Bitte einen Papi zum Geburtstag: Kinderärztin Dr. Martens Classic 39 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
Sie lachten und schwatzten schon seit einer guten Stunde, kramten aufgekratzt in ihren Erinnerungen, hatten die Welt vergessen und ließen, weil so vertieft in nostalgisch verklärte Rückblicke, den Kaffee in den violetten Henkelbechern kalt werden. Wie das halt so geht, wenn man sich seit Jahren nicht gesehen hat, sich jedoch unverändert in Freundschaft verbunden ist. Sie hatten sich furchtbar viel zu erzählen, die beiden jungen Frauen, die sich kannten, seit sie gemeinsam eingeschult worden waren. »Weißt du noch, wie unsere Lehrerin damals hieß, Doris, als wir mit diesen gigantischen knallbunten Zuckertüten in der Schule aufkreuzten und uns so entsetzlich verloren fühlten?« »Hieß sie nicht Hilkendorf oder so ähnlich?« »Aber nein, das war unsere Sportlehrerin am Gymnasium. Du meine Güte, nie werde ich Beate Hilkendorf und ihre riesigen Füße vergessen!« Die junge Frau schüttete sich aus vor Lachen. Aber dann wurde sie wieder ernst und setzte ein wenig vorwurfsvoll hinzu: »Warum rennst du eigentlich auf einmal herum wie so'n aufgescheuchtes Huhn, Doris? Allmächtiger, ist das ungemütlich! Nun setz dich doch wieder hin und erzähl mir, wie's dir in den letzten drei Jahren so ergangen ist.« »Entschuldige, Klärchen, aber ich habe schrecklich viel zu tun, du siehst ja, was hier los ist. Am Wochenende will ich meine Ausstellung eröffnen und habe noch kein Bild aufgehängt. Es ist mal wieder alles drunter und drüber und schiefgelaufen. Wie üblich. Glatt geht bei mir nie etwas über die Bühne.« »Störe ich dich womöglich? Sag's ruhig, wenn dem so ist.« »Aber was, du störst überhaupt nicht. Ich freue mich riesig über deinen unerwarteten Besuch.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Bitte einen Papi zum Geburtstag - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 39 –
Bitte einen Papi zum Geburtstag
Zielsicher sucht sich Jörg den richtigen aus
Britta Frey
Sie lachten und schwatzten schon seit einer guten Stunde, kramten aufgekratzt in ihren Erinnerungen, hatten die Welt vergessen und ließen, weil so vertieft in nostalgisch verklärte Rückblicke, den Kaffee in den violetten Henkelbechern kalt werden.
Wie das halt so geht, wenn man sich seit Jahren nicht gesehen hat, sich jedoch unverändert in Freundschaft verbunden ist.
Sie hatten sich furchtbar viel zu erzählen, die beiden jungen Frauen, die sich kannten, seit sie gemeinsam eingeschult worden waren.
»Weißt du noch, wie unsere Lehrerin damals hieß, Doris, als wir mit diesen gigantischen knallbunten Zuckertüten in der Schule aufkreuzten und uns so entsetzlich verloren fühlten?«
»Hieß sie nicht Hilkendorf oder so ähnlich?«
»Aber nein, das war unsere Sportlehrerin am Gymnasium. Du meine Güte, nie werde ich Beate Hilkendorf und ihre riesigen Füße vergessen!« Die junge Frau schüttete sich aus vor Lachen. Aber dann wurde sie wieder ernst und setzte ein wenig vorwurfsvoll hinzu: »Warum rennst du eigentlich auf einmal herum wie so’n aufgescheuchtes Huhn, Doris? Allmächtiger, ist das ungemütlich! Nun setz dich doch wieder hin und erzähl mir, wie’s dir in den letzten drei Jahren so ergangen ist.«
»Entschuldige, Klärchen, aber ich habe schrecklich viel zu tun, du siehst ja, was hier los ist. Am Wochenende will ich meine Ausstellung eröffnen und habe noch kein Bild aufgehängt. Es ist mal wieder alles drunter und drüber und schiefgelaufen. Wie üblich. Glatt geht bei mir nie etwas über die Bühne.«
»Störe ich dich womöglich? Sag’s ruhig, wenn dem so ist.«
»Aber was, du störst überhaupt nicht. Ich freue mich riesig über deinen unerwarteten Besuch. Es tut mir nur schrecklich leid, daß ich grad mal wieder mitten im Chaos stecke und nicht genügend Zeit für dich habe. Aber Zeit ist bei mir chronisch Mangelware, wie du dir vorstellen kannst. Sogar meine kleine Inken kommt zu kurz bei dem Dauerstreß. Und das tut mir wirklich weh.«
Doris von Leuwenburgh lächelte bedauernd und sah trotz der saloppen Aufmachung – sie trug einen marineblauen Overall – beneidenswert anziehend und vor allem unnachahmlich apart aus.
Aber das war ja schon immer die Spezialität der Freundin gewesen, wie sich Klärchen Wittmann neidlos erinnerte. Selbst im größten Durcheinander hatte ihre beste Freundin Doris eine sagenhafte Ruhe ausgestrahlt und sogar in abgetragenen Jeans und den alten Baumwollhemden ihres großen Bruders umwerfend schick ausgesehen, Doris hatte schon in jungen Jahren ihren Stil gefunden.
Ganz klar, das honigblonde Klärchen von einst, das sich im fernen Berlin zu einer platinblonden, hocheleganten Claire gemausert hatte, bewunderte die patente unternehmungslustige Freundin noch immer. Und nun schaute sie sich in dem großen hellen Verkaufsraum der Kunsthandlung anerkennend um.
»Weißt du noch, wie ich seinerzeit versuchte, dir deinen Schneid abzukaufen? Du lieber Himmel, ich muß dich ganz schön verunsichert haben, nicht wahr?«
»Eigentlich nicht. Ich war damals so wild entschlossen, mich selbständig zu machen, daß mich keine Macht der Welt davon hätte abbringen können.« Die junge Frau mit der feuerroten Haarmähne lachte unbekümmert, während sie eine Mappe mit Zeichnungen auf den riesigen Eichentisch legte, der mitten im Geschäft stand. Sie entknotete die seitlichen Bänder und klappte die Mappe auf, begutachtete alsdann mit geschultem Blick ein Blatt nach dem andren.
»Du wußtest schon immer, was du wolltest, ach, wie ich dich um deine Energie beneide!« Klärchen Wittmann seufzte und klappte ihr modisches Handtäschchen aus schwarzem Lackleder auf, entnahm ihm die Puderdose.
Und während sie sich das im vorigen Jahr von einem befreundeten namhaften Schönheitschirurgen hervorragend korrigierte Näschen puderte, setzte sie, wiederum seufzend, hinzu: »Im Gegensatz zu mir hast du alles erreicht, was du dir damals bei unserer Abiturfeier vorgenommen hast. Du bist erfolgreich, tüchtig und… hast dich durchgesetzt. Und ein Kind hast du auch noch bekommen. Verglichen mit dir komme ich mir vor wie ein… Aschenbrödel.«
Doris fuhr sich mit den fünf Fingern der rechten Hand durch ihr störrisches Haar und sah die Freundin halb enerviert, halb gerührt an. »Klärchen, jetzt hör mal auf mit diesem Unsinn«, rief sie ungehalten. »Es ist doch Quatsch, sich gegenseitig Soll und Haben vorzurechnen. Jeder liegt halt so, wie er sich gebettet hat, stimmt’s nicht? Außerdem hast du nun wirklich keinen Grund, dich über dein Schicksal zu beklagen. Hast du nicht alles, was sich eine Frau zu ihrem Glück nur wünschen kann?«
»Jaaa«, räumte die elegante, sehr gepflegt wirkende junge Frau gedehnt ein. »Aber was ich bin, verdanke ich meinem Walter. Ich bin sozusagen… die Blume in seinem Knopfloch. Bei uns in Berlin-Dahlem bin ich nichts als die charmante Gattin Dr. Walter Wittmanns. Ich selbst zähle gar nicht. Wohingegen du alles aus eigener Kraft erreicht hast. Aber du warst halt schon früher eine Persönlichkeit, Doris«, schloß sie seufzend.
»I wo, ich war nur nicht so angepaßt wie ihr.« Doris schmunzelte. »Aber ich hatte auch Glück, um ehrlich zu sein. Meine Eltern waren vernünftig und verlangten nicht von mir, in erster Linie ein artiges kleines Mädchen zu sein. Ich durfte schon immer das tun, was mir gefällt. Und nach diesem Rezept lebe ich ja heute noch, wie du siehst. Ich werde mich hüten, meine kleine Inken zu einem Püppchen zu verbiegen.«
»Mein Kompliment, Doris, du hast es wirklich geschafft.«
»Obwohl es mich manchmal viel Kraft kostete, gegen den Strom zu schwimmen, das kannst du mir glauben.«
»Wie lange betreibst du die Kunsthandlung eigentlich schon?«
»Im nächsten Jahr feiere ich mein erstes Jubiläum, Klärchen. Dann existiert die Kunsthandlung von Leuwenburgh nämlich seit genau zehn Jahren. Und dich und deinen klugen Walter lade ich hiermit schon mal mündlich zur feierlichen Party ein.«
»Danke schön. Aber eine feierliche Party wird’s bestimmt nicht. Wie ich dich kenne, veranstaltest du ein wahres Feuerwerk von Party.« Die junge Frau lächelte. »Und was zieht die Frau von Welt zu einer amüsanten Jubiläumsparty an? Schwarz, wie?«
»Komm, wie du magst, Klärchen, bei mir gibt’s keine Vorschriften. Sag mal, wie findest du dieses Aquarell? Eigentlich bin ich ja nicht für diese romantischen Stimmungsbilder, doch das hier ist meiner Meinung nach sichere und lockere Aquarellkunst in bester Watercolour-Tradition. Warum also nicht, wie?«
»Tut mir leid, aber von Bildern verstehe ich überhaupt nichts.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, Klärchen. Jeder Mensch hat doch bestimmte Vorlieben oder Abneigungen. Was hängt denn bei euch in eurem neuen Haus in Dahlem so alles an den Wänden?«
»Alles Ölgemälde, die Walter ausgesucht hat«, erwiderte die junge Frau und verzog das Gesicht. »Um ehrlich zu sein, hat er sie aussuchen lassen. Von dem Innenarchitekten, der unser Haus einrichtete. Unbeschreibliche Schinken, sage ich dir.«
»Wie«, lachte die Kunsthändlerin, »ihr habt euch euer Haus einrichten lassen? Von einem Innenarchitekten? Menschenskind, das finde ich ja irre! Ich dachte, so etwas gibt’s nur im Film!«
Klärchen Wittmann hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Walter legt eben großen Wert auf Perfektion«, erklärte sie mit einem Hauch von Verlegenheit. »Und seit er in Politik macht, müssen wir allerlei Einladungen im großen Stil geben.«
Sie schlenderte durch das Geschäft und betrachtete mit wenig interessiertem Gesichtsausdruck die einzelnen Bilder. »Aber glaub nur nicht, daß mir das Repräsentieren großen Spaß macht. Ich finde es vielmehr sterbenslangweilig. All diese Wichtigtuer und…«
Als sie mitten im Satz abbrach und stehenblieb, schaute die junge Kunsthändlerin sie erstaunt an. »Was hast du denn?«
»O la la, Doris, ich hatte ja keine Ahnung, daß es in Lüneburg so tolle Männer gibt!« Sie pfiff leise durch die erst kürzlich erstklassig gerichteten Zähne. »Donnerwetter, endlich mal ein attraktives Mannsbild. Solche Typen müßte Walter mal einladen!«
Als Doris von Leuwenburgh dann dem hochgewachsenen dunkelhaarigen Herrn, der vor dem rechten der beiden Schaufenster stand, ganz vertieft in den Anblick eines der dort ausgestellten Bilder, besonders liebenswürdig zunickte, entfuhr der zu Besuch in Lüneburg weilenden Freundin ein überraschtes: »Du kennst ihn?«
»Natürlich kenne ich Dr. Martens«, lachte Doris.
»Sag mal, ist er womöglich dein… neuer Spezi?«
»Unsinn.« Diesmal lachte Doris noch vergnügter.
»Aber wieso kennst du ihn dann?«
»Fast jeder in Lüneburg kennt ihn. Dr. Kay Martens ist inzwischen so eine Art Berühmtheit geworden.«
»Oh«, machte Klärchen Wittmann hingerissen und warf sich in Positur. »Dr. Kay Martens heißt dieses Bild von einem Mann! Klingt irgendwie nordisch-edel. Ist er verheiratet?«
»Ja.« Doris schmunzelte verhalten. »Schade.«
»Dr. Martens ist mit seinem Beruf verheiratet. Ansonsten ist er noch Junggeselle, ein hartnäckiger und überzeugter. Die Frau, die ihn herumkriegt, muß, fürchte ich, noch geboren werden.«
»Ausgesprochen schade. Jurist oder Mediziner?«
»Mediziner, und zwar ein… sagen wir mal begnadeter. Ärzte wie ihn gibt’s heutzutage nicht mehr wie