Angela hat einen Schutzengel: Kinderärztin Dr. Martens Classic 56 – Arztroman
Von Britta Frey
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Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
Karina Mendel erwachte durch lautes Vogelgezwitscher, das durch das offene Fenster in ihr Zimmer drang. Und die Sonne malte schon goldene Kringel auf den Teppichboden. Es versprach ein wunderschöner Tag zu werden. Während sich Karina dehnte und streckte, dachte sie: Ich bin unendlich glücklich, denn ich liebe und werde wieder geliebt von dem wunderbarsten Mann, dem ich je begegnet bin. Seit vier Wochen war sie mit Simon Bauer verlobt, und beide hatten sich vorgenommen, ihr großes Glück ganz fest zu halten, denn sie kannten auch das Sprichwort: Glück und Glas, wie leicht bricht das. Karina war zweiundzwanzig und sie wußte, daß sie schön war. Ihr Spiegel zeigte es ihr jeden Tag. Sie hatte ein ovales Gesicht, eine schmale Nase und einen schönen Mund. Zu ihrem halblangen schwarzen Haar bildeten ihre tiefblauen Augen einen wunderbaren Kontrast. Sie arbeitete als Fotomodell für eine gute Agentur. Der Starfotograf, Markus Köhler, hatte ihr erst gestern wieder Komplimente gemacht, als er einige Aufnahmen machte. Er lobte sie auch, weil sie nicht so übermäßig schlank war wie die meisten Models, die gar keine Rundungen mehr hatten. Als sie ihm vor ein paar Tagen gesagt hatte, daß sie sich verlobt habe, fragte er mit heruntergezogenen Mundwinkeln: »Mußte das sein?« Sie schüttelte verneinend den Kopf, denn sie wußte, was er meinte. Dann wollte er gleich wissen, ob sie weiter mit ihm arbeiten würde. Karina hatte ihm keine definitive Antwort geben können, denn sie hatte mit Simon noch nicht darüber gesprochen. In Gedanken sah sie nun den Geliebten vor sich. Leise sagte sie: »Ich liebe dich so sehr, Simon, daß es fast schon ein wenig weh tut.« Er war einen Kopf größer als sie, und sie mochte es gern, sein blondes, leicht gelocktes Haar mit ihren Händen zu zerzausen. Seine hellen blauen Augen blickten sie dann streng an, und er brummte: »Ich warne dich, kleine Hexe.«
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Kinderärztin Dr. Martens
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Angela hat einen Schutzengel - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 56 –
Angela hat einen Schutzengel
Britta Frey
Karina Mendel erwachte durch lautes Vogelgezwitscher, das durch das offene Fenster in ihr Zimmer drang. Und die Sonne malte schon goldene Kringel auf den Teppichboden. Es versprach ein wunderschöner Tag zu werden.
Während sich Karina dehnte und streckte, dachte sie: Ich bin unendlich glücklich, denn ich liebe und werde wieder geliebt von dem wunderbarsten Mann, dem ich je begegnet bin.
Seit vier Wochen war sie mit Simon Bauer verlobt, und beide hatten sich vorgenommen, ihr großes Glück ganz fest zu halten, denn sie kannten auch das Sprichwort: Glück und Glas, wie leicht bricht das.
Karina war zweiundzwanzig und sie wußte, daß sie schön war. Ihr Spiegel zeigte es ihr jeden Tag. Sie hatte ein ovales Gesicht, eine schmale Nase und einen schönen Mund. Zu ihrem halblangen schwarzen Haar bildeten ihre tiefblauen Augen einen wunderbaren Kontrast.
Sie arbeitete als Fotomodell für eine gute Agentur. Der Starfotograf, Markus Köhler, hatte ihr erst gestern wieder Komplimente gemacht, als er einige Aufnahmen machte. Er lobte sie auch, weil sie nicht so übermäßig schlank war wie die meisten Models, die gar keine Rundungen mehr hatten.
Als sie ihm vor ein paar Tagen gesagt hatte, daß sie sich verlobt habe, fragte er mit heruntergezogenen Mundwinkeln: »Mußte das sein?« Sie schüttelte verneinend den Kopf, denn sie wußte, was er meinte. Dann wollte er gleich wissen, ob sie weiter mit ihm arbeiten würde.
Karina hatte ihm keine definitive Antwort geben können, denn sie hatte mit Simon noch nicht darüber gesprochen.
In Gedanken sah sie nun den Geliebten vor sich. Leise sagte sie: »Ich liebe dich so sehr, Simon, daß es fast schon ein wenig weh tut.«
Er war einen Kopf größer als sie, und sie mochte es gern, sein blondes, leicht gelocktes Haar mit ihren Händen zu zerzausen. Seine hellen blauen Augen blickten sie dann streng an, und er brummte: »Ich warne dich, kleine Hexe.« Dabei hob er sie hoch und wirbelte sie im Zimmer umher, bis sie um Gnade flehte.
Karina dachte nun sehnsüchtig an seine zärtlichen Küsse, seine Liebkosungen, die sie nun für einige Tage entbehren mußte. Simon war heute früh am Morgen nach Berlin geflogen, weil er wichtige Besprechungen mit verschiedenen Geschäftspartnern führen mußte. Er hatte in Hannover in der Calenbergstraße ein Architekturbüro – und war mit seinen dreißig Jahren schon ein gefragter Mann.
Karina sah nun auf ihre Uhr, schloß noch einmal die Augen, denn sie hatte heute keinen Fototermin. Sie hörte nicht, daß ihre Tür geöffnet wurde, und erschrak deshalb sehr, als ein naßkalter Waschlappen auf ihr Gesicht klatschte.
»Bist du verrückt, mich so zu erschrecken?« schrie sie ihre Schwester Carolin an.
»Wenn du nicht sofort aufstehst und freiwillig das Frühstück machst, wirst du verdonnert, es zwei Wochen lang zu machen.« Mit einem spöttischen Lachen verließ Carolin das Zimmer.
»Warum bin ich nur mit so einer boshaften Schwester bestraft?« sagte Karina leise. Sie wußte, es wäre besser gewesen, als ihre Mutter vor drei Jahren wieder heiratete und mit ihrem Mann nach Amerika ging, wenn sie die Wohnung Carolin überlassen hätte. Damals jedoch waren sie beide froh gewesen, die Eigentumswohnung der Mutter zu haben, denn jeder hatte nur die Hälfte der Nebenkosten zu tragen. Und viel hatten sie beide noch nicht verdient.
Carolin wird froh sein, wenn ich Simon heirate, dann hat sie die Wohnung für sich. Aber von Heirat war vorerst nicht die Rede. Simon hatte nur ein kleines Appartement neben seinem Büro. Er hatte zwar in den letzten Wochen ein Haus entworfen und auch ein Modell davon angefertigt. Karina war hell begeistert von den großzügigen Räumen und der Terrasse, doch das entsprechende Grundstück für ihrer beider Traumhaus hatte er noch nicht gefunden.
Nun stand Karina auf, öffnete weit die Fenster und machte ein paar gymnastische Übungen, dann ging sie ins Bad. Kaffeeduft stieg ihr in die Nase, und sie freute sich, daß Carolin doch Frühstück gemacht hatte. Sie hatte sich umsonst gefreut, denn auf dem Tisch stand nur ein gebrauchtes Gedeck. Die Kaffeekanne war leer, nur der Duft hing noch in der Küche. Im Kühlschrank war weder Butter noch sonst was Eßbares. Auch im Brotkasten lag kein Stückchen Brot.
»So ein Biest«, schimpfte Karina und brühte sich frischen Kaffee auf. Da fiel ihr ein, daß in der Handtasche, die sie immer bei Fototerminen mit hatte, noch ein paar Kekse sein müßten. Als hätte sie einen Schatz gefunden, fiel Karina über diese geschmacklosen Dinger her.
Schon wieder lächelnd dachte sie, die Zeit, die sie noch mit ihrer Schwester zusammensein mußte, würde auch einmal vorbei sein. Sie wollte heute wieder großzügig sein und den Kühlschrank auffüllen, auch wenn Carolin an der Reihe war. Die Schwester verdiente als Sekretärin nicht so viel wie sie.
Nachdem sie ihr karges Frühstück hinter sich hatte, räumte sie die Wohnung auf – Carolins Zimmer war für sie tabu – ihr reichte schon das Wohnzimmer, das manchmal wie nach einer Schlacht aussah.
Plötzlich klingelte das Telefon. Und zu ihrer Freude war Simon am Apparat. »Hallo, mein Herz, ich vermisse dich jetzt schon… Also sag ganz schnell, daß du mich liebst.«
»Ich liebe dich sehr, Simon. Die Tage ohne dich werden entsetzlich leer sein.«
»Es wäre wunderschön, wenn du hier sein könntest. Berlin ist eine herrliche Stadt.«
»Ich weiß, denn ich war schon ein paarmal dort. – Hattest du einen guten Flug, Simon?«
»Ja, Gott sei Dank, ganz ohne Turbulenzen. Du weißt ja, daß ich nur ungern in so einen Vogel steige.«
»Ich weiß, aber ich finde fliegen herrlich.«
»Karina – ich umarme dich in Gedanken ganz fest. Jetzt muß ich wieder zur Besprechung. Ich rufe dich heute abend noch einmal an.«
»Ja, ich freu’ mich drauf.«
*
Was Karina auch nicht wußte: Markus Köhler, der Starfotograf, war über ihre Verlobung sehr enttäuscht. Er hatte gehofft, diese wunderschöne Frau mit den faszinierenden Augen für sich zu gewinnen. Als er aber dann von ihr hörte, daß die Hochzeit noch nicht festgelegt war, beflügelte ihn neue Hoffnung.
Er hatte viele Bekannte unter den besten Fotografen der Welt – und er ließ seine Verbindungen spielen. Die schönsten Aufnahmen von Karina schickte er an ein paar Kollegen, und eines Tages klappte es. Er bekam einen Anruf aus Paris, Georges Bernard gefielen die Aufnahmen Karinas ganz besonders gut.
»Markus, ich dachte schon, daß du diese Schönheit für immer unter Vertrag genommen hast.«
»Leider nicht. Karina hat sich verlobt, und ich bin sicher, daß sie bald heiraten wird, denn der Glückspilz ist Architekt und noch dazu vermögend.«
»Bring diese Karina nach Paris, und ich gebe ihr einen Vertrag, den sie nicht ablehnen wird. So ein Model suche ich schon lange. Ehrlich, gern hätte ich sie dir abgeworben, doch das macht man ja nicht unter Kollegen.«
»Ich möchte aber weiter mit ihr arbeiten, denn ich kenne sie am besten und weiß sie zu motivieren. Kannst du mich brauchen?«
»Das ist die Lösung, denn ich bin zur Zeit mit Aufträgen mehr als eingedeckt, aber ich bin sicher, Karina kommt in Paris hundertprozentig an. Wann kommst du mit ihr, Markus?«
»Ich muß warten, bis Karinas Verlobter wieder verreist, denn ich glaube, er würde es ihr ausreden, für länger nach Paris zu gehen.«
»Du bist doch ein schlauer Fuchs, Markus. Aber ich verlaß mich auf dich. Und du wirst auch mehr als zufrieden sein.«
»Ich rufe dich sofort an, wann wir kommen, und ich bin sicher, daß alles nach unseren Wünschen läuft.« Was er Georges nicht sagte, war, daß er in Karina verliebt war und sehr hoffte, sie in Paris für sich zu gewinnen.
Und das Schicksal oder der Zufall, ganz gleich, wie man es nennen will, kam Markus Köhler zu Hilfe.
Simon Bauer, Karinas Verlobter, mußte überraschend für mehrere Tage nach Rom. Und obwohl Markus Köhler mit seinem Auftrag noch nicht ganz fertig war, sagte er einen Tag später zu Karina: »Ich habe ein Attentat auf Sie vor, Karina.« Als sie ihn erstaunt ansah, meinte er lächelnd: »Für ein paar Tage muß ich dringend nach Paris. Georges Bernard, ein Freund, möchte unbedingt von Ihnen ein paar Modeaufnahmen machen. Er hat Sie in einem Magazin gesehen und er rief mich gestern an, ob er Sie einmal ausleihen darf.«
»Mich?« fragte sie zweifelnd.
»Ja, Sie, Karina. Und er zahlt enorm gut, denn er will Sie auf dem Titelblatt der ›Vogue‹ haben.«
»Wie lange wären wir in Paris?«
»Ich denke drei, vier Tage.« Daß er Karina Lügen auftischte, denn er wollte sie mindestens ein halbes Jahr dort haben, störte ihn nicht im geringsten, denn der Zweck heiligt