Zwei Löwen und der kleine Fürst: Der kleine Fürst 229 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Das Ehepaar Kranenberg war bei Verwandten in Stuttgart gewesen und jetzt auf der Heimfahrt nach Sternberg. Eigentlich hatten die beiden viel früher zurückfahren wollen, aber es war so gemütlich gewesen, dass sie immer noch ein Stündchen zugegeben hatten und sitzen geblieben waren. Viel zu spät, nach ihren Maßstäben, hatten sie sich endlich doch auf den Weg gemacht. Jetzt waren sie beinahe zu Hause und müde, Mitternacht war nicht mehr fern. Herr Kranenberg, zweiundsechzig Jahre alt, gähnte verhalten. »Ich hätte dich doch ablösen sollen«, meinte seine Frau fürsorglich. »Du kannst ja die Augen kaum noch offen halten.« »Ich bin froh, wenn wir gleich zu Hause sind«, gab er zu. »So spät kommen wir sonst ja auch nur selten ins Bett. Außerdem strengt mich das Fahren bei Dunkelheit mehr an als früher. Man wird nicht jünger.« Sie tätschelte liebevoll seine Hand. »Morgen schlafen wir aus«, sagte sie. »Und danach gibt's ein ordentliches Sonntagsfrühstück. Jedenfalls haben sich Werner und Brigitte sehr über unseren Besuch gefreut, und wir beide fanden es ja auch schön, sonst wären wir nicht so lange geblieben. Wir sollten das öfter machen.« »Mhm«
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Buchvorschau
Zwei Löwen und der kleine Fürst - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 229–
Zwei Löwen und der kleine Fürst
Christian als besonnener Held
Viola Maybach
Das Ehepaar Kranenberg war bei Verwandten in Stuttgart gewesen und jetzt auf der Heimfahrt nach Sternberg. Eigentlich hatten die beiden viel früher zurückfahren wollen, aber es war so gemütlich gewesen, dass sie immer noch ein Stündchen zugegeben hatten und sitzen geblieben waren. Viel zu spät, nach ihren Maßstäben, hatten sie sich endlich doch auf den Weg gemacht. Jetzt waren sie beinahe zu Hause und müde, Mitternacht war nicht mehr fern. Herr Kranenberg, zweiundsechzig Jahre alt, gähnte verhalten.
»Ich hätte dich doch ablösen sollen«, meinte seine Frau fürsorglich. »Du kannst ja die Augen kaum noch offen halten.«
»Ich bin froh, wenn wir gleich zu Hause sind«, gab er zu. »So spät kommen wir sonst ja auch nur selten ins Bett. Außerdem strengt mich das Fahren bei Dunkelheit mehr an als früher. Man wird nicht jünger.«
Sie tätschelte liebevoll seine Hand. »Morgen schlafen wir aus«, sagte sie. »Und danach gibt’s ein ordentliches Sonntagsfrühstück. Jedenfalls haben sich Werner und Brigitte sehr über unseren Besuch gefreut, und wir beide fanden es ja auch schön, sonst wären wir nicht so lange geblieben. Wir sollten das öfter machen.«
»Mhm«, brummte Herr Kranenberg. »Aber egal, wie schön es dann wieder ist: Wir fahren früher zurück.«
Seine Frau nickte und tätschelte erneut seine Hand. Eine Weile schwiegen sie, dann tauchte endlich das ersehnte Ortsschild von Sternberg auf.
»Zehn Minuten noch, dann sind wir da«, sagte Frau Kranenberg. Jetzt gähnte auch sie. Gut, dass sie morgen ausschlafen konnten.
Ihr Mann dachte gerade das Gleiche. Er brauchte die Erholung am Wochenende dringender als früher. Am Montag musste er wieder ins Büro. Auch die Arbeit ging ihm nicht mehr so leicht von der Hand wie früher. Er wurde langsamer. Manchmal hatte er das Gefühl, dass seine jüngeren Kollegen nur darauf warteten, dass er ihnen endlich Platz machte. Aber da konnten sie lange warten, er würde bis zum Schluss arbeiten, damit sie ihm die Rente nicht kürzten.
Aus diesen Gedanken riss ihn ein schriller Schrei seiner Frau, der ihn zu einer Vollbremsung veranlasste. »Meine Güte, Marion, was ist denn los? Du darfst mich nicht so erschrecken, das ist gefährlich! Die Straße ist doch völlig frei!«
Mit zitterndem Finger wies sie nach rechts vorn, unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen – und erst jetzt sah er, was sie sah: Am rechten Straßenrand stand ein Löwe mit mächtiger Mähne, schräg hinter ihm tauchte in diesem Augenblick eine Löwin auf. Beide blinzelten ins Licht der Scheinwerfer.
Unwillkürlich schaltete Herr Kranenberg Licht und Motor aus, er dachte nicht darüber nach, er handelte einfach. Die beiden Raubtiere am Straßenrand blieben stehen, aber nur sekundenlang, dann setzten sie in wenigen Sprüngen über die Straße und waren im nächsten Augenblick bereits verschwunden.
Die Kranenbergs saßen wie versteinert, bis ihnen klar wurde, wie gefährlich es war, spätabends in einem unbeleuchteten Fahrzeug mitten auf der Straße zu stehen. Zitternd ließ Herr Kranenberg den Motor wieder an und schaltete das Licht ein, doch er blieb weiterhin stehen. Er konnte nicht denken, sich nicht bewegen.
Es war seine Frau, die schließlich leise sagte: »Fahr weiter, bitte. Und wir müssen die Polizei anrufen.«
Das brachte ihn wieder zu sich. »Ruf sofort an«, sagte er. »Die müssen das wissen. Zwei Löwen, die frei herumlaufen, das ist doch gefährlich.«
Marion Kranenberg rief also die Notrufnummer an und beschrieb, was sie gesehen hatten, ihr Mann und sie. Als sie zu Hause angelangt waren, rannten sie beinahe vom Auto bis zur Haustür, und drinnen vergewisserten sie sich als erstes, dass alle Türen und Fenster gut verschlossen und gesichert waren.
*
»Und jetzt?«, fragte Anna unternehmungslustig, als sie den Platz verlassen hatten, auf dem das Zirkuszelt stand, und sich der Innenstadt von Sternberg näherten. Sie hatten darauf verzichtet, auf Adrian zu warten, um noch ein paar Worte mit ihm zu wechseln, da wegen der Seiltänzerin unter den Zirkusleuten der Ausnahmezustand geherrscht hatte. Außenstehende hätten da nur gestört, sie würden am nächsten Tag versuchen, ihn telefonisch zu erreichen. Es hatte geheißen, sie sie schwer verletzt, aber Genaues hatte ihnen niemand sagen können.
»Wir gehen tanzen«, schlug Konrad vor. »Etwas trinken und tanzen.«
»Gute Idee«, meinte Charlotte. »Ich war ewig nicht mehr tanzen. Und nach diesem Abend ist es bestimmt gut, wenn wir uns so richtig austoben.«
»Finde ich auch«, sagte Tito, der Anna einen Arm um die Schultern gelegt hatte und sie immer wieder verliebt ansah.
»Und wir dürfen ja länger wegbleiben«, ergänzte Anna mit leuchtenden Augen. »Also los.«
Da Stephanie und Christian stumm geblieben waren, sah sie sie fragend an. »Was ist mit euch?«
»Wir kommen nach«, erklärte Christian schnell. »Wir machen noch einen kleinen Spaziergang vorher, Steffi und ich.«
»Na gut«, sagte Anna mit einem mutwilligen Funkeln in den Augen, »aber lasst euch nicht zu viel Zeit. Wir treffen uns dann im ›Plus‹.« Sie sah die anderen drei an. »Oder wollt ihr woanders hin?«
»Das ›Plus‹ ist doch super«, meinte Charlotte, Konrad und Tito schlossen sich dieser Meinung an.
Ihre Wege trennten sich also. Stephanie und Christian steuerten zielsicher den Stadtpark an, der abends vor allem von Liebespaaren bevölkert wurde. Sie liefen Hand in Hand und blieben erst stehen, als weit und breit niemand mehr zu sehen war. »Endlich allein«, flüsterte Christian, als er seine Freundin in die Arme schloss und küsste.
Stephanie lachte leise. »Aber nicht lange, Chris. Die anderen warten auf uns, und du weißt, was für Bemerkungen sie machen werden, wenn wir erst in einer Stunde im ›Plus‹ auftauchen.«
»Na und? Macht dir das was aus?«
»Ja«, gestand sie. »Mich machen solche Situationen verlegen. Ich habe dann immer das Gefühl, dass alle genau wissen, warum wir so lange weg geblieben sind …«
»Na, das wissen sie ja auch. Hast du Annas Blick nicht gesehen?«
»Doch. Bei Anna macht es mir nicht so viel aus, sie ist meine Freundin, mit ihr rede ich sowieso über vieles.«
»Mit den anderen bist du auch befreundet.«
»Das stimmt schon, aber es ist trotzdem etwas anderes. Außerdem darf ich nicht die halbe Nacht wegbleiben. Meine Eltern machen sich immer noch Sorgen, dass mir etwas passieren könnte.«
»Aber doch nicht, wenn wir zu sechst unterwegs sind, oder?«
»Weniger«, gab Stephanie zu. »Außerdem vertrauen sie dir. Aber sie haben gesagt, spätestens um zwei soll ich zu Hause sein.«
»Tante Sofia und Onkel Fritz haben keine Zeit genannt, aber ich schätze, so ungefähr stellen sie sich das auch vor. Konny hört das nicht gern, er findet, er könnte ruhig auch mal bis morgens um fünf tanzen gehen, und sie würden ihn wahrscheinlich auch lassen. Aber wenn wir zusammen sind, kommt er immer mit uns.«
Sie hatten Per Wiedemann mit der Limousine zurück zum Schloss geschickt. Es war ja unsinnig, dass er sich ihretwegen die