Das schwarze Element - Folge 2: Fortsetzung von "Die Chroniken der Seelenwächter"
Von Nicole Böhm
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Über dieses E-Book
Rose lebt sich langsam in ihrer Welt ein. Sie erledigt ihre Aufgaben und sucht weiterhin nach der Balance zwischen den strengen Regeln der Seelenwächter und ihrem Moralempfinden. Als sie mit Alec eine erschreckende Entdeckung macht, steht sie erneut vor der Wahl zwischen ihrer Menschlichkeit und ihrer Magie. Doch keine Entscheidung bleibt ohne Folgen ...
Dies ist der zweite Teil von "Das schwarze Element". Der Fortsetzung von "Die Chroniken der Seelenwächter".
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Rezensionen für Das schwarze Element - Folge 2
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Buchvorschau
Das schwarze Element - Folge 2 - Nicole Böhm
1. Kapitel
Matthew
»An Matthew Kreese, 11. März
Von Vincent Kreese
Matt,
das ist das fünfte Mal, dass ich diese Nachricht anfange. Ich hoffe, die stellen dir meine Mails auch zu. Man hat mir versichert, dass ich an diese Adresse schreiben könne und dir die Briefe ausgedruckt werden. Leider sitzt du gerade noch in Einzelhaft. Ich bin am Tag nach unserem Streit wieder ins Gefängnis gefahren und hab nach dir gefragt, aber man sagte mir, dass du keinen Besuch empfangen darfst. Niemand wollte oder konnte mir sagen, wie lange du dortbleiben wirst. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also schreib ich dir jetzt.
Es tut mir so leid! Ich wollte nicht mit dir streiten! Nun hab ich keine Möglichkeit, es zu klären. Scheiße, Matt, was soll ich tun?«
»An Matthew Kreese, 12. März
Von Vincent Kreese
Okay. Du bist noch immer in Einzelhaft. Ich war heute dort. Sie meinten, sie hätten die Mail von gestern weitergeleitet. Hast du sie erhalten? Kannst du mir zurückschreiben?
Ich spüre dich. In meinem Herzen und meiner Seele. Genau wie früher. Ich spüre, dass du mit mir reden willst. Ich bin hier, aber ich weiß nicht, wie ich zu dir kommen soll.«
»An Matthew Kreese, 13. März
Von Vincent Kreese
Ich hab jetzt von einem Wärter erfahren, dass alle Mails gesammelt und dir erst am Ende deiner Einzelhaft überreicht werden. Leider weiß ich noch immer nicht, wann das sein wird. Sie meinen, dass das individuell entschieden wird. Was bedeutet das? Kannst du beeinflussen, wie lange du dort festsitzt? Scheiße, ich wünschte ich wüsste, was ich tun soll.«
»An Matthew Kreese, 16. März
Von Vincent Kreese
Ich hab mit Amy gesprochen. Die Situation hat mich überfordert, und als sie mich angerufen hat, um zu fragen, ob ich mit nach Chicago käme, ist es aus mir herausgeplatzt. Wir haben über sechs Stunden geredet und es hat gutgetan. Amy hat ebenfalls im Gefängnis angerufen und ziemlich Druck gemacht. Die Frau kann ganz schön einschüchternd sein. Man sagte ihr, dass du mindestens noch weitere zehn Tage sitzen wirst. Zehn Tage. Fuck. Ich ... In vier Tagen geht die Studie los. Wenn ich den Platz nicht verlieren will, muss ich mit.«
»An Matthew Kreese, 18. März
Von Vincent Kreese
Ich bin in Chicago. Ich habe noch mal lang mit Amy gesprochen, wir haben beschlossen, es zu tun. Sie meinte, dass sie mir helfen wird, sobald wie möglich zurück nach England zu fliegen, damit ich dich treffen kann. Morgen geht schon meine erste Behandlung los. Ich bin aufgeregt und verwirrt und wünschte, ich könnte bei dir sein. Meine Gedanken sind es auf alle Fälle.«
»An Matthew Kreese, 20. März
Von Vincent Kreese
Es ist spät. Ich schreibe die Mail um drei Uhr morgens, weil ich nicht schlafen kann. Gestern hatte ich die erste Behandlung und sie verlief anders als erwartet. Ich weiß nicht, wie viel du darüber hören willst, vielleicht kannst du mir zurückschreiben, sobald du aus der Einzelhaft bist. Oder noch besser: Ruf mich an!«
»An Matthew Kreese, 26. März
Von Vincent Kreese
Heute müsste der Tag sein, an dem du aus der Einzelhaft kommst. Ich hoffe, es stimmt. Ich hoffe, du sitzt jetzt draußen und liest meine Mails. Bitte meld dich, so schnell du kannst.«
»An Matthew Kreese, 30. März
Von Vincent Kreese
Ruf mich an!!!!«
»An Matthew Kreese, 14. April
Von Vincent Kreese
Matt ... ich bin wieder halbwegs unter den Lebenden. Es tut mir so leid, dass ich nicht da war, als du angerufen hast. Amy meinte, dass sie kurz mit dir sprechen konnte. Sie hat dir ja erklärt, wie es mir geht. Die dritte Behandlung hat mich völlig ausgeknockt. Amy sagt, dass es normal sei und viele Patienten derart intensiv reagieren, mein Fall aber besonders schwer wäre. Was auch immer das heißen soll. Ich hab gedacht, mein Schädel würde in zwei Hälften gespalten. Noch nie in meinem Leben hab ich derartige Schmerzen verspürt. Meine Augäpfel haben von innen heraus geglüht. Wir mussten eine Behandlung abbrechen, weil es zu hart für mich wurde. Können wir noch mal telefonieren? Ich bin erst in zwei Tagen in der Klinik und muss eine Woche drinbleiben. Amy will mich vor Ort haben, wenn ich die nächste Behandlung bekomme, falls ich wieder so heftig reagiere.
Ich vermisse dich so. Ich wünschte, ich könnte bei dir sein oder du bei mir. Ich wünschte, unser Leben wäre nicht so beschissen.
Fuck. Ich sollte dir das nicht schreiben, während du im Knast sitzt, aber ich kann gerade nicht mehr.
Ich hab dich lieb.
Vinc«
»An Matthew Kreese, 10. Mai
Von Vincent Kreese
Scheiße, Matt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das Schicksal hat sich offenbar gegen uns verschworen und tut alles, um zu verhindern, dass wir miteinander sprechen. Ich konnte gestern nicht ans Telefon, weil ich über der Kloschüssel hing. Ich kotze mir seit Tagen die Seele aus dem Leib. Amy hat mich an eine Transfusion gehängt, weil ich nichts bei mir behalten kann. Ich schaff es im Moment kaum aus dem Bett. Man muss mir sogar beim Pissen und Scheißen helfen. Vorhin hab ich im Gefängnis angerufen, aber man sagte mir, dass du schon wieder in Einzelhaft sitzt. Was ist bei dir los? Es macht mich wahnsinnig, nichts von dir zu hören.
Laut Amy muss meine schlechte Phase bald vorbei sein, dann kann ich dir öfter schreiben oder endlich mit dir sprechen. Keinem ihrer anderen Patienten geht es so dreckig wie mir. Einer hat zwar heftig Durchfall bekommen, aber der war nach zwei Tagen wieder weg und ... Keine Ahnung, warum ich dir das mitteile. Ich bin so müde. Und erschöpft. Ich würde gern schlafen, aber ich kann nicht, weil ich jedes Mal wirre Lichtpunkte vor meinen Augen aufblitzen sehe, sobald ich sie schließe. Es ist, als würde mich jemand ständig mit einer Taschenlampe anstrahlen. Amy hat mir ein Beruhigungsmittel gegeben. Es hilft ein wenig, aber am liebsten würde ich aus diesem scheiß Bett aufstehen und auf etwas einschlagen. Oder mir die Haut vom Körper reißen. Ich weiß echt nicht, wie lange ich den Mist noch aushalte.
Tut mir leid, dass ich nichts Positiveres zu berichten habe. Vielleicht war es doch ein Fehler, nach Chicago zu kommen.«
»An Matthew Kreese, 23. Mai
Von Vincent Kreese
Matt! Heute hatte ich einen Durchbruch. Ich hab was gesehen! Es ist noch nicht viel, aber ich hab Amys Gesicht erkannt. Sie musste nah an mich herankommen, doch es hat geklappt. Sie sieht verdammt gut aus. Wenigstens werde ich von einer schönen Frau gequält. Es hat mich ziemlich angestrengt, die Augen so lange offen zu halten, und Amy hat mir wieder strikte Bettruhe verordnet. Du kommst morgen aus der Einzelhaft, oder? Ruf mich an!
Vinc«
Ich knüllte den letzten Ausdruck der Mails zusammen und schloss die Faust fest darum. Wie benommen hockte ich auf der Bank und lauschte dem Rauschen des Blutes in meinen Ohren.
Meine Zeit im Loch war seit gestern Abend vorbei. Keine Ahnung, wie ich sie dieses Mal überlebt hatte, ohne den Verstand zu verlieren. Oder vielleicht war ich längst verrückt und merkte es nur nicht. Vielleicht saß ich noch in dieser kleinen Zelle fest, donnerte mit dem Kopf gegen die Wand, kratzte mir über die Haut, schrie meine Verzweiflung hinaus, klammerte mich an die Gitterstäbe, kotzte und bebte und versuchte, mich zu beruhigen.
»Yo, Kreese«, sagte jemand neben mir. Ich blickte auf, blinzelte träge. Alles fiel mir schwer, alles war mir zu viel, und ich merkte, wie ein Teil von mir sich wieder ins Loch sehnte. In die Einsamkeit, den Wahnsinn, in diese vier Wände, die ich so gut kennengelernt hatte.
Bronson setzte sich ungefragt zu mir neben die Bank und hielt mir einen Joint hin. »Brauchste? Is’ ganz neuer Stoff. Haut gut rein.«
Ich schluckte trocken, sah auf den zusammengeknüllten Zettel in meiner Hand. Mir war übel. Von Vincents Worten. Von meinem Leben. Von der Welt. Seit über zwei Monaten hatten wir nicht miteinander gesprochen. Als ich das erste Mal aus dem Loch gekommen war, hatte er nicht reden können, weil es ihm so schlecht gegangen war. Ich hatte mit Amy telefoniert. Sie war nett, aber unterkühlt und ... Keine Ahnung. Ich war nicht sonderlich freundlich zu ihr gewesen. Es war unfair, dass sie bei meinem Bruder sein konnte und ich nicht. Ich wollte für ihn da sein. Ich wollte derjenige sein, den er als Erstes sah, sobald er die Augen öffnete. Stattdessen lauerte da diese fremde Frau.
»Kreese«, zischte Bronson. »Hab nich den ganzen Tag Zeit. Willste oder nich’?«
Ich sah auf den Joint und biss den Kiefer hart aufeinander. Ich sollte die Finger von dem Zeug lassen und es ohne den Scheiß aushalten, stattdessen rieb ich mir übers Kinn und nahm den Joint entgegen.
»Geht doch«, sagte Bronson. »Bezahlung wie immer.«
Ich nickte, zündete ihn an und inhalierte den ersten Zug. Es schmeckte süßlich und stieg mir sofort in den Schädel. In meinem Inneren löste sich die Anspannung, mir wurde schwindelig, alles drehte sich, dann zog angenehme Stille in mich. Bronson hatte nicht untertrieben, das Zeug war tatsächlich stärker als sonst.
Er grunzte, klopfte mir auf die Schulter und trottete davon. Ich nahm einen weiteren Zug und sah dabei auf die Mails, die Vincent mir geschickt hatte. In der Regel diktierte er seine Worte mit einem speziellen Programm. Ich stellte mir vor, wie er in einem fremden Zimmer in Chicago in seinem Bett gelegen und diese Worte an mich gesprochen hatte. Vermutlich half Amy ihm auch dabei. Bestimmt hockte sie die ganze Zeit neben ihm und hielt seine Hand.
Ich brummte, zog ein weiteres Mal an meinem Joint und wünschte, er könnte die Eifersucht wegbrennen. Ich sollte dankbar für Amy sein. Sie half Vincent und schenkte ihm etwas, nach dem er sich seit Jahren sehnte. Und ich? Zerging im Selbstmitleid. Ich wischte mir über die Augen, die tränten. Heute war es windig, ich war es nicht mehr gewöhnt, die Kühle auf meiner Haut zu spüren, nachdem ich die letzten vierzehn Tage im Loch gesessen hatte.
Wie schnell es geht.
Mein Körper hatte sich nach dieser kurzen Zeit bereits von allen Umweltreizen entwöhnt. Ich zog ein weiteres Mal an meinem Joint und versuchte so, die Erinnerungen ans Loch auszulöschen. Bishop war in der ersten Woche auch dort gewesen, aber dann hatten sie ihn rausgeholt. Er hatte es dieses Mal besser geschafft, war aber in manchen Nächten in Panik verfallen. Ich hatte versucht, ihm zu helfen und bin mit ihm die Übungen durchgegangen, bis er ruhiger geworden war. Dann war er eines Tages weg gewesen. Keine Ahnung, wo er sich jetzt rumtrieb. Hier oben hatte ich ihn zumindest nicht gesehen.
Ich zog ein weiteres Mal am Joint und ließ meinen Blick über den Hof schweifen. Maddock saß mit seiner Gruppe zusammen und lachte. Ehe ich ins Loch gewandert war, waren wir noch mal aneinandergeraten. Sein »Angebot« stand weiterhin unbeantwortet im Raum. Er wollte, dass ich für ihn Päckchen annahm und sie im Knast wie ein verdammter Postbote verteilte. Ich hatte nicht vor, mich auf Geschäfte mit Maddock einzulassen, aber auch keine Ahnung, wie ich ihm entgehen konnte. Jedes Mal ins Loch zu wandern, war auf alle Fälle keine Dauerlösung, um ihm aus dem Weg zu gehen.
Maddock musste meinen Blick bemerkt haben, denn er hielt im Gespräch inne und sah zu mir rüber. Ich schnaubte, zog ein letztes Mal am Joint, ehe ich ihn unter meinen Füßen ausdrückte und aufstand. Bedauerlicherweise erhob sich auch Maddock. Ich gab ein leises Stöhnen von mir, überlegte, wie ich möglichst schnell und unauffällig verschwinden konnte, aber Maddock hatte mich eh gleich eingeholt. Also schob ich die Briefe in eine Hosentasche und schlenderte los, als wollte ich einen scheiß Spaziergang machen.
»Kreese.«
»Maddock.« Ich blickte nicht zurück.
Er holte mich ein und heftete sich an meine Seite. »Wie war’s im Loch?«
»Super. Hatten das volle Erholungsprogramm, mit Massagen, Meditationen und Netflix. Echt schade, dass du es verpasst hast.«
»Ist der Schreihals noch unten?«
»Du meinst Bishop.«
Er rollte mit den Augen. Kane und Cracker versperrten mir den Weg. Letzterer war ein hagerer Typ, der aber verdammt gut zuschlagen konnte. Angeblich war er mal Neurochirurg gewesen und kannte alle empfindlichen Stellen im Körper. Neulich hatte er Santos, meinen Zellennachbarn, fast totgeschlagen. Er lag noch immer auf der Krankenstation.
»Ist er noch unten?«, wiederholte Maddock seine Frage.
»Nein.«
Er runzelte die Stirn.
»Sicher?«
»Ich hab in jede einzelne Zelle geschaut und sogar unter den Betten nachgeguckt. Klar bin ich mir sicher.«
Maddock machte einen Schritt auf mich zu und legte den Kopf schief. An seinem Gesichtsausdruck merkte ich, dass ich ihn reizte und es eigentlich besser wäre, die Klappe zu halten.
»Hier oben ist er aber auch nicht.«
»Dann hat er sich wohl in Luft aufgelöst.«
Maddock ballte die Hände zu Fäusten und ließ die Knöchel krachen. Die erste Warnung an mich.
»Er ist auch nicht entlassen worden.«
»Was soll ich dazu sagen?« Ich öffnete die Arme und sah ihn erwartungsvoll an. »Bin nicht sein verdammtes Kindermädchen.«
Maddocks Oberlippe zuckte. »Hab mit dem Typen noch ‘ne Rechnung offen.«
»Dann such dir ‘nen passenden Geldeintreiber und lass mich da raus.«
Maddock trat so nahe an mich heran, dass sein stinkender Atem mich benommen machte. Er legte seine Pranke in meinen Nacken und umklammerte mich mit der Kraft einer Schraubzwinge.
»Du wirst die Augen nach ihm offen halten und mir sofort Bescheid geben, wenn du ihn siehst. Außerdem hab ich noch einen Job für dich.«
»An dem ich kein Interesse habe.«
Er warf den Kopf in den Nacken. »Er hat kein Interesse, Leute. Gebt euch das.«
Kane und Cracker stimmten ins Gelächter ein. Maddock tätschelte mir mit der freien Hand die Wange. »Süß, Kreese. Wirklich süß.«
Er stieß mich von sich weg. Ich taumelte ein paar Schritte nach hinten und fasste mir an den Nacken.
»Wir sehen uns.« Maddock drehte sich um, winkte seinen Jungs zu und trottete davon. »Hab dich nicht vergessen.«
»Bedauerlicherweise«, murmelte ich zu mir selbst. Als die Gang weg war, knüllte ich die Hand in der Hosentasche zusammen und lauschte dem Rascheln der Briefe.
Es tut mir leid.
Es ist zu hart für mich.
Ich kann nicht mehr.
Vincents Worte spukten vor meinem geistigen Auge umher und tanzten auf meinem Herzen. Ich atmete sie ein und stopfte sie ganz tief an einen der dunklen Ort in meiner Seele, von denen es mittlerweile viel zu viele gab. Dann zog ich die Briefe aus der Hosentasche und warf sie in den nächsten Mülleimer.
Es tut mir leid.
Es ist zu hart für mich.
Ich kann nicht mehr.
****
Tropf.
Tropf.
Tropf.
Ich bin zurück. Im Dunkel. Im Nichts. Ich habe mich verloren und ich habe mich gefunden. Die Stille hallt in mir nach. Das Nichtsein nährt mich, stärkt mich, macht mich bereit.
Ich warte. Ich kann warten. Ich tue es schon so lange.
Seit Jahrtausenden.
Ein Moment nach dem anderen.
Tropf.
Tropf.
Tropf.
Ein Tropfen folgt dem nächsten. Unaufhörlich sickere ich dahin und höhle das Leben aus.
Bald kommt der Regen.
Ich spüre es.
Bald kommt meine Zeit.
Bis dahin schlafe ich und nähre mich. An jedem einzelnen Tropfen. An jedem einzelnen Vergehen. Und es gibt jeden Tag viele davon.
Jeden Tag füttern sie mich.
2. Kapitel
Rose
»Wo bist du?«
...
»Hier.«
...
»Ich suche dich.«
...
»Wer bist du?«
...
»Das Nichts.«
...
»Wie kommst du hierher?«
...
»Ich bin überall.«
...
»Was willst du von mir? ... Nein! ... Lass mich in Frieden.«
...
»Ich brauche dich.«
...
»Ich ... will ... nicht ... sterben.«
...
»Es ist unabdingbar.«
...
»NEIN! Bitte ... nicht!«
Ich schnappte nach Luft, riss erschrocken die Augen auf und starrte an die Zimmerdecke. Mein Herz hämmerte, mein Atem kam abgehackt. Ich hatte die Bettdecke um meine Beine gewickelt und mein Schlafshirt durchgeschwitzt. Die Narbe über meinem Herzen pochte derart heftig, dass mir übel davon wurde. Ich presste die Hand darauf und versuchte, den Druck wegzumassieren.
Sofort blitzte das Bild in mir hoch,