Brüderlichen und Schwesterchen: Kinderärztin Dr. Martens Classic 44 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Papi, hilfst du uns eine Sandburg bauen?« fragte die kleine Julia ihren Vater, der faul und träge auf einem bunten Badetuch lag und die Sonne genoß. »Muß das sein, Schätzchen?« fragte er und öffnete nur ein Auge. »Ich habe doch Urlaub«, brummelte er noch. »Bitte, ja«, sagte auch Martin, der sich neben seine Zwillingsschwester gestellt hatte. »Als ich fünf Jahre alt war, konnte ich schon ganz alleine eine Sandburg bauen – und ihr seid doch zu zweit…« »Ich schenke dir auch zwei Küßchen, Papi«, schmeichelte Julia. Sie beugte sich über den Vater und gab ihm einen Kuß auf die Nase. »Das war aber erst eines«, protestierte er. Schnell gab sie ihm das zweite. Und mit einem Ruck zog er Julia zu sich herunter. Darauf hatte Martin nur gewartet. Mit einem Juchzer ließ er sich auf den Vater fallen, und eine lustige Balgerei begann. Amelie Weißmann, die Mutter der Zwillinge, saß in einem Strandkorb. Sie legte ihr Buch zur Seite und sah lächelnd ihren drei Lieben zu, denn ihr Lachen und Gekicher war so herzerfrischend.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Brüderlichen und Schwesterchen - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 44 –
Brüderlichen und Schwesterchen
Zum ersten Mal mussten sie sich trennen
Britta Frey
»Papi, hilfst du uns eine Sandburg bauen?« fragte die kleine Julia ihren Vater, der faul und träge auf einem bunten Badetuch lag und die Sonne genoß.
»Muß das sein, Schätzchen?« fragte er und öffnete nur ein Auge. »Ich habe doch Urlaub«, brummelte er noch.
»Bitte, ja«, sagte auch Martin, der sich neben seine Zwillingsschwester gestellt hatte.
»Als ich fünf Jahre alt war, konnte ich schon ganz alleine eine Sandburg bauen – und ihr seid doch zu zweit…«
»Ich schenke dir auch zwei Küßchen, Papi«, schmeichelte Julia. Sie beugte sich über den Vater und gab ihm einen Kuß auf die Nase.
»Das war aber erst eines«, protestierte er.
Schnell gab sie ihm das zweite. Und mit einem Ruck zog er Julia zu sich herunter.
Darauf hatte Martin nur gewartet. Mit einem Juchzer ließ er sich auf den Vater fallen, und eine lustige Balgerei begann.
Amelie Weißmann, die Mutter der Zwillinge, saß in einem Strandkorb. Sie legte ihr Buch zur Seite und sah lächelnd ihren drei Lieben zu, denn ihr Lachen und Gekicher war so herzerfrischend.
Eine Woche waren sie schon auf der Nordseeinsel Langeoog – und allen gefiel es so gut, daß Amelie und ihr Mann Jürgen Weißmann beschlossen haben, noch eine Woche zu bleiben. Die fünfjährigen Zwillinge hatten sich schon gut erholt. Die Seeluft, das Wasser und besonders der lange weiße Sandstrand mit den vielen kleinen Muscheln begeisterten nicht nur die Kinder, sondern auch Amelie und Jürgen.
Alle hatten sie eine natürliche Bräune, denn Amelie sorgte schon dafür, daß die Kinder vor zuviel Sonne geschützt waren. Julia hatte ein weißes Leinenhütchen auf dem Kopf, und sie sah süß aus, denn ein paar blonde Locken ringelten sich über ihre Stirn.
Martin lehnte diese Kopfbedeckung ab mit den Worten: »Ich bin doch ein Junge.«
T-Shirts und kurze Höschen trugen sie auch jetzt, während sie mit ihrem Vater herumalberten. Ein paar Jungs, im Alter zwischen sieben und zehn, sahen diesem Gerangel zu. Sie lachten, als der Mann auf dem Badetuch um Gnade flehte, weil er über und über voller Sand war.
»Meine Augen und mein Mund sind voller Sand. So hilf mir doch, Amelie, rufe die zwei Sandgeister zurück.«
»Ja, nun ist es genug, Julia und Martin. Euer Vater baut euch bestimmt sonst keine Burg. Und schaut euch an, ihr zwei seht auch aus, als könntet ihr eine Dusche brauchen.«
»Aber das war so schön, Mami«, riefen die Zwillinge wie aus einem Mund. Und sie klopften sich gegenseitig den Sand ab. Doch von Gesicht, Armen und Beinen ging der feine Sand nicht ohne Wasser weg.
»Wer ist als erster im Meer?« rief der Vater und spurtete los, Julia und Martin hinter ihm her.
Und Amelie fragte sich, ob es Zufall oder Absicht war, daß Jürgen auf einmal stehenblieb und von seinem Fuß etwas entfernte.
»Ich bin auf eine Muschel getreten«, rief er Amelie zu, als diese ihm zurief: »Erst fünfunddreißig Jahre und durchtrainiert, und die Kinder sind schneller als du.«
»Na warte, wenn ich zurückkomme«, sagte er drohend und lief wieder los.
Julia und Martin jubelten, weil sie vor dem Vater im Wasser waren. Schnell liefen sie in tieferes Wasser, damit auch Arme, Gesicht und Hals vom Sand befreit wurden.
Amelie hatte die Augen geschlossen, sie wußte ihre beiden Lieblinge gut behütet. Sie dachte über ihr bisheriges Leben nach. Vor sechs Jahren hatte sie Jürgen geheiratet – sie war damals erst neunzehn und Jürgen neunundzwanzig. Jeder Tag mit ihm war schön gewesen, und als vor fünf Jahren ihre Zwillinge Julia und Martin zur Welt kamen, war ihr beider Glück vollkommen. Die beiden waren Achtmonatskinder gewesen, und die ersten Jahre waren nicht immer leicht. Fast alle Kinderkrankheiten mußten sie durchmachen, obwohl alle Liebe den Zwillingen gehörte.
Amelie lächelte nun, denn vor ein paar Jahren hatte das Geschwisterpaar – Dr. Kay Martens und seine Schwester Dr. Hanna Martens – die Kinderklinik Birkenhain eröffnet. Und seit dieser Zeit hatte Amelie die Zwillinge alle Vierteljahre untersuchen lassen. Und Dr. Hanna Martens war mit dem Gesundheitszustand von Julia und Martin sehr zufrieden.
Es war ein Glück, daß Jürgen damals in Ögela das schöne Haus kaufen konnte, das in einem gepflegten Garten lag. Die gute Luft und die Heide ganz nahe, das ließ die Kinder und sie richtig aufleben. Sie hatten bisher in der Großstadt Hannover gewohnt und noch dazu in einer Durchgangsstraße, in der viele Autos und auch Laster fuhren.
Jürgen war freiberuflich Grafiker, und in der nahen Stadt Celle fand er glücklicherweise ein paar große Firmen, die ihm laufend Aufträge für ihre Werbung erteilten. Und nun konnten sie sich das erste Mal einen Urlaub auf der zauberhaften Insel Langeoog erlauben. Die Autos waren von der Insel verbannt. Es gab nur Fahrräder und Pferdekutschen. Und besonders schön war der kilometerlange Strand.
Amelie wußte in Ögela das Haus und den Garten in guten Händen, denn Herr und Frau Bauer, die nur ein paar Minuten entfernt wohnten, hatten versprochen, sich um alles zu kümmern.
»Mami, Mami«, hörte sie die Zwillinge rufen, »hast du trockene Sachen für uns?«
Sie blickte auf und wollte gleich ›ja‹ rufen, doch als sie ihren Jürgen sah, lachte sie hellauf. Er hatte Julia unter seinem rechten Arm und Martin unter seinem linken. Wie einen Bund nasser Flicken trug er seine kleinen Lieblinge.
Ein Mann und eine Frau blieben stehen und sahen schmunzelnd auf den großen gutaussehenden Mann. Spontan fragte die Frau: »Darf ich ein Bild von Ihnen und den Kindern machen?«
Jürgen Weißmann blieb stehen und meinte gutmütig: »Bitte, wenn es Ihnen Spaß macht.«
»Danke, Sie sind sehr liebenswürdig.« Während die Frau ein paarmal auf den Auslöser drückte, zappelten Julia und Martin ungeduldig. Doch als sie hörten, daß die Frau eine richtige Fotografin sei, streckten sie ihre Köpfe hoch und sahen sie neugierig an.
Dann setzte ihr Vater beide ab, und sie liefen zu ihrer Mami, die schon mit zwei Handtüchern auf sie wartete. Und während Amelie den beiden half, in trockene Sachen zu schlüpfen, unterhielt sich ihr Mann noch mit dem Ehepaar. Als sie auseinandergingen, gaben sie sich die Hand.
»Stell dir vor, Amelie, unsere Zwillinge – und ich natürlich auch, wurden von einer Fotoreporterin geknipst.«
»Soll das ein Witz sein, Jürgen?« fragte sie und reichte ihm auch ein Handtuch.
Während er sich trockenrubbelte, berichtete er, was er mit der Fotografin besprochen hatte. »Sie hat mich um unsere Adresse gebeten, damit sie uns auch Abzüge schicken kann…«
»Jürgen, bitte, verkohl mich nicht. So schön seid ihr drei wirklich nicht gewesen«, unterbrach Amelie seinen Satz.
»Liebe Frau, wenn ich dir nun sage, daß wir demnächst auf der Titelseite einer bekannten Illustrierten zu betrachten sind und wir auch noch Geld dafür bekommen, sagst du sicher, daß ich spinne.«
»Ich fürchte, Jürgen, daß erst die Sonne und dann das Wasser deine Gehirnzellen etwas beschädigt haben…« Weiter kam Amelie nicht, denn Jürgen hob sie aus dem Strandkorb und trug sie ans Wasser. Julia und Martin liefen lachend hinter ihnen her, denn so liebten sie ihre Eltern ganz besonders, wenn sie miteinander alberten.
»So, Liebste, nun sage sofort, daß du jedes Wort glaubst, das ich dir von der Reporterin berichtet habe, andernfalls wirst du mit deinem schönen Strandkleid im Meer versinken und eines Tages als Meerjungfrau wieder auftauchen.«
»Ich glaube dir alles, lieber Mann, denn du kannst wunderbare Lügen erfinden.«
»Bitte, werfe Mami nicht ins Wasser«, bat nun Julia, und auch Martin sagte: »Wenn du das machst, hab ich dich nicht mehr lieb.«
»Alles, alles ist nur ein großer Spaß, meine Lieben«, sagte Jürgen und machte ein zerknirschtes Gesicht. Insgeheim wußte er, daß die Fotografin echt war, denn er sah ihr Bild einmal in der Zeitschrift.
»Und, Papi, wann fängst du endlich an, die Burg zu bauen?« wollte nun Julia wissen.
»Jetzt noch? Ich denke, wir fangen morgen früh damit an«, erwiderte der Vater und zog seine Nase kraus. Das hieß, daß er dazu keine Lust hatte.
Martin verzog keine Miene, er kannte seine Schwester, wenn sie etwas wollte, bekam sie es auch. Stillschweigend ging er hinter den Strandkorb, holte die lange Schaufel und das Sandeimerchen. Dem Vater reichte er die Schaufel, die dieser mit einem Seitenblick auf seine Frau in die Hand nahm.
»Amelie, ist noch nicht Zeit zum Abendessen?« fragte er. Vergeblich erwartete er von ihr Hilfe, doch sie schüttelte nur den Kopf.
»Alle sind gegen mich«, seufzte er und