Niemand kannte seinen Traum: Der Bergpfarrer 303 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
()
Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Über der ›Nonnenhöhe‹ ging gerade die Sonne auf. Die meisten Fenster im Personaltrakt der Klinik waren noch dunkel, nur die Ärzte, Schwestern und Pfleger, die zur Frühschicht mussten, waren schon aufgestanden. Zu ihnen gehörte auch Thomas Frankenberg. Der junge Mediziner war erst gestern als sogenannter ›AiPler‹ in das renommierte Krankenhaus in den Wachnertaler Alpen gekommen und hatte heute seinen ersten Arbeitstag. Der Arzt im Praktikum würde für ein ganzes Jahr hierbleiben, um dann nach Würzburg zurückzukehren, woher er stammte. Ein ganzes Jahr! Thomas stand am Fenster und schaute hinaus, aus den Lautsprechern einer kleinen Musikanlage erklang eine Melodie. Ein Klavierstück von Chopin. Draußen lösten sich langsam die Morgennebel auf, nur hoch über den Gipfeln hielten sie sich noch. Das überstehe ich nie, dachte er und holte tief Luft, die er wieder ausstieß. Gleichzeitig kam ein gequältes Stöhnen über seine Lippen. Sein Blick glitt über den Parkplatz, da unten stand irgendwo sein Auto. Am liebsten hätte er sich hineingesetzt und wäre losgefahren. Irgendwohin, egal, nur fort. Aber das ging ja nicht, er war an diesen Ort gebunden, wie ein Gefangener in einem Kerker, und genauso fühlte er sich auch. Der Wecker, den er sich am Abend vorsichtshalber gestellt hatte, klingelte. Thomas ging zum Bett und schaltete ihn aus. Er war schon seit einer Stunde auf den Beinen, nachdem er die halbe Nacht ohnehin nicht geschlafen hatte. Thomas überprüfte noch einmal den Sitz seines Kittels, den er übergestreift hatte. Darunter trug er weiße Arzthosen, ein weißes Hemd, ohne Krawatte.
Mehr von Toni Waidacher lesen
Der Bergpfarrer Extra
Ähnlich wie Niemand kannte seinen Traum
Titel in dieser Serie (100)
Der Bergpfarrer 102 – Heimatroman: Die Tochter seines ärgsten Feindes… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 106 – Heimatroman: Er brach ihr das Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 116 – Heimatroman: Die Macht der Liebe wird uns helfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 109 – Heimatroman: Liebe auf den zweiten Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 111 – Heimatroman: Verschmähte Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 104 – Heimatroman: Der unbeugsame Bergbauer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 78 – Heimatroman: Stille Tränen – neues Glück? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 100 – Heimatroman: Geh' nicht am Glück vorbei Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 110 – Heimatroman: Wenn aus Freundschaft Liebe wird Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 114 – Heimatroman: Er wollte ihr eine Heimat geben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 99 – Heimatroman: Von der Liebe vergessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 105 – Heimatroman: Sagt mir, wer mein Vater ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 103 – Heimatroman: Dich hat mir der Himmel geschenkt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 107 – Heimatroman: Intrige aus Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeise kommt das Glück: Der Bergpfarrer 132 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 79 – Heimatroman: Wo das Edelweiß blüht… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 108 – Heimatroman: Solang du nur zu mir hältst! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 115 – Heimatroman: Katharinas neues Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Vergangenheit soll ruhen: Der Bergpfarrer 137 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 101 – Heimatroman: Nimm mich, wie ich bin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 112 – Heimatroman: Was kümmern uns die Leut'? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 121 – Heimatroman: Ein teuflischer Plan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 122 – Heimatroman: Florian, unser rettender Engel? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 118 – Heimatroman: Wer andere auf die Probe stellt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn sich drei Herzen finden...: Der Bergpfarrer 128 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRuf des Herzens: Der Bergpfarrer 138 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 126 – Heimatroman: Gefallener Engel? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 119 – Heimatroman: Braut für einen Tag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 117 – Heimatroman: Weil sie eine Fremde war Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLissi, bleib bei uns!: Der Bergpfarrer 144 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Ich will dir helfen!: Der Bergpfarrer 285 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMord im Spital: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 402 – Heimatroman: Jenny will nur noch vergessen... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen13 SHADOWS, Band 42: KLINIK DER VERLORENEN: Horror aus dem Apex-Verlag! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Zukunft für uns zwei: Der Bergpfarrer 289 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTatort Station 4: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 424 – Heimatroman: Wirbel um Dr. Elena Winter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlpendoktor Daniel Ingold #18: Verhängnisvolle Lügen: Cassiopeiapress Bergroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Himmel so nah: Der Bergpfarrer 163 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThomas West Arztroman - Hoffnung ist stärker als der Tod Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Siechenmagd: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin wunderbarer Arzt: Die unglaubliche Geschichte eines Hochstaplers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls das Unglück geschah: Kurfürstenklinik 52 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe trotz Hindernissen: Sabrina - Band 7 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMatto regiert: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIrmas Vormund: Eine Beziehungsgeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMatto regiert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer lange Weg zum Glück: Der Bergpfarrer 368 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHimmelwandTod: Österreich-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 381 – Heimatroman: Liebesglück und Liebesleid Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Daniel 49 – Arztroman: Verzeihung, Doc, ich liebe dich! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenken Sie an Ihren Eid, Herr Doktor: Karin Bucha Classic 20 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFestgezurrt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBegegnung im Unfallkrankenhaus: Dr. Norden Bestseller Classic 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlutschwestern: Der Arzt vom Tegernsee 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZeitabschnitt des Schicksals Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLass Vergangenes vergessen sein: Der Arzt vom Tegernsee 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmerzliches Erwachen: Der Arzt vom Tegernsee 50 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Notärztin mit sehr viel Herz: 3 ergreifende Arztromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Der Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesspiele auf Schloss Nymphenburg: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie griechische Überraschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Neapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRules Of Pain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir kommt das Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführt von dem griechischen Tycoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 6 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Billionaire's Agreement: Ein Weihnachtliche Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Wütende Gefangene des Scheichs: Die Quabeca Scheiche, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Versprochene Braut des Scheichs: Die Almasi Scheich, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Niemand kannte seinen Traum
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Niemand kannte seinen Traum - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 303 –
Niemand kannte seinen Traum
Findet Thomas zum wahren Glück?
Toni Waidacher
Über der ›Nonnenhöhe‹ ging gerade die Sonne auf. Die meisten Fenster im Personaltrakt der Klinik waren noch dunkel, nur die Ärzte, Schwestern und Pfleger, die zur Frühschicht mussten, waren schon aufgestanden.
Zu ihnen gehörte auch Thomas Frankenberg. Der junge Mediziner war erst gestern als sogenannter ›AiPler‹ in das renommierte Krankenhaus in den Wachnertaler Alpen gekommen und hatte heute seinen ersten Arbeitstag. Der Arzt im Praktikum würde für ein ganzes Jahr hierbleiben, um dann nach Würzburg zurückzukehren, woher er stammte.
Ein ganzes Jahr!
Thomas stand am Fenster und schaute hinaus, aus den Lautsprechern einer kleinen Musikanlage erklang eine Melodie. Ein Klavierstück von Chopin. Draußen lösten sich langsam die Morgennebel auf, nur hoch über den Gipfeln hielten sie sich noch.
Das überstehe ich nie, dachte er und holte tief Luft, die er wieder ausstieß. Gleichzeitig kam ein gequältes Stöhnen über seine Lippen.
Sein Blick glitt über den Parkplatz, da unten stand irgendwo sein Auto. Am liebsten hätte er sich hineingesetzt und wäre losgefahren. Irgendwohin, egal, nur fort. Aber das ging ja nicht, er war an diesen Ort gebunden, wie ein Gefangener in einem Kerker, und genauso fühlte er sich auch.
Der Wecker, den er sich am Abend vorsichtshalber gestellt hatte, klingelte. Thomas ging zum Bett und schaltete ihn aus. Er war schon seit einer Stunde auf den Beinen, nachdem er die halbe Nacht ohnehin nicht geschlafen hatte. Thomas überprüfte noch einmal den Sitz seines Kittels, den er übergestreift hatte. Darunter trug er weiße Arzthosen, ein weißes Hemd, ohne Krawatte. Weiße Socken und bequeme ›Latschen‹ vervollständigten das Bild eines Arztes. Er betrachtete sein Gesicht im Spiegel und bemühte sich, den gequälten Ausdruck darin verschwinden zu lassen. Doch das war leichter gesagt, als getan, wenn man gezwungen war, einer ungeliebten Tätigkeit nachzugehen.
Fünfundzwanzig Jahre war er jetzt alt, groß und schlank, ein ovales Gesicht, die Haut leicht gebräunt. Ein Erbe der Vorfahren seiner Mutter, die vor über fünfzig Jahren aus Italien eingewandert waren. Genauso, wie das dunkle, fast schwarze Haar und die braunen Augen.
Endlich gab sich Thomas einen Ruck. Er nahm den Zimmerschlüssel vom Sideboard, das in dem kleinen Flur stand, und öffnete die Tür. Ein langer Gang erwartete ihn, der von vereinzelt brennenden Lampen schwach beleuchtet wurde. Der Boden war mit einem gemusterten Teppich ausgelegt, an den Wänden hingen Bilder mit den unterschiedlichsten Motiven; Kunstdrucke bekannter Künstler zumeist, aber immerhin hübsch gerahmt. Vereinzelt standen Blumenkübel auf dem Gang, und man hatte eigentlich nicht den Eindruck, sich im Personaltrakt einer Klinik zu befinden.
Indes hatte es mit der Klinik ›Nonnenhöhe‹ auch seine eigene Bewandtnis. Ursprünglich als luxuriöse Schönheitsklinik gebaut, hatte sie dieser Bestimmung nur kurze Zeit gedient. Patricia Vangaalen, die ebenso reiche und schöne, wie skrupellose und machtgierige Unternehmerin, hatte das riesige Gebäude in den Wachnertaler Alpen errichten lassen, einzig zu dem Zweck, ihrem Erzfeind eins auszuwischen. Tatsächlich hatte Sebastian Trenker, der gute Hirte von St. Johann, den Bau nicht verhindern können, da Patricia sich die benötigten Genehmigungen durch Bestechung, Drohung und Erpressung besorgt hatte. Allerdings bekam der Bergpfarrer unerwartet Hilfe durch einen Berliner Journalisten, dem die Unternehmerin einmal übel mitgespielt hatte. Dennoch hatte der Mann es nicht unterlassen, weiterhin über Patricia zu recherchieren. Er gab sein Wissen über ihre Machenschaften an Sebastian weiter, der die Unterlagen der Staatsanwaltschaft zuspielte. Indes konnte die Vangaalen sich der Festnahme in letzter Sekunde durch Flucht entziehen. Sie verschwand für lange Zeit nach Südostasien, wohin sie geschäftliche Kontakte pflegte.
Die Klinik ›Nonnenhöhe‹ drohte daraufhin zu verwaisen, Hunderte Mitarbeiter standen von heute auf morgen auf der Straße. Sebastian Trenker grübelte darüber nach, wie zum Einen diesen Menschen geholfen werden konnte, und wie man zum anderen verhinderte, dass die verlassene Klinik eines Tages zur monströsen Ruine verkam. Auf sein Bitten hin übernahm der bekannte Internist Professor Ulrich Bernhard die ›Nonnenhöhe‹, zusammen mit anderen Ärzten. Aus der ehemaligen Schönheitsklinik wurde ein allgemeines Krankenhaus, das hervorragend mit den Häusern in der Kreisstadt und Garmisch Partenkirchen zusammen arbeitete. Darüber hinaus wurde die Klinik zur Ausbildungsstätte für junge Mediziner, die zwar ihr Studium beendet hatten, denen aber praktische Erfahrung fehlte. Die bekamen sie hier in reichlichem Maße, denn jeder Chefarzt der einzelnen Stationen war ein anerkannter Fachmann auf seinem Gebiet. Inzwischen hatten bereits die ersten Jahrgänge ihre Ausbildung hier abgeschlossen, und die Krankenhäuser in ganz Europa rissen sich darum, diese Ärzte einstellen zu können.
An das alles dachte Thomas Frankenberg nur kurz, als er über den Flur schritt und vor dem Fahrstuhl wartete. Die Geschichte der Klinik war ihm, gemeinsam mit den anderen Neuen, gestern während einer kleinen Begrüßungszeremonie erzählt worden. Er hatte nur mit halbem Ohr hingehört, während er in Gedanken den Klängen des Klavierkonzerts Nr. 3 von Sergej Rachmaninow lauschte. Die ›Prinz Rostislav Ouvertüre‹, die in seinem Gehirn, wie von einem CD-Player abgespielt, erklang.
»Guten Morgen.«
Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Thomas wendete den Kopf und sah in das lächelnde Gesicht einer jungen Frau. Sie war ähnlich gekleidet wie er, trug einen Arztkittel, anstelle des Hemds darunter aber ein weißes T-Shirt. »Guten Morgen«, grüßte er zurück und lächelte.
Jennifer Winter, fiel ihm wieder ein, war ihr Name.
»Sag einfach Jenny«, hatte sie gestern gesagt, als sie sich gegenseitig vorgestellt hatten. Acht neue AiPler waren sie insgesamt, Jenny und er arbeiteten auf der internistischen Station. Diese Fachrichtung hatten beide eingeschlagen.
»Na, wie war die erste Nacht?«, fragte sie. »Du weißt doch, was man in der ersten Nach in einer neuen Umgebung träumt, das geht in Erfüllung.«
Thomas nagte an der Unterlippe. Dann müsste ich gar nicht mehr hier sein, dachte er, zuckte aber nur die Schultern.
»Ich kann mich gar nicht erinnern, geträumt zu haben. Eigentlich habe ich kaum geschlafen.«
Jenny nickte verstehend.
»Vermutlich liegt’s daran, dass alles so neu ist«, meinte sie. »Ich bin erst ganz spät eingeschlafen.«
Der Fahrstuhl kam, die Tür glitt auf, und sie stiegen ein. Zwar war die Kabine recht groß, dennoch standen sie so dicht zusammen, dass sich ihre Arme berührten. Thomas spürte, wie ihn ein leichter Schauer durchfuhr. Wenn er seinem Aufenthalt hier überhaupt etwas Gutes abgewinnen konnte, dann war es Jenny Winter. Sie war ihm gleich gestern aufgefallen. Sie war ungefähr in seinem Alter, hatte blondes schulterlanges Haar, das sie zu einem Zopf im Nacken gebunden trug, und eine attraktive Figur. Zwei kleine Grübchen zeigten sich auf ihren Wangen, wenn sie lächelte, und ihre blauen Augen schienen in einem fort zu strahlen.
»So, dann wollen wir mal schau’n, was es Leckeres zum Frühstück gibt«, sagte sie, als der Fahrstuhl im Keller gehalten hatte, und sie zur Kantine gingen, die im Keller der Klinik eingerichtet war.
*
»Na, Herr Kollege, haben S’ sich inzwischen gut eingelebt?«
Thomas Frankenberg sah den Chefarzt an und nickte.
»Danke, ja. Man soll gar nicht glauben, wie schnell vierzehn Tage um sind.«
Dr. Germair lächelte.
»Das stimmt. Seit ich auf der ›Nonnenhöhe‹ arbeite, kommt’s mir vor, als flöge die Zeit nur