Zwei Jungen leben gefährlich: Kinderärztin Dr. Martens Classic 26 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Tag, Mutti, darf ich nach dem Mittagessen zu Sascha fahren? Wir wollen zusammen unsere Schularbeiten machen.« Bittend sah der zwölfjährige, blondhaarige Junge seine Mutter an und stellte seine Schultasche ab. »Langsam, langsam, mein Junge. Kaum bist du zur Tür herein, und schon zieht es dich wieder zu Sascha. Bitte, erzähle mir doch erst einmal, wie es heute in der Schule gelaufen ist. Für deinen Freund hast du noch den ganzen Nachmittag Zeit.« Mit einem nachsichtigen Lächeln sah Dagmar Biesinger auf ihren Ältesten. »Dann darf ich also? Sascha wartet auf mich.« »Natürlich darfst du, doch jetzt möchte ich zuerst wissen, wie es heute in der Schule gelaufen ist. Habt ihr eure letzte Arbeit geschrieben?« »Na klar doch, Mutti, ich habe auch alle Aufgaben gewußt. Es war aber noch nicht unsere letzte Arbeit. Herr Fiedler hat gesagt, daß wir in der nächsten Woche noch einen Aufsatz schreiben. Sascha und ich wollen üben, weil der Sascha ja in Deutsch nicht so gut ist.« »Fein, Jörg, du kannst dann noch etwas mit dem Nicki spielen, bis ich mit dem Mittagessen soweit bin. Vati wird auch jeden Moment kommen. Sei aber lieb zu deinem kleinen Bruder, er ist nicht ganz in Ordnung.« »Weiß ich doch, Mutti.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Zwei Jungen leben gefährlich - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 26 –
Zwei Jungen leben gefährlich
Ihre Abenteuerlust wäre ihnen fast zum Verhängnis geworden
Britta Frey
»Tag, Mutti, darf ich nach dem Mittagessen zu Sascha fahren? Wir wollen zusammen unsere Schularbeiten machen.«
Bittend sah der zwölfjährige, blondhaarige Junge seine Mutter an und stellte seine Schultasche ab.
»Langsam, langsam, mein Junge. Kaum bist du zur Tür herein, und schon zieht es dich wieder zu Sascha. Bitte, erzähle mir doch erst einmal, wie es heute in der Schule gelaufen ist. Für deinen Freund hast du noch den ganzen Nachmittag Zeit.«
Mit einem nachsichtigen Lächeln sah Dagmar Biesinger auf ihren Ältesten.
»Dann darf ich also? Sascha wartet auf mich.«
»Natürlich darfst du, doch jetzt möchte ich zuerst wissen, wie es heute in der Schule gelaufen ist. Habt ihr eure letzte Arbeit geschrieben?«
»Na klar doch, Mutti, ich habe auch alle Aufgaben gewußt. Es war aber noch nicht unsere letzte Arbeit. Herr Fiedler hat gesagt, daß wir in der nächsten Woche noch einen Aufsatz schreiben. Sascha und ich wollen üben, weil der Sascha ja in Deutsch nicht so gut ist.«
»Fein, Jörg, du kannst dann noch etwas mit dem Nicki spielen, bis ich mit dem Mittagessen soweit bin. Vati wird auch jeden Moment kommen. Sei aber lieb zu deinem kleinen Bruder, er ist nicht ganz in Ordnung.«
»Weiß ich doch, Mutti. Nicki ist ja meistens krank. Ich paß schon auf.«
Lächelnd sah Dagmar Biesinger dem Jungen nach, der nun eilig die Küche verließ. Ihr Ältester war ein lieber Junge. Nur war er meistens sehr still und schüchtern. Man konnte sogar sagen, gehemmt. Ihre große Sorge war, daß sich das einmal ungünstig für Jörg auswirken könnte. Er wurde eigentlich nur lebhafter, wenn es um seinen Schulfreund Sascha Wengers ging. Er war der einzige Junge aus seiner Schulklasse, mit dem er sich näher angefreundet hatte, seitdem sie vor drei Jahren nach Falkenberg gekommen waren und hier ein kleines Einfamilienhaus gekauft hatten.
Während Dagmar Biesinger die letzten Vorbereitungen für das Mittagessen traf, gingen ihre Gedanken eigene Wege. Bis vor drei Jahren hatten sie in einer Großstadt gelebt, sie, ihr Mann Uwe und ihre beiden Jungen. Da aber Dominik, der zu dieser Zeit gerade zwei Jahre alt war, von Geburt an immer kränkelte, hatten sie beschlossen, in eine ländliche Gegend zu ziehen. Sie hatten die Hoffnung gehabt, daß die Landluft für den Kleinen heilsam wäre. Uwe, von Beruf Buchhalter, hatte Glück. Auf seine Bewerbung hin wurde er in Celle von einer großen Bekleidungsfirma als Buchhalter eingestellt. Auch die Suche nach einem kleinen Familienhaus hatte Erfolg, und so waren sie nach Falkenberg übergesiedelt, einem kleinen Ort, zwischen Celle und Ögela gelegen.
Drei Jahre lebten sie nun schon hier und hatten es noch nicht einen Tag bereut. Nur ein Wermutstropfen blieb. Dominik, von allen liebevoll Nicki genannt, war noch genauso krankheitsanfällig wie vor diesen drei Jahren. Er brauchte ihre Liebe und Fürsorge noch am meisten mit seinen fünf Jahren.
Dagmar war so in ihre Gedanken vertieft, daß sie völlig überhörte, daß vor dem Haus ein Wagen vorgefahren war. Erst als eine fröhliche Männerstimme hinter ihrem Rücken sagte: »Hallo, Liebling, da bin ich«, fuhr sie überrascht herum.
Mit leuchtenden Augen ließ sie sich in die Arme ihres Mannes ziehen und erwiderte seinen zärtlichen Kuß. Sich sanft aus seinen Armen lösend, sagte sie: »Ich habe dich gar nicht kommen gehört, Uwe. Schön, daß du endlich da bist. Der freie Nachmittag wird dir guttun. Wir können auch in wenigen Minuten zu Mittag essen, ich bin gleich soweit.«
»Wo sind unsere Jungen? Ist Jörg schon aus der Schule zurück?«
»Ja, er ist schon daheim und spielt oben mit Nicki im Kinderzimmer. Mach du es dir bequem, ich decke nur rasch den Tisch.«
»Ich helfe dir dabei, Liebling, dann geht es schneller. Gegessen habe ich heute wohl genug. Ich brauche Bewegung. Wir könnten ja heute nachmittag alle gemeinsam etwas unternehmen. Was hältst du von meinem Vorschlag?«
Dagmar holte die Teller aus der Anrichte, und während Uwe das Besteck dazulegte, antwortete sie: »Daraus wird wohl nichts, Uwe. Mit Jörg können wir heute nachmittag nicht rechnen. Der Junge hat mich gebeten, zu Sascha zu dürfen, und ich habe es ihm schon erlaubt.«
*
Mathilde Wengers, eine hagere Frau von zweiundfünfzig Jahren, sah ungeduldig auf die Uhr. Es war doch fast jeden Tag das gleiche. Statt von der Schule aus erst ins Haus zu kommen, um zu Mittag zu essen, lief Sascha immer erst zu seinem Vater ins Sägewerk hinüber und vergaß dabei die Zeit. Sie mußte doch mal ein ernstes Wort mit ihrem Bruder Leo reden, damit das geändert werden konnte. Es war schon manchmal ein Kreuz mit dem Jungen, an dem sie Mutterstelle vertrat, seitdem Leos Frau vor sieben Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Obwohl Sascha ein sehr aufgeweckter und kluger Junge war, brachte er sie mit seiner Wildheit manchmal an den Rand der Verzweiflung. Durch seinen Leichtsinn würde der Junge noch einmal Schaden nehmen. Er war nur sehr schwer zu bändigen. Wenn sie dabei an Saschas Schulfreund dachte, wie still und schüchtern dieser Jörg Biesinger doch war, wünschte sie sich, daß davon etwas mehr auf Sascha abfärbte.
Wenn der Junge nicht bald kommt, werde ich ihn eigenhändig holen, dachte Mathilde, da stürmte der Zwölfjährige auch schon völlig außer Atem ins Haus.
»Nicht schon wieder böse sein, Tante Tilly, ich habe Vati noch etwas geholfen. Jetzt habe ich aber einen riesengroßen Hunger.«
Mathilde Wengers konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie dem Zwölfjährigen nachsah. Nein, richtig böse konnte sie dem Jungen einfach nicht sein. Er war ja nicht mit böser Absicht ungezogen. Es war ganz einfach sein ungezügeltes Wesen, das ihn manchmal so unbedacht handeln ließ. Vielleicht war sie dem Jungen gegenüber von Anfang an viel zu nachgiebig gewesen. Sie war eben nur die Tante und nicht die Mutter. Dazu kam außerdem noch, daß sich Leo viel zu wenig um den heranwachsenden Jungen kümmerte, kaum Zeit für ihn hatte.
Sascha setzte sich an den Tisch und ließ sich das herzhafte Eintopfgericht, Grünkohl mit Mettwürstchen, gut schmecken. Dazu trank er fast einen halben Liter frische Milch.
Nachdem er fertig war, wollte Mathilde Wengers wissen: »Und deine Hausaufgaben, Sascha? Wann gedenkst du die zu machen? Du weißt ja, daß du mir vorher nicht aus dem Haus kommst.«
»Der Jörg kommt nachher zu mir, Tante Tilly. Wir machen heute unsere Hausaufgaben gemeinsam, weil wir nächste Woche noch eine Arbeit schreiben. Heute haben wir eine Mathearbeit geschrieben.«
»Hoffentlich hast du auch gut aufgepaßt und machst deinem Vati keinen Ärger?«
»I wo, Tante Tilly, ich glaube, ich habe nur einen oder zwei Fehler gemacht. Eine Zwei kriege ich bestimmt.«
»Wir wollen es hoffen, Sascha. Was meinst du, soll ich nachher für dich und den Jörg einen Kuchen backen?«
»Au ja, prima, Tante Tilly. Einen mit ganz viel Rosinen drin. Den mögen Jörg und ich noch am liebsten. Du bist auch meine liebe Tante Tilly.«
»Und du bist ein kleiner Schmeichler, Sascha«, entgegnete Mathilde lächelnd. »Aber ich will mal nicht so sein. Wenn ihr beiden fleißig lernt, mach ich euch euren Rosinenkuchen. Hat Vati gesagt, wann er heute fertig wird?«
»Hat er nicht. Er hat nur gesagt, daß er auf den Riederbauern warten muß, der einen großen Auftrag für ihn hat. Danach will Vati auch noch in die Stadt fahren. Darf ich jetzt aufstehen und in mein Zimmer gehen?«
»Lauf schon, Sascha. Ich schick dir den Jörg hinauf, wenn er nachher kommt. Erst wird gelernt, und anschließend habt ihr beide dann noch genug Zeit zum Spielen. Einverstanden?«
»Einverstanden, Tante Tilly, und vergiß den Kuchen nicht?«
Mathilde Wengers hatte später gerade den Kuchen in die Backröhre geschoben, da tauchte Jörg Biesinger auf.
»Guten Tag, Frau Wengers. Ich möchte gern zu Sascha. Ist er nicht daheim?« fragte Jörg schüchtern.
»Guten Tag, Jörg. Du sollst mich doch nicht immer Frau Wengers nennen. Sag einfach Tante Tilly zu mir, so wie es Sascha auch tut. Er ist oben in seinem Zimmer und wartet auf dich. Geh nur hinauf, du kennst ja den Weg. Und in Zukunft sagst du Tante Tilly, sonst backe ich euch keinen Kuchen mehr. Verstanden?«
»Ja, Tante Tilly«, antwortete Jörg mit rotem Kopf und lief die Treppe ins Obergeschoß hinauf.
Eine ganze Weile blieb es oben ruhig. Die beiden Jungen waren wohl mit ihren Hausaufgaben beschäftigt. Es war für Mathilde Wengers