Zahlen sind Waffen: Gespräche über die Zukunft
Von Dietmar Dath und Sibylle Berg
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Über dieses E-Book
Mit Maja Beckers und Thomas Vašek spricht Dietmar Dath über Karl Marx und den Fortschritt, über Fantastik und Sozialismus und darüber, warum man Geschichten erzählen muss, um zu denken. Und Sibylle Berg erläutert, warum es trotz der Dummheit der Welt noch nicht angebracht ist, an ihr zu verzweifeln. Wie Berg und Dath die Gegenwart zerpflücken, regt nicht nur zum Denken an, es ermutigt auch zum Lachen, ein Dialog im besten Sinne: pointiert, literarisch, scharfzüngig, nach dessen Lektüre man sich am liebsten selbst mit jemandem unterhalten will. Genau darüber.
Dietmar Dath
Dietmar Dath, geb. 1970, Schriftsteller und Übersetzer, lebt in Freiburg und Frankfurt am Main. Er war Chefredakteur der Spex (1998-2000) und ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zuletzt erschien "Gentzen oder: Betrunken aufräumen".
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Buchvorschau
Zahlen sind Waffen - Dietmar Dath
Textnachweise
»Zahlen sind Waffen«
Sibylle Berg und Dietmar Dath im Gespräch mit Jens Balzer und Lars Weisbrod
LW: Wir wollen über die Zukunft reden.
SB: Ich kann gar nicht so gut reden.
JB: Das geht uns genauso.
SB: Ich kann eigentlich nur denken, während ich schreibe.
DD: Ich habe im letzten März aufgehört mit dem Denken, seitdem rede ich.
JB: Ich rede immer schneller, als ich denke.
SB: Bei mir ist es umgekehrt. Ich denke schnell, aber ich rede ziemlich langsam, was zu einer Rückkopplung und Implosion führt.
LW: Aber dafür bist Du ja im Gegensatz zu anderen Schriftstellern sehr telegen! Im Fernsehen funktionierst Du toll, zum Beispiel bei aspekte.
SB: Nur weil ich so brillant aussehe.
LW: Auch weil Du so einen Vibe hast. Du bist so …
SB: … so langsam.
DD: Ja, das hat ein bisschen was Cooles. Wie bei Norman Mailer. Der hat sich in den härteren Fällen hingesetzt, hat sich die Frage angehört, dann auf den Boden geguckt und gesagt: »Ja, aber was Sie hätten fragen sollen …«. In so ganz mitleidigem Ton.
LW: Wollen wir mit dem Interview anfangen?
SB: Können wir vorher noch das Licht dimmen? Oder meinetwegen auch ausmachen?
LW: Gute Frage.
DD: Also draußen hatten wir zwei Schalter entdeckt, aber keinen für die Lampe hier.
SB: Warum hängt man so eine schreckliche Lampe hier überhaupt hin? Können wir mal mit dem Eigentümer reden?
LW: Das ist nicht unser Besprechungszimmer.
SB: Wessen Besprechungszimmer ist es denn? Fangen wir doch mal so an.
DD: Das ist Licht wie bei einem Verhör.
SB: Ich würde auch gern noch einen Kaffee bekommen, bevor es losgeht.
LW: Ich habe hier noch einen unangerührten Kaffee, den ich mir auf dem Weg am Hauptbahnhof geholt habe …
SB: Nein, den finde ich einfach viel zu bitter.
LW: Bitter?
SB: Gleich implodiere ich. Komm, frag mich irgendwas.
LW: Sibylle, in Deinem Roman GRM zeichnest Du eine düstere Zukunft: Du erzählst, wie Großbritannien in einen futuristischen Überwachungsstaat umgebaut wird, ein Faschismus der Drohnen und Daten. Eine Dystopie haben das viele genannt. Kannst Du mit dem Wort etwas anfangen?
SB: Ich habe das Gefühl, mit dem Etikett wollen Menschen, die ihr Haus – oder auch ihr Inneres – kaum verlassen, die Realität von sich weglabeln. Was heißt Dystopie? Kannst Du mir das mal ordentlich wie ein Mensch erläutern?
JB: Ich versuch’s mal andersrum. Dietmar, Du schreibst selbst Science-Fiction-Romane und Du schreibst über Science-Fiction, im Herbst 2019 hast Du ein tausendseitiges Werk namens Niegeschichte veröffentlicht, eine Theorie der Science-Fiction. In der Betriebsliteratur wird Zukunft gerade vor allem als Bedrohung empfunden. Mit Betriebsliteratur meinen wir …
DD: Literaturhausliteratur.
JB: Ja.
SB: Was ist das?
JB: Sagen wir mal: das, was im Feuilleton besprochen wird.
SB: Aber im Feuilleton besprechen die doch oft keine Literatur, sondern eher Heimatkunde, oder?
LW: Heimatkunde?
DD: Na ja, so Bücher über: Wie schlimm waren die Nazis? Die Eltern sind krank, was nun?
SB: Romantische Ideen von Innerlichkeit.
DD: Diese Sachen, die im Imperfekt irgendwelche Zustände von Kleinbürgern schildern und deren Sorgen: Geht das alles in Zukunft auch noch gut? Also das, was in Deinem Buch die Professoren lesen, die am Ende nur noch auf einer Mülltonne sitzen. Diese abgetakelten Professoren, die Joyce-Übersetzungen übersetzen. Das hat mir irre gefallen. Übersetzungen übersetzen, das ist überhaupt das Geilste.
SB: Ja, das müsste viel mehr gemacht werden.
LW: In diese Welt der Literaturhausliteratur scheint uns neuerdings etwas einzubrechen, was man vielleicht den Hang zur Dystopie nennen könnte, also zur Beschäftigung mit der Zukunft unter dem Zeichen der Apokalypse. Warum ist das so, warum gibt es gerade so viele Dystopien?
SB: Können wir bitte wirklich erst mal den Begriff klären? Ich habe das Gefühl, der wird pauschal überall draufgeklatscht, wo es kein Happy End gibt. Was heißt Dystopie?
DD: Ich kann’s auch nicht leiden, wenn immer von Dystopien geredet wird. Das liegt ja zum einen daran, dass der Literaturliteraturbetrieb und das Mainstream-Feuilleton nie ein Interesse für Science-Fiction besessen haben; was Zukunftsliteratur eigentlich bedeutet und welche Rolle die Zukunft darin spielt, davon hat es in diesen Kreisen nie einen Begriff gegeben, man hat das alles immer möglichst weit von sich ferngehalten. Der einzige Autor, der da akzeptiert wurde, war George Orwell. Den hat man während des Kalten Krieges irgendwann als Klassiker zugelassen, weil er in 1984 so schön erklärte, warum das, was die Russen machen, eigentlich dasselbe ist wie bei Hitler. Das war so schön handlich, und darum ist da dieses Dystopie-Backförmchen entstanden.
JB: In der Dystopie kommt die Zukunft also nur als etwas vor, das man verhindern muss.
DD: Ja, und das ist der andere Grund für die Beliebtheit dieses Begriffs. Es gibt diese Neigung bei allem, das nicht diese Befindlichkeitsund Sozialkunde-Literatur ist, unbedingt einen Kunstzweck zu erraten: Was wollen die Bücher? Die Bücher wollen warnen, die Bücher wollen mahnen, die Bücher wollen aufbauen, irgendwie so was. Und das reduziert alles auf Kinderliteratur. Da mag es ja stimmen, dass die Autoren möchten, dass Kinder sich besser verstehen und sich nicht immer hauen, wenn zu wenig Kuchen da ist. Aber bei Erwachsenenliteratur? Dazu kommt: Science-Fiction oder Dystopie definiert das Literaturhaus nach Kriterien wie »da gibt’s Überwachung« oder »da gibt’s Roboter«. Nach Requisiten, nach Motiven, nach Apparaten. Aber niemand würde sagen: Der historische Roman ist Ritter und Nazis. Niemand würde sagen: Der psychologische Roman ist, wenn eine Frau weint –
LW: Aber –
SB: Nicht ihn unterbrechen, jetzt rollt er gerade so schön los! Er ist richtig gut erregt! Mich stört das nämlich auch so wahnsinnig. Diese Einordnungen und dieses Gerede von Dystopien. Ich denke mir immer: Kinder, verlasst Ihr euren Arbeitsplatz nicht? Es geht doch nur darum, sich für die Welt zu interessieren. Und zwar die Welt außerhalb von uns selbst. Und die ist –
LW: Schlimm?
SB: Ja.
JB: Dietmar, warum gibt es Dystopien?
DD: Man kann auf zwei Arten von einer Welt erzählen, die die Leser nicht erleben, nicht kennen. Die eine Art: Du erklärst die Welt einfach. Dann hast du info dumps, mal so zwei Absätze lang nur irgendwelche Namen nennen und beschreiben, wie irgendwas funktioniert. Da muss man dann aber so cool sein wie Sibylle Berg in ihrem Buch, damit das nicht nach Volkshochschule klingt. Und die zweite Möglichkeit, wie ich