Steffis Kummer hat ein Ende: Kinderärztin Dr. Martens 97 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen extrem liebenswerten Charme. Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Guten Morgen, Hanna! Du bist ja noch immer so erkältet, willst du nicht lieber einen Tag ausruhen?« Bea Martens, die Mutter der jungen Ärztin, sah ihre Tochter prüfend an. Ihre Erfahrung als Mutter sagte ihr, daß Hanna sich unmöglich so wohl fühlen konnte, wie sie vorgab. »Laß nur, Mutti, ich mache wenigstens meinen Schreibtischdienst in der Klinik, zu den Kindern darf ich ja nicht, damit sie sich nicht anstecken. Das schaffe ich schon!« »Du mußt es natürlich selbst wissen, aber deinen Patienten würdest du ein paar Tage Schonung verordnen, stimmt's?« Hanna nieste und bestätigte dann, daß sie das so machen würde. »Aber mich wirft so eine kleine Erkältung nicht gleich um, Mutti. Danke, Füchsin!« Die Haushälterin Jolande Rilla, wegen ihrer roten Haare nur »Füchsin« genannt, hatte Hanna ihren Kaffee gebracht. »Hanna, du solltest einen Tag im Bett bleiben und ordentlich schwitzen«, sagte sie jetzt bestimmt. »Hilfe! Ich bin die Ärztin, und ihr Laien erzählt mir, was ich zu tun habe! Schluß jetzt!« Sie lachte, aber Bea merkte, daß ein leicht gereizter Unterton in ihrer Stimme lag. Das bestätigte ihr, daß es Hanna nicht gut gehen konnte, sonst war sie stets ausgeglichen und fröhlich. Doch sie beschloß, lieber den Mund zu halten, denn Hanna war knapp dreißig Jahre alt, sie mußte ja wirklich selbst wissen, was sie tat.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Steffis Kummer hat ein Ende - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens
– 97 –
Steffis Kummer hat ein Ende
Was hat sie und ihre Mama so bedrückt?
Britta Frey
»Guten Morgen, Hanna! Du bist ja noch immer so erkältet, willst du nicht lieber einen Tag ausruhen?«
Bea Martens, die Mutter der jungen Ärztin, sah ihre Tochter prüfend an. Ihre Erfahrung als Mutter sagte ihr, daß Hanna sich unmöglich so wohl fühlen konnte, wie sie vorgab.
»Laß nur, Mutti, ich mache wenigstens meinen Schreibtischdienst in der Klinik, zu den Kindern darf ich ja nicht, damit sie sich nicht anstecken. Das schaffe ich schon!«
»Du mußt es natürlich selbst wissen, aber deinen Patienten würdest du ein paar Tage Schonung verordnen, stimmt’s?«
Hanna nieste und bestätigte dann, daß sie das so machen würde.
»Aber mich wirft so eine kleine Erkältung nicht gleich um, Mutti. Danke, Füchsin!«
Die Haushälterin Jolande Rilla, wegen ihrer roten Haare nur »Füchsin« genannt, hatte Hanna ihren Kaffee gebracht. »Hanna, du solltest einen Tag im Bett bleiben und ordentlich schwitzen«, sagte sie jetzt bestimmt.
»Hilfe! Ich bin die Ärztin, und ihr Laien erzählt mir, was ich zu tun habe! Schluß jetzt!«
Sie lachte, aber Bea merkte, daß ein leicht gereizter Unterton in ihrer Stimme lag. Das bestätigte ihr, daß es Hanna nicht gut gehen konnte, sonst war sie stets ausgeglichen und fröhlich. Doch sie beschloß, lieber den Mund zu halten, denn Hanna war knapp dreißig Jahre alt, sie mußte ja wirklich selbst wissen, was sie tat.
Doktor Hanna Martens, blond, blauäugig und zierlich, führte mit ihrem älteren Bruder Kay die Kinderklinik Birkenhain. Es war ein sehr hübsches Heideschlößchen, das die beiden mit Mut und Initiative umgebaut und zum Erfolg geführt hatten.
Hanna und Kay waren gleichberechtigte Partner und mochten sich sehr. Einer schätzte die Kompetenz des anderen, Streit gab es kaum einmal, und wenn, wurde er vernünftig und sachlich beigelegt.
Sie hatten gerade ein nasses, kaltes Frühjahr hinter sich in Ögela. Jetzt war es April geworden, die Sonne hatte heute beschlossen, mal wieder zu schauen, ob es sich lohnte, aus dem Wolkenbett zu steigen.
»So, ich gehe jetzt. Mach dir einen schönen Tag, Mutti. Hast du etwas Besonderes vor?«
»Nein, ich werde einen schönen Spaziergang machen, sofern die Sonne nachher noch scheint, dann muß ich ein paar Briefe beantworten. Kommst du zum Mittagessen?«
»Nein, ich möchte kurz nach Celle fahren. Ich will sehen, ob ich ein paar Fachbücher bekomme.«
»In Ögela ist eine kleine Leihbücherei eröffnet worden«, erzählte die Füchsin. »Sie soll einen guten Eindruck machen. Frag doch mal die junge Frau, vielleicht kann sie dir in Zukunft besorgen, was du brauchst!«
»Kann ich machen. Also, ich muß flitzen. Bis dann, Mutti!«
Bea Martens sah ihrer hübschen Tochter, die heute allerdings eine rote Nase und verquollene Augen hatte, hinterher. Das blaue Twinset und der karierte Faltenrock ließen sie aussehen wie einen Teenager. Sie war stolz auf ihre Kinder.
Hanna machte sich im Moment wenig Gedanken über ihr Aussehen. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, als sie der Mutter den Rücken drehte.
Sie fühlte sich wirklich scheußlich, Fieber hatte sie auch. Na ja, solange sie nicht mit den kleinen Patienten zusammenkam, konnte sie es verantworten.
Freundlich wurde sie begrüßt vom Personal der Klinik. Doch als sie das fünfte Mal die Frage nach ihrem Befinden beantwortet hatte, war sie froh, endlich ihr Zimmer erreicht zu haben.
»Soll ich Ihnen einen Kaffee bringen, Frau Doktor? Ich habe gerade frischen gekocht«, fragte Oberschwester Elli Gaus, die gerade über den Klinikflur kam.
»Nein danke, Oberschwester Elli, ich habe gerade welchen getrunken. Ist alles in Ordnung mit den Kindern? Besondere Vorkommnisse?«
»Toi, toi, toi, alles ruhig heute nacht. Auch der kleinen Sarah geht es wieder besser!«
Nun lächelte Hanna zum ersten Mal an diesem Morgen richtig. Sarah hatte ihnen viel Sorgen gemacht. Sie war mit einem schweren Asthma-Anfall eingeliefert worden. Es war ihnen gelungen herauszufinden, wodurch er ausgelöst worden war.
Eine Hausstaub-Allergie lag zugrunde.
»Das ist ja wunderbar! Da wird ihre Mutter ja glücklich sein!« antwortete sie herzlich.
»Ja, die junge Frau war völlig außer sich, weil sie dachte, sie hätte etwas falsch gemacht. Sie machen heute wohl keine Visite?«
»Nein, ich bin ja eine richtige Bazillenschleuder mit meiner Erkältung! Das gibt mir Gelegenheit, endlich mal die ganzen Berichte zu diktieren, die sich auf meinem Schreibtisch türmen. Wenn etwas Besonderes ist, wenden Sie sich an meinen Bruder. Ich bin heute unsichtbar!«
Oberschwester Elli lachte und verschwand in einem Krankenzimmer.
Hanna ließ sich auf ihren Stuhl hinter dem großen Schreibtisch fallen.
Wahrscheinlich hätte ich heute doch im Bett bleiben sollen, dachte sie.
Sie war erschöpft, schon bevor sie überhaupt angefangen hatte zu arbeiten.
Hanna versuchte, sich auf die Akten zu konzentrieren, aber immer wieder verschwammen die Buchstaben vor ihren Augen. Ihre Stirn war heiß, gleichzeitig fror sie.
Als es klopfte und gleich darauf Kay die Tür öffnete, bemühte sie sich um ein Lächeln.
»Guten Morgen, Hanna. Ich wollte mal schauen, wie es dir geht! Elli sagte, du sähest nicht gerade taufrisch aus!«
»Könnt ihr mich nicht endlich mal in Ruhe lassen damit? Jeder gibt mir gute Ratschläge!«
Besorgt sah er Hanna an. Diesen Ton kannte er nicht an ihr.
Ihre Augen glänzten unnatürlich. Das Gesicht war schweißbedeckt.
»Meine liebe Schwester, ich muß jetzt leider mal meine ganze Autorität ins Spiel bringen! Du wirst jetzt sofort hinübergehen und dich mindestens drei Tage ins Bett legen! Weißt du nicht, wie langwierig eine verschleppte Erkältung sein kann? Also, Akten zu und raus mit dir!«
»Aber ich wollte doch nur…«
»Nichts, außer im Bett liegen und dich verwöhnen lassen! Keine Widerrede!«
»Gut, Onkel Doktor, wenn du meinst. Ich gehe ja schon!«
*
Die nächsten drei Tage verbrachte sie tatsächlich im Bett, ließ sich von der Füchsin und ihrer Mutter verwöhnen, schlief viel und las Romane statt der Fachbücher, die sonst ihre Lektüre bildeten. Am dritten Tag war sie fieberfrei, aber Kay bestand darauf, daß sie noch zwei Tage der Klinik fernblieb.
Inzwischen war es wärmer geworden, so daß sie warm verpackt auf der Terrasse liegen konnte. Sie kam sich schon richtig faul vor, trotzdem genoß sie jede Minute ihres Zwangsurlaubes.
Gerade hatte sie den ausgezeichneten Kaffee und Kuchen verspeist, den die Füchsin ihr serviert hatte, als im Wohnzimmer das Telefon klingelte.
»Bleib liegen, ich gehe an den Apparat!« bestimmte Bea, die bei ihrer Tochter saß.
Zufrieden kuschelte sich Hanna wieder zurecht. Auch mal ganz schön, so umsorgt zu werden wie früher als Kind. Wenn sie da krank war, hatten Mutter und Vater immer sehr lieb alles getan, um sie aufzuheitern, ihr vorgelesen, mit ihr gespielt, überhaupt hatten Kay und sie eine schöne Kindheit gehabt.
Wie traurig manche Kinder aufwachsen mußten! Viele Schicksale erlebten sie an ihren kleinen Patienten.
»Hanna, du müßtest doch bitte einmal kommen! Der Anruf ist für dich!«
Sie schälte sich aus der warmen Decke und stand auf. Gott sei Dank wurde ihr dabei nicht mehr schwindelig, also war sie wohl wieder gesund!
»Hanna Martens«, meldete sie sich, als sie ihrer Mutter den Hörer abgenommen hatte.
»Hanna! Ich freue mich so, daß ich dich erreiche!«
Eine Männerstimme, die Hanna nichts sagte, außer daß die angesprochene Freude deutlich herauszuhören war.
»Wie schön. Darf ich auch erfahren, wer sich da so freut, mich zu erreichen?« antwortete sie lachend.
»Oh, entschuldige, Hanna, hier spricht Thomas Schlehmann, dein alter Leidensgenosse aus rosigen Studententagen! Na, klingelt’s?«
Nun konnte sie die Stimme auch wieder einordnen. Sie strahlte.
»Tom! Das ist ja eine gelungene Überraschung! Jetzt freue ich mich auch!«
Bea Martens ging lächelnd auf die Terrasse zurück. Hanna hatte sich neben dem Telefon in den Sessel gesetzt, ein Zeichen, daß das Gespräch länger dauern würde.
»Was machst du denn so, Tom? Bist du inzwischen auch Arzt geworden? Etwa tatsächlich Knochenbrecher?«
Er lachte laut. So hatte er früher die Orthopäden bezeichnet, wie sein Vater einer war. Thomas hatte damals davon geträumt, seine Praxis zu übernehmen.
Aber dann hatte er sein Studium für eine Weile unterbrochen, weil er den dringenden Wunsch verspürt hatte, auszusteigen. Auf einer kleinen griechischen Insel lebte er zwei Jahre mit einer Gruppe Gleichgesinnter zusammen, bis er merkte, daß es auf Dauer nichts