Gib nicht auf, Isabell!: Kinderärztin Dr. Martens Classic 16 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
Dr. Hauser nahm die Hand vom Steuer seines Wagens und fuhr sich damit über das angespannte Gesicht, als ließe sich dadurch die Müdigkeit verscheuchen und der Blick für die Straße schärfen. Das Unwetter, das sich den ganzen Tag über mit einer drückenden Schwüle angekündigt hatte, lag jetzt mit einer tiefen bleiernen Schwärze über der Heidelandschaft. Blitze zerrissen die Dunkelheit, und der Donner hieb beängstigend in die Stille. Ein Blick auf die Uhr am Armaturenbrett zeigte ihm, daß es bereits gegen elf Uhr abends war, und machte auch deutlich, wie lang der Tag wieder einmal für ihn gewesen war. Das Wetter hatte den Kreislauflabilen zugesetzt, das hatte ihm seine überfüllte Sprechstunde am Morgen gezeigt und die vielen Hausbesuche danach. Der vorläufig letzte Patient für heute war der Landwirt Behrend draußen in der Heide gewesen, und da der alte Mann zusätzlich an Asthma litt, hatte es eine Weile gedauert, bis er ihn ruhiggestellt hatte. Ein Notruf über Funk war inzwischen auch nicht mehr gekommen, und deshalb galt sein ganzes Wünschen nun einer ungestörten Nachtruhe. Als es zu regnen begann, nahm er das Gas weg und konzentrierte sich auf das nasse Band der Straße, welches unter dem Licht der Scheinwerfer mit spiegelnden Reflexen reagierte. Heftige Sturmböen kamen auf und beugten die Büsche an den Straßenrändern, entrissen ihnen lose Zweige und Blätter und nahmen sie wie auf einer wilden Flucht mit sich fort, während der Regen gegen die Windschutzscheibe schlug. Das Gewitter entlud sich nun mit seiner ganzen Kraft und verwandelte die stille Landschaft für Augenblicke in einen Hexenkessel, so daß der Wagen auf der menschenleeren Straße beinahe zum Stehen kam. Dr. Hauser ertrug die Anstrengungen, welche der Beruf des praktischen Arztes in einer ländlichen Gegend so mit sich brachte, mit Gelassenheit. Er hatte es so gewollt und akzeptierte die langen Tage. Seitlich von ihm tauchte jetzt die Kinderklinik Birkenhain auf. Die vielen Lichter ließen das ehemalige Schlößchen erscheinen wie eine feste Oase im Aufruhr des Wetters, während die Birken, die sie umstanden, in den wilden Wettertanz mit einbezogen schienen. Jetzt war es nicht mehr weit bis Ögela, und er atmete auf. Seit einem Jahr war er als niedergelassener Arzt in dem Heideort tätig und fühlte sich dort bereits sehr zu Hause. Die Bevölkerung hatte ihn gleich angenommen, obwohl sein Vorgänger in der Praxis sehr beliebt gewesen war, und es schon von daher für jeden Nachfolger schwierig sein mußte, das Vertrauen der Menschen auf sich zu ziehen. Der alte Dr.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Gib nicht auf, Isabell! - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 16 –
Gib nicht auf, Isabell!
Alle bangen um ihr Leben
Britta Frey
Dr. Hauser nahm die Hand vom Steuer seines Wagens und fuhr sich damit über das angespannte Gesicht, als ließe sich dadurch die Müdigkeit verscheuchen und der Blick für die Straße schärfen.
Das Unwetter, das sich den ganzen Tag über mit einer drückenden Schwüle angekündigt hatte, lag jetzt mit einer tiefen bleiernen Schwärze über der Heidelandschaft. Blitze zerrissen die Dunkelheit, und der Donner hieb beängstigend in die Stille.
Ein Blick auf die Uhr am Armaturenbrett zeigte ihm, daß es bereits gegen elf Uhr abends war, und machte auch deutlich, wie lang der Tag wieder einmal für ihn gewesen war. Das Wetter hatte den Kreislauflabilen zugesetzt, das hatte ihm seine überfüllte Sprechstunde am Morgen gezeigt und die vielen Hausbesuche danach.
Der vorläufig letzte Patient für heute war der Landwirt Behrend draußen in der Heide gewesen, und da der alte Mann zusätzlich an Asthma litt, hatte es eine Weile gedauert, bis er ihn ruhiggestellt hatte. Ein Notruf über Funk war inzwischen auch nicht mehr gekommen, und deshalb galt sein ganzes Wünschen nun einer ungestörten Nachtruhe.
Als es zu regnen begann, nahm er das Gas weg und konzentrierte sich auf das nasse Band der Straße, welches unter dem Licht der Scheinwerfer mit spiegelnden Reflexen reagierte.
Heftige Sturmböen kamen auf und beugten die Büsche an den Straßenrändern, entrissen ihnen lose Zweige und Blätter und nahmen sie wie auf einer wilden Flucht mit sich fort, während der Regen gegen die Windschutzscheibe schlug.
Das Gewitter entlud sich nun mit seiner ganzen Kraft und verwandelte die stille Landschaft für Augenblicke in einen Hexenkessel, so daß der Wagen auf der menschenleeren Straße beinahe zum Stehen kam.
Dr. Hauser ertrug die Anstrengungen, welche der Beruf des praktischen Arztes in einer ländlichen Gegend so mit sich brachte, mit Gelassenheit. Er hatte es so gewollt und akzeptierte die langen Tage.
Seitlich von ihm tauchte jetzt die Kinderklinik Birkenhain auf. Die vielen Lichter ließen das ehemalige Schlößchen erscheinen wie eine feste Oase im Aufruhr des Wetters, während die Birken, die sie umstanden, in den wilden Wettertanz mit einbezogen schienen.
Jetzt war es nicht mehr weit bis Ögela, und er atmete auf. Seit einem Jahr war er als niedergelassener Arzt in dem Heideort tätig und fühlte sich dort bereits sehr zu Hause. Die Bevölkerung hatte ihn gleich angenommen, obwohl sein Vorgänger in der Praxis sehr beliebt gewesen war, und es schon von daher für jeden Nachfolger schwierig sein mußte, das Vertrauen der Menschen auf sich zu ziehen. Der alte Dr. Bruns, der sich zur Ruhe gesetzt hatte nach einem langen Landarztleben, hatte ihn als jüngeren Nachfolger über einige Monate eingeführt und ihm zu jedem Patienten auch eine gewisse Lebensbeschreibung mitgeliefert.
»Den Hintergrund kennen, und den Patienten nehmen können, ist bereits die halbe ärztliche Kunst«, hatte der alte erfahrene Arzt ihm mit auf den Weg gegeben, und Dr. Hauser hatte es auf Grund seiner gelassenen Mentalität nicht schwer, den Rat zu beherzigen und so bei den Patienten gleich den richtigen Ton zu finden. Trotzdem wußte er, daß man bei der ländlichen Bevölkerung erst nach einigen Jahren dazugehörte, da der Landmensch sich schwerer tat mit dem Vertrauen zu fremden Gesichtern.
Ein heftiger Blitz riß ihn aus seinen Gedanken, beleuchtete für einen Sekundenschlag alles mit seinem grellen Licht, bevor die Schwärze wieder da war und die Scheinwerfer den Weg wie durch einen Tunnel wiesen.
Die ersten Seitenwege tauchten rechts und links der schmalen Fahrbahn auf. Sie waren unbeleuchtet und führten zu den vereinzelt liegenden Häusern am Ortsrand. Schwache Lichtpunkte blinkten hier und da und verstärkten sich schließlich, als Ögela in Sicht kam.
Das Wetter hatte sich ebenso plötzlich beruhigt, wie es heftig zugeschlagen hatte, und Dr. Hauser beschleunigte das Tempo seines Wagens wieder. Der Wunsch nach einigen Stunden Schlaf war im Moment das einzige, was ihn beherrschte.
Er sah nach links, wohin das Wetter abzog, und hatte doch mit halbem Auge den plötzlichen schwarzen Schatten auf der Fahrbahnseite mitbekommen, als er auch schon den Schlag gegen den Wagen spürte.
Ein Radfahrer! Er wußte es sofort, obwohl kein Licht ihn gewarnt hatte.
Sein Wagen stand nach einigen Metern, und er eilte die kurze Strecke mit langen Schritten zurück, um sich gleich darauf über das dunkle Bündel zu beugen. Es lag vollkommen regungslos am rechten Rand der Straße gleich neben dem Rad, wie ein Mantel, der verlorengegangen war.
Noch bevor der Schrecken ihm zusetzte, reagierte der Art in ihm, und er tastete automatisch nach der Halsschlagader. Dabei geriet ihm langes helles Haar zwischen die Finger, und er registrierte unbewußt, daß es sich um ein Mädchen handeln mußte. Und dieses Mädchen lag besinnungslos auf der schwarzen nassen Fahrbahn.
Dr. Hauser richtete sich auf und lief zu seinem Wagen zurück, um die Arzttasche zu holen. Eine erste schnelle Untersuchung war auf der Stelle notwendig. All das wußte er und tat es doch unter dem Schock, daß er einen Menschen angefahren hatte.
Seine Taschenlampe beleuchtete, kurz darauf das stille zarte Gesicht eines Mädchens von etwa zwölf Jahren. Ihr Kopf mußte das Pflaster getroffen haben, was die Bewußtlosigkeit herbeigeführt hatte. Das Vorderrad des Fahrrades war völlig verbogen, und während er das sah, hoffte er, daß ihre Beine in Ordnung waren.
Es war eine Gewissensfrage, die Ambulanz der Kinderklinik über Funk zu rufen oder die Kleine in seinem Wagen in das Krankenhaus zu fahren. Da es wieder stark zu regnen begann, entschloß er sich, das Kind persönlich dorthin zu bringen.
Vorsichtig hob er das Mädchen hoch und trug es zu seinem Wagen, um es auf die Hintersitze zu betten. Dann eilte er zurück und schob das beschädigte Fahrrad an den Grabenrand, damit es nicht nachfolgende Autofahrer in Gefahr brachte. Und während er wenig später über Funk die Polizei von dem Unfall in Kenntnis setzte, startete er bereits das Fahrzeug, wendete und fuhr den Weg zur Kinderklinik Birkenhain zurück.
Der helle Schein der Blitze leuchtete noch über dem Horizont, als das Gewitter bereits abgezogen war. Die Spannung, die sich entladen hatte, befreite Mensch und Tier.
Dr. Hauser war nun hellwach, die Müdigkeit durch den Schrecken besiegt, wußte er, daß der Tag noch lange nicht zu Ende war. Das blonde Mädchen im Fond seines Wagens machte deutlich, was geschehen war, während die Pendelbewegungen der Scheibenwischer wie die Pendel einer Uhr jede Sekunde festhielten, die er jetzt voller Entsetzen durchlebte.
*
Vor dem Birkenschlößchen, in dem vor Jahren die Kinderklinik eingerichtet worden war, bewegten sich die Birken immer noch im Wind, nur langsamer jetzt, naß und wie tränenschwer.
Das Haus war schon auf Nachtbetrieb gegangen, und in der Aufnahme tat der Assistenzarzt Hartmut Frerichs Dienst, als Dr. Hauser mit dem Mädchen auf den Armen durch die Tür ins Licht trat. Der Arzt war mit den Gegebenheiten der Klinik vertraut, da er des öfteren Kinder aus seiner Praxis hier einweisen mußte, bei denen eine stationäre Behandlung notwendig war.
»Oh, Doktor, ein Unfall?« fragte darum auch gleich der junge Assistenzarzt und war dem Berufskollegen behilflich, das Kind auf den Untersuchungstisch zu legen.
Dr. Hauser nickte. »Wer hat Bereitschaft?« fragte er, und seine Stimme klang rauh.
»Frau Dr. Martens – ich werde sie herunterbitten!« Der schlanke junge Arzt eilte zum Haustelefon, während Dr. Hauser das stille blonde Mädchen mit geübten Griffen für die Untersuchung zu entkleiden begann. Sie hatte das Bewußtsein bis jetzt nicht wiedererlangt und wirkte blaß und fern.
Kurz darauf erschien Dr. Hanna Martens in der Tür und trat mit raschen Schritten an den Tisch heran.
»Herr Kollege – wen bringen Sie so spät?« fragte sie mit ihrer warmen freundlichen Stimme und reichte Dr. Hauser kurz die Hand, bevor ihre aufmerksamen Augen sich dem Kind zuwandten.
»Ein Unfall?« fragte nun auch sie und sah zu dem hochgewachsenen Arzt auf. Sein männliches Gesicht wirkte angespannt und schien eine Müdigkeit zu verdrängen, die von einem langen anstrengenden Tag sprach.
Die Ärztin für Kinderheilkunde ahnte, welches Tagesprogramm hinter diesem ernsthaften blonden Kollegen lag, der sich in der Gegend großer Beliebtheit erfreute, und Sympathie lag in ihren blauen Augen.
»Ich habe das Mädchen angefahren…«, sagte da Dr. Hauser seltsam schleppend in ihre Überlegungen hinein, als könne er es selbst noch nicht glauben. »Sie saß auf einem unbeleuchteten Fahrrad – es war Augenblickssache.«
Hanna Martens ahnte, wie dem korrekten Kollegen zumute sein mußte.
»Was tut ein Kind bei dem Wetter und zu so später Stunde allein auf der Straße?« fragte sie und wandte den blonden Kopf nachdenklich dem zarten Geschöpf zu, während sie sich hinabbeugte, um das Stethoskop anzusetzen.
»Ich weiß es nicht!« Dr. Hauser schüttelte den Kopf und untersuchte, assistiert von dem jungen Arzt, die Gliedmaßen der Verunglückten.
»Kein Bruch!« sagte