Was Linke denken: Ideen von Marx über Gramsci zu Adorno, Habermas, Foucault & Co
Von Robert Misik
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Über dieses E-Book
Robert Misik beschreibt rasant und amüsant von A wie Adorno bis Z wie Žižek, aus welchen Brocken sich zeitgenössisches linkes Denken heute zusammensetzt.
Robert Misik
Robert Misik, geboren 1966, ist Journalist und politischer Schriftsteller und schreibt regelmäßig für die Berliner »tageszeitung«, »Die Zeit«, die »Neue Zürcher Zeitung« und den Wiener »Falter«. Zahlreiche Preise, etwa der Bruno-Kreisky-Förderpreis, 2010 Journalist des Jahres in der Kategorie Online. 2009 Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik. Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschienen im Picus Verlag »Was Linke denken«, »Ein seltsamer Held«, »Herrschaft der Niedertracht«, »Die neue (Ab)Normalität«, »Putin. Ein Verhängnis« (2022).
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Buchvorschau
Was Linke denken - Robert Misik
1.
TALKING ’BOUT A REVOLUTION
Warum wir heute alle irgendwie Marxisten sind – und auch wieder nicht
»Wer wäre nicht Marxist? Und doch ist es so: alle sind Marxisten, ein wenig, unbewusst.« Diese Sätze schrieb der italienische Kommunist Antonio Gramsci vor mittlerweile beinahe hundert Jahren. Ziemlich absurde Sätze, könnten Sie jetzt meinen. Sie haben vielleicht von Marx das eine oder andere gelesen, aber deshalb seien Sie doch noch lange kein Marxist, könnte Ihr Einwand lauten. Oder: Sie haben total viel von Marx gelesen, sind es deswegen aber auch nicht notwendigerweise. Oder gar: Sie haben noch keine Zeile von diesem Typen gelesen, also wie sollten Sie denn Marxist sein? Oder, ein anderer möglicher Einwand, den Sie formulieren könnten: Ja, ich bin zwar Marxist, aber die allermeisten Menschen sind doch ganz gewiss keine Marxisten. Und mit all dem hätten Sie natürlich, um das schöne vage Wort zu benutzen, das auch Gramsci verwendet, irgendwie recht und doch irgendwie unrecht zugleich. (Übrigens notierte Gershom Scholem über Walter Benjamin, er habe »noch keinen Menschen dieses Wort öfter gebrauchen hören als Benjamin. Das Wort ›irgendwie‹ ist der Stempel einer werdenden Ansicht«, also der Ahnung, dass sich etwas in eine bestimmte Richtung entwickelt oder zu denken ist, ohne dass man das schon systematisch und endgültig zu belegen vermöge. In diesem Sinn wird Ihnen das Wort irgendwie noch häufiger in diesem Büchlein begegnen.)
Eine Reihe von Grundpostulaten, die Marx entwickelt hat, sind heute genauso allgemein verbreitet wie diverse seiner periphereren Gedankengänge. Und manche seiner Thesen sind sogar so versimpelt und vulgarisiert worden, dass sie in Gestalt von Blödsinn kaum mehr aus der Welt zu schaffen