Mutterglück auf Raten: Sophienlust Extra 69 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
»Ja, so könnte es gehen«, murmelte Gerd Dieffenbach befriedigt und beugte den Kopf wieder über das Reißbrett. Endlich war ihm eine zündende Idee gekommen. So löste er sich nur widerwillig von seiner Arbeit, als er unten die Türglocke anschlagen hörte und gleich darauf Frau Krause, seine Haushälterin, nach kurzem Anklopfen, das Arbeitszimmer betrat. »Ein Telegramm für Sie, Herr Dieffenbach. Hoffentlich nichts Schlimmes.« »Sicher nur geschäftlich«, winkte der junge Innenarchitekt ab und riss den Umschlag auf. »Es scheint aber doch eine schlechte Nachricht zu sein?«, fragte Frau Krause mitfühlend, da er fassungslos auf das Blatt Papier starrte. Gerd Dieffenbach nickte mechanisch. »Das kann man wohl sagen! Meine Cousine und ihr Mann sind heute Nacht tödlich verunglückt. Sie hinterlassen drei Kinder!« »Ach du lieber Himmel die armen Würmchen!«, stieß Frau Krause erschüttert hervor. Haben Sie denn jemanden, der sich um sie kümmert?« Gerd. Dieffenbach zuckte die Achseln und betrachtete das Telegramm genauer. »Ich weiß es nicht.
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Sophienlust Extra
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Rezensionen für Mutterglück auf Raten
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Buchvorschau
Mutterglück auf Raten - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 69 –
Mutterglück auf Raten
… und bringt eine junge Frau ungewollt in Schwierigkeiten!
Gert Rothberg
»Ja, so könnte es gehen«, murmelte Gerd Dieffenbach befriedigt und beugte den Kopf wieder über das Reißbrett. Endlich war ihm eine zündende Idee gekommen. So löste er sich nur widerwillig von seiner Arbeit, als er unten die Türglocke anschlagen hörte und gleich darauf Frau Krause, seine Haushälterin, nach kurzem Anklopfen, das Arbeitszimmer betrat. »Ein Telegramm für Sie, Herr Dieffenbach. Hoffentlich nichts Schlimmes.«
»Sicher nur geschäftlich«, winkte der junge Innenarchitekt ab und riss den Umschlag auf.
»Es scheint aber doch eine schlechte Nachricht zu sein?«, fragte Frau Krause mitfühlend, da er fassungslos auf das Blatt Papier starrte. Gerd Dieffenbach nickte mechanisch. »Das kann man wohl sagen! Meine Cousine und ihr Mann sind heute Nacht tödlich verunglückt. Sie hinterlassen drei Kinder!«
»Ach du lieber Himmel die armen Würmchen!«, stieß Frau Krause erschüttert hervor. Haben Sie denn jemanden, der sich um sie kümmert?«
Gerd. Dieffenbach zuckte die Achseln und betrachtete das Telegramm genauer. »Ich weiß es nicht. Die Person, die es abschickte, ist mir völlig unbekannt. Hier steht nur, dass ich sofort zurückrufen soll. Da werde ich wohl zur Post müssen, denn das Telefon ist ja nach dem Sturm in der letzten Nacht immer noch gestört. Ich fahre am besten sofort los. Sollte meine Verlobte inzwischen kommen, dann bitten Sie sie, zu warten, ja?« Er nickte der grauhaarigen älteren Dame herzlich zu und sprintete mit langen Sätzen die Treppe hinunter. Und schon heulte der Motor seines schnellen Sportwagens auf.
Langsam ging Frau Krause die Treppe der einstöckigen Villa hinunter, die bis vor Kurzem noch ihr gehört hatte. Nach dem Tod ihres Mannes war sie ihr jedoch viel zu groß geworden. Denn ihr Sohn und dessen Familie, für die das Haus eigentlich gedacht war, lebten im fernen Australien. So war sie sehr froh, als sie in dem erfolgreichen Innenarchitekten Gerd Dieffenbach einen Käufer fand. Der war auch einverstanden, ihr in der Villa ein Wohnrecht einzuräumen und als Junggeselle nahm er das Angebot, ihm den Haushalt zu führen, freudig an. So hatte die ältere Dame wieder eine Aufgabe und jemandem, dem sie ihre Fürsorge angedeihen lassen konnte. Aber wahrscheinlich nicht mehr lange, denn in Kürze würde er die reizende Renate Thorwald heiraten, die dann sicher den Haushalt und ihren Mann selber versorgen wollte. Dafür hatte Frau Krause natürlich vollstes Verständnis. Sie mochte die junge Frau sehr gern und fand, dass die schöne Tochter eines reichen Hoteliers genau die richtige Partie für Gerd Dieffenbach war.
*
Draußen erklang jetzt die melodische Dreiklanghupe, mit der Renate ihre Ankunft stets zu melden pflegte, und gleich darauf kam sie mit raschen Schritten den kiesbestreuten Weg herauf. Sie trug einen flott geschnittenen Hosenanzug aus heller Rohseide und sah mit ihren langen, fast blauschwarzen Haaren, die sie an den Schläfen mit zwei Elfenbeinkämmen zurückgesteckt hatte, bezaubernd aus. »Hallo, Frau Krause, ist Gerd etwa fortgefahren?«, erkundigte sie sich enttäuscht, als sie sah, dass die Garage leer war.
»Er kommt gleich wieder und bittet Sie, zu warten«, richtete die alte Dame aus. »Er musste nur zur Post, unser Telefon ist ja immer noch gestört. Kein Wunder nach diesem entsetzlichen Unwetter letzte Nacht«, setzte sie hinzu.
»Ja, das war ein schrecklicher Sturm. Wir haben am Hotel auch schwere Schäden zu verzeichnen«, stimmte Renate zu und hob lachend den Kopf, weil sie Gerds Wagen in der Auffahrt hörte.
Gleich darauf war er bei ihr und begrüßte sie mit einem zärtlichen Kuss. »Entschuldige, dass ich dich warten ließ, aber Frau Krause hat dir sicher schon gesagt, was passiert ist?«
»Nur, dass du dringend zur Post musstest«, erwiderte Renate und fuhr lebhaft fort, während sie die Treppe hinaufgingen: »Ich komme übrigens, um dich zu einer Wochenendfahrt zu überreden. Meine beste Freundin möchte endlich meinen zukünftigen Mann kennenlernen und hat uns zu sich eingeladen. Sie selbst ist schon seit Jahren glückliche Ehefrau und Mutter und hat mich wohl im Geist schon als alte Jungfer enden sehen, weil ich mir gar so viel Zeit ließ.« Sie lachte hell auf. »Wenn sie dich jetzt kennenlernt, wird sie hoffentlich einsehen, dass sich das Warten auf den Richtigen gelohnt hat.« Ihr Blick ruhte mit zärtlichem Besitzerstolz auf dem gut aussehenden und hochgewachsenen Mann mit der durchtrainierten sportlichen Figur.
Aus Gerds grauen Augen blitzte ein amüsiertes Lächeln, als er erwiderte: »Ich hoffe, dass ich einen guten Eindruck auf deine Freundin mache, auch wenn ich sie zunächst einmal enttäuschen muss, denn ich werde keine Zeit für den Wochenendbesuch haben.«
»Dann hoffe ich nur, dass du eine sehr gute Ausrede hast«, schmollte Renate und warf das dunkle Haar mit einer ungeduldigen Kopfbewegung in den Nacken.
»Ich wünschte, es wäre nur eine Ausrede, aber leider gibt es einen sehr tragischen Anlass dafür«, erwiderte Gerd ernst und zog das Telegramm aus der Tasche. »Meine Cousine Marina und ihr Mann sind vergangene Nacht tödlich verunglückt.«
»Wie entsetzlich! Und die Kinder? Es sind doch drei, nicht wahr? Du hast mir einmal davon erzählt«, sagte Renate erschüttert.
Gerd nickte und zündete seine kurze englische Pfeife an: Dann antwortete er langsam. »Ja, sie hinterlassen drei Kinder. Susanne, die älteste, ist zehn Jahre alt, Oliver ist sieben, und die kleine Tina wird vier. Ich habe vorhin mit Marinas Freundin telefoniert, die mir das Telegramm schickte und die nun auch bei den Kindern ist. Sie erzählte mir, dass Marina und ihr Mann gestern Abend zu einem Betriebsfest der Bank fuhren, bei der Georg als Filialleiter angestellt war. Da das Vergnügen bis in die frühen Morgenstunden dauern sollte, hatte sich die Freundin erboten, bei den Kindern zu übernachten. Auf der Heimfahrt passierte dann der Unfall. Ein durch den Sturm entwurzelter Baum krachte auf das Auto. Georg war sofort tot, und Marina starb kurz darauf im Krankenhaus.« Gerd schwieg einen Augenblick, weil ihm die Stimme nicht mehr gehorchen wollte. »Natürlich muss ich mich jetzt um die Kinder kümmern, zumindest bis nach der Beerdigung. Marinas Freundin ist Schauspielerin und tritt morgen in Frankfurt ein neues Engagement an. Also bleibe ich wohl ein paar Tage bei ihnen, bis sich eine Lösung findet. Jemand wird die Vormundschaft für die Kinder übernehmen müssen. Zum Glück sind sie finanziell gesichert. Marina und ich haben ja von unserer gemeinsamen Großmutter ein kleines Vermögen geerbt, das Georg in sicheren Wertpapieren anlegte, und dann ist da ja auch noch das hübsche Reihenhaus, in dem sie wohnen.«
Er brach ab, denn es klopfte und Frau Krause trat ein, beladen mit einem Tablett, auf dem eine Kaffeekanne und ein lecker aussehender Napfkuchen standen.
»Ich dachte, Sie könnten jetzt vielleicht eine kleine Stärkung vertragen«, erklärte sie entschuldigend.
Renate sprang auf und nahm ihr das Tablett ab. »Da haben Sie völlig recht, Frau Krause, eine Tasse Kaffee wird uns sicher gut tun, und für Ihren Napfkuchen schwärme ich geradezu. Sie müssen mir unbedingt einmal das Rezept verraten.« Sie schenkte sich und ihrem Verlobten Kaffee ein und fragte dann, als Frau Krause den Raum wieder verlassen hatte: »Was wird denn nun aus den Kindern? Müssen sie in ein Waisenhaus oder gibt es eventuell noch andere Verwandte, die sich kümmern können?«
Gerd zuckte die Achseln und klopfte seine Pfeife aus. »Von unserer Seite aus nicht. Marinas Eltern waren geschieden, ihre Mutter ist tot, aber ich glaube, Georg hat noch Verwandte. Vielleicht nehmen die sich der Kinder an, sodass ihnen das Waisenhaus erspart bleibt.«
Renate trank ihren Kaffee aus und erhob sich. »So, mein Schatz, ich muss dich jetzt verlassen, wir haben heute Gäste und Mama legt großen Wert darauf, dass ich dabei bin. Ich finde mich also damit ab, das ganze Wochenende ohne dich zu verbringen. Hoffentlich ist die Freundin deiner Cousine nicht zu hübsch, du weißt, ich bin schrecklich eifersüchtig!« Ihre großen, dunkelbewimperten blauen Augen, die in reizvollem Kontrast zu dem schwarzen Haar standen, blinzelten ihm vergnügt zu.
Gerd legte den Arm um ihre Schulter und küsste sie. »Du weißt genau, dass mir keine andere Frau gefährlich werden kann. Ein Juwel wie dich gebe ich freiwillig nicht mehr her.«
»Das will ich aber auch hoffen«, lächelte Renate, sich ihres Wertes durchaus bewusst, und verließ nach einem letzten Kuss die Wohnung ihres Verlobten. Langsam und nachdenklich ging sie zum Auto. Hoffentlich fanden sich recht bald Verwandte, die sich der Kinder von Gerds Cousine annahmen, damit er diese Verpflichtung los war. Zwar taten ihr die armen Kinder, die auf so tragische Weise die Eltern verloren hatten, von ganzem Herzen leid, doch ihre eigenen Zukunftspläne wollte sie sich dadurch, nicht durcheinanderbringen lassen. Schon damals, als Gerd Dieffenbach hierher in den ruhigen Villenvorort Stuttgarts gezogen war und sie sich zum ersten Mal begegneten, war sie von ihm fasziniert gewesen. Dieser schlanke, aber breitschultrige Mann mit dem markanten Gesicht, den humorvollen grauen Augen und dem ungebärdigen dunkelblonden Haar hatte ihr sofort gefallen. Da er, wie sie ein Pferdenarr war und sofort dem örtlichen Reiterclub beitrat, kam man sich rasch näher. Besonders, als Renates Vater auch noch geschäftliche Verbindung mit dem jungen Innenarchitekten aufnahm und sich von ihm Pläne für die Ausstattung des Hotelneubaus ausarbeiten ließ. Die Eltern waren von ihrer Wahl begeistert, nicht nur, weil es für die immerhin schon achtundzwanzigjährige Renate allmählich Zeit wurde, an eine feste Bindung zu denken, sondern da sie in dem ruhigen zuverlässigen Gerd Dieffenbach auch den richtigen Partner für ihre temperamentvolle, eigenwillige Tochter sahen.
Renate