Ich weiß jetzt, was ich will
Von Ingrid Metz-Neun
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Über dieses E-Book
Ingrid Metz-Neun
Ingrid Metz-Neun, Jahrgang 1950, Schauspielerin, Sprecherin, Regisseurin, Autorin. Lebt nach vielen hektischen Großstadt- jahren in einem kleinen hessischen Kurort und schreibt Geschichten.
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Buchvorschau
Ich weiß jetzt, was ich will - Ingrid Metz-Neun
Dieser Roman beschreibt die Gefühlszustände einer älteren Frau.
Erleben Sie mit ihr Höhen und Tiefen, Wünsche und Verletzungen.
Immer wieder geschehen unvorhersehbare Wendungen, aber am Ende wird alles gut.
Ingrid Metz-Neun, Jahrgang 1950, Schauspielerin, Sprecherin,
Regisseurin, Autorin. Lebt nacht vielen Großstadtjahren in einem kleinen Ort an der Nordsee. Sie schreibt Geschichten, Gedichte und kleine Romane über das Leben.
„Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt,
wenn man es teilt"
Albert Schweitzer
„Ich möchte mich noch einmal so richtig doll verlieben." Katrin sagte das sehr langsam und betont, bevor sie genüsslich das letzte Stück meines Rahm-Kirsch-Kuchens in ihrem Mund verschwinden ließ.
Eine kurze Weile war ich so geschockt, dass mir nichts dazu einfiel. Dann sagte ich etwas kleinlaut: „Wie meinst du das? Wir sind Mitte 60, wir hatten ein interessantes Leben und reichlich Männer. Wie soll das jetzt mit all unserer Erfahrung und unseren gewachsenen Ansprüchen, geschweige denn der gestiegenen Kritikfähigkeit, noch mal möglich sein?"
Wir schwiegen. Dann setzte Katrin an: „Doch, es ist seit einiger Zeit mein größter Wunsch, Gisela. Ich war nur einmal, als ganz junges Mädchen so richtig verliebt. Danach waren es immer nur „praktische Entwicklungen. Und heute glaube ich, dass ich während meiner zwei Ehen nie wirklich glücklich gewesen bin. Das war irgendwie alles nur Pflichterfüllung, die Kinder, der Job, der Haushalt …
„Aber ihr habt doch viele schöne Sachen gemeinsam gemacht, unterbrach ich sie. „Und du hast doch ehrlich um Helmut getrauert, als er letztes Jahr starb.
„Ja, klar, aber als ich jetzt endlich mal Zeit hatte, über mein Leben nachzudenken, wurde dieser Wunsch, dieses Bedürfnis immer stärker."
Um Zeit zu gewinnen, goss ich uns Kaffee nach und rührte lange in meiner Tasse. Dann fragte ich: „Hast du denn schon eine Idee, wie du das anstellen willst? „Ich habe eine Annonce in unserer Landeszeitung aufgegeben. Morgen treffe ich mich mit dem ersten Mann, der nett geantwortet hat.
Katrin war schon immer die viel, viel Mutigere von uns beiden. Ich blieb noch lange im Wintergarten sitzen und beobachtete die Vögel, die unser Vogelhäuschen aufsuchten, obwohl es in diesem Winter gar nicht kalt war. Immer wieder füllte ich das Futter auf. „Ob das bei diesen Temperaturen Sinn macht", schoss es mir durch den Kopf. Aber es machte so viel Freude, die kleinen Gartenbesucher zu beobachten. Und während oben fleißig gefressen wurde, warteten darunter auf dem Rasen schon die nächsten Hungrigen und überbrückten die Wartezeit mit den heruntergefallenen Resten.
Katrin hatte mich wirklich überrascht. Ihre Worte gingen mir nicht mehr aus dem Sinn.
Beim Liebemachen am nächsten Morgen musste ich immer noch daran denken. Vor lauter: „bin ICH eigentlich glücklich?" Nachdenken, kam ich zu keinem Orgasmus. Mein Mann spürte das und war ganz verzweifelt. „Was hast du, Liebes? Geht es dir nicht gut?
Hab ich dir weh getan?"
„Nein, mein Schatz, alles o.k. Ich habe nur schlecht geschlafen."
Wie immer, kuschelte er sich eng an mich und schlief wieder ein. Nach einiger Zeit löste ich vorsichtig die Umarmung und stand auf.
Wie immer, verspürte ich unbändige Lust auf einen ersten Kaffee ohne ihn und einen Blick in die Zeitung. Noch nie war ich auf die Idee gekommen, die Seite mit den Inseraten näher zu betrachten.
Nach den Immobilienangeboten kamen die Angebote freier Schreiner, Gärtner und Baumfällarbeiter, daneben Gesuche alten Blechspielzeugs, Briefmarken und …
ja, diverse Spalten „Er sucht sie und „Sie sucht ihn
und „Bekanntschaften".
Ich schaute genauer. Tatsächlich, da suchten sich auch Ältere.
Nie war ich auf den Gedanken gekommen, dass gerade ältere Menschen, zum Beispiel nach dem Verlust eines Partners oder einer späten Trennung genauso liebedürftig sind wie junge.
Trotzdem fand ich Katrins Initiative – wie immer – sehr mutig.
Man wusste doch gar nicht, auf was man sich da einließ. Und wenn das ein Bösewicht war?? In der Zeitung oder auch am Telefon konnte man doch alles Mögliche erzählen, das hinterher überhaupt nicht stimmte.
Natürlich war ich neugierig und rief Katrin direkt am Tag darauf an. „Wie ist es gelaufen? Kurze Pause. Dann meinte Katrin: „Mmmh, ich bin ehrlich enttäuscht. Es klang alles so perfekt, aber als ich ihn fragte, ob er Lust habe mit mir in den neuen Film mit Meryl Streep zu gehen, fragte er doch tatsächlich: ‚Wer ist das denn?‘ Was soll ich mit so jemandem?
„Aber er hatte doch so nett geantwortet, warf ich ein. „Er ist ja auch nett, aber das ist auch alles.
Ich fragte nicht weiter, weil ich das Gefühl hatte, dass Katrin nicht weiter darüber sprechen wollte.
Wir hatten uns länger nicht gesehen. Katrin hatte inzwischen Geburtstag gehabt, war aber zu dieser Zeit mit ihrer Tochter in Portugal gewesen. Jetzt feierten wir bei unserem Lieblingsgriechen bei Ouzo und Lammkoteletts mit reichlich Tzatziki ihren Geburtstag nach.
Ich hatte eine Überraschung für sie.
Nach dem Essen forderte ich sie auf, doch mal in die von mir mitgebrachte Ausgabe der ZEIT zu schauen.
„Ach, du weißt doch, wie schlecht die großformatige Zeitung bei Tisch zu lesen ist. Was steht denn Interessantes drin?"
Wortlos schlug ich ihr die Seite mit den Kennenlern-Annoncen auf. „Hier, lies mal!"
Immer noch ungläubig las Katrin die angekreuzte Anzeige:
„Frau (66), geistig und körperlich fit, möchte sich noch einmal von Herzen verlieben. Wo ist der Mann mit Niveau, der mich glücklich macht? Zuschrift unter …"
„Was soll das bedeuten??" Katrin schaute mich aus ihren braunen Augen ungläubig an.
„Mein Geburtstagsgeschenk an dich, meine Liebe. Ich dachte, die ZEIT lesen andere Männer als unsere Landeszeitung. Vielleicht ist da