Wofür wir arbeiten
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Über dieses E-Book
Fundiert und scharfsichtig legt Barbara Prainsack die Fehler unseres Verständnisses von Arbeit offen und zeigt den Weg zu einer gerechten und sinnstiftenden Arbeit für alle auf.
Barbara Prainsack
Barbara Prainsack ist Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, zuvor lehrte sie am King’s College London. Sie ist international ausgewiesene Expertin für Gesundheits-, Wissenschafts- und Technologiepolitik, Vorsitzende der Ethik-Kommission der Europäischen Kommission, Mitglied u.a. der britischen Royal Society of Arts, gewähltes ausländisches Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften, gewähltes Mitglied der Academia Europaea und Leiterin zweier wissenschaftlicher Studien, die Auskunft über unseren Umgang mit der Pandemie gaben.
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Buchvorschau
Wofür wir arbeiten - Barbara Prainsack
1
Die große Resignation: Was wir zurücklassen
»Work isn’t working«, titelte die britische Tageszeitung THE GUARDIAN im März 2022. Zwei Jahre Coronapandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 hatten zu Preissteigerungen geführt, die für viele Menschen die sprichwörtliche Wahl zwischen eat or heat – also essen oder heizen – zur Realität werden ließen. Schon vor den Preissteigerungen der vorangegangenen Monate hatten die Arbeitnehmer*innen vom Kuchen steigender Produktivität und wachsenden Wohlstandes nur ein kleines Stück bekommen. In den vergangenen drei Jahrzehnten haben die Löhne in der gesamten industrialisierten Welt mit den Produktivitätsgewinnen und den Renditen auf Kapitalvermögen nicht mehr Schritt gehalten.
Zum Teil wurden die Löhne mit dem Argument niedrig gehalten, dies würde die Wettbewerbsfähigkeit von Standorten steigern. Zudem hieß es, man wolle mit dieser Strategie die Arbeitslosigkeit eindämmen – ein Argument, das bei vielen Menschen auf offene Ohren stieß. Vor Arbeitslosigkeit hat man Angst. Neben den finanziellen Folgen, die Arbeitslosigkeit nach sich zieht, ist sie auch gesellschaftlich stark negativ konnotiert. Wer arbeitslos ist, steht unter dem Verdacht, nicht arbeiten zu wollen, seinen Beitrag nicht zu leisten. Auch wegen der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung in vielen Branchen wird den Beschäftigten die Rute ins Fenster gestellt, ihre Arbeitskraft würde künftig vielleicht nicht mehr gebraucht werden – wenn sie sich nicht darum kümmern, durch neue Fähigkeiten wettbewerbsfähig zu sein.
Trotz des viel beklagten Arbeitskräftemangels in weiten Teilen der industrialisierten Welt stehen viele Erwerbstätige unter Druck. Häufig reicht das Einkommen aus der Erwerbsarbeit nicht aus, um alle Rechnungen zu bezahlen. Andere haben gar kein reguläres Arbeitsverhältnis, sondern arbeiten als Scheinselbstständige oder in anderen Konstruktionen, die dazu dienen, Arbeitnehmerrechte zu umgehen. Für manche hingegen ist die Arbeit so stressig, dass sie sie krank macht. Machen eine Erkrankung oder andere Umstände die reguläre Arbeit zu fixen Zeiten schwierig oder unmöglich, ist man außerdem überhaupt kaum mehr »vermittelbar«.
Gängigen Narrativen zum Trotz sind an diesen Problemen jedoch nicht die Roboter oder die Digitalisierung schuld. Zu verantworten hat es eine Politik, die diese Missstände möglich gemacht hat. Selbst viele Menschen, die 40 Stunden in der Woche arbeiten, können von ihrem Einkommen ihren Lebensunterhalt nur kaum oder gar nicht mehr bestreiten. Diese Entwicklung ist ein Schlag ins Gesicht jener Menschen, die mit der Überzeugung aufgewachsen sind, Leistung lohne sich. Wer in der Schule brav lernt, eine solide Ausbildung macht und hart arbeitet, der ist am Ende auch gut abgesichert. So heißt es – aber so ist es leider nicht. Work isn’t working. Warum nicht?
Wie so oft im Leben sieht man Dinge am klarsten, wenn man auf ihre extremsten Erscheinungsformen blickt. Werfen wir einen Blick in die Vereinigten Staaten, wo die Einkommensschere besonders weit auseinanderklafft. Und wo Arbeitnehmerrechte und auch soziale Absicherung bekanntlich weniger entwickelt sind als in Europa. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Die viel besungene amerikanische Mittelschicht schrumpft rasch. Zur Mittelschicht gehört man in den USA, wenn das jährliche Haushaltseinkommen zwischen zwei Drittel des landesweiten Medianeinkommens bis hin zum doppelten Medianeinkommen beträgt.¹ Wenn beispielsweise das mediane Haushaltseinkommen bei 67.521 Dollar liegt – wie dies 2020 der Fall war –, dann wurden jene, deren Haushaltseinkommen zwischen rund 45.000 und 135.000 Dollar lagen, der Mittelschicht zugerechnet. Waren Anfang der 1970er-Jahre noch über 60 Prozent der Bevölkerung Teil der Mittelschicht, so waren es 2019 nur noch 51 Prozent. Das bedeutet, dass ganze 50 Millionen US-Bürger*innen in den vergangenen 60 Jahren aus der Mittelschicht in die Armut abgerutscht sind (der Bevölkerungsanstieg der vergangenen Jahrzehnte ist dabei mitberücksichtigt). Und diese Tendenz verstärkt sich, weil die hohen Einkommen weiter wachsen, während die mittleren und niedrigen Einkommen sinken. Kurz gesagt: Ein immer größerer Teil des Wohlstandskuchens geht an die Reichen.²
Die amerikanische Journalistin Jessica Bruder schrieb 2017 ein Buch – »Nomadland« – über jene Lebenslüge, mit der Generationen von Menschen in den Vereinigten Staaten aufgewachsen sind: Nämlich, dass es in ihren Händen liegt, ob sie es schaffen oder nicht. Dass sie nur hart genug arbeiten müssen, um am Ende abgesichert zu sein. Millionen von Menschen haben einen Kredit für ihr Studium oder für die Ausbildung der Kinder aufgenommen oder mit viel Arbeit und unter großen Entbehrungen ein Haus oder eine Wohnung gekauft. All das taten sie, weil sie annahmen, sie würden ihren Lebensabend gut abgesichert verbringen können. Sie würden zwar nicht in Saus und Braus leben, aber doch ein eigenes Dach über dem Kopf haben, Ersparnisse für die Ausbildung der Kinder und möglicherweise auch genug Geld, um nicht bankrott zu gehen, wenn sie von Krankheit, einer Trennung oder anderen Lebenskrisen betroffen sind.
Wer in der Schule brav lernt, eine solide Ausbildung macht und hart arbeitet, der ist am Ende auch gut abgesichert. So heißt es – aber so ist es leider nicht.
Work isn’t working. Warum nicht?
Bruder beschreibt in ihrem Buch das Leben jener Menschen, für die diese Rechnung nicht aufgegangen ist. Sie erzählt etwa von einem 67-jährigen ehemaligen Taxifahrer aus San Francisco, der trotz seines fortgeschrittenen Alters zwölf Stunden am Tag bei Minusgraden bei der jährlichen Zuckerrübenernte in Minnesota schuftet. Oder von einem 66-jährigen ehemaligen Unternehmer, der seinen Lebensabend als Arbeiter in einem Amazon-Lager verbringt, wo er pro Schicht jeden Tag fast 20 Kilometer laufen muss (wenn er das nicht schafft, droht die Kündigung). Oder von der 64-jährigen Linda, die in einem winzigen Wohnwagen auf einem Campingplatz lebt, wo sie als eine Art Platzwartin Gäste empfängt und die Anlage reinigt, oft 14 Stunden am Tag. Viele der Jobs, die diese Menschen ausüben, sind saisongebunden. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, fahren diese Frauen und Männer weiter durchs Land bis zum nächsten Ort, an dem es Jobs für sie gibt. Ihre Autos, Wohnwagen oder Wohnmobile sind ihr Zuhause. Ihr Haus und ihren Traum vom Ruhestand haben sie aufgegeben, weil sie ihren Job, ihr Unternehmen oder den Traum von einer kleinen Rente verloren haben und sich die Kreditraten ihrer Wohnung oder ihres Hauses nicht mehr leisten konnten.
Und weil es so viele Menschen sind, denen es so ergeht, haben einige Unternehmen einen Weg gefunden,