Dr. Laurin 59 – Arztroman: Loretta, eine böse Stiefmutter?
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Sandy kann es schon kaum mehr erwarten, bis sie ihr Brüderchen bekommt«, sagte Ricarda Hartung lächelnd. Sie war felsenfest überzeugt, dass es ein Sohn werden würde, doch in diesem Fall hegte Dr. Leon Laurin keine Bedenken, dass man sich im Hause Hartung auch über ein Mädchen freuen würde. Vor drei Jahren hatte Ricarda Hartung ihr Töchterchen Sandra in der Prof. -Kayser-Klinik zur Welt gebracht. Ja, wenn er sie heute forschend betrachtete, und das tat er, erinnerte er sich an die erste Begegnung zurück. Blass und unsicher hatte da die junge Frau vor ihm gesessen, mit einem traurigen Ausdruck in den Augen. Wortkarg und gehemmt war sie gewesen. Noch sehr jung, nicht einmal zwanzig und erst ein paar Monate mit Lutz Hartung, dem Junior-Chef der renommierten Hartung-Druckerei, verheiratet. Wie sie sich nach der Geburt des Kindes doch zu ihrem Vorteil verändert hatte! Und glücklich sah sie aus. Das stimmte Dr. Laurin zufrieden, denn damals hatte er sich manche Gedanken über diese junge Ehe gemacht. Diese Bedenken waren nicht grundlos gewesen, wie diejenigen wussten, die Ricardas Beweggründe kannten, Lutz Hartungs Heiratsantrag anzunehmen. So manche Spekulationen waren da im Umlauf gewesen, und schließlich bewiesen sich die Gerüchte, dass Arno Deuring, Ricardas Vater, die sehr viel jüngere Loretta Bötting heiratete. Das war auch von anderen miss-billigt worden, doch für Ricarda bedeutete es den Bruch mit ihrem Vater, und kurz entschlossen nahm sie den Antrag ihres Jugendfreundes Lutz an. Sie kannten sich von Kindheit an. Ihre Grundstücke, in einem schönen Münchener Vorort gelegen, grenzten aneinander. Sie waren im gleichen Milieu aufgewachsen.
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Dr. Laurin
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Buchvorschau
Dr. Laurin 59 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 59 –
Loretta, eine böse Stiefmutter?
Hat Ricarda Recht mit ihren Ängsten?
Patricia Vandenberg
»Sandy kann es schon kaum mehr erwarten, bis sie ihr Brüderchen bekommt«, sagte Ricarda Hartung lächelnd.
Sie war felsenfest überzeugt, dass es ein Sohn werden würde, doch in diesem Fall hegte Dr. Leon Laurin keine Bedenken, dass man sich im Hause Hartung auch über ein Mädchen freuen würde.
Vor drei Jahren hatte Ricarda Hartung ihr Töchterchen Sandra in der Prof.-Kayser-Klinik zur Welt gebracht.
Ja, wenn er sie heute forschend betrachtete, und das tat er, erinnerte er sich an die erste Begegnung zurück. Blass und unsicher hatte da die junge Frau vor ihm gesessen, mit einem traurigen Ausdruck in den Augen. Wortkarg und gehemmt war sie gewesen. Noch sehr jung, nicht einmal zwanzig und erst ein paar Monate mit Lutz Hartung, dem Junior-Chef der renommierten Hartung-Druckerei, verheiratet.
Wie sie sich nach der Geburt des Kindes doch zu ihrem Vorteil verändert hatte! Und glücklich sah sie aus. Das stimmte Dr. Laurin zufrieden, denn damals hatte er sich manche Gedanken über diese junge Ehe gemacht.
Diese Bedenken waren nicht grundlos gewesen, wie diejenigen wussten, die Ricardas Beweggründe kannten, Lutz Hartungs Heiratsantrag anzunehmen. So manche Spekulationen waren da im Umlauf gewesen, und schließlich bewiesen sich die Gerüchte, dass Arno Deuring, Ricardas Vater, die sehr viel jüngere Loretta Bötting heiratete.
Das war auch von anderen miss-billigt worden, doch für Ricarda bedeutete es den Bruch mit ihrem Vater, und kurz entschlossen nahm sie den Antrag ihres Jugendfreundes Lutz an.
Sie kannten sich von Kindheit an. Ihre Grundstücke, in einem schönen Münchener Vorort gelegen, grenzten aneinander. Sie waren im gleichen Milieu aufgewachsen. Lutz, vier Jahre älter als sie, hatte sein Studium noch nicht beendet, als geheiratet wurde, doch das spielte keine Rolle, denn Benno Hartung sorgte dafür, dass seine junge Schwiegertochter, der er sehr zugetan war, nichts zu entbehren brauchte.
Von den schweren Auseinandersetzungen zwischen Ricarda und ihrem Vater, die dieser Heirat vorangegangen waren, wusste Benno Hartung noch nichts. Doch während das junge Paar sich noch auf der Hochzeitsreise befand, veränderte sich nebenan alles.
Arno Deuring hatte einen modernen Bungalow in einem weit entfernten Vorort gekauft. Die schöne Villa wurde vermietet. Die exzentrische Loretta hatte ihr Ziel erreicht. Sie hatte den reichen Arno Deuring zum Standesamt dirigiert.
Nun ahnte allerdings auch Benno Hartung, warum Ricarda seinem Sohn so schnell das Jawort gegeben hatte. Doch allen Unkenrufen zum Trotz gestaltete sich diese Ehe dann glücklich. Ricarda ignorierte die Heirat ihres Vaters und auch ihn. Sie bestand nur eisern darauf, dass ihr die beträchtliche Mitgift und auch das Erbteil ihrer Mutter voll ausgezahlt wurde.
Nun wurde Arno Deuring dadurch nicht gerade an den Bettelstab gebracht, aber er musste doch in seinen geschäftlichen Bereichen große Umdispositionen vornehmen.
Ganz so, wie Loretta es sich vorgestellt hatte, gestaltete sich ihr Eheleben nicht. Hinzu kam, dass Arno Deuring plötzlich zur Besinnung kam und sich damit abzufinden hatte, dass ihm die Zuneigung seiner Tochter verloren gegangen war.
Da nützten auch die diplomatischen Einlenkungsversuche von Benno Hartung nichts, der nicht in den Verdacht kommen wollte, die Ehe seines Sohnes Lutz mit der reichen Erbin arrangiert zu haben.
Lutz stand völlig auf Ricardas Seite. Ihm bedeutete das Geld nichts, das sie mit in die Ehe brachte. Er liebte sie, und er hatte sie in den Flitterwochen davon überzeugt, dass seine Liebe tief und echt war.
Ricardas Trotzreaktion wurde ihnen zum Glück. Sie hatte ihre Mutter über alles geliebt. Sie konnte nicht verzeihen, dass ihr eine solche Nachfolgerin gegeben wurde, die in einem zweifelhaften Ruf stand.
Sie dachte aber auch nicht daran, dass sie sich damit Lorettas tödlichen Hass zugezogen hatte. Solange Loretta noch ein sorgloses Leben führen konnte, kam dieser Hass nicht zur Entladung, aber dann geschah etwas, was nicht voraussehbar gewesen war, wovon Ricarda Hartung keine Ahnung hatte, als sie die Prof.-Kayser-Klinik an diesem Vormittag verließ.
*
Benno Hartung hatte den Kopf geschüttelt und seinem alten Freund auch vorsichtig seine Meinung gesagt, aber Arno Deuring fühlte sich mit seinen dreiundfünfzig Jahren nicht zu alt für Loretta. Er sah jugendlich aus und war seit fünf Jahren verwitwet, als ihm Loretta in den Weg lief und ihre große Chance erkannte und wahrnahm.
Die Ernüchterung kam nach und nach.
Er gestand sich ein, dass er eine Fehlentscheidung getroffen hatte, aber er war zu stolz, das auch anderen einzugestehen, zuletzt seiner Tochter.
Hatte Ricardas Auszahlung ihn schon in finanzielle Schwierigkeiten gebracht, die er jedoch überwinden konnte, so kamen durch die gespannte Wirtschaftslage immer neue auf ihn zu, und Lorettas Ansprüche wurden nicht geringer.
Als er sie ermahnte, dass sie dieses und jenes einsparen müssten, ließ sie den Rest Beherrschung fallen.
Loretta zeigte sich sehr gut informiert. »Du hast genug Grundbesitz. Verkauf etwas. Es werden immer noch hohe Preise gezahlt.«
Er dachte nicht daran. Er hatte damit längst etwas anderes vor und auch schon teilweise Verfügungen getroffen.
Aber sie hörte, wie er eines Tages mit seinem Anwalt telefonierte. »Es handelt sich um eine Testamentsänderung«, hörte sie ihn sagen. Da loderte der schlummernde Hass gegen Ricarda wieder empor.
Sie war sehr genau informiert über Arno Deurings Tochter. Sie hatte ihre Verbindungen, durch die sie alles erfuhr, was sie interessierte. Sie wusste, dass die Ehe als glücklich bezeichnet wurde, dass Benno Hartung seine Schwiegertochter sehr schätzte, seine Enkelin Sandra über alles liebte, dass sein Vermögen sich vermehrte und Lutz sein sehr tüchtiger Geschäftsführer geworden war.
Loretta hatte Ricarda aus der Ferne auch einmal gesehen und widerwillig feststellen müssen, dass sie sich zu einer ungewöhnlich aparten jungen Frau gemausert hatte.
Es stachelte ihren Hass noch mehr an, dass die Ehe glücklich war und Ricarda über ein großes Vermögen frei verfügen konnte.
Sie wusste auch, dass Ricarda ein zweites Kind erwartete, und als sie in der Zeitung eine Annonce las, dass man im Hause Hartung eine Kinderpflegerin suchte, fasste sie nach langem Überlegen einen Plan.
Sie erinnerte sich plötzlich einer jungen Verwandten, die in bescheidenen Verhältnissen lebte und als Kindergärtnerin ausgebildet worden war.
Wenn Loretta erstmal einen Entschluss gefasst hatte, setzte sie ihn auch schnell in die Tat um. Bei ihrem Plan kam es ihr zugute, dass Arno Deuring für einige Tage geschäftlich verreisen musste. Loretta fuhr ins Berchtesgadener Land, wo ihre Cousine Polly Stadler wohnte.
Immer noch in bescheidenen Verhältnissen, von ihrem Verlobten gerade verlassen, lebte Polly in dem Städtchen in einer kleinen Wohnung.
Sie erkannte Loretta nicht gleich. Sie hatten sich schon zehn Jahre nicht mehr gesehen, und so war Polly maßlos überrascht, dass die um fünf Jahre ältere Cousine, die es zu etwas gebracht hatte, was offensichtlich war, sie besuchte.
Loretta tastete sich vorsichtig voran, und erst, als sie merkte, dass Polly leicht beeinflussbar war, sagte sie etwas mehr, ohne jedoch alle Karten auf den Tisch zu legen.
»Du weißt ja, wie das ist, wenn man einen Mann heiratet, der schon eine erwachsene Tochter hat«, sagte sie seufzend. »Ricarda ist sehr berechnend. Sie meidet unsere Gesellschaft. Aber du wirst sicher auch verstehen, dass ich meine Interessen wahren möchte.«
»Das ist dein gutes Recht«, sagte Polly betont. »Wenn man schon einen so viel älteren Mann heiratet, will man ja auch etwas profitieren. Ich