Verletzt für ein großes Gefühl: Der kleine Fürst 227 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Licht aus – und versteck dich lieber!«, wisperte Anna. »Wer weiß, warum sie zurückgekommen sind. Aber pass auf, dass du nicht auch noch hier unten landest!« Sie schalteten gleichzeitig ihre Taschenlampen aus, dann bewegte Stephanie sich ein paar Schritte zur Seite, denn sie hatte gesehen, dass ein schmaler Weg an dem Loch vorbeiführte, in das Anna gestürzt war. Tastend bewegte sie sich vorwärts, während die Stimmen der drei Männer näher kamen. In der Ferne sah sie jetzt auch einen Lichtkegel tanzen. Sie versuchte, schneller um das Loch herumzukommen, dessen Rand sie beständig zu fühlen meinte. Und dann hatte sie plötzlich eine Art Wand vor sich. Als sie sie abtastete, stellte sie fest, dass es nur ein Mauervorsprung war. Sie schob sich daran vorbei und dann dahinter. Den Blicken der Männer war sie damit entzogen, aber nur so lange, wie sie nicht auf die Idee kamen, an der Tür, hinter der sich das Lager verbarg, vorbeizulaufen. Taten sie das, würden sie nicht nur Stephanie finden, sondern auch Anna in ihrem Loch entdecken. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie angestrengt auf die Stimmen lauschte. Als sie an Anna dachte, die mit Schmerzen unten in dieser Grube saß, zog sich ihr Herz zusammen. Ob Chris, Konny und Amelie sich wohl schon wunderten, wo sie blieben? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, es kam ihr so vor, als seien Anna und sie schon ewig hier unten. Sie fuhr direkt zusammen, als sie plötzlich verstehen konnte, was die Männer sagten. Sie mussten also bereits sehr nahe herangekommen sein. »Hier sind die Mädchen nicht.
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Buchvorschau
Verletzt für ein großes Gefühl - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 227–
Verletzt für ein großes Gefühl
Aber das finstere Geheimnis wird gelüftet
Viola Maybach
»Licht aus – und versteck dich lieber!«, wisperte Anna. »Wer weiß, warum sie zurückgekommen sind. Aber pass auf, dass du nicht auch noch hier unten landest!«
Sie schalteten gleichzeitig ihre Taschenlampen aus, dann bewegte Stephanie sich ein paar Schritte zur Seite, denn sie hatte gesehen, dass ein schmaler Weg an dem Loch vorbeiführte, in das Anna gestürzt war. Tastend bewegte sie sich vorwärts, während die Stimmen der drei Männer näher kamen. In der Ferne sah sie jetzt auch einen Lichtkegel tanzen.
Sie versuchte, schneller um das Loch herumzukommen, dessen Rand sie beständig zu fühlen meinte. Und dann hatte sie plötzlich eine Art Wand vor sich. Als sie sie abtastete, stellte sie fest, dass es nur ein Mauervorsprung war. Sie schob sich daran vorbei und dann dahinter. Den Blicken der Männer war sie damit entzogen, aber nur so lange, wie sie nicht auf die Idee kamen, an der Tür, hinter der sich das Lager verbarg, vorbeizulaufen. Taten sie das, würden sie nicht nur Stephanie finden, sondern auch Anna in ihrem Loch entdecken.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie angestrengt auf die Stimmen lauschte. Als sie an Anna dachte, die mit Schmerzen unten in dieser Grube saß, zog sich ihr Herz zusammen. Ob Chris, Konny und Amelie sich wohl schon wunderten, wo sie blieben? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, es kam ihr so vor, als seien Anna und sie schon ewig hier unten.
Sie fuhr direkt zusammen, als sie plötzlich verstehen konnte, was die Männer sagten. Sie mussten also bereits sehr nahe herangekommen sein.
»Hier sind die Mädchen nicht. Ich hab’s doch gleich gesagt.«
»Wir sehen besser trotzdem nach. Sicher ist sicher.«
»Mann, selbst Erwachsene fürchten sich, diese Kellergewölbe zu betreten, da werden sich nicht ausgerechnet zwei halbe Kinder hier hereintrauen.«
»Und die Jungs?«
»Die haben wir doch gesehen, die sind oben. Jetzt hör schon auf mit deiner blöden Panikmache.«
Der Lichtkegel einer Taschenlampe erhellte den Platz neben Stephanies Mauervorsprung. Einen schrecklichen Moment lang dachte sie, sie sei entdeckt worden, doch der Lichtschein zuckte schon weiter. Dennoch drückte sie sich noch weiter in die Ecke und achtete darauf, dass auch nicht ein Zipfel ihrer Kleidung herausstand und sie verriet. Sie schloss die Augen. Sie mussten ja bloß einmal in dieses Loch leuchten, dann sahen sie Anna, denn dort unten gab es gewiss keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Hoffentlich gingen sie nicht weiter, hoffentlich vergewisserten sie sich nur, dass die Tür zum Lager weiterhin verschlossen war.
»Alles in Ordnung, siehst du? Das Schloss unversehrt, die Ware noch da, und jetzt lass uns hier verschwinden, bevor uns noch jemand von denen sieht. So lange die hier sind, können wir sowieso nichts machen.«
Stephanie merkte, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie musste sich beherrschen, um keinen Laut von sich zu geben. Schlimmere Angst hatte sie noch nie in ihrem Leben gehabt. Vorhin waren die Männer nett gewesen, aber sie hatten sich nur verstellt. Jetzt wusste sie, dass sie gefährlich waren.
Ob Anna auch solche Angst hatte wie sie? Oder noch größere, weil ihre Lage noch verzweifelter war? Aber Anna war mutiger, sie ließ sich nicht so leicht einschüchtern. Stephanie hatte schon manches Mal gewünscht, so mutig wie Anna zu sein.
Sie erschrak, als sie einen der Männer, die sich offenbar bereits zum Gehen gewandt hatten, sagen hörte: »Verdammt, da kommen welche!«
»Und jetzt? Was machen wir jetzt?«
»Plan B, habe ich doch gesagt! Wir erzählen, dass ich mein Smartphone verloren habe und es jetzt suchen. Alles klar? Entspannt euch kommt ein bisschen schneller, so weit müssen die nicht in den Keller vordringen …«
Stephanie lauschte angestrengt, aber die Stimmen entfernten sich rasch, so dass sie nicht mehr verstehen konnte, was sie sagten. Ganz entfernt meinte sie weitere Stimmen zu hören, aber sie konnte nicht ausmachen, wem sie gehörten. Sie vermutete, dass Christian und Konrad sich auf die Suche nach ihnen gemacht hatten, damit sie endlich picknicken konnten in der Burg. Dieser Gedanke machte ihr bewusst, wie hungrig sie war. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit Anna und sie beschlossen hatten, sich hier unten umzusehen.
Ein heißer Schreck durchfuhr sie, als ihr bewusst wurde, dass die anderen ja noch nichts von der Gefahr ahnten, die von diesen drei Männern ausging, mit denen sie vorhin so harmlos geplaudert hatten. Doch, dachte sie dann, Amelie hat gleich gesagt, dass sie ihr nicht gefallen haben, und Chris fand sie auch nicht nett. Aber dass die richtig gefährlich sind, können sie sich wahrscheinlich nicht vorstellen.
Sie konnte es sich ja selbst kaum vorstellen: Wozu würden die Männer imstande sein, wenn sie merkten, dass ihr Lager, was immer es enthielt, entdeckt worden war?
Sie hörte ein Flüstern aus der Tiefe: »Steffi?«
»Ja, sei still, sie sind noch nicht ganz weg.«
»Sind das die anderen, die gekommen sind, um uns zu suchen?«
»Ich glaube ja.«
Anna verstummte, Stephanie lauschte wieder. Am liebsten hätte sie geweint.
*
Als die drei Männer, die schon vor einiger Zeit die Burg verlassen hatten, ihnen aus dem Kellergewölbe entgegenkamen, sagte Christian verwundert: »Ich dachte, ihr wärt gar nicht mehr hier.«
Der mit der Tolle verzog das Gesicht. »Wir dachten, ihr wärt mittlerweile auch gegangen. Ich muss mein Smartphone hier irgendwo verloren haben, aber ich kann es nicht finden. Wir waren vorhin kurz hier unten, deshalb dachte ich, da liegt es vielleicht – aber Fehlanzeige. Und ihr? Wollt ihr jetzt nach dem Folterkeller suchen?«
Christian wusste selbst nicht, was ihn daran hinderte, die Wahrheit zu sagen. Er begegnete kurz Konrads Blick und las darin eine Warnung, auch sein Cousin war also auf der Hut. Es war ein vages Gefühl von Gefahr, das er sich nicht erklären konnte, denn sie hatten sich ja bei ihrer Ankunft auf dem Burggelände ganz nett mit den Männern unterhalten. Aber ihm fiel wieder ein, dass er vorhin bereits den Eindruck gehabt hatte, ihre Anwesenheit hier oben passe den Männern nicht. Und überhaupt: Wie waren sie ungesehen zurückgekommen?
»Der Keller interessiert uns nicht groß, wir wollten nur mal einen Blick hineinwerfen«, sagte er achselzuckend, »aber es ist schon klar, dass es da nicht viel zu sehen gibt. Oben ist es viel schöner. Da ist die Burg wirklich toll.«
»Mein Smartphone habt ihr nicht zufällig irgendwo liegen sehen?«
»Nein, aber wir können ja ab jetzt die Augen offen halten.«
»Zu spät, wir geben die Suche auf, noch viel Vergnügen.«
»Danke gleichfalls.«
Die Männer zogen ab, Christian und Konrad rührten sich nicht.
»Ich weiß nicht, was es ist«, sagte Konrad leise, »aber da stimmt etwas nicht. Die müssen sich richtig angeschlichen haben, damit wir nicht sehen, wie sie zurückkommen. Von da oben hat man einen guten Überblick, da sieht man jeden, der sich der Burg nähert – jedenfalls, wenn er auf dem normalen Weg kommt.«
Christian nickte. »Genau,