Dr. Laurin 48 – Arztroman: Die Stieftochter – Freundin oder Feindin?
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Wir haben uns doch so gefreut. Und nun hatte es endlich mit einer größeren Wohnung geklappt. Und…« Wieder erstarb Helga Kühns Stimme in Schluchzen. Dr. Laurin wußte das alles. Sie hatte es ihm vor vier Wochen überglücklich erzählt, daß sie eine Dreizimmerwohnung zu einer annehmbaren Miete bekommen würden, und vor einer Woche waren sie umgezogen. Aber dabei hatten sie sich anscheinend übernommen. Er wollte ihr das nicht sagen, damit ihr Kummer nicht noch größer werden würde. »Sie werden wieder ein Kind bekommen können«, sagte Dr. Laurin tröstend. »Sie dürfen nicht resignieren.« Während er auf sie einsprach, machte er ihr schon eine Injektion. Sie mußte sich beruhigen. Es durfte nicht zu einem völligen Zusammenbruch kommen. In solchen Stunden war es am besten, wenn niemand ihn ansprach. Seine Mitarbeiter wußten das, und Hanna Bluhme, seine Sekretärin, das Mädchen für alles im Vorzimmer des Chefarztes der Prof. -Kayser-Klinik, wußte es auch. Als er mit verschlossener Miene an ihr vorbeiging, wagte sie kaum, ihn anzusprechen.
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Buchvorschau
Dr. Laurin 48 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 48 –
Die Stieftochter – Freundin oder Feindin?
Sandra weiß nicht, woran sie ist
Patricia Vandenberg
»Wir haben uns doch so gefreut. Und nun hatte es endlich mit einer größeren Wohnung geklappt. Und…«
Wieder erstarb Helga Kühns Stimme in Schluchzen.
Dr. Laurin wußte das alles. Sie hatte es ihm vor vier Wochen überglücklich erzählt, daß sie eine Dreizimmerwohnung zu einer annehmbaren Miete bekommen würden, und vor einer Woche waren sie umgezogen. Aber dabei hatten sie sich anscheinend übernommen. Er wollte ihr das nicht sagen, damit ihr Kummer nicht noch größer werden würde.
»Sie werden wieder ein Kind bekommen können«, sagte Dr. Laurin tröstend. »Sie dürfen nicht resignieren.«
Während er auf sie einsprach, machte er ihr schon eine Injektion. Sie mußte sich beruhigen. Es durfte nicht zu einem völligen Zusammenbruch kommen.
In solchen Stunden war es am besten, wenn niemand ihn ansprach. Seine Mitarbeiter wußten das, und Hanna Bluhme, seine Sekretärin, das Mädchen für alles im Vorzimmer des Chefarztes der Prof.-Kayser-Klinik, wußte es auch.
Als er mit verschlossener Miene an ihr vorbeiging, wagte sie kaum, ihn anzusprechen. Mit leiser, gepreßter Stimme erinnerte sie ihn dann aber doch daran, daß er für elf Uhr Frau Uhland bestellt hatte.
»Leisten Sie ihr ein bißchen Gesellschaft, Hanna«, sagte er rauh. »Ich muß jetzt erst mit Herrn Kühn sprechen.«
*
»Bist du zufrieden, du Überpünktliche?« sagte Katrin Uhland lächelnd.
»Dr. Laurins Zeit ist kostbar«, sagte Sandra Uhland zu ihrer aparten Stieftochter, die den Wagen steuerte.
Katrin hatte erst vor ein paar Monaten, genau an ihrem achtzehnten Geburtstag, den Führerschein bekommen.
Sandra war nur knapp elf Jahre älter als ihre Stieftochter Katrin und auch in dem letzten Monat der Schwangerschaft eine bildschöne Frau.
Katrin war ausgestiegen und half Sandra aus dem Wagen, als sie vor der Prof.-Kayser-Klinik angekommen waren.
»Du hast dich phantastisch gehalten«, stellte Katrin fest. »Wer mag schon glauben, daß unser Baby bereits nächsten Monat kommt.«
Eine warme Welle durchflutete Sandra, als Katrin zärtlich ›unser Baby‹ sagte. Spontan drückte sie ihr einen Kuß auf die Wange. »Es ist so schön, daß du dich auch freust«, sagte sie weich.
Zwischen ihnen hatte von Anfang an bestes Einvernehmen geherrscht, als Michael Uhland seine Tochter aus erster Ehe mit Sandra bekannt machte. Ja, man konnte wohl sagen, daß Katrin entscheidend dazu beigetragen hatte, daß sobald darauf die Hochzeit erfolgte. Sie war nicht eine Spur eifersüchtig auf die schöne junge Frau gewesen, die von ihrem Vater so sehr geliebt wurde. Katrin bezeichnete Sandra als ihre einzige und beste Freundin.
Alle Bedenken, die Sandra dann hegte, als sich das Baby anmeldete, waren überflüssig.
Katrin war außer sich vor Freude.
»Nun fahre schon zu deinen Pferden«, sagte Sandra. »Ich nehme mir nachher ein Taxi. Warum sollst du noch mal den Umweg machen? Da vorn ist doch gleich ein Taxistand, und ich verspreche dir, daß ich ganz vorsichtig über die Straße gehe«, sagte Sandra mit leisem Lachen.
*
Heute muß ich Sie um etwas Geduld bitten«, sagte Hanna Bluhme. »Der Chef hat noch eine Unterredung.«
»Macht nichts«, entgegnete Sandra. »Ich unterhalte mich gern ein bißchen mit Ihnen, wenn Sie Zeit haben.«
Es gab wenige Menschen, zu denen Sandra Uhland schnell Kontakt fand. Hanna gehörte zu diesen, und sie wiederum gehörte nicht zu jenen, die den Verdacht hegten, daß Sandra den um fünfzehn Jahre älteren Michael Uhland nur seines Vermögens wegen geheiratet hätte.
Sandra machte den Eindruck einer vollkommen glücklichen Frau, und an diesem Tag war sie es auch noch.
»Hoffentlich wird es ein Junge«, sagte sie. »Mir wäre es ja egal, aber Katrin wünscht sich sosehr einen kleinen Bruder. Und ich denke, daß mein Mann sich auch über einen Sohn freuen würde.«
»Es wird schon einer werden«, sagte Hanna zuversichtlich.
Sandra brachte auch Dr. Laurin wieder auf andere Gedanken. Bei ihr war alles in bester Ordnung. Eine so unkomplizierte Schwangerschaft gab es selten. Man sah es ihr an, wie sehr sie sich auf das Kind freute.
Ja, auch Dr. Laurin war überzeugt, daß Sandra Uhland eine vollkommen glückliche Frau war. Und sie selbst fühlte sich auch so, obgleich es noch gar nicht so lange her war, daß sie jeglichen Glauben an ein wenig Glück verloren hatte.
*
Mit beschwingten Schritten ging Katrin indessen auf den Stall zu, in dem ihre beiden Pferde Little Boy und Perdita untergebracht waren.
Katrin war eine Pferdenärrin. Sie war vier Jahre alt gewesen, als ihre Mutter starb, die durch jahrelange Krankheit überängstlich gewesen war.
Katrin kam zu ihren Großeltern aufs Land, zu den geliebten Vierbeinern, die Michael Uhlands Vater züchtete.
Als Katrin von der Dorfschule auf das Gymnasium in der Stadt überwechseln mußte, war ihr einziger Trost, daß der Großpapa ihr den zweijährigen Little Boy mitgab, der sich zu einem feurigen Hengst entwickelte und auch jetzt als Zehnjähriger schwer zu bändigen war und immer noch eifersüchtig, wenn Katrin die vierjährige Stute Perdita zuerst begrüßte. Die Begrüßung war jedesmal eine Zeremonie. Diesmal wurden sie dabei jedoch gestört.
»Prachtvolle Pferde«, sagte eine Männerstimme hinter Katrin. Es war eine einschmeichelnde Stimme.
Überrascht fuhr sie herum.
Der Fremde war groß und schlank, hatte schwarzes Haar und fast ebenso schwarze Augen, und er sah einfach phantastisch aus. Katrin, die sich immer mehr um Pferde, als um männliche Wesen gekümmert hatte, ihren Vater und ihren Großpapa ausgenommen, hatte sich doch insgeheim eine gewisse Vorstellung von einem Traummann gemacht.
Das war einer.
Ihr Herz begann rasend zu klopften, und heiße Glut stieg in ihre Wangen.
Der Fremde lächelte. Dann stellte er sich vor, und obgleich das Blut in ihren Ohren brauste, verstand und behielt Katrin diesen Namen. Maximilian von Lichtenberg.
»Darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe?« Sein Lächeln war umwerfend.
»Katrin Uhland«, erwiderte sie leise.
Sie konnte nicht wissen, daß er dies längst wußte. Sie konnte nicht ahnen, warum er es darauf angelegt hatte, ihre Bekanntschaft zu machen!
Sie war hingerissen, fasziniert. Sie vergaß selbst ihre geliebten Pferde, was diese zu spüren schienen und mit unwilligem Wiehern beantworteten.
Maximilian von Lichtenbergs Leidenschaft waren edle Pferde. Gleichwohl auch schöne Frauen, teure Autos und alles, was gut und teuer war und sein Image zu unterstreichen vermochte.
Lässig lehnte er an der Box und betrachtete Katrin unter halbgeschlossenen Lidern.
»Sie reiten das Turnier am Sonntag«, sagte er beiläufig. »Also sind wir Konkurrenten.«
»Tatsächlich?« Jetzt lächelte sie ganz unbefangen. »Eigenartig, daß mir Ihr Name nicht bekannt ist.«
»Ich habe am anderen Ende der Welt gelebt. In Australien«, sagte er. »Jetzt möchte ich prüfen, ob ich hier noch konkurrenzfähig bin.«
»Bestimmt«, entfuhr es ihr.
»Und das sagen Sie, ohne mich zu kennen?«
Katrin wurde wieder verlegen. »Ich muß Little Boy bewegen«, sagte sie rasch. »Er wird schon ungeduldig.«
»Ist er nicht zu wild für ein Mädchen?« fragte Maximilian von Lichtenberg.
Da lachte