Lockruf aus der Vergangenheit: Dr. Norden Bestseller 448 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Ich muss Ihnen dringend raten, sich in der Behnisch-Klinik einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen«, erklärte Dr. Daniel Norden seiner Patientin Paula Schneider streng, während die züchtig den obersten Knopf ihrer Bluse schloss. »Sie leiden unter einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz. Das ist eine Herzschwäche, die unbedingt in der Klinik untersucht und behandelt werden muss.« »Ich gehe nicht in ein Krankenhaus«, antwortete die alte Dame mit einem grimmigen Lächeln auf den schmalen Lippen. »Zum Sterben abschieben, das könnte Ihnen so passen.« »Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme handelt? Kein Mensch will sie abschieben, schon gar nicht zum Sterben. Es geht darum, Ihr Leben wieder lebenswert zu machen und Ihnen eine ernsthafte Erkrankung zu ersparen.« »Papperlapapp. Verordnen Sie mir die nötigen Medikamente, das genügt. Und darüber, ob mein Leben lebenswert ist oder nicht, machen Sie sich mal keine Gedanken. Das entscheide ich immer noch selbst.« Mit diesen Worten griff Paula Schneider nach ihrer Handtasche. Für sie war der Arztbesuch beendet und hatte es eilig, in ihre kleine Pension zurückzukehren, die sie gemeinsam mit ihrer Tochter Martha führte. Dr. Daniel Norden blieb nichts anderes übrig, als die sture alte Dame zur Tür zu begleiten und sich dort von ihr zu verabschieden. »Melden Sie sich bitte, wenn Sie sich nicht wohlfühlen«
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Buchvorschau
Lockruf aus der Vergangenheit - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 448 –
Lockruf aus der Vergangenheit
Erinnerungen verwirren Martha
Patricia Vandenberg
»Ich muss Ihnen dringend raten, sich in der Behnisch-Klinik einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen«, erklärte Dr. Daniel Norden seiner Patientin Paula Schneider streng, während die züchtig den obersten Knopf ihrer Bluse schloss. »Sie leiden unter einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz. Das ist eine Herzschwäche, die unbedingt in der Klinik untersucht und behandelt werden muss.«
»Ich gehe nicht in ein Krankenhaus«, antwortete die alte Dame mit einem grimmigen Lächeln auf den schmalen Lippen. »Zum Sterben abschieben, das könnte Ihnen so passen.«
»Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme handelt? Kein Mensch will sie abschieben, schon gar nicht zum Sterben. Es geht darum, Ihr Leben wieder lebenswert zu machen und Ihnen eine ernsthafte Erkrankung zu ersparen.«
»Papperlapapp. Verordnen Sie mir die nötigen Medikamente, das genügt. Und darüber, ob mein Leben lebenswert ist oder nicht, machen Sie sich mal keine Gedanken. Das entscheide ich immer noch selbst.« Mit diesen Worten griff Paula Schneider nach ihrer Handtasche. Für sie war der Arztbesuch beendet und hatte es eilig, in ihre kleine Pension zurückzukehren, die sie gemeinsam mit ihrer Tochter Martha führte.
Dr. Daniel Norden blieb nichts anderes übrig, als die sture alte Dame zur Tür zu begleiten und sich dort von ihr zu verabschieden.
»Melden Sie sich bitte, wenn Sie sich nicht wohlfühlen«, machte er einen letzten Versuch, sie zur Vernunft zu bringen. Aber er erntete nur einen spöttischen Blick aus den flinken grauen Augen, ehe sie ihn verließ.
»Du liebe Zeit, Frau Schneider hat mir heute wieder einmal gründlich den Kopf gewaschen«, seufzte Daniel, als er zu seiner treuen Helferin Wendy an den Tresen trat, um sich die nächste Patientenkarte zu holen. »Das Schlimme ist, dass ihr Herz wirklich angegriffen ist. In der Behnisch-Klinik könnten genauere Untersuchungen durchgeführt und Frau Schneider auf die nötigen Medikamente eingestellt werden. Aber sie gehört leider Gottes noch der Generation an, die ein tiefes Misstrauen gegen Krankenhäuser hegt.«
»Viele alte Menschen unterliegen dem Irrglauben, sie würden zum Sterben in die Klinik abgeschoben.«
»Das waren auch die Worte von Paula Schneider. Dabei könnte sie mit ihrem Sturkopf mindestens hundert Jahre alt werden.«
»Ich bin sicher, dass es Ihnen gelingen wird, sie doch noch umzustimmen. Es gibt kaum eine Patientin, die sich Ihren Argumenten entziehen kann«, lächelte Wendy. »Besonders Anita Holzmann scheint in letzter Zeit einen besonders großen Gesprächsbedarf zu haben. Sie wartet schon ungeduldig im Wartezimmer«, fügte sie mit einem anzüglichen Lächeln hinzu.
»Schon wieder? Ich möchte mal wissen, was sie von mir will. Bis auf einen leicht erhöhten Cholesterinwert ist sie kerngesund.«
»Heute führt sie ein starker Husten hierher, wie sie mir wortreich erklärt hat.«
»Na, dann bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, als mich in die Höhle des Löwen zu begeben«, lächelte Daniel säuerlich. Gewöhnlich stand er den Leiden seiner Patienten offen und voller Mitgefühl gegenüber. Anita Holzmann aber übertrieb es in letzter Zeit. Sie kam beinahe täglich mit einem anderen Wehwehchen und schüttete ihm während der Untersuchung ihr Herz aus. Dabei sparte sie nicht mit Komplimenten und Sympathiebekundungen, die Daniel geflissentlich überging.
»Sie werden von einem starken Husten gequält?«, erkundigte er sich denn auch sehr zurückhaltend, als sie ihm mit aufreizendem Dekolleté gegenübersaß.
Theatralisch fuhr sie sich über die Stirn.
»Es ist ganz furchtbar, Herr Dr. Norden. Von heute auf morgen ist dieser grässliche Husten gekommen. Sie müssen unbedingt Ihre sanften Hände auflegen, dann ist es bestimmt gleich besser.«
»Wenn Sie diese Art der Behandlung wünschen, muss ich Sie leider enttäuschen. Da sind Sie bei einem Geistheiler deutlich besser aufgehoben.«
Anita lachte heiser.
»Sie haben einen ausgeprägten Sinn für Humor.«
»Das finden meine Frau und meine fünf Kinder auch«, bemerkte Daniel, um Anita Holzmann ein für alle Mal klarzumachen, dass er für ihre Avancen nicht zugänglich war. Auf diesem Ohr schien sie jedoch taub zu sein und wartete mit einem aufreizenden Lächeln darauf, dass er mit seiner Untersuchung beginnen würde. So unangenehm ihm das auch war, so genau wusste Daniel Norden, dass er in der Falle saß. Er kam nicht umhin, die Worte auszusprechen, auf die Anita Holzmann ganz offensichtlich wartete.
»Bitte machen Sie den Oberkörper frei, damit ich Ihre Lunge abhören kann.«
»Aber mit dem allergrößten Vergnügen. Ich habe extra meine neue Seidenwäsche für Sie angezogen«, lächelte Anita, während sie ihre Bluse aufreizend langsam aufknöpfte und dabei demonstrativ hüstelte.
Dr. Norden beugte sich unterdessen über seine Unterlagen. Ihm war diese Situation mehr als unangenehm, aber er hatte keine Idee, wie er den Fängen der Anita Holzmann entkommen konnte. Als sie seiner Aufforderung gefolgt war, hörte er sie rasch ab, bedacht darauf, die zarte weiße Haut nicht zu berühren.
»Schon fertig?«, fragte sie enttäuscht, als er ihr gleich darauf erklärte, sie könne sich wieder anziehen.
»Ihre Lungen sind vollkommen frei. Ich verschreibe Ihnen ein pflanzliches Mittel gegen Hustenreiz. Damit sollten Sie sich innerhalb weniger Stunden besserfühlen.«
»Es ist wirklich seltsam. Wenn ich bei Ihnen bin, sind meine Beschwerden schlagartig verschwunden. Haben Sie eine Erklärung dafür?«
»Leider nein. Und jetzt muss ich Sie bitten, sich anzuziehen«, wiederholte Daniel Norden mit leicht gereiztem Unterton, während Anita immer noch halb bekleidet vor ihm stand und keine Anstalten machte, ihre Bluse zu schließen. »Die nächsten Patienten warten, und mittags habe ich einen Besuch in der Behnisch-Klinik vor.«
»Sie haben Belegbetten?«, fragte sie neugierig.
»Nein«, seufzte Daniel gequält. »Aber ich betreue meine Patienten, die ich für eine weiterführende Behandlung in die Klinik einweisen muss.«
»Gut zu wissen«, sinnierte Anita Holzmann laut. Aufreizend langsam knöpfte sie ihre Bluse zu.
Der Arzt sagte nichts mehr. Er wusste, dass ihm diese Frau jedes Wort im Mund umdrehen würde, und wagte gar nicht daran, zu denken, was sie mit dieser neuen Information anfangen würde.
Zum Abschied schenkte Anita Holzmann ihrem Doktorchen, wie sie Daniel bei sich nannte, einen tiefen, feuchten Blick. Dann drehte sie sich um, strich ihren überkurzen Minirock glatt und stöckelte auf atemberaubend hohen Pumps davon. Beinahe wäre sie am Eingang mit Felicitas Norden zusammengestoßen, die unterwegs war, um einige Besorgungen zu erledigen. Dabei ließ sie die günstige Gelegenheit nicht ungenutzt und stattete ihrem Mann einen kurzen Besuch ab. Irritiert blickte Fee der auffallenden Schönheit nach.
»Die macht aber nicht unbedingt einen kranken Eindruck«, stellte sie fest, nachdem die Tür hinter Anita zugefallen war.
»Das ist sie auch nicht wirklich. Höchstens liebeskrank«, gab Wendy zurück und warf Daniel, der eben zu den beiden Frauen trat, einen mitfühlenden Blick zu.
»In wen ist sie denn unglücklich verliebt?«, erkundigte sich Fee misstrauisch, und Daniel verdrehte die Augen gen Himmel. Das war Antwort genug. »Ist das dein Ernst?«, amüsiert klopfte sie ihrem Mann auf die Schulter. »Was für ein schönes Kompliment. Da fühle ich mich ja ungemein geschmeichelt, dass sich eine junge, hübsche Frau in meinen Mann verliebt.«
»Es freut mich, dass du so gelassen bleibst.«
»Sollte ich etwa einen Grund zur Eifersucht haben?«
»Natürlich nicht, Liebste. Du solltest dir lieber überlegen, wie du mich aus den Fängen meiner Verehrerin befreien kannst.«
»Ich denke, du kannst dich deiner Haut sehr gut selbst erwehren, nicht wahr?«, lachte Fee vergnügt. Sie nahm das Problem auf die leichte Schulter und hatte