Dr. Laurin 57 – Arztroman: Als alle Angst ein Ende hatte
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Leon Laurin war kurz vor Mitternacht in die Klinik gerufen worden, weil Andreas Keßler seine Frau Margret in höchster Eile eingeliefert hatte. Dazu war sogar die Funkstreife alarmiert worden. Margret Keßler war eine sehr sensible junge Frau, und ihr Mann war überängstlich. Es ging alles viel besser, als Dr. Laurin angenommen hatte, obgleich höchste Eile geboten war. Eine Geburt ohne Komplikationen, und es war ein gesunder Junge. Da herrschte allseits Freude und Erleichterung, und zum ersten Mal sah Dr. Laurin Margret Keßler vollkommen glücklich. »Wir hatten in unserem Bekanntenkreis nämlich einmal einen ganz tragischen Fall«, erklärte Andreas Keßler dazu. »Vielleicht erinnern Sie sich noch, Herr Dr. Laurin, obgleich es vier Jahre zurückliegt. Katrin Gelmeran war die beste Freundin meiner Frau.« Dr. Laurin erinnerte sich dieses Falles mit tiefster Bestürzung, aber auch Schwester Marie konnte sich aller Einzelheiten erinnern. »Katrin Gelmeran«, sagte sie leise. »Nun ist sie schon zwei Jahre tot.« Wie sehr hatten sich Arne und Katrin Gelmeran auf ihr erstes Kind gefreut!
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Im Sonnenwinkel
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Rezensionen für Dr. Laurin 57 – Arztroman
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Buchvorschau
Dr. Laurin 57 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 57 –
Als alle Angst ein Ende hatte
Dr. Laurin und sein Team mobilisieren alle ihre Kraft
Patricia Vandenberg
Dr. Leon Laurin war kurz vor Mitternacht in die Klinik gerufen worden, weil Andreas Keßler seine Frau Margret in höchster Eile eingeliefert hatte. Dazu war sogar die Funkstreife alarmiert worden. Margret Keßler war eine sehr sensible junge Frau, und ihr Mann war überängstlich.
Es ging alles viel besser, als Dr. Laurin angenommen hatte, obgleich höchste Eile geboten war. Eine Geburt ohne Komplikationen, und es war ein gesunder Junge. Da herrschte allseits Freude und Erleichterung, und zum ersten Mal sah Dr. Laurin Margret Keßler vollkommen glücklich.
»Wir hatten in unserem Bekanntenkreis nämlich einmal einen ganz tragischen Fall«, erklärte Andreas Keßler dazu. »Vielleicht erinnern Sie sich noch, Herr Dr. Laurin, obgleich es vier Jahre zurückliegt. Katrin Gelmeran war die beste Freundin meiner Frau.«
Dr. Laurin erinnerte sich dieses Falles mit tiefster Bestürzung, aber auch Schwester Marie konnte sich aller Einzelheiten erinnern.
»Katrin Gelmeran«, sagte sie leise. »Nun ist sie schon zwei Jahre tot.«
Wie sehr hatten sich Arne und Katrin Gelmeran auf ihr erstes Kind gefreut!
Und dann war es ein mongoloides Kind geworden, das nicht lebensfähig gewesen war. Entsetzlich war es für Arne und Katrin Gelmeran gewesen, und in diesem Fall konnte man fast von Glück reden, dass das Kind kurz nach der Geburt gestorben war, so krank war es gewesen, wenn der Ausdruck Glück in solchem Zusammenhang auch makaber klingen mochte.
Katrin war verzweifelt gewesen. So verzweifelt, dass sie auch Dr. Laurin bittere und ungerechte Vorwürfe machte, die verzeihlich waren.
Arne Gelmeran hatte sich mit seiner Frau in ein stilles Haus in den Bergen zurückgezogen. Man hatte nichts mehr von ihnen gehört, bis zu dem Tage, an dem die Todesanzeige von Katrin in der Zeitung stand. Wie sie gestorben war und woran, wusste bis heute niemand. Es waren keine Nachrichten durchgesickert.
Nun, ein gesundes, kräftiges Kind in den Armen haltend, konnte Margret am nächsten Morgen auch mit Dr. Laurin über ihre Freundin Katrin sprechen.
*
Nach der Visite setzte er sich zu ihr. Sie hatte ihn um ein Gespräch gebeten.
»Mein Mann hat Ihnen schon gesagt, was mich in diesen Monaten bewegt hat«, begann sie stockend. »Ich konnte einfach nicht darüber sprechen, Herr Doktor.«
»Das hätten Sie aber tun sollen. Es ist nicht gut, wenn man solche Gedanken mit sich herumträgt. Aber nun ist ja alles in bester Ordnung.«
»Sie ist nie darüber hinweggekommen. Wir alle glauben, dass sie nicht mehr leben wollte. Arne glaubte, dass sie sich endlich gefangen hätte, sonst hätte er sie nie auch nur einen Tag allein gelassen. Aber an diesem einen Tag Anfang Januar schnallte sie dann die Skier an und fuhr hinein in die weiße unendliche Ewigkeit, direkt auf den Abgrund zu, der sie verschlang. Es wurde gesagt, dass sich ein Schneebrett gelöst hätte und sie mit sich riss. Arne klammert sich auch an diesen Gedanken, aber ob er es glaubt, weiß niemand.«
»Er lebt noch immer in den Bergen?«, fragte Dr. Laurin.
»Nicht mehr in diesem Haus. Er lernte vor ein paar Monaten Annelie kennen, eine Bauerntochter. Ein reizendes Mädchen, doch ich fürchte, dass die Vergangenheit ihn nicht loslässt. Mir tut es für Annelie leid. Sie werden sie kennenlernen. Sie wird mich besuchen. Sie möchte auch einmal mit Ihnen sprechen, und ich ahne, worum es geht, denn als Arne sie heiratete, machte er zur Bedingung, dass sie nie Kinder haben sollten. Sie liebt ihn sehr, doch ich fürchte, dass für ihn diese Ehe nur eine Flucht aus der Vereinsamung war.«
Das also ist des Dramas zweiter Akt, dachte Dr. Laurin. Er sah Margret Keßler in einem anderen Licht. Er fand es erstaunlich, dass sie so für die Nachfolgerin ihrer besten Freundin eintrat. Das musste schon ein besonderes Mädchen sein. Eine Bauerntochter nahm den Platz der vom Leben verwöhnten und vom Schicksal dann so arg gebeutelten Katrin ein.
Aber Dr. Laurin zweifelte daran, dass sie ihn je ganz einnehmen würde, denn Arne Gelmeran hatte seine Frau über alles geliebt.
Katrin war nach Margrets Ansicht also in den Tod gestürzt. Wenn das stimmte, hatte die Liebe ihres Mannes keine Kraft mehr gehabt, sie aufzurichten. Überraschend aber war es schon, dass er nach verhältnismäßig kurzer Zeit eine andere Ehe eingegangen war, die zumindest von den engsten Freunden akzeptiert wurde.
Wie es dazu gekommen war, erfuhr Dr. Laurin allerdings nicht. Margret Keßler sprach nicht darüber. Tragisch genug war der Beginn der Bekanntschaft gewesen, an einem Wintertag vor zwei Jahren.
Annelie Burgbrauer hatte die tote Katrin am Fuße des Steilhangs gefunden, als sie selbst auf ihren Skiern den schmalen Ziehweg zum Burgbrauerhof bergan stieg. Sie lebte schon ein paar Jahre in der Kreisstadt, wo sie als Grundschullehrerin tätig war.
Der Burgbrauer-Alois hatte nichts dagegen gehabt, dass sein gescheites Töchterlein Lehrerin wurde. Seinen Hoferben hatte er, und an Geld fehlte es ihnen auch nicht, wenn er damit auch nicht hausieren ging.
Annelie war schon am Morgen hinab ins Tal gefahren, um alte Freunde zu besuchen, vor allem aber, um den herrlichen Pulverschnee zu genießen.
Sie konnte die Tote nicht allein wegbringen. Sie musste Hilfe holen. Ihr Vater und ihr Bruder kamen.
Ja, es war Katrin Gelmeran, und Annelie war dann diejenige, die es Arne Gelmeran sagen musste, dafür fühlten sich beide Männer nicht mehr stark genug.
Er machte unerwartet halt beim Burgbrauerhof, als die Dämmerung schon herabsank. Milch, Butter und Eier wollte er mitnehmen. Sein Geländewagen war schon schwer beladen, er selbst sah müde aus.
Wie es Annelie fertig brachte, ihm die grausame Wahrheit zu sagen, hatte sie später selbst nicht mehr gewusst. Verloren hatte er sie angeblickt, so fern, als wäre er selbst nicht auf dieser Welt. Es war schrecklich gewesen, und sie hatte kein Wort des Trostes gefunden.
Katrin Gelmeran wurde nicht auf dem Dorffriedhof begraben, sie wurde in die Stadt gebracht, nach München. In der Familien-gruft ihrer Großeltern fand sie ihre letzte Ruhestätte.
Und dorthin brachte Annelie dann einen Strauß Almblumen, als es Frühling geworden war. Dort traf sie Arne Gelmeran wieder.
»Warum tun Sie das?«, hatte er sie gefragt. »Sie haben Katrin doch gar nicht gekannt.«
»Man tut manches, was man nicht erklären kann. Ich habe sie gefunden. Ich habe ihr nicht helfen können. Das werde ich nie vergessen.«
Da sagte Arne die seltsamen, ihr ewig unbegreiflichen Worte: »Niemand konnte ihr helfen, niemand. Ich danke Ihnen für alles, was Sie getan haben, Fräulein Burgbrauer.«
In den Sommerferien sah sie ihn wieder. Er war nur gekommen, um nach dem Haus zu sehen. Sie war zur Alm hinaufgestiegen, um nach den Kühen zu schauen