hunger«, sagte er und schob sie sich blitzschnell in den Mund.
Regina schluckte einen Tadel hinunter. »Wir werden nicht länger auf den Papa warten«, entschied sie. Da verzog Benno aber das Gesicht.
»Ich will mit Papi essen!«
»Wir können nicht länger warten, es ist schon spät.« Regina hob ihren Sohn hoch und stellte ihn wieder auf den Boden. »Du kannst auch den Hühnerschenkel haben. Wenn du dir eine Serviette umbinden läßt, kannst du dich an den Tisch setzen und ihn abnagen.«
Benno schob die Unterlippe nach vorn. Er schielte auf den Tisch, wo neben der Aufschnittplatte auch verschiedene Salate und ein Teller mit gebratenen Hühnerteilen standen. Er aß Hühnchen für sein Leben gern. Er seufzte und stieß hervor: »Wann kommt Papi?«
»Eigentlich sollte er schon da sein.« Und dann sagte Regina das, was sie in den letzten Wochen immer öfter hatte sagen müssen. »Papa ist sicher aufgehalten worden. Er hat viel zu tun.«
Benno nickte ernsthaft. »Ich weiß! Papi baut ganz tolle Häuser.«
Ein Lächeln huschte für den Bruchteil einer Sekunde um Reginas Lippen. Ihr Mann war ein sehr erfolgreicher Architekt. Der Ausdruck ihres Sohnes amüsierte sie. »Tja«, ergänzte sie dann, »daher hat Papi viel zu tun, und wir müssen ohne ihn essen.«
»Gut!« Benno konnte dem Hühnchen nicht länger widerstehen. »Ich esse jetzt ein Stück, und mit dem anderen warte ich, bis Papi da ist.«
Regina erhob sich, sie band ihrem Sohn die Serviette um und hob ihn auf den Stuhl. »Zuerst also das Hühnchen.« Sie hielt Benno den Teller hin, und dieser suchte sich ein Stück aus. »Dieses da esse ich erst, wenn Papi da ist«, sagte er und deutete auf ein weiteres Stück.
Regina sagte nichts, sie lächelte nur. Sie kannte ihren Sohn, seine Augen waren stets größer als sein Magen. Sie setzte sich ihm gegenüber, und nach kurzem Zögern beschloß sie, nicht länger auf ihren Mann zu warten. Viel Appetit hatte sie jedoch nicht. So nahm sie sich nur etwas Salat. Es tat ihr leid um die Mühe, die sie sich gemacht hatte. Wenn ihr Mann so spät nach Hause kam, dann hatte er sicher bereits gegessen. Doch nun sah sie, wie sehr es Benno schmeckte. Er war bereits bis zu den Ohren verschmiert.
Eifrig kauend meinte er: »Mami, bekomme ich auch eine Tomate und ein Ei?« Er sah nur kurz hoch.
Regina gab ihm das Gewünschte. Die Scheibe Brot, die sie ihm mit Butter bestrich, lehnte er jedoch mit der Begründung ab: »Dann hat das Hühnchen keinen Platz mehr.«
Eifrig nagte er den Knochen ab. »Puh!« Er stieß die Luft aus. »Jetzt habe ich alles aufgegessen. Nun kann ich Papi nicht mehr beim Essen helfen.«
»Ich werde Papi sagen, daß du brav gegessen hast.« Regina stellte die Teller aufeinander.
»Ich werde es Papi selber sagen«, protestierte Benno.
»Mal sehen! Jetzt gehen wir dich zuerst waschen.«
»Aber ich will auf Papi warten! Vielleicht esse ich doch noch mit Papi.« Benno hielt seine Serviette fest.
»Hast du denn noch Hunger?« Regina sah ihren Sohn so lange an, bis dieser den Kopf schüttelte.
»Dann ab mit dir ins Badezimmer«, forderte Regina energisch.
Benno rutschte vom Stuhl. »Aber nur ins Badezimmer.« Er sah seine Mutter bittend an, doch die ging nicht darauf ein. Sie nahm ihm die Serviette ab, versuchte dann, ihm die Finger etwas zu säubern. Verstohlen gähnte Benno, da nahm sie ihn auf den Arm und trug ihn ins Badezimmer.
»Ich bin schon groß, ich kann mich selbst waschen«, maulte er.
»Ich weiß, daß ich einen großen Jungen habe.« Liebevoll lächelte Regina ihren Sohn an. »Du kannst dich schon ausziehen. Ich hole inzwischen deinen Pyjama.« Sie hatte die Tür aber noch nicht erreicht, als Benno hinter ihr rief: »Mami, ich bin noch nicht müde! Ich will auf Papi warten. Papi wollte mit mir essen und mich dann auch ins Bett bringen.«
»Papi ist aber nicht da.« Regina drehte sich wieder nach ihrem Sohn um.
»Mami, es ist schön, daß du da bist!« Benno lief auf sie zu und schmiegte sich an sie. »Du darfst mir auch helfen.«
Lächelnd küßte Regina ihren Sohn. Sie war ihm dann auch behilflich, das T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Dann stand sie dabei, während Benno sich wusch, sah sie zu, wie er sich die Zähne putzte. Er tat dies, indem er zum Abschluß eifrig gurgelte. Wie schnell doch die Zeit vergangen war, dachte Regina. Nun ging Benno bereits in den Kindergarten. Noch zwei Jahre, dann würde er die Schule besuchen, dann würde er sie überhaupt nicht mehr brauchen.
»Mami, ich bin fertig! Ich habe mir auch den Hals gewaschen«, klang die Stimme ihres Sohnes in ihre Gedanken.
»Ich habe es gesehen.« Zärtlich strich sie ihm das Haar aus der Stirn. »Nun wollen wir deinen Pyjama holen.«
»Ich bin nicht müde, ich warte auf Papi«, sagte Benno. Er hockte sich auf den Schemel, der neben der Badewanne stand. Regina sah auf ihren Sohn hinunter. Seine Augen waren bereits sehr klein, und auch seiner Haltung sah sie an, daß er schon sehr müde war. Das war kein Wunder, denn seitdem er in den Kindergarten ging, fiel der Mittagsschlaf weg. Wortlos drehte sie sich um und verließ das Bad, wenige Minuten später kam sie mit Bennos Pyjama zurück. Ohne Protest ließ Benno ihn sich anziehen.
»Ich will doch noch auf Papi warten«, murmelte er, doch als seine Mutter ihn hochhob, sank sein Köpfchen ganz von selbst an ihre Brust. Sie trug ihn ins Kinderzimmer und legte ihn in sein Bett.
»Dann warte ich eben hier auf Papi«, sagte Benno und riß seine Augen noch einmal weit auf. »Papi muß mir doch gute Nacht sagen.«
»Ich werde ihn sofort zu dir schicken, wenn er kommt«, versprach Regina.
Benno lächelte zufrieden. Nun gähnte er ungeniert, versuchte es gar nicht zu verbergen. Regina beugte sich zu ihm hinunter und küßte ihn. »Schlaf gut!«
»Ich warte auf Papi«, sagte Benno, doch er kuschelte sich bereits zurecht und ließ es zu, daß seine Mutter ihm die Bettdecke bis zur Nasenspitze zog. Regina ging zur Tür. Bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch einmal um. Sie sah, daß die Augen ihres Sohnes bereits zugefallen waren, da löschte sie rasch das Licht und schloß leise die Tür. Dann setzte sie sich an den Tisch und wartete. Es verging über eine Stunde, bis sie hörte, daß die Haustür aufgeschlossen wurde. Sie blieb sitzen.
»Verzeih! Aber die Besprechung hat länger gedauert, als ich angenommen hatte.« Claus Storm trat ein. Er kam zu ihr, küßte sie flüchtig auf die Wange. »Ich bin geschafft! Ich werde eine heiße Dusche nehmen und mich dann gleich hinlegen.« Sein Blick fiel auf den noch immer gedeckten Tisch. »Hast du etwa mit dem Essen auf mich gewartet?«
»Eigentlich nicht«, sagte Regina und erhob sich. »Benno war enttäuscht. Du hast versprochen, heute abend mit ihm zu essen.«
»Natürlich, ich weiß!« Claus fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar. »Es tut mir auch leid. Aber es ging wirklich nicht früher. Du hast ihm doch gesagt, daß ich noch arbeiten mußte?«
»Habe ich!« Regina versuchte den Blick ihres Mannes festzuhalten, doch dieser wandte sich ab.
»Dann ist es ja gut! Ich werde versuchen, mir den Sonntag für euch freizuhalten. Wir können dann einen Ausflug machen.« Er ging zur Tür.
»Wohin willst du?« Regina war sich dessen nicht bewußt, aber sie hatte ihre Stimme erhoben. Irritiert drehte Claus sich nach ihr um.
»Ins Bad! Ich bin wirklich fix und fertig. Aber ich habe den Auftrag erhalten. Das bedeutet mir sehr viel.« Er rieb sich die Hände.
»Das heißt, daß du noch mehr arbeiten wirst.« Regina sagte es bitter.
»Was ist denn los mit dir? Eigentlich solltest du mir gratulieren.«
»Wozu? Das bedeutet doch, daß du noch weniger zu Hause bist.«
»Ach