Er log, weil er die Wahrheit fürchtete: Dr. Laurin 154 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Liebst du mich noch?« Wie eine Schmeichelkatze schmiegte sie sich an ihn.
Er lachte leise, klappte sofort die Autozeitschrift zusammen und ließ sie achtlos auf den Teppichboden fallen. Temperamentvoll umarmte er die schöne Frau und küsste sie leidenschaftlich. »Genügt das als Antwort auf deine Frage?«, erkundigte sich Niklas dann atemlos.
»Weiß noch nicht«, lautete die Antwort. »So ganz überzeugt bin ich noch nicht.«
Er küsste Ramona wieder und wieder, und sie erwiderte seine Zärtlichkeit voller Inbrunst.
»Aber bei aller Liebe«, murmelte er zwischen zwei Küssen, »ich bin trotzdem hungrig. Lass uns irgendwo was essen gehen.«
Ramona Lindner war gleich einverstanden. Sie überlegten eine Weile, welches Restaurant sie aufsuchen sollten, dann entschieden sie sich dafür, griechisch essen zu gehen.
»Ich ziehe mir nur schnell was anderes über«, sagte die junge Frau und verschwand.
Ein paar Tupfer Parfüm waren durchaus angebracht, fand Ramona und wählte unter ihrem großen Sortiment eine leichte Duftnote aus. Niklas brachte ihr fast jedes Mal eine neue Flasche mit, darum besaß sie so viele davon.
»Hm …« Niklas schnupperte lächelnd an ihrer Wange, als sie ihn bei der Hand nahm und wegzog. »Das Neue?«
»Nein, das hatte ich gestern. Merkst du keinen Unterschied?«
Er kam mit seiner Nase näher und fuhr damit über ihren schlanken Hals. Wieder wollte er sie küssen, doch diesmal entzog sie sich ihm. »Erst essen«, meinte sie mit einem verführerischen Lächeln. »Dann sehen wir weiter.«
»Gemein bist du. Erst machst du mir schöne Augen, und dann …« Aber bereitwillig folgte er ihr. Hand in Hand gingen sie zum Griechen, wo man das schöne Liebespaar schon
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Er log, weil er die Wahrheit fürchtete - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 154 –
Er log, weil er die Wahrheit fürchtete
Patricia Vandenberg
»Liebst du mich noch?« Wie eine Schmeichelkatze schmiegte sie sich an ihn.
Er lachte leise, klappte sofort die Autozeitschrift zusammen und ließ sie achtlos auf den Teppichboden fallen. Temperamentvoll umarmte er die schöne Frau und küsste sie leidenschaftlich. »Genügt das als Antwort auf deine Frage?«, erkundigte sich Niklas dann atemlos.
»Weiß noch nicht«, lautete die Antwort. »So ganz überzeugt bin ich noch nicht.«
Er küsste Ramona wieder und wieder, und sie erwiderte seine Zärtlichkeit voller Inbrunst.
»Aber bei aller Liebe«, murmelte er zwischen zwei Küssen, »ich bin trotzdem hungrig. Lass uns irgendwo was essen gehen.«
Ramona Lindner war gleich einverstanden. Sie überlegten eine Weile, welches Restaurant sie aufsuchen sollten, dann entschieden sie sich dafür, griechisch essen zu gehen.
»Ich ziehe mir nur schnell was anderes über«, sagte die junge Frau und verschwand.
Ein paar Tupfer Parfüm waren durchaus angebracht, fand Ramona und wählte unter ihrem großen Sortiment eine leichte Duftnote aus. Niklas brachte ihr fast jedes Mal eine neue Flasche mit, darum besaß sie so viele davon.
»Hm …« Niklas schnupperte lächelnd an ihrer Wange, als sie ihn bei der Hand nahm und wegzog. »Das Neue?«
»Nein, das hatte ich gestern. Merkst du keinen Unterschied?«
Er kam mit seiner Nase näher und fuhr damit über ihren schlanken Hals. Wieder wollte er sie küssen, doch diesmal entzog sie sich ihm. »Erst essen«, meinte sie mit einem verführerischen Lächeln. »Dann sehen wir weiter.«
»Gemein bist du. Erst machst du mir schöne Augen, und dann …« Aber bereitwillig folgte er ihr. Hand in Hand gingen sie zum Griechen, wo man das schöne Liebespaar schon kannte und dementsprechend erfreut begrüßte.
Sie bestellten Lammkoteletts mit grünen Bohnen und tranken geharzten Wein dazu. »Wann kommst du zurück?«, wollte Ramona wissen. »Schon wieder drei Tage ohne dich.«
»Du bist unfair, Schatz. Wir hatten doch vereinbart, dass niemand dem anderen seinen Beruf vorwerfen darf. Ich bin mit Leib und Seele Pilot. Das weißt du doch nicht erst seit heute.«
»Ich weiß ja«, erwiderte sie. »Ich finde es ja auch ganz toll, mit einem Piloten zusammen zu sein. Ich bin sogar richtig stolz auf dich. Wenn ich meinen Freundinnen von dir erzähle, dann … Gut, dass du es nicht hörst. Meine Lobgesänge könnten dich hochnäsig machen. Ich bin nur nicht gern so lange ohne dich, Niklas, das ist alles.«
»Du hättest Flugbegleiterin werden sollen, dann …«
»So wie deine Verflossene?«, warf sie etwas spitzzüngig ein.
»Dann könntest du mich auf allen Flügen begleiten.«
»Glaubst du wirklich, man würde uns gemeinsam in ein Flugzeug stecken? Ich könnte jedenfalls für nichts garantieren. Das Cockpit würde sofort zum Liebesnest umfunktioniert.«
»Ich werfe dir deinen Job doch auch nicht vor, obwohl ich oft ganz eifersüchtig auf die Kerle bin, die sich vor deiner Kamera produzieren.«
Ramona lachte. Der junge Kellner schaute neugierig hinüber. Er hätte gern gewusst, was die schöne Frau so amüsierte.
»Ich bin eine treue Seele«, erklärte Ramona schließlich und hob ihr Glas. »Dennoch kannst du mir noch mal einschenken. Kein Mann kann dir je das Wasser reichen, Niklas.«
»Das hört man gern.« Er legte die Hand unter ihr Kinn und gab ihr einen schnellen Kuss.
»An den meisten Leuten, die ich ablichte, hab ich überhaupt kein Interesse.« Ramona seufzte. »Du weißt doch, dass ich irgendwann mal einen Fotoband herausgeben möchte – mit den interessantesten Köpfen unserer Zeit. Leider sind die nicht so geneigt, sich von einer kleinen unbekannten Fotografin ablichten zu lassen. Und bis man sich auf diesem Gebiet einen Namen gemacht hat …«
Sie blies sich eine Strähne aus der Stirn und schaute anklagend zur Zimmerdecke.
Niklas war zuversichtlich. »Du schaffst das schon mit deinem Charme.«
»Mit Charme kann ich mir keinen Namen machen, nur mit besonders guten Fotos.« Noch arbeitete Ramona als Pressefotografin bei einer Tageszeitung. Eigentlich gefiel ihr die abwechslungsreiche Arbeit. Auch mit den Kollegen verstand sie sich gut. Aber sie wollte weiterkommen.
»Wir werden sehen«, meinte Niklas. »Erst einmal heiraten wir. Und dann müssen wir ja auch irgendwann an Kinder denken. Oder willst du erst Karriere machen? Nach dem Motto: Mit vierzig ist immer noch Zeit?«
»Nein, natürlich nicht«, wehrte sie sogleich ab. »So alte Mütter finde ich nicht gut.«
»Aber heutzutage ist es möglich«, wandte Niklas ein.
»Für mich kommt das nicht infrage.« Ramona seufzte. »Ich möchte Karriere machen – und Kinder haben. Wie du. Aber es sind wohl doch immer wieder die Frauen, die zugunsten der Männer zurückstehen.«
»Komm, Liebling, trink noch ein Glas, damit die tiefen Falten auf deiner Stirn wieder verschwinden.«
Niklas nahm die Flasche zur Hand.
Und dann geschah etwas Seltsames. Das Restaurant verschwamm vor seinen Augen. Er goss den Wein aufs Tischtuch und kämpfte entsetzt gegen das Schwindelgefühl an. Es war, als säße er auf einem Karussell, das sich wilder und wilder drehte.
Das erschreckende Intermezzo verschwand genauso schnell, wie es gekommen war. Niklas rieb sich verwundert die Augen und betrachtete verständnislos den Weinfleck.
»Nun schau, was du angerichtet hast«, sagte Ramona liebevoll. »Du hast wohl schon das berühmte Glas zu viel getrunken.«
»Ja, das wird es sein, Liebling. Aber ich hoffe, du verzeihst mir.«
Zum Abschluss tranken sie noch einen Kaffee. Niklas zahlte, dann verließen sie das Lokal und gingen in Ramonas Wohnung zurück. Selbstverständlich übernachtete Niklas bei ihr.
Am nächsten Tag frühstückten sie noch in aller Ruhe, dann machte er sich nach einem zärtlichen Abschiedskuss auf den Weg zum Flughafen.
*
Dr. Laurin saß mit seiner Familie auf der Terrasse am Kaffeetisch. Es war ein warmer Tag. Die Sonne schien, aber nicht heiß. Die Insekten brummten und summten geschäftig durch den Garten, Spatzen und Meisen diskutierten lauthals die Qualität der diesjährigen Würmer und Larven, als sich gerade ein Enterich im Swimmingpool der Familie niederließ und prüfend eine Runde drehte.
»Schaut doch!«, rief Kyra atemlos. Sie hatte das Tier zuerst bemerkt. »Wir bekommen Besuch.«
Doch der Vogel blieb nicht lange. Mit kräftigen Flügelschlägen erhob er sich wieder und flog in den azurblauen Himmel hinein.
»Schade«, maulte Kyra. »Warum gefällt es dem denn nicht bei uns?«
»Vielleicht hatte er Angst, von uns verspeist zu werden«, erklärte Kevin seiner kleinen Schwester.
Mit am Tisch saßen die Zwillinge Kaja und Konstantin, und Dr. Laurins Nichte Lena, Tochter seiner Schwester Sandra. Sie unterhielt sich mit Konstantin über die Berufsaussichten von Lehrern.
Kaja beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Antonia Laurin, die aufmerksame Mutter, hatte längst gemerkt, dass ihre Tochter ein wenig nervös war. »Was ist los mit dir, Kaja?«, erkundigte sie sich leise.
»Ich erwarte noch Besuch«, gab Kaja zurück. »Einen Freund …«
»Dann hol noch ein Gedeck aus der Küche. Warum hast du denn nichts gesagt? Wer ist es? Bernd?«
»Nein.« Kaja schüttelte den Kopf. »Ihr kennt ihn noch nicht. Jerome heißt er.«
»Aha. Aber er ist nett, nehme ich an.«
Kaja bedachte ihre Mutter mit einem erstaunten Blick. »Ja, woher weißt du das?«
»Das sehe ich deiner Nasenspitze an«, erklärte Antonia Laurin fröhlich. Dann stand sie auf, um selbst das noch fehlende Gedeck zu holen.
»Ich weiß nicht, ob wir bleiben«, meinte Kaja. »Jerome wollte in den Golfclub.« Etwas geringschätzig schaute sie auf den selbstgebackenen Kirschstreusel, den man eigentlich einem so anspruchsvollen Jungen wie Jerome nicht anbieten konnte.
»Na, das könnt ihr euch ja noch überlegen«, schlug Antonia vor. »Heute Abend wollen wir im Garten Steaks und Würstchen grillen. Ihr könnt gern bleiben, wenn ihr wollt. Wenn nicht, dann geht ihr eben. Aber das Angebot steht.«
Sie musterte ihre Tochter mit mütterlicher Neugier. »Woher kennst du ihn?«
»Hab ihn auf einer Party kennengelernt«, gab Kaja ausweichend zurück. »Er ist ganz anders als die Jungs aus meinem Bekanntenkreis.«
»Ach ja?« Antonia neigte den Kopf zur Seite. »Wie denn?«
»So erwachsen«, meinte Kaja nach einer kurzen Weile des Überlegens. »Sein Vater ist übrigens Fabrikant.«
»Fabrikant von was?«
»Irgendwelche Kunststoffe. Ich weiß es auch nicht so genau. Auf jeden Fall sind sie Millionäre.«
Kaja sprach das letzte Wort mit einem gewissen stummen Vorwurf aus. »Sie haben eine Villa auf