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Warum ist nicht alles schon verschwunden?
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eBook36 Seiten31 Minuten

Warum ist nicht alles schon verschwunden?

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Über dieses E-Book

Das Vermächtnis Baudrillards

"Warum ist nicht alles schon verschwunden" ist der letzte Text Jean Baudrillards, der am 6. März 2007 verstarb.
Darin unterzieht er nicht nur seine Theorie einer Revision, sondern entwirft ebenso eine neue Bildtheorie wie die Möglichkeit einer kritischen Sicht auf die Digitalisierung des Denkens.
In einer überraschenden Denkbewegung führt Baudrillard in diesem dichten, aber luziden Text den Leser von den Modi des Verschwindens bei Mensch und Maschine über den Nachweis des geheimen Fortlebens scheinbar verschwundener Ideologien, Werte und Verbote hin zur Unmöglichkeit der Repräsentation von Realität im Digitalen.
Sein Traum "von einem Bild, das die écriture automatique der Singularität der Welt wäre", ist nicht zu verwirklichen in einer Welt, die in allen Bereichen sich selbst überflüssig macht. Baudrillard stellt zuletzt die Frage, woher dann trotzdem die Zerbrechlichkeit und die Verwundbarkeit durch scheinbar bedeutungslose Ereignisse kommt, und zeigt damit den Weg zu einer Kritik der Gegenwart auf, die sich nicht damit begnügt, Antworten zu geben.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum25. Apr. 2013
ISBN9783882219333
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    I am ambivalent about Baudrillard. I enjoy reading him and often discover useful insights, but I think he tries too hard to be profound or at least sound profound. Whenever I read him I keep thinking of Wittgenstein: "What can be said at all can be said clearly, and what we cannot talk about we must pass over in silence." Anyway, typical Baudrillard.He discusses what has become of photography with the rise of digital media and the fact that digital media does not have to have a referent in the 'real' world and what all that means for humanity.

Buchvorschau

Warum ist nicht alles schon verschwunden? - Jean Baudrillard

978-3-88221-933-3

WENN ich von der Zeit spreche, dann deshalb, weil sie noch nicht ist.

Wenn ich von einem Ort spreche, dann deshalb, weil er verschwunden ist.

Wenn ich von einem Menschen spreche, dann deshalb, weil er schon tot ist.

Wenn ich von der Zeit spreche, dann deshalb, weil sie schon nicht mehr ist.

Sprechen wir also von der Welt, aus der der Mensch verschwunden ist.

Es handelt sich um ein Verschwinden, und nicht um Erschöpfung, Aussterben oder Vernichtung. Die Erschöpfung von Ressourcen, das Aussterben von Arten, das sind physikalische Prozesse oder Naturphänomene.

Eben darin besteht der ganze Unterschied: Die Spezies Mensch ist zweifellos die einzige, die einen spezifischen Modus des Verschwindens erfand, der nichts mit dem Naturgesetz zu tun hat. Vielleicht sogar eine Kunst des Verschwindens.

Beginnen wir mit dem Verschwinden des Realen. Über den Mord an der Realität im Zeitalter der Medien, des Virtuellen und der Netze ist genug gesagt worden – ohne daß man sich allzusehr die Frage gestellt hätte, wann das Reale denn zu existieren begann. Wenn man nun aber genauer hinschaut, sieht man, daß die reale Welt in der Moderne mit dem Entschluß beginnt, sie umzuwandeln, und zwar durch Wissenschaft, die analytische Erkenntnis der Welt und deren technologische Anwendung – das heißt, Hannah Arendt zufolge,1 mit der Erfindung eines archimedischen Punkts außerhalb der Welt (ausgehend von der Erfindung des Teleskops durch Galilei und der Entdeckung der mathematischen Berechnung), wodurch die natürliche Welt definitiv auf Distanz gehalten wird. Das ist der Moment, da der Mensch sich der Welt zum einen entledigt, indem er sie analysiert und verwandelt, ihr gleichzeitig aber auch Realitätskraft verleiht. Man kann also sagen, daß die reale Welt paradoxerweise genau zu jenem Zeitpunkt zu verschwinden beginnt, da sie zu existieren beginnt.

Durch sein außergewöhnliches Erkenntnisvermögen löst der Mensch, während er der Welt Sinn, Wert und Realität verleiht, gleichzeitig und parallel dazu einen Prozeß der Auflösung aus. (»Analysieren« bedeutet wörtlich »auflösen«.)

Wir müssen jedoch zweifellos noch weiter zurückgehen: bis zum Begriff und zur Sprache. Indem der Mensch sich die Dinge vorstellt, sie benennt und in Begriffe faßt,

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