Mami und Papi - Trennung? Niemals!: Mami 2039 – Familienroman
Von Silva Werneburg
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Mit hochrotem Kopf kam Maja ins Haus gestürmt, warf ihre Tasche achtlos in den Garderobenschrank und eilte ins Wohnzimmer. Dort war Clarissa von Eschenburg gerade damit beschäftigt, die neuen Übergardinen aufzuhängen. »Bin ich zu spät? Ist Vati schon da?« erkundigte sich die Zehnjährige bei ihrer Mutter. »Nein, er hat angerufen und gesagt, daß er heute eine halbe Stunde später kommt. Durch irgendeine wichtige Geschäftsbesprechung ist er aufgehalten worden. War es denn schön bei deiner Freundin Laura?« »Ganz toll. Ich bin froh, daß ich in der neuen Schule so schnell eine gute Freundin gefunden habe. Lauras Eltern sind auch sehr nett. Sie wollten sogar, daß ich bis zum Abend bleibe und mit ihnen esse. Aber ich habe gesagt, daß das nicht geht, weil mein Vater heute etwas mit mir unternehmen will. Übrigens ist es so spät geworden, weil Lauras Meerschweinchen Junge bekommen haben. Vier Stück sind es. Sie sind erst eine Woche alt und unheimlich niedlich. Wir haben die ganze Zeit mit ihnen gespielt, und dabei habe ich völlig vergessen, auf die Uhr zu schauen.« Clarissa stieg von der Leiter und nahm ihre Tochter in den Arm. »Macht ja nichts, mein Schatz. Du bist noch rechtzeitg gekommen.
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Mami und Papi - Trennung? Niemals! - Silva Werneburg
Mami
– 2039 –
Mami und Papi - Trennung? Niemals!
Die kleine Maja vollbringt ein Wunder
Silva Werneburg
Mit hochrotem Kopf kam Maja ins Haus gestürmt, warf ihre Tasche achtlos in den Garderobenschrank und eilte ins Wohnzimmer. Dort war Clarissa von Eschenburg gerade damit beschäftigt, die neuen Übergardinen aufzuhängen.
»Bin ich zu spät? Ist Vati schon da?« erkundigte sich die Zehnjährige bei ihrer Mutter.
»Nein, er hat angerufen und gesagt, daß er heute eine halbe Stunde später kommt. Durch irgendeine wichtige Geschäftsbesprechung ist er aufgehalten worden. War es denn schön bei deiner Freundin Laura?«
»Ganz toll. Ich bin froh, daß ich in der neuen Schule so schnell eine gute Freundin gefunden habe. Lauras Eltern sind auch sehr nett. Sie wollten sogar, daß ich bis zum Abend bleibe und mit ihnen esse. Aber ich habe gesagt, daß das nicht geht, weil mein Vater heute etwas mit mir unternehmen will. Übrigens ist es so spät geworden, weil Lauras Meerschweinchen Junge bekommen haben. Vier Stück sind es. Sie sind erst eine Woche alt und unheimlich niedlich. Wir haben die ganze Zeit mit ihnen gespielt, und dabei habe ich völlig vergessen, auf die Uhr zu schauen.«
Clarissa stieg von der Leiter und nahm ihre Tochter in den Arm. »Macht ja nichts, mein Schatz. Du bist noch rechtzeitg gekommen. Aber jetzt mußt du dich umziehen. Vati wird jeden Moment auftauchen.«
Maja verschwand und Clarissa blieb allein zurück. Zufrieden betrachtete sie die edlen Übergardinen, die ausgesprochen gut mit der restlichen Fensterdekoration harmonierten. Obwohl sie genau die richtige Wahl getroffen hatte, fühlte sich die Sechsunddreißigjährige nicht ganz glücklich. Das lag allerdings nicht an den Gardinen.
Elf Jahre lang war Clarissa mit Roland von Eschenburg, dem wohlhabenden Besitzer einer Möbelhauskette, glücklich verheiratet gewesen. Die Familie hatte am Ortsrand in einer prachtvollen Villa gewohnt und niemals irgendwelche Sorgen oder Probleme gehabt.
Dann war plötzlich Nicole Rebhammer aufgetaucht. Roland hatte die erst fünfundzwanzig Jahre alte Frau als Einkaufsleiterin eingestellt. Vom ersten Tag an hatte Nicole ihrem Chef schöne Augen gemacht und damit Erfolg gehabt. Roland war ihrem jugendlichen Charme erlegen und inzwischen fest davon überzeugt, daß er nur an der Seite dieser Frau ein wirklich glückliches Leben führen konnte. Clarissa hatte alles versucht, um ihren Mann davon zu überzeugen, daß er einen Fehler machte. Doch er wollte nichts davon hören und war entschlossen, sich nach Ablauf eines Trennungsjahres von Clarissa scheiden zu lassen.
Clarissa hatte keine andere Wahl gehabt, als aus der Villa auszuziehen. Finanziell gab es keine Sorgen. Roland hatte am anderen Ende der kleinen Stadt ein hübsches Reihenhaus mit Garten für sie gemietet, trug sämtliche Kosten und überwies monatlich einen großzügig bemessenen Betrag auf Clarissas Konto, der für Mutter und Tochter mehr als ausreichend war. Auch einen nagelneuen Wagen der oberen Mittelklasse hatte Roland seiner Frau zur Verfügung gestellt. Doch all das tröstete Clarissa nicht über die Tatsache hinweg, daß sie ihre Familie verloren hatte. Niemals hätte sie in den vergangenen Jahren damit gerechnet, ihren Mann an eine andere Frau verlieren zu können. Doch nun war genau das geschehen. Nicole Rebhammer, die aussah, als wäre sie gerade einem Modejournal entstiegen, hatte es geschafft und legte sich keinerlei Rechenschaft darüber ab, daß sie nicht das Recht besaß, ein Familienglück zu zerstören. Was aus Clarissa und Maja werden sollte, war ihr absolut gleichgültig. Diese Frau, die dreizehn Jahre jünger war als Roland, dachte nur an sich selbst.
Seit zwei Monaten lebte Clarissa nun in ihrem neuen Haus und hatte inzwischen eingesehen, daß sie keine Chance hatte, ihren Mann zu halten. Maja glaubte noch nicht an eine endgültige Trennung. Sie war davon überzeugt, daß ihr Vater schon bald zur Vernunft kommen würde. In ihren Augen galt Nicole Rebhammer nicht als ernsthafte Konkurrenz. Aber die Vorstellung zehn Jahre alter Mädchen, das wußte Clarissa, entsprach nicht immer der Realität. Daß Roland regelmäßig einmal in der Woche erschien und einen Tag mit Maja verbrachte, bewies zwar, daß er an seiner Tochter noch Interesse hatte, sagte aber nichts darüber aus, ob ihm seine Frau noch etwas bedeutete. Diesen Unterschied, den Roland zwischen seiner Frau und seiner Tochter machte, konnte Maja nicht begreifen. Für sie bedeutete eine Familie eine feste Einheit.
Eilige Schritte auf der Treppe rissen Clarissa aus ihren Gedanken. »Ich bin fertig, Mutti. Frisch geduscht und umgezogen. Meinst du, Vati kann sich so mit mir sehen lassen?«
Damit ihre Mutter sie einer genauen Prüfung unterziehen konnte, drehte Maja sich im Kreis. Zu einer maisgelben Jeans trug sie ein hellblaues, mit kleinen Perlen verziertes T-Shirt und braune sportliche Schuhe.
»Du siehst hinreißend aus«, versicherte Clarissa und betrachtete die silberfarbene Spange, mit der Maja ihre langen dunkelblonden Haare zusammengebunden hatte. »Woher hast du die denn? Die kenne ich noch gar nicht.«
»Laura hat sie mir geschenkt. Ihre Oma hat sie in einer Drogerie gekauft. Leider gab es die Spangen nur im Doppelpack, und zwei Stück braucht Laura nicht. Also hat sie mir eine davon gegeben, weil wir gute Freundinnen sind.«
Mit dieser Auskunft gab sich Clarissa zufrieden und freute sich insgeheim darüber, daß ihre Tochter in der neuen Schule eine so nette Freundin gefunden hatte.
*
Für ihr Leben gern besuchte Maja Jahrmärkte. Das wußte Roland genau, und so fuhr er mit seiner Tochter an diesem Tag zu einer Frühjahrs-kirmis. Fast alles Fahrgeschäfte probierten die beiden aus. Nur für eine Fahrt mit der Achterbahn fehlte dem Mädchen der Mut. Dafür hatte Maja an einer Losbude Glück und gewann einen riesigen Frosch aus Plüsch.
»Das hat großen Spaß gemacht«, stellte Maja beim Verlassen des Kirmesplatzes fest. »Und was unternehmen wir jetzt? Es ist noch früh. Du brauchst mich noch nicht nach Hause zu bringen.«
»Das habe ich auch nicht vor. Wie denkst du über einen großen Eisbecher mit ganz viel Sahne und einem bunten Schirmchen oben drauf? Am Marktplatz gibt es eine Eisdiele, die um diese Jahreszeit schon geöffnet hat. Wollen wir beide dort hinfahren?«
Maja war einverstanden und saß mit ihrem Vater schon wenig später in der Eisdiele vor einem gigantisch anmutenden Eisbecher. Vorsichtig zog sie den bunten Papierschirm heraus und klappte ihn zusammen.
»Den nehme ich für Mutti mit. Darüber freut sie sich bestimmt. Ich mache ihr gerne eine Freude, weil sie in letzter Zeit so oft traurig ist. Eigentlich ist das nur deine Schuld. Mutti ist traurig, weil du dich von ihr getrennt hast. Ich finde das übrigens auch nicht schön. Früher ist alles viel besser gewesen. Warum kann das jetzt nicht auch so sein? Was hast du nur gegen Mutti?«
Roland seufzte hörbar auf. »Ich habe nichts gegen die Mutti. Das mußt du mir glauben. Sie ist eine wunderbare Frau, und ich habe sie sehr geliebt.«
»Aber jetzt tust du das nicht mehr, weil du dich in diese komische Nicole verliebt hast. Sie ist für dich auf einmal viel wichtiger als Mutti. Das verstehe ich nicht.«
»Dazu bist du auch noch ein bißchen zu jung. Weißt du, wenn man sich verliebt, kann man dagegen einfach nichts machen. Das heißt nicht, daß ich Mutti nicht mehr mag. Wir haben viele schöne Jahre miteinander verbracht. Diese Zeit werde ich nicht vergessen. Aber jetzt ist Nicole da, und die liebe ich einfach noch mehr. Sie ist wirklich phantastisch. Weißt du, gestern hat sie mir sogar vorgeschlagen, daß ich dich heute mit nach Hause bringen soll. Dann wollte sie frische Waffeln für uns alle backen. Aber ich habe ihr gesagt, daß das nicht geht, weil ich heute mit dir auf die Kirmes möchte. Nächste Woche ist die Kirmes vorbei. Dann können wir zu Hause Waffeln essen. Was meinst du da-zu?«
Maja starrte ihren Vater an. »Moment mal, heißt das etwa, daß diese Nicole bei uns zu Hause wohnt? Du hast die blöde Schnepfe bei dir einziehen lassen?«
»Nicole ist keine blöde Schnepfe«, widersprach Roland beina-
he beleidigt. »Selbstverständlich wohnt sie jetzt bei mir. Dagegen ist doch nichts einzuwenden. Schließlich leben Mutti und ich