Eine Schwester zum Liebhaben: Kinderärztin Dr. Martens 87 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen extrem liebenswerten Charme. Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Ich mache mir doch langsam Sorgen um unseren Jungen, Detlev«, sagte Karin Hardenberg eines Abends zu ihrem Mann, als Nils schon lange oben in seinem Zimmer schlief. Karin und Detlev Hardenberg waren ein glücklich verheiratetes Ehepaar. Ihrer beider Sonnenschein war Nils, der zwölfjährige Sohn. Detlev Hardenberg war stellvertretender Direktor der Bank in Verden. Er konnte so seiner kleinen Familie ein angenehmes Leben bieten. Das Haus, in dem sie mit einer Köchin und einer jungen Hausangestellten lebten, war sehr groß und schön. Detlev Hardenberg liebte die stillen Abendstunden, in denen er sich ganz seiner Karin widmete. Er war gerade damit beschäftigt, für sich und Karin ein Glas Wein einzuschenken. Erstaunt sah er sie an und fragte ruhig: »Wieso machst du dir um Nils Sorgen, Liebes? Es ist doch alles in Ordnung mit ihm. Er strotzt nur so vor Gesundheit. Du mußt mir das schon ein wenig näher erklären. Meiner Meinung nach liegt überhaupt kein Grund vor, sich Sorgen um ihn zu machen.« »Du bist nicht so oft am Tag mit ihm zusammen wie ich, Detlev. Du bist ja fast den ganzen Tag außer Haus. Es ist auch nicht seine Gesundheit, um die ich mir Sorgen mache.« »Was denn dann, Liebes?« »Es ist seine Sprunghaftigkeit und sein immer deutlicher zutage tretender Egoismus. Ich, ich, und noch einmal ich, erst dann kommt bei dem Jungen etwas anderes.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Eine Schwester zum Liebhaben - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens
– 87 –
Eine Schwester zum Liebhaben
Nils und Natalie hatten einander nicht gesucht und doch gefunden
Britta Frey
»Ich mache mir doch langsam Sorgen um unseren Jungen, Detlev«, sagte Karin Hardenberg eines Abends zu ihrem Mann, als Nils schon lange oben in seinem Zimmer schlief.
Karin und Detlev Hardenberg waren ein glücklich verheiratetes Ehepaar. Ihrer beider Sonnenschein war Nils, der zwölfjährige Sohn. Detlev Hardenberg war stellvertretender Direktor der Bank in Verden. Er konnte so seiner kleinen Familie ein angenehmes Leben bieten. Das Haus, in dem sie mit einer Köchin und einer jungen Hausangestellten lebten, war sehr groß und schön.
Detlev Hardenberg liebte die stillen Abendstunden, in denen er sich ganz seiner Karin widmete. Er war gerade damit beschäftigt, für sich und Karin ein Glas Wein einzuschenken. Erstaunt sah er sie an und fragte ruhig: »Wieso machst du dir um Nils Sorgen, Liebes? Es ist doch alles in Ordnung mit ihm. Er strotzt nur so vor Gesundheit. Du mußt mir das schon ein wenig näher erklären. Meiner Meinung nach liegt überhaupt kein Grund vor, sich Sorgen um ihn zu machen.«
»Du bist nicht so oft am Tag mit ihm zusammen wie ich, Detlev. Du bist ja fast den ganzen Tag außer Haus. Es ist auch nicht seine Gesundheit, um die ich mir Sorgen mache.«
»Was denn dann, Liebes?«
»Es ist seine Sprunghaftigkeit und sein immer deutlicher zutage tretender Egoismus. Ich, ich, und noch einmal ich, erst dann kommt bei dem Jungen etwas anderes. Dabei ist er manches Mal so aggressiv, daß es mich erschreckt. Er war doch sonst nicht so. Ich frage mich, wo soll das hinführen, wenn wir dem nicht Einhalt gebieten können?«
»Geh, Liebes, bewertest du das alles nicht völlig falsch? Nils ist eben ein richtiger Junge. Es ist doch nicht schlimm, wenn er lebhafter und aufgeschlossener wird. Wäre es dir vielleicht lieber, wenn Nils ein Duckmäuser wäre, der sich an den Rockzipfel seiner Mutter klammert?«
»Natürlich will ich das nicht, Detlev. Kannst oder willst du mich nicht verstehen? Ich weiß sehr wohl, wie ein richtiger Junge sein muß. Auf keinen Fall aber ungezogen und aufsässig.«
Liebevoll zog Detlev seine junge Frau an sich und hauchte einen Kuß auf ihre Lippen.
Einige Minuten schwiegen beide, doch dann sagte Karin mit trauriger Stimme: »Alles wäre vielleicht anders, wenn der Junge nicht allein aufwachsen würde, wenn wir noch ein zweites Kind hätten. Warum muß es gerade mich treffen, warum? Ich finde es einfach nicht fair. Du weißt, wie sehr ich mir all die Jahre ein zweites Kind wünsche. Wir möchten so gern und bekommen keines mehr, andere wollen nicht und bekommen so viele. Nein, es ist einfach nicht fair.«
»Fair oder nicht, wir müssen uns damit abfinden. Du weißt, daß es für uns keine andere Möglichkeit gibt. Die schwere Geburt von Nils hat damals fast dein Leben gekostet, das wissen wir beide. Du mußt endlich vergessen. Wir haben den Jungen und sind mit ihm sehr glücklich. Was wollen wir mehr? Wir müssen uns dem Schicksal fügen. Oder bist du nicht glücklich?«
»Doch, ich bin mit dir und Nils sehr glücklich, das weißt du. Trotzdem bleibt die Sehnsucht in mir ständig wach. Es ist für mich so unsagbar schwer, meine Hoffnungen aufzugeben. Es ist doch möglich, daß eines Tages mein Traum noch in Erfüllung geht.«
*
Geräuschlos öffnete Karin am nächsten Morgen um sieben Uhr die Tür zu Nils’ Zimmer. Voll mütterlichen Stolzes sah sie in das Gesicht ihres fest schlafenden Jungen. Wie sehr sie ihn doch liebte. Sie würde alles dafür tun, damit aus ihm ein anständiger, liebenswerter junger Mann würde. Es tat ihr fast leid, ihn aus seinem friedlichen Schlaf herauszuholen. Aber es mußte sein, denn er sollte pünktlich in der Schule sein. Karin gab sich einen leichten Ruck und trat ans Bett. Ihn leicht an der Schulter rüttelnd sagte sie: »Hallo, du Langschläfer, raus aus den Federn, es ist höchste Zeit für dich.«
Der Zwölfjährige, ein hübscher Junge mit dunklen Haaren, fuhr hoch und rieb sich verschlafen die Augen.
»Warum kann ich nicht noch ein bißchen schlafen, Mutti? Ich bin so müde.«
»So geht es nicht, mein Junge«, sagte sie. »Und jetzt will ich kein Wort mehr von dir hören.« Mit festen Schritten verließ Karin Hardenberg das Zimmer ihres Sohnes. Sie dachte dabei: Das hätte Detlev eben mitbekommen müssen, vielleicht hätte er dann verstanden, was ich ihm hatte sagen wollen. Sie war überzeugt, daß Nils sich nach ihren Worten beeilen würde.
Nils beeilte sich wirklich, aber sein Gesicht war mehr als mißmutig verzogen, als er zehn Minuten später die Küche betrat.
Karin übersah es und sagte: »Setz dich bitte und iß etwas. Deine Schulbrote und einen Apfel habe ich schon in deine Tasche gepackt. Tina wird sofort kommen und deine Milch bringen. Fang schon an, sonst wird es wirklich noch zu spät für dich.«
»Wenn du mich so drängst, habe ich schon keinen Hunger mehr, Mutti. Ich muß jetzt auch los.«
Nils griff nach seiner Schultasche und lief aus dem Eßzimmer. Einen Moment später wurde draußen mit einem lauten Knall die Haustür zugeschlagen.
Karin starrte noch immer verdutzt auf die Tür, als es kurz klopfte, und eine mollige Frau so um die Fünfzig herum das Eßzimmer betrat.
»Was hat denn der Junge heute morgen, Frau Hardenberg? So eilig hat er es doch sonst nicht, in die Schule zu kommen. Was wird nun mit seiner Milch?« Kopfschüttelnd sah die Frau Karin an.
»Ganz einfach, Tina, nehmen Sie die Milch wieder mit in die Küche. Nils ist heute etwas bockig. Ist der Kaffee auch schon fertig? Mein Mann wird jeden Moment herunterkommen.«
»Alles fertig, ich schicke die Gerti mit dem Kaffee, wenn Ihr Mann unten ist.«
»In Ordnung, Tina, wenn mein Mann später das Haus verlassen hat, komme ich in die Küche, damit wir die Einkaufsliste für die kommende Woche besprechen können.«
»Alles klar, Frau Hardenberg, ich gehe dann wieder in die Küche.«
Einen Moment später war Karin wieder allein im Zimmer und wartete auf ihren Mann. Als dieser ein paar Minuten später ins Zimmer trat, fragte er erstaunt: »War das unser Filius, der da so stürmisch das Haus verlassen hat? Er ist heute morgen wohl mit dem falschen Bein aus dem Bett gestiegen.«
»Es hat Nils nicht gepaßt, daß ich ihn geweckt habe. Er war ziemlich böse auf mich, weil er nicht den Musikunterricht schwänzen durfte. Was sagst du nun?«
»Machst du dir etwa darüber Sorgen, Karin? Was glaubst du wohl, wie oft wir als Jungen Schulstunden geschwänzt haben? Hast du selbst niemals gemogelt?«
»Nein, ich bin sehr gerne in die Schule gegangen. Ich hatte es nicht nötig zu mogeln.«
»Na ja, wie auch immer, es schadet nicht, wenn du auch mal beide Augen zudrückst. Aber jetzt habe ich erst einmal Kaffeedurst. Sagst du Tina Bescheid, damit sie den Kaffee bringt?«
»Es wird sofort jemand frischen Kaffee bringen, Detlev. Ich habe schon mit Tina gesprochen.«
Das Hausmädchen Gerti brachte ein paar Minuten später den Kaffee und ließ das Ehepaar Hardenberg wieder allein. Während des Frühstücks unterhielten sich Detlev und Karin Hardenberg über Dinge des Alltags. Er merkte, daß seine junge Frau an diesem Morgen nicht so recht bei der Sache war.
Prüfend sah er sie an und sagte lächelnd: »Mach dir nicht so viele Gedanken. Unser Junge ist ganz in Ordnung. Ich habe dir ja versprochen, daß ich mich in meiner Freizeit mehr um ihn kümmern werde. Und denke noch einmal über meinen Vorschlag nach, heute nachmittag einen Stadtbummel mit Nils zu unternehmen. Macht euch einen schönen Nachmittag, das bringt euch beide auf andere Gedanken.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich ihn heute dazu bewegen kann. Außerdem habe ich eigentlich nicht vor, ihn auch noch für sein schlechtes Benehmen von heute morgen zu belohnen. Aber wir reden und reden. Wirf mal einen Blick auf die Uhr. Mußt du nicht zur Bank?«
Detlev Hardenberg sah auf seine Uhr und sagte erschrocken: »In der Tat, es wird wirklich Zeit für mich. Gott sei Dank ist es nur ein kurzes Stück bis zur Bank. Mach’s gut, wir sehen uns dann heute gegen Abend.«
Ein zärtlicher Abschiedskuß, und mit einem weiteren Blick auf seine Uhr griff Detlev nach seinem Aktenkoffer und ging mit ausgreifenden Schritten aus dem Zimmer.
Nur wenige Minuten später hörte Karin ihn aus der Garage fahren. In Ruhe trank sie