Dir will ich gehören: Der Bergpfarrer 265 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Swantje, du nervst!« Verärgert blickte Saskia zu ihrer jüngeren Schwester hinüber, die auf dem Bett lag und mit ihrem Netbook spielte. Eigentlich war es nicht Swantje, der ihre Verärgerung galt, auch nicht dem Piepsen und den anderen elektronischen Tönen, die der Minicomputer von sich gab. Saskia war sauer, weil sie hier in diesem Pensionszimmer saß, während Kerrin, ihre beste Freundin, sich zur selben Zeit auf dem Weg nach Mallorca befand. Hier, das war St. Johann, ein Dorf, mitten im tiefsten Bayern, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagten, und ausgerechnet da mussten die Eltern ihre Silberhochzeit feiern! Eigentlich musste es heißen nachfeiern, denn Vater Andreas hatte zum richtigen Termin im Krankenhaus gelegen, und so musste das Fest leider ausfallen. Und nun hatte Karin Grote vor gut zwei Wochen freudestrahlend verkündet: »Kinder, in den Ferien machen wir ganz was Tolles! Papa und ich haben beschlossen, dass wir mit euch unsere Silberhochzeit nachfeiern wollen. Und dazu fahren wir ins Wachnertal.« »Wohin?«, hatte die fünfzehnjährige Swantje überrascht gefragt. »Das liegt in Bayern«, erklärte ihr Vater. »Hoffentlich bekommt Sascha auch Urlaub.« Sascha war das Älteste der drei Grotekinder und arbeitete in einer großen Speditionsfirma. Er wusste bereits von den Plänen der Eltern und hatte nur vage zusagen können. »Also, ich fliege nach Mallorca«, hatte Saskia sofort verkündet. »Kerrin und ich haben das schon lange verabredet.«
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Buchvorschau
Dir will ich gehören - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 265 –
Dir will ich gehören
Die Verliebten geraten in große Gefahr
Toni Waidacher
»Swantje, du nervst!«
Verärgert blickte Saskia zu ihrer jüngeren Schwester hinüber, die auf dem Bett lag und mit ihrem Netbook spielte. Eigentlich war es nicht Swantje, der ihre Verärgerung galt, auch nicht dem Piepsen und den anderen elektronischen Tönen, die der Minicomputer von sich gab. Saskia war sauer, weil sie hier in diesem Pensionszimmer saß, während Kerrin, ihre beste Freundin, sich zur selben Zeit auf dem Weg nach Mallorca befand.
Hier, das war St. Johann, ein Dorf, mitten im tiefsten Bayern, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagten, und ausgerechnet da mussten die Eltern ihre Silberhochzeit feiern!
Eigentlich musste es heißen nachfeiern, denn Vater Andreas hatte zum richtigen Termin im Krankenhaus gelegen, und so musste das Fest leider ausfallen.
Und nun hatte Karin Grote vor gut zwei Wochen freudestrahlend verkündet: »Kinder, in den Ferien machen wir ganz was Tolles! Papa und ich haben beschlossen, dass wir mit euch unsere Silberhochzeit nachfeiern wollen. Und dazu fahren wir ins Wachnertal.«
»Wohin?«, hatte die fünfzehnjährige Swantje überrascht gefragt.
»Das liegt in Bayern«, erklärte ihr Vater. »Hoffentlich bekommt Sascha auch Urlaub.«
Sascha war das Älteste der drei Grotekinder und arbeitete in einer großen Speditionsfirma. Er wusste bereits von den Plänen der Eltern und hatte nur vage zusagen können.
»Also, ich fliege nach Mallorca«, hatte Saskia sofort verkündet. »Kerrin und ich haben das schon lange verabredet.«
Karin Grote lächelte milde.
»Nein, mein Schatz«, erklärte sie freundlich, aber bestimmt, »in drei Wochen sind wir alle zusammen in St. Johann und lassen es uns dort gutgehen.«
Saskia hatte in den folgenden Tagen noch einige Versuche unternommen, ihre Eltern umzustimmen und sie doch mit der Freundin nach Spanien fliegen zu lassen, aber da hatte sie keinen Erfolg.
Die Grotes waren eine Familie und als solche wollten sie nach den Vorstellungen der Eltern die Ferien gemeinsam verbringen. Andrea hatte bereits die Zimmer gebucht. Vor einer knappen Stunde waren sie nun in der Pension »Edelweiß« angekommen.
Marion Trenker, die patente Wirtin, empfing ihre Gäste herzlich. Ihr Mann hieß ebenfalls Andreas, er war der Cousin des Bergpfarrers und hatte zusammen mit seiner Frau erst vor einem guten Jahr die Pension eröffnet.
»Zwei Doppel- und ein Einzelzimmer«, sagte Marion und nahm die Schlüssel vom Brett. »Das Einzelzimmer ist hier unten, die anderen im oberen Stock.«
»Unser Sohn kommt vermutlich erst morgen«, bemerkte Andreas Grote. »Er wusste noch nicht genau, ob es mit seinem Urlaub klappt …«
»Nicht weiter tragisch«, winkte die Wirtin ab. »Bis übermorgen halte ich Ihnen das Zimmer frei.«
»Sascha meldet sich heute Abend noch«, versicherte Karin und gab ihrer missmutig aussehenden älteren Tochter einen leichten Knuff mit dem Ellenbogen, wobei sie mit den Augen rollte und den Kopf schüttelte.
Saskias Blick sprach aber auch wirklich Bände!
»Jetzt reiß dich aber mal zusammen!«, raunte die Mutter ärgerlich.
»Ach, da kommt mein Mann«, sagte Marion und deutete auf Andreas Trenker. »Da kann er Ihnen gleich mit dem Gepäck helfen.«
»Grüß euch«, lächelte der große schlanke Pensionswirt ihnen zu. »Herzlich willkommen in St. Johann. Ihr seid sicher die Grotes aus Lüneburg, gell?«
»Ja, jedenfalls aus der Nähe dort«, nickte Andreas und reichte seinem Namensvetter die Hand.
Zusammen holten die beiden Männer das Gepäck aus dem Auto, während Marion die anderen nach oben führte. Die beiden Zimmer lagen nebeneinander. Sie waren im landestypischen, aber doch modernen Stil eingerichtet und mit allem erdenklichen Komfort ausgestattet. Telefon und Fernseher gehörten ebenso dazu wie ein großzügig gestaltetes Bad.
»Sehr schön«, freute sich Karin Grote. »Hier werden wir uns bestimmt wohlfühlen.«
»Das freut mich«, lächelte die Wirtin.
Sie zuckte entschuldigend die Schultern.
»Sie haben’s ja schon bemerkt, mein Mann duzt die Gäste«, setzte sie hinzu. »Das ist irgendwie so bei ihm drin. Ich hoff’, es stört Sie net?«
»Ach wo!«, schüttelte Karin den Kopf. »Von mir aus können wir es auch so halten.«
»Schön. Und wenn ihr euch eingerichtet habt, dann steht unten Kaffee und Kuchen für euch bereit.«
Andreas und Andreas hatten inzwischen die Koffer und Reisetasche heraufgetragen.
Der Wirt wünschte einen schönen Aufenthalt und ging wieder hinunter.
Andreas Grote ging zu seiner Frau, die auf dem Balkon stand und legte seinen Arm um sie.
»Na, Schatz«, meinte er, »gefällt es dir hier?«
Karin legte ihren Kopf an seine Schultern.
»Es ist herrlich!«, antwortete sie. »Aber das ist es mit dir überall.«
Lächelnd drückte er sie noch enger an sich und gab ihr einen liebevollen Kuss.
*
Öde! Das war genau das Wort, das Saskia einfiel, als sie mit den Eltern und der jüngeren Schwester durch das Dorf spazierte.
Die Häuser sahen genauso aus, wie sie auf der Fahrt hierher befürchtet hatte. Diesen komischen Lüftlmalereien konnte sie nun überhaupt nichts abgewinnen, und dazu die Leute – wie die angezogen waren.
Entweder waren es Urlauber, die man sofort an den kurzen Hosen und Freizeithemden erkannte, oder sie trugen ihre Videokameras und Fotoapparate um den Hals. Und sonst handelte es sich um Einheimische, die Lederhosen anhatten, während die Frauen doch tatsächlich im Dirndl herumliefen.
»Na, Mädels«, hatte Andreas vor ein paar Minuten gefragt, »möchtet ihr auch solche hübschen Kleider haben?«
Swantje hatte sofort genickt, Saskia schüttelte den Kopf, dass ihr Pferdeschwanz nur so flog.
Für kein Geld der Welt würde sie so was anziehen!
Nachdem sie eingesehen hatte, dass nichts mehr daran zu ändern war, hatte Saskia ihrer Freundin Kerrin eine SMS geschickt und ihr einen schönen Urlaub gewünscht. Anschließend blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Sachen auszupacken, schließlich wollte sie die nächsten Wochen nicht aus dem Koffer leben.
Ihre Laune besserte sich ein wenig, als sie alle zusammen im Garten der Pension saßen und Kaffee tranken. Marion Trenker hatte einen leckeren Marmorkuchen angeschnitten, und ihr Mann brachte außerdem noch kühles Mineralwasser an den Tisch.
Während die Grotes es sich schmecken ließen, erfuhren sie einiges Wissenswertes über St. Johann und das Wachnertal. Immerhin gab es in der Nähe einen Reiterhof auf dem man Pferde mieten konnte, weiterhin stand im Ainringer Wald ein altes Jagdschloss, in dem Jugendliche aus aller Welt zusammentrafen, und nicht weit vom Dorf entfernt lag der Achsteinsee, mit großer Liegewiese, Bootsverleih und anderen Wassersportmöglichkeiten.
Swantje hatte sich inzwischen mit »Fiete« angefreundet, dem neuen »Hauskater« der Pension Edelweiß.
»Das klingt aber sehr norddeutsch«, bemerkte Karin schmunzelnd, als sie den Namen hörte.
»Ja«, lächelte Marion, »eine Reminiszenz an meine alte Heimat. Ihr habt sicher schon bemerkt, dass ich keine Bayerin bin.«
»Woher kommst du denn?«, fragte Swantje.
»Gebürtig bin ich aus Hamburg.«
»Tatsächlich? Da kennst du doch sicher auch Lüneburg?«, rief Andreas Grote. »Von Hamburg dorthin ist es ja nur ein Katzensprung.«
»Natürlich kenne ich Lüneburg«, nickte die Wirtin. »Bin ja schließlich früher oft dort gewesen.«
»Und wo habt ihr beide euch kennengelernt?«, fragte Karin. »Sicher im Urlaub. Bloß wo? In Hamburg oder hier?«
»Weder noch«, antwortete Andreas Trenker und musste schmunzeln. »Kennengelernt haben wir uns in Kanada …«
»In Kanada?«
Die Gäste sahen das Wirtsehepaar erstaunt an.
»Das klingt interessant«, sagte Karin Grote. »Erzählt doch mal!
Marion war vor drei Jahren in den Urlaub