Ein Königreich für Ihre Gedanken: Erzählungen
Von Björn Bourry
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Über dieses E-Book
Sechs Erzählungen über rhetorisch gewiefte Haushaltsgeräte, wundersame Zeitreisepillen, außerirdische Parasiten, gute Zuhörer und den Wahnsinn, der uns in unseren Träumen auflauert.
Björn Bourry
Björn Bourry wurde 1983 in Köln geboren. Während seines Studiums der Geschichte und Philosophie an der Universität seiner Heimatstadt war er nebenberuflich als freier Mitarbeiter in verschiedenen Redaktionen tätig. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in Göttingen. Derzeit lebt und arbeitet er in Bonn. Der Schwerpunkt seines literarischen Schaffens liegt auf Kurzgeschichten. Mehr Geschichten von Björn Bourry in: Ein Königreich für Ihre Gedanken – und weitere Erzählungen ISBN: 978-3-7347-9464-3 Phantomschmerzen - und weitere Erzählungen ISBN: 978-3-7386-5871-2
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Buchvorschau
Ein Königreich für Ihre Gedanken - Björn Bourry
Das Buch
Neugierig, wie man jeden Morgen richtig mit dem Herd über den aktuellen Strompreis verhandelt? Wie sich mit Hilfe einer kleinen Pille wieder glücklichere, vergangene Zeiten erleben lassen? Und was ein außerirdischer Parasit zur Lösung von Eheproblemen beitragen kann?
Die sechs Erzählungen dieses Bandes spielen in Welten, in denen das Unmögliche alltäglich ist.
Der Autor
Björn Bourry wurde 1983 in Köln geboren. Während seines Studiums der Geschichte und Philosophie an der Universität seiner Heimatstadt war er nebenberuflich als freier Mitarbeiter in verschiedenen Redaktionen tätig. Anschließend absolvierte er ein Volontariat in Göttingen. Derzeit lebt und arbeitet er in Bonn. Der Schwerpunkt seines literarischen Schaffens liegt auf Kurzgeschichten.
Inhalt
Geschichtenerzähler
Ein Königreich für Ihre Gedanken
Erinnerungen
Jonathans Traum
Martha
Ein guter Zuhörer
„Wenn das hier die beste aller möglichen Welten ist, wie sehen dann erst die anderen aus?"
Voltaire, Candide
Geschichtenerzähler
„War es das jetzt?", fragte Chris mit müder Stimme und griff zur seiner Zigarettenpackung, die neben ihm auf einem kleinen Glastisch lag. Es war schon die zwölfte Kippe an diesem Tag. Nach jedem Interview rauchte er eine, sonst hätte er den Gesprächsmarathon auch gar nicht durchgestanden. Nie und nimmer war es ihm früher in den Sinn gekommen, dass das Geschäft so anstrengend sein könnte.
„Nur noch einer. Dann hast du es für heute überstanden", sagte Virginia und schenkte ihm ihr umwerfendes Lächeln. Dafür hatte Chris sie angestellt – natürlich war es nicht der einzige Grund gewesen, aber es hatte ihn vom ersten Moment an verzaubert. Hinzu kam, dass sie eine außerordentlich gute Assistentin war, die ihn erfolgreich durch den Tag begleitete und sich um alle seine Termine kümmerte. Die ersten Monate hatte er versucht, alleine damit fertig zu werden. Doch hatte er schnell einsehen müssen, dass er ohne fremde Hilfe verloren war. Virginia war seine Rettung. Zudem sah sie verdammt gut aus.
„Du quälst mich doch mit Absicht, oder? Jeden Tag muss ich lauter Nervensägen Rede und Antwort stehen und mich einschleimen. Am Ende bin ich immer total erledigt. Gib es zu! Das alles, damit du am Abend alles mit mir machen kannst, was du willst. Ich bin dir ausgeliefert, völlig wehrlos!" Er grinste sie unverschämt an und sie lachte, huschte zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss.
„Du alter Brummbär. Gefällst dir ganz schön in der Rolle des Opfers, oder?" Er packte ihren Arm und zog sie fest zu sich. Er liebte die Wärme ihres prallen Körpers. Natürlich hatte er, als er sie damals eingestellt hatte, nicht geplant mit ihr im Bett zu landen – es war einfach passiert. Ein überaus glücklicher Zufall.
„Ich hole jetzt den Nächsten herein. Sei artig!", ermahnte sie Chris und löste sich aus seinem Griff.
„Wie du wünschst", murmelte er und drückte seine gerade einmal zu einem Drittel gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. Virginia öffnete die breite Tür der Hotelsuite und gab dem wartenden Journalisten vor der Tür ein Zeichen. Chris rieb sich die Stirn, um noch einmal Kraft zu tanken. Ein letztes Mal zwanzig Minuten die üblichen Fragen beantworten.
Ob er sich selbst diesen überwältigenden Erfolg erklären könne? Was seine Bücher so einzigartig mache? Ob er denn wisse, dass er als erfolgreichster Autor der Neuzeit gelte? Dass sein aktuelles Buch nach der Bibel und dem Koran das meist verkaufte Werk aller Zeiten sei? Es waren immer die gleichen, stumpfsinnigen Fragen – die natürlich von ihm und Virginia vorgegeben worden waren. Sonst bekam niemand einen Termin. Er hatte keine Zeit für irgendwelche tiefsinnigen, stundenlangen Interviews mit sich zu wichtig nehmenden Intellektuellen, die nur auf die erstbeste Gelegenheit warteten, ihn und seine Bücher durch die Mangel zu nehmen. Neid ist eine unter Autoren und Denkern außerordentlich verbreitete Krankheit.
„Guten Abend", sagte eine quietschende Stimme, die Chris aus seinen Gedanken riss. Er sah aus seinem Sessel auf und blickte in das ungepflegte Gesicht seines letzten Gesprächspartners für diesen Abend. Die Haare waren ungekämmt und viel zu lang, einen Drei-Tage-Bart trug er auch und der Anzug saß überhaupt nicht. Gott, da hatte Virginia noch so einen Provinzjournalisten eingeplant, der den ganzen Tag von Termin zu Termin hetzte, um mit seinen Beiträgen gerade so über die Runden zu kommen. Ein Interview mit Chris musste für diesen armen Teufel einem Sechser im Lotto gleichkommen. Ach Virginia, dachte Chris, du hast einfach ein zu gutes Herz.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sah Virginia ihn aus der Ecke des Hotelzimmers an und lächelte ihn ein weiteres Mal an. So konnte in ihm ja gar kein Zorn erwachsen. Also erhob er sich aus seinem Sessel und reichte dem Schreiberling die Hand. „Guten Abend, Herr?"
„Laus. Herr Laus. Es ist mir ein Vergnügen Ihnen endlich in natura begegnen zu dürfen!"
„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Herr Laus. Kann ich Ihnen einen Kaffee oder etwas anderes zu trinken anbieten. Meine Assistentin kümmert sich gerne darum."
„Nein, nein, winkte Laus ab und machte es sich auf dem Sessel gegenüber von Chris gemütlich ohne seinen langen Wintermantel abzulegen. Stattdessen stemmte er seine prall gefüllte Ledertasche auf seinen Schoß und kramte eifrig darin. „Vielen Dank für das freundliche Angebot. Aber ist es schon spät und wie ich in den letzten Stunden sehen konnte, waren heute bereits unzählige Kollegen bei Ihnen. Deswegen möchte ich Sie nicht unnötig aufhalten. Nur schnell das Interview. Das ist doch auch in ihrem Interesse, oder?
Bei dieser Frage unterbrach Laus das Wühlen in seiner Tasche und blickte Chris mit einer Mischung aus Neugier und Überheblichkeit an. Irgendetwas gefiel Chris an diesem Mann nicht – aber er ließ sich das nicht anmerken, nahm stattdessen ebenfalls seinen Platz ein und lächelte sein Gegenüber freundlich an. Immer freundlich sein, das hatte ihm Virginia eingeimpft.
„Sie sprechen mir aus der Seele. Natürlich gebe ich diese Interviews gerne. Es freut mich immer, wenn ich mich mit Kollegen – sie müssen wissen, ich betrachte alle Menschen der schreibenden Zunft als meine Kollegen – also, wenn ich mich mit Leuten wie Ihnen unterhalten kann. Ich schätze den intellektuellen Austausch. Doch ich stoße bisweilen an meine Grenzen, wenn ich wieder mal darauf bestehe, so viele Gespräche wie nur möglich zu führen. Ich wurde deswegen auch schon von meiner Assistenten getadelt." Chris lachte und Laus stimmte mit ein. Dabei offenbarte er einen ätzenden, fast schon schmerzhaften Ton, der wohl sein Gelächter darstellen sollte. Der Kerl wurde Chris immer suspekter.
„Nun denn, begann Laus, als beide verstummt waren. „Wenn Sie nichts dagegen haben, fange ich jetzt mit den Fragen an.
„Schießen Sie los!", meinte Chris und nahm automatisch Haltung an, nachdem er sich zuvor lässig im Sessel gelümmelt hatte. Nun ging es ums Geschäft. Laus räusperte sich, nahm einen Kugelschreiber und seinen Notizblock zur Hand – wie altmodisch, dachte Chris – beugte sich ein wenig nach vorne und stellte seine Frage.
„Herr Voigt, Sie haben mit ihrem neuesten Buch alle Verkaufsrekorde gebrochen und nicht nur das, auch die Kritik überschlägt sich mit Lob. Haben Sie jemals mit diesem Erfolg gerechnet?" Es war die gewohnte Eröffnungsfrage. Sie stand an erster Stelle der Vorgaben für die Journalisten. Chris beantwortete sie routiniert, er hatte sie schließlich schon unzählige Male vorher gestellt bekommen. Nein, natürlich habe er sich eine solche Entwicklung nicht in seinen kühnsten Träumen vorstellen